Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Obzwar heute Sonntag ist, wurde an der Nordfassade fleissig gewerkelt, Staub und Dreck beseitigt, die Plastikplanen entfernt und ausgebessert.

    Zuerst einen Blick durch Portal I auf den kleinen Ausschnitt, den man von der Rückseite von Portal V sieht. Die Gerüste sind hier wohl ganz entfernt:

    Handwerker in Aktion:



    Detail der Fassade:


    Bei dem noch nicht abgerüsteten Feld sieht man sehr gut, dass farblich differennziert wurde:



    Portal IV:


    Hier scheint mir der Putz grau bzw. sandsteinfarben zu sein, um den gesamten Risalit einheitlich erscheinen zu lassen, aber vielleicht kommt da auch noch was.

  • Vielen Dank für die Bilder. :) Es wäre eine gute Nachricht, wenn man sich tatsächlich dafür entschieden hätte, die Putzbereiche der Risalite komplett sandsteinfarben zu streichen. Es würde eine Menge Probleme und Ungereimtheiten umgehen.

  • Was meinst Du denn genau mit sandsteinfarben? Der Sandstein ist ja keinesfalls einheitlich in seiner Farboberfläche. Das geht von hellbraun über starkes gelb, zu hellgelb über in sandgrau, hellbeige und weißgrau. Ja was nun? Und wenn er regennaß ist, sieht's gleich wieder anders aus. Was dann?
    Auf dem Risaliten heben sich dennoch die Sandsteinelemente von den Putzflächen ab!?

    Edit: Und wieso soll das dann besser aussehen. Dann "fallen" ja die Risaliten aus der Gesamtfassade. Bin ja mal gespannt, wenn die Gerüste gefallen sind, wie das dann aussieht. Kann mich nicht entsinnen, auf auch nur einer Visualisierung unterschiedliche Farbgebungen entdeckt zu haben!?

    Oder erkenne ich hier am Risaliten eine etwas hellere Farbgebung!?

    Hier sieht man wohl, was gemeint ist?


    Quelle: Förderverein Berliner Schloß

  • Stell dich doch nicht so dumm, Schortschi. ;) Du weißt genau, was mit "sandsteinfarben" gemeint ist.
    Wenn man nicht den Aufwand betreibt (wie z.B. am Alten Palais, Unter den Linden) den Anstrich mit verschiedenen Farbtönen zu marmorieren, dann wählt man einen Farbton aus, der zum größtem Teil mit dem verwendeten Sandstein übereinstimmt. Das wäre ein helles, leicht warmes Grau. Es sollte jedenfalls kein Gelb oder Orange gewählt werden, wie sie den Stein nur partiell durchziehen.
    Und da "fällt" nichts aus der Fassade. Auch die Rücklagen sind ja mit Sandsteinakzenten durchzogen, wie Fensterlaibungen und Verdachungen, Kranzgesims, Attika und Arkaden. Die Risalite sollen sich außerdem von den Rücklagen hervorheben, wie Seinsheim bereits ausführlich und verständlich darlegte. Du hast seinen Ausführungen (RE: Berliner Stadtschloss (architektur- und kunsthistorische Aspekte)) einen "Like" verpasst, also nehme ich an, es war für dich nachvollziehbar und du hast dem zugestimmt.

  • :rolleyes: T' Schuldigung, darf ich nicht mal etwas langsam von Begriff sein ... :thumbup: . Ne Visu her, damit man sieht über was geredet wird (Seinsheims Erklärungen sind gut, genügen aber nicht!). Außerdem sind wir ja kein Fachforum, in dem sich nur Fachleute gegenseitig bestätigen. Also vielleicht darf es mal etwas geduldigere Erläuterung dazu geben. Aber danke, habe nun verstanden, was Dich betreffs Farbgebung am Schloß beschäftigt, bzw. umtreibt und das es besser wäre die Risaliten einheitlich im Sandsteinton zu fassen!

  • Ich ergänze: Ich fände es besser, die Risalite gänzlich in einem Sandsteinton zu halten, als alles was nicht Sandstein ist, auch die aufgeputzten Pilaster und Säulen, gelb zu streichen. Das soll wohl zum Glück aber nicht passieren.
    Ganz schön spanned, haha. Es wäre ja auch zu langweilig, wenn man uns klipp und klar sagen würde, wie es kommt. :kopfschuetteln:

  • Also da ich hier direkt angesprochen wurde, lieber SchortschiBähr: Wenn die Risalite als Gliederarchitektur konzipiert sind und die Glieder, also Säulen, Gebälk und Pilaster, als Natursteinelemente gedacht sind (ich sage "gedacht", da einige ja aus Sparsamkeitsgründen gemauert und verputzt worden sind), dann ist doch klar, dass alle diese Elemente sich auch farblich von den wandhaften Rücklagen absetzen müssen, deren Grundfarbe Gelb ist. Die Frage ist nun, was mit den kleinen Restflächen zwischen den Pilastern bwz. zwischen den Säulen sowie in den Zwickeln über dem syrischen Bogen geschieht. Für Schlüter waren diese Restflächen notwendige Übel - am Großen Treppenrisalit und an Portal I hat er sie dementsprechend auf ein Minimum reduziert. Letztlich sind sie Teil der Gliederarchitektur. Sie gelb zu streichen wie in einigen Visualisierungen, würde bedeuten, die - notgedrungen vorhandenen - wandhaften Elemente innerhalb der Gliederarchitektur unnötig aufzuwerten und so die Dialektik von Gliederarchitektur und Wandarchitektur aufzuweichen. Darum hoffe ich zusammen mit Treverer, dass das, was wir Spreetunnels Bildern sehen, der Endzustand ist.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Das Prinzip der Gliederarchitektur an den Risaliten habe ich nun verstanden. Da Schlüter die Putzflächen eh schon sehr gering gehalten hat und die Glieder der Risaliten in ihrer plastischen, skulpturalen Massigkeit sehr dominierend sind, halte ich kleine Putzflächen, falls sie in gelb kommen nun wirklich nicht für tragisch störend. Das hätte ja auch eine Konsequenz: alle Wandflächen am ganzen Schloß sind in gelb gehalten!
    Andersherum: Die Gliederarchitektur der Risaliten wird ganz im Sandsteinton (d.h. die Wandflächen) gestrichen und diese in ihrer gesamthaften Erscheinung zusammengefasst und hervorgehoben. Auch eine Konsequenz.
    Schade, daß wir hier keine Bildvergleiche dazu haben!?

