Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Ahja. Die Hauptstadt Preußens mit rd. 300.000 Einwohnern schon im 18. Jahrhundert war ein unbedeutendes Nest...

    Im Vergleich mit London, ja. Berlin wurde übrigens erst 1709 durch eine, heute würde man sagen, Gebietsreform gegründet (Groß-Berlin, also grob das heutige Berlin, noch lange nicht), dabei auch erst zur Hauptstadt Preußens, mit 55.000 Einwohnern. Berlin ist eine sehr junge Stadt mit sehr junger Geschichte, das kannst du drehen wie du willst.

    Das ist alles relativ, denke ich. Als die berühmte Hauptstadt der USA, Washington D.C. im Jahre 1790 gegründet wurde, hatte Berlin schon eine 550-jährige Geschichte hinter sich. Dass beispielsweise Berlin und Cölln noch lange unter verschiedenen Namen firmierten, spielt für die Siedlungsgeschichte an dieser Stelle nicht wirklich eine große Rolle.

    Umgekehrt gibt es wohl kaum eine andere westliche Hauptstadt, die innerhalb der letzten 250 Jahre einen derartigen Bedeutungszuwachs erfahren hat wie Berlin - allen geschichtlichen Wirrungen zum Trotz.

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    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • [...] Das waren die Infos aus der Humboldt Box. Ich bin morgen leider nicht bei der Führung dabei. Ich denke aber dass andere von Stadtbild da morgen noch weitere Infos bekommen.

    Nein, du bist auf dem neusten Stand. Das was du geschrieben hast wurde nahezu eins zu eins auch uns mitgeteilt. Viele Infos gab es aber über das Schloss an sich, die interessant waren und von den Führern sehr gut vermittelt wurden. Sehr empfehlenswert für jeden der auch den Inhalt und die Bezüge der Fassaden verstehen möchte. :thumbup:

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Und dann gibt es noch eine Runde Stadtschloss, es geht einmal um den Bau herum, wir beginnen am Eckrondell. Ich denke, dass jemand vom Verein noch Innenaufnahmen beisteuern wird. Ich liefere schon mal jene von außen, wobei das nicht sehr produktiv ist, weil man schlicht sehr wenig sehen kann aufgrund der Gerüste und Planen.

    Ostfassade, hier beginnt man mit dem Aufbau der Ufertreppe

    Eckrondell (so schön das teils fantastische Wetter am Wochenende war, so schwierg war es manchmal, mit dem Gegenlicht klar zu kommen)

    Portal I

    Fassade zwischen den Portalen I und II

    Portaldurchfahrt II

    APH - am Puls der Zeit

  • Erdgeschosszone zwischen I und II

    Blick zur Kuppel und Portal III

    Wenn man genau hinschaut wurde auch hier bereits die Vergoldung ausgewählter Elemente der Eckkartusche durchgeführt


    Erdgeschosszone

    Portal III

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  • Frontalansicht

    Schloss vom Schinkelplatz aus

    Von der Schlossbrücke aus

    Einer der Oranierfürsten, so wie ich denjenigen aus der Humboldt-Box interpretiere, wird zumindest dieser sehr sicher ans Schloss zurück kehren, die weiteren müssten ja neu gegossen werden

    Portal IV

    Abgerüstete Fassade an der Lustgartenseite

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  • Portal IV

    Lustgartenfassade

    Lustgartenfassade mit Portal IV

    Das Schloss vom Alten Musseum aus

    Das wars vom Schloss, weitere Bauupdates aus Berlin folgen später :)

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    Einmal editiert, zuletzt von Apollo (14. Mai 2018 um 16:40)

  • AHHH, endlich Fotos von plastischen Objekten und nicht mehr diese "endlosen Gerüstvorhang-Ausstellungen". Danke Dir lieber Fachwerkliebhaber, warst in anderen Gefilden unterwegs! :blumen:
    Gibt es noch mehr, ... habe Entzugserscheinungen!!!?
    Na, der Adler ist noch recht flügellahm.
    Frage mich nur, wie das alles bis 2019 fertig werden soll UND noch die Ausstellungen bis 12/2019 eingerichtet sein sollen? Da müssen sich aber alle fleißig sputen!

  • An den Spiegelungen in den Fenstern des EG sieht man, daß es keine absolut planebenen Scheiben sind, sondern ganz leicht wellige. Entsprechend spiegelt sich die Umgebung verzerrt. Damit wäre ein übler Sterilitätsaspekt von Rekonstruktionen ausgeschlossen und hiermit bestätigt! Sehr schön, hat man sich was bei gedacht!

  • Ob das mit den Spolien an Portal V so eine gute Idee war? Gerade die alten und "einfachen" Blöcke im Erdgeschoss könnten die Ästhetik des Baus erhelblich stören, weil man ja ansonsten darauf verzichtet hat. Hoffen wir, dass es sich dennoch gut ins Bild einfügt.

