Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Spolien an Portal V:


    Seien wir mal ganz offen und ehrlich: Das sieht ganz schön besch...eiden aus.
    Ich kann allerdings nachvollziehen, dass viele sich den Einbau von Spolien wünschen, weil sie eine Rekonstruktion legitimieren und eine Geschichte erzählen, aber es sieht oft extrem unschön aus.

    Ich weiß jedenfalls schon, welches Portal ich in Zukunft komplett meiden werde... ;)

  • Kann man so sehen, Treverer, aber auch anders.

    Die geschwärzten Steine an sich finde ich auch nicht ästhetisch. Es hilft aber, die wenigen erhaltenen Originale hervorzuheben.

    Der Anblick der geschundenen Spolien und deren wunderbare Rückkehr an den Originalstandort und somit der Triumph über Banausentum, Bildersturm und Kulturbarbarei (Schlosssprengung) berühren mich sehr.

    Deshalb ist Portal V zur Zeit mein Lieblingsportal.

  • Ich hätte mir gewünscht, man hätte an den Spolien die Brüche nicht so inszeniert. Es war seitens der Architekten ein großer Kampf gegen die Denkmalpflege, wenigstens die größten Fehlstellen ergänzen zu dürfen. Auch hatten sich einige für eine Anstückung der Arme ausgesprochen, die ja für den gesamten Fassadenduktus wichtig gewesen wären. Zumindest die großen Fugen hätte man schließen können, aber das war die Denkmalpflege in ihrem Materialfetischismus einfach zu stur.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Ich finde, man sollte aber diese Spolien nicht mit den üblichen "Brüchen" des Mainstream-Weltkriegsruinenkults vermischen. Hier geht es nämlich gerade mal nicht um Schuldkult und Co.!

    Vielmehr wird hier die Wiederauferstehung eigentlich zur unwiderruflichen Vernichtung vorgesehener Kulturobjekte zelebriert.

    Mit der Zeit wird sich der frische Sandstein der Rekonstruktion farblich ohnehin den Spolien annähern - wie bei der Frauenkirche in Dresden.

    Und eine kommende Generation wird bei der irgendwann fälligen Renovierung den aktuellen Unterschied vermutlich nicht mehr herausarbeiten.

  • Interessant finde ich in diesem Zusammenhang, dass die Denkmalpflege jahrelang gegen den Wiederaufbau des Schlosses opponiert hat und nun anscheinend doch ein gewichtiges Wort mitzureden hat. Wieso hat sie plötzlich ein Mitspracherecht bei einem Rekonstruktionsprojekt, das laut ihrem eigenem Bekunden gar nicht in ihren Zuständigkeitsbereich fällt, so starke Entscheidungsbefugnisse?

  • Da das Schloss die Museumsinsel als Denkmalensemble mitprägt, hat die Denkmalpflege m. W. ein Mitspracherecht. So wurde sie auch gehört, als es darum ging, ob in die Portale der Lustgartenfront ein Wegleitsystem in Form von beleuchteten, 80cm hohen Schildern gehängt würde. Damals hat sie sich zum Glück dagegen ausgesprochen.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Die offene Baustelle am Stadtschloss ist jetzt auch schon wieder ein paar Tage her. Geduld war dieses Jahr gefragt, denn der Besucherandrang - zumindest am Sonntag - war enorm. Zwei Mal Schlange stehen - einmal um in das Schloss überhaupt zu kommen und dann um in das Paradegeschoss zu gelangen. Aber es hat sich gelohnt!

    Hier kommen Impressionen von meinem Besuch. Und wie immer könnt ihr einen ausführlichen Bilderbericht in meinem Blog nachlesen. Danke fürs Schauen.


    Gruß aus Potsdam

  • Dieses Bild von 'Brandenburger' zeigt den ehemaligen Rittersaal. Ist die Decke wohl für eine etwaige Rekonstruktion des Raumes wieder entfernbar ??

    Ich gehe mal davon aus. Ich bin kein Fachmann in diesen Fragen, aber es schaut so aus, als ob der Rittersaal in der Kubatur wieder da ist.

    Gruß aus Potsdam

  • @Kralle
    Die Säulen und die Geschossdecke der Empore im Rittersaal sind von Stella in den Plänen mit "bei Rekonstruktion zurückzubauen" gekennzeichnet. Nur ist für diesen Fall der Rundweg im Mezzaningeschoss für die Museumsnutzung dann neu zu überdenken.
    Von solchen Bauteilen, die für einen eventuellen Abbruch vorgesehen sind, gibt es mehrere in Stellas Plänen. Gerade im Bereich der einstmals so prunkvollen Treppenhäuser und Paradekammern.

  • Also ich will hier ja niemandem die - mehr als angebrachte - Freude über das äußerlich wiedererstandene Berliner Stadtschloss rauben, aber ich gebe den Innenräumen - mit Ausnahme der Gigentantreppe - angesichts dieser Betonrealitäten, die man da drin geschaffen hat, für die nächsten 150 Jahre keinerlei Chance.

    Ich bin auch ziemlich sauer darüber, dass man nichrt wenigstens die Kubaturen der wichtigsten alten Räume, die man dann ja gerne mit dem Museumsgut füllen kann, in schlichter Weise wiedergebracht hat. Allein das hätte schon für deutlich mehr "Schlossgefühl" hier gesorgt... Irgendwie beschleicht mich immer mehr der Gedanke - vielleicht übertreibe ich ja auch - dass die Innenräume (wohl aus political correctness heraus) einfach überhaupt nie gewollt waren... ;(

  • Ich muß noch mal auf den Anstrich zurückkommen.

    Wird der Bereich rechts und links von Portal V noch neu gestrichen????

    Die Südfassade und die Nordfassade rechts von Portal IV sind einheitlich gelb.
    Die Bereiche rechts und links von Portal V haben jeder eine andere Farbe.

    huh:)

    Auckland bei Nacht