  • @SchortschiBähr Du hast es genau auf den Punkt gebracht. In einigen Tagen können wir ja Photos machen und dann mit den älteren Visualisierungen vergleichen.
    Dass die graue Farbe tatsächlich den 'Endzustand' darstellt und nicht noch den unverputzten Zustand, kann man übrigens daran erkennen, dass es eine weiße Farbgrundierung gibt und die Wandflächen (wie auch die Pilaster) der Schlüterhofinnenseite von Portal V vor einigen Wochen tatsächlich noch weiß war. Das Grau ist also später und somit gewollt.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Offensichtlich besteht ein Farbunterschied der bemalten Flächen rechts und links von Portal V.
    Rechts ist eher beige, links eher gelb.

    Liegt das an der Webcam oder ist die Farbe rechts schon verblasst (nach einem Jahr?) oder haben die falsch gemischt?
    Trocken müsste links ja schon lange sein.

    Auckland bei Nacht

  • Nein, man muss sich nur registrieren lassen per e-mail-Adresse, dan bekommt man eine solchige, muss sich per Passwort einloggen und schon erscheint die 2. Seite des Artikels. Das Häkchen für Informationen, Newsletter etc. muss nicht angeklickt werden.

  • Der Artikel in der ZEIT ist wirklich interessant, geradezu ein Hymne auf Schlüter, die man an diesem Ort kaum erwartet hätte.

    Und noch verblüffender ist, dass Rauterberg kaum versteckt beklagt, dass nicht komplett rekonstruiert wurde. Das Urteil über die Stella-Teile könnte kaum vernichtender sein:

    "Im Inneren hat Stella vor allem für eine kluge Erschließung der beiden Höfe gesorgt, indem er eine breite Passage durchs Schloss zog. Sie soll an die Uffizien in Florenz erinnern, doch seine sicherlich klug ausgetüftelten Fassaden werden die meisten Besucher gewiss ähnlich mitreißen wie die vielen dummgrauen Verwaltungshäuser, die überall in Berlin emportreiben. Tristesse royale, so weit das Auge schaut. [...]
    Das wird den meisten Besuchern wie eine bipolare Störung vorkommen und das nostalgische Sehnen nach schöner alter Baukunst im Zweifel noch verstärken. "

  • @Treverer und @SchortschiBähr
    Ich muss mich - leider - korrigieren. War heute am Schloss - die Wandflächen der Mezzaninfenster an den Portalen IV und V sind wie die Rücklagen gelb gestrichen - also nix mit Dialektik zwischen Wand- und Gliederbauweise. Schade!

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Der Artikel in der ZEIT ist wirklich interessant, geradezu ein Hymne auf Schlüter, die man an diesem Ort kaum erwartet hätte.

    Und noch verblüffender ist, dass Rauterberg kaum versteckt beklagt, dass nicht komplett rekonstruiert wurde. Das Urteil über die Stella-Teile könnte kaum vernichtender sein (...)

    Der kreative Berliner hat ja noch für alles einen Spitznamen gefunden. Daher warte ich schon eine Weile auf die passende Bezeichnung für Stellas Fassade. Mein privater Favorit war bisher "Setzkasten".

    Ich gebe mich nun aber offiziell geschlagen :anbeten: und gestehe Hanno Rauterberg den eindeutig besseren Vorschlag zu: Auf "Ost-Block" wäre ich auch gerne gekommen!

    Hoffentlich setzt sich das durch..

    _______________________________________
    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • Zumindest erscheinen die kleinen Putzflächen an Portal V (an Portal IV kann man noch zu wenig sehen) ein wenig gedeckter, kräftiger gestrichen als an den großen Wandflächen und heben sich von diesen, in Annäherung an die Farbe des Portalrisalits, sichtbar ab. Darüber hinaus sind die Farbunterschiede der Sandsteinteile - man nehme nur die Pilasterkapitelle von Portal V - derart erheblich, dass die insgesamt unbedeutsamen Putzflächen dort optisch gar nicht ins Auge fallen. Die bei Portal V geputzten, zurückschreitend gestaffelten Kapitellschäfte(?) als Übergang des Risalits zur Wandfläche im 2. OG und Mezzanin sind übrigens richtig grau; ich finde eher das nicht so ganz gelungen, aber auch nicht schlimm...kommt Zeit, kommt Patina.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Geldverschwendung!

    Jetzt werden für die Schau Gerüste abgebaut. Im Schlüterhof, an den Portalen, um dann nach dem Tag der offenen Tür wieder aufgebaut zu werden. An den Portalen müssen z.B. ja auch noch die Balkongeländer angebracht werden. Über den Schlüterhof wurde schon berichtet.

    Das ist doch alles unsinnig und inkohärent.
    Wie ein Sandkasten für Erwachsene.

    Auckland bei Nacht