Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Das heisst auch, dass man das ursprüngliche Spendenziel bereits um 5 Mio. überschritten hat und das jetzt auch schon von der Menge her - nicht nur von zweckgebundenen Spenden her - die "Optionen" bezahlt werden.

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • INFORMATIONEN ZUM TAG DER OFFENEN BAUSTELLE FÜR ALLE JENE, DIE ÜBERLEGEN, OB SICH EINE ANFAHRT LOHNT
    Wie ich heute erfahren habe, soll der gesamte Schlüterhof bis auf eines der beiden Seitenportale abgerüstet sein. Für die Ostseite wird danach wieder ein neues, leichteres Gerüst zum Verputz und Bemalen aufgestellt. Aber man will den Besuchern doch etwas bieten.
    Höchstwahrscheinlich wird auch die Lustgartenfassade bis auf die Schulterrücklage von Eosander abgerüstet sein. Der Bereich rechts von Portal IV wurde heute fertig gestrichen - korrekt mit etwas helleren Eintiefungen. Es gibt in der Farbgebung also keinen Konzeptwechsel, vermutlich wird man die den Abschnitt links von Portal V nachbehandeln.
    Portal V und IV sind vollständig verputzt, auch sie sollen gerüstfrei werden - offenbar will man die - ohnehin sehr geringen - Putzflächen bis nächste Woche bemalt haben. Am Dienstag kommt die Presse und will schon mal Fotos machen, das spricht zumindest für einen partiellen Gerüstabbau bis Montag Abend.
    Portal II und IV sind an den Innenseiten im Rohbau fertig, aber die Putzarbeiten haben noch nicht begonnen. Auch am Rondell fehlt noch der Putz - dort ist er wegen falschen Mischungsverhältnisses abgeschlagen und noch nicht wieder erneuert worden
    Die Baustelle schließt am Samstag wegen des KONZERTS um 14:00 h, ist aber von Abends bis Sonntag 2:00h wieder offen - im Zusammenhang mit der Nacht der Museen.
    Sonntag ist dann bis 18:00 h geöffnet.
    Ich hoffe, diese Hinweise sind für einige, die zweifeln, ob sie kommen wollen, hilfreich.

    Nimm das Recht weg, was ist der Staat dann noch anderes als eine große Räuberbande? (Augustinus von Hippo)

  • Vielen Dank für alle Infos, Seinsheim. :) Hört sich alles schon mal richtig gut an. Kaum zu glauben, dass nach so vielen Jahren täglich die Webcam checken, jetzt endlich (zumindest teilweise) abgerüstet wird. Jetzt geht plötzlich alles ganz schnell. Ein seltsames Gefühl...

  • Kontrovers vielleicht, weil es nicht der Wahrheit entspricht. Der Aufbau ist deutlich von Unter den Linden oder dem Lustgarten aus zu sehen, und das ist ein Fakt, der auf genügend Fotos illustriert wurde. Das man immernoch das Gegenteil behauptet, ist echt wild. (Treverer)

    Es ist eine müßige Diskussion. Stell Dich in den Lustgarten, stell Dich unter den Linden auf die Straße. Nach erhöht aufgenommenen Webcam-Bilder darf man nicht gehen. (Agon)

    Ich habe diese Auseinandersetzung nun lange verfolgt und beschlossen, mich vom Sachverhalt durch persönlichen Augenschein, gewissermaßen durch eine demonstratio ad oculos zu überzeugen (auch wenn ich den trigonometrischen Beweis bereits "schlagend" fand). Ich betrat die Straße Unter den Linden auf der Höhe der Neuen Wache von Norden her, wandte meinen Blick auf das Schloss - und konnte die Dachaufbauten deutlich sehen. Ich bewegte mich weiter in Richtung Osten und überquerte dann die Schlossbrücke. Und erst ganz kurz, bevor ich die andere Straßenseite erreicht hatte, geriet das Café aus dem Blickfeld. Und da ich nur bescheidene 170 cm Körperlänge vorweise, kann bei mir von einem "erhöhten" Standpunkt wohl kaum die Rede sein...

  • Irgendwie scheint mir, dass man im Schlüterhof die eingetieften Paneele auch nicht heller gemacht hat...

    Nimm das Recht weg, was ist der Staat dann noch anderes als eine große Räuberbande? (Augustinus von Hippo)

  • Ich erkenne zumindest auf jeden Fall einen helleren Ton. Was ich aber noch sehe ist, dass die Putzflächen am Risalit neben den Pilastern weiß/grau und nicht gelb sind - aber ja, auch so ist es wunderschön. :augenkrummblau:

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Einfach umwerfend!!!

    Sicher, unsereins hätte das eine oder andere anders gemacht - ich zB hätte den Sandstein nicht steinsichtig gelassen, sondern angestrichen - aber das können spätere Generationen wieder ausbessern. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass "unsere" Architekten nach einem leider verlorenen Bauhausjahrhundert, das traditionelle und "schöne Bauen" erst wieder von Grund auf erlernen müssen! Dafür ist das Ergebnis doch wunderbar!

    Hand aufs Herz: Außerdem fiel die Entscheidung zum Wiederaufbau genau in der richtigen Zeit! Unter der jetzigen Regierung kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die das Berliner Stadtschloss auf die Reihe bekommen hätten! Jetzt kann man nur noch hoffen, dass noch weiterhin ordentlich gespendet wird, damit die Gigantentreppe und vielleicht noch mehr ;) innen zurück kommt und dem Bau wieder seine Seele zurückgegeben werden kann!