    APH - am Puls der Zeit

  • @ Manomater, tja, man sollte nie zu früh genugtuend frohlocken. Meistens kommt's doch ganz anders als man denkt ... ablachen:)

    Treverer, tja da war nen Gabelstapelfahrer doch etwas bedudelt. Das wird sicher ausgebessert. Ist doch klasse! Die Patinierung des Schloßes fängt mit dessen Bau an. Alles ist im Werden und Vergehen!

    @ Fachwerkliebhaber, vielen Dank für die Einblicke hinter die Gerüste! Der betonierte Gewölbeteil ist meines Erachtens eher der Ecksituation geschuldet, als dem Übergang zum modernen Teil. Beide haben eh keine Verbindung, heißt eine deutliche Baufuge. Nein, die Wölbung mit Ziegelsteinen über Eck wäre wohl zu unsicher, vielleicht weil man es nicht mehr beherrscht die Ziegel richtig ineinander zu verzahnen, oder eher wegen den Bauvorschriften und den statischen Anforderungen. Beton ist sicherer!

  • Kleinere Imperfektionen sind nicht zu vermeiden, Stein als Naturprodukt ist nie ganz perfekt, aber das hier ist meiner Meinung nach etwas zu viel des Guten und die eine ganz lange Kerbe war sicherlich ein Unfall. Ich hoffe, das weiß man zu flicken oder vielleicht noch auzutauschen?

    Ja laut unserem Baustellenführer war das ein (kleines) Unglück beim Einbau! Die Stellen sollen aber mit einer natürlichen Füllung geglättet werden :)

  • Der Kratzer am Sockel: ach je, ich denke, da waren beim originalen Schloß früher bestimmt noch viel mehr Kratzer dran, durch Wagenräder und dergleichen. Finde ich nicht so wild.

  • Der Kratzer am Sockel: ach je, ich denke, da waren beim originalen Schloß früher bestimmt noch viel mehr Kratzer dran, durch Wagenräder und dergleichen. Finde ich nicht so wild.

    Bei dem Anspruch, dem Aufwand und dem Geld was verbaut wurde, kann man meiner Meinung nach schon unbeschädigte Arbeit bei der Abnahme erwarten. Klar, Unglücke passieren immer, und der, dem es widerfahren ist, wird sich wahrscheinlich am meisten darüber ärgern. Aber gut wäre es dennoch, wenn solche Beschädigungen sich im Rahmen halten würden und man nicht noch Beschädigungen, oder in manchen Fällen schlicht Pfusch, kleinreden oder gar als frühe Patinierung verkaufen würde, wie ich es schon von Foristen hier oder anderswo gehört habe.
    Wenn ich eine Illustration für einen Kunden anfertige, dann gebe ich das fertige Werk in absoluten Topzustand ab, beschädigte, unvollständige oder schlampige Arbeit ist ein absolutes NO GO...und für meine Arbeit verlange ich eine ganze Menge weniger Nullen hinter der Anfangszahl und nicht anderer Leute Spendengelder...

    Wenn man den Faux Pas sorgfältig ausbessert, hat sich meine Kritik natürlich gegessen. :)

  • Portal I von außen:

    4

    Mit Schlüter-Rondell:


    Und die Ostfassade...


    Das wärs von mir zum aktuellen Zustand der Baustelle des Berliner Schlosses. Hoffe es hat euch gefallen , diese Fotodokumentation ;)

    --- Ende ---

  • Treverer: und ich kann das gephotoshoppt Hyperexakte nicht leiden. Ich finde es unnatürlich und unkörperlich, eine Filmkulisse. So ein Kratzer ist echt und hat eine Geschichte. Schlimm fände ich so einen starken Kratzer in den Figuren, dann müßte man unbedingt ausflicken. Aber im Sockelbereich, meh, geht es nunmal rauher zu, und das darf auch sein.

  • Ja, finde ich auch! Komm Treverer, bissel Humor darf auch sein. Freilich wird da ausgebessert und tip top geliefert bis zur Abnahme.
    Bei soviel Gerüststangengewusel (hab' mein Lebtag nicht soviel Gerüste gesehen wie mit diesem Schloßbau) komme ich halt auf komische Gedanken und schreib so dumme Sachen von früher Patinierung und einer Vielsovieh von "alles würde den Gang der Dinge gehen", oder so!

    Nur ruhig Blut, der Endschliff kommt noch. Die Holztüre, die uns Fachwerkliebaber gezeigt hat ist ja auch noch nicht lackiert. Und viele Fugen sind noch ohne Fugenkitt. Ganz zu schweigen von den Putzflächen im Schlüterhof. Wie wollen die das nur fertig bekommen bis Ende August zum Konzert bei so wenig Baupersonal??? ?(:/
    @ FWLH - Vielen herzlichen Dank für die detaillierte Baustellenführung, die wir durch Dich miterleben durften!!!