  • Da ist es also wieder! So vertraut und doch ganz anders neu! Wunderbar!
    Wie ist das Bild und von wem entstanden?

    Diesen Risaliten von Portal V hatte ich ja mal vor gut 2 Jahren nach Strich und Faden auseinander genommen. Den kenne ich wie meine Westentasche ;)8) ... !
    Schön diesen zuerst in seiner Pracht enthüllt zu sehen!

    Falls mehr gewünscht, weiterlesen hier: Stadtschloß Berlin Humboldtforum - Geometrie, Zahl, Maß und Goldener Schnitt - Proportionsstudien zur Entdeckung des harmonischen Entwurfsrasters in den Fassaden

    Übrigens:

    PUBLIC VIEWING IM BERLINER DOM
    Benefizkonzert der Berliner Philharmoniker im Schlüterhof des Berliner Schloßes
    Datum Samstag, 25. August 2018
    Uhrzeit 16 Uhr bis 18 Uhr , Direktübertragung in Echtzeit!
    Ort Berliner Dom
    Eintritt frei
    Konzertübertragung rbb Fernsehen um 22:15 Uhr !!!!!


    Für alle die, die nicht nach Berlin fahren bzw. nicht ins Benefizkonzert gehen können!

    https://humboldtforum.com/de/veranstaltu…im-berliner-dom

  • @ Mozart: natürlich ist das wunderschön und natürlich bin ich - wie alle hier - überglücklich. Aber man wundert sich eben doch über das eine oder andere.
    Was die Risalitfarbe betrifft, so bin ich gespannt: der ungestrichene Putz ist ja völlig weiß, auf dem Photo scheint es, als sei er leicht grau. Es könnte also sein, dass man den ganzen Risalit sandsteinfarben-grau gestrichen hat, was ich gar nicht so falsch finde. Vielleicht ist der Putz aber noch nicht ganz trocken oder vielleicht spielt uns das Sonnenlicht einen Streich. In einer Woche werden wir mehr wissen.

    Nimm das Recht weg, was ist der Staat dann noch anderes als eine große Räuberbande? (Augustinus von Hippo)

  • Fehlt da nicht noch die Grundierungsfarbe und die ist weiß. Hattest Du nicht die Info gegeben, daß einige Fassadenbereiche erst später erneut eingerüstet werden um ihren Endanstrich zu bekommen.
    Nur Geduld, wenn die Maler no net hudle (sich also nicht beeilen), sage mir uff schwäbisch (nai, nit alemannisch).
    Dann wird's au was!

  • @Seinsheim, ich bin mir ziemlich sicher, dass der Risalit noch überhaupt nicht gestrichen wurde, das ist bloß verputzt.

    Sieht so aber in der Tat besser aus, als alles komplett gelb zu streichen. Wir müssen noch eine Weile länger zittern.

  • @ Treverer: Die Pilasterschäfte und die verputzten Ecksäulen der Unterzone sollen, so wurde seinerzeit gesagt, sandsteinfarben gestrichen werden. Wären also nur die Wandflächen dazwischen gelb zu fassen.

    Von der Grundidee her sind die Risalite reine Gliederbauten (der große Treppenhausrisalit noch ehr als die seitlichen). In dieser Gliederbauweise (weitgehende Reduktion auf Stützen und Gebälke) heben sie sich von der Wandbauweise der Rücklagen ab. Ihre 'Fenster' ergeben sich überwiegend aus den Interkolumnien, also den Säulenabständen (nach L. B. Alberti negative Öffnungen), während die Fenster der Rücklagen bewusst in die Wand eingesetzt und durch Rahmen inszeniert wurden (positive Öffnungen). Die Rücklagen bleiben ferner zweidimensional, die ursprünglich unverglasten Risalite waren hingegen Ausläufer von Raumkästen bzw. Korridoren; ihre Stockwerksgliederung setzte sich im Inneren fort bzw. war die Verlängerung der Innenraumstruktur (z. B. Säulenkorridore in den Durchfahrten). Ebenso waren die Figuren am Großen Portalrisalit quasi die Vorposten des Bildprogramms im Inneren. Wie Schauspieler traten sie auf die Vorbühne - das Treppenhaus selbst war die Hauptbühne der Staatsaktion, des theatrum ceremoniale, in dem Jupiter als Deus ex machina die Giganten besiegte. Angesichts dieser Dialektik von tiefenräumlichen, gliederhaften Risaliten und flachen, wandhaften Rücklagen wäre es nur zu logisch, die Risalite farblich komplett von den Rücklagen abzusetzen - wenn man es schon nicht hinbekommen hat, sie unverglast zu rekonstruieren.

    Nimm das Recht weg, was ist der Staat dann noch anderes als eine große Räuberbande? (Augustinus von Hippo)

  • @Stuegert Leider ein Pay-Artikel. Rauterberg war noch nie ein Freund von Stellas Architektur, hat sie früher als faschistoide Kälte bezeichnet und damit das ganze Rekonstruktionsprojekt zu diskreditieren gesucht. Dass er jetzt über die barocken Fassaden positiv spricht, wie ich Deiner Aussage entnehme, zeugt doch von einer gewissen Lernfähigkeit. Am Schluss wird es sogar so sein, dass im Nachhinein eine neue Faktenlage entsteht: Ebenso wie nach 1945 - bis auf wenige Unbelehrbare - niemand dafür gewesen sein will, will nach 2019 - bis auf wenige Hartgesottene - niemand dagegen gewesen sein.

    Nimm das Recht weg, was ist der Staat dann noch anderes als eine große Räuberbande? (Augustinus von Hippo)