Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Scheint so...Wär schön, wenn man vielleicht diese Planenkulisse während der Bauarbeiten wieder aufstellen könnte (falls die noch irgendwo existieren). Habe die damals nicht gesehen. :(

    Das mit dem U-Bahnhof ist auch interessant...Daran habe ich gar nicht mehr gedacht. Vielkeicht kann man den auch barock gestalten ;). Beim Louvre waren glaube ich irgendwelche mittelalterlichen Fundamente oder so intergriert. Könnte man dort vieleicht auch machen.

  • Das sind ja mal gute Neuigkeiten!

    Zitat

    Wär schön, wenn man vielleicht diese Planenkulisse während der Bauarbeiten wieder aufstellen könnte (falls die noch irgendwo existieren)


    Aufstellen geht wohl nicht mehr, aber wenn du genug Geld hast, kannst du dein Haus oder dein Wohnzimmer damit verschönern:

    http://berliner-schloss.de/shop/index.php?kat=10&ctrl=not


    Jetzt wo die Finanzierung geklärt ist, wird die Spendensammlung erst richtig losgehen. Ich bin mir sicher, dass die 80 Mio. zusammenkommen. Außerdem kann jetzt die Konkurrenz (http://www.stadtschloss-berlin.de/) einpacken und aufhören die Leute zu verwirren...

  • Am 24. und 25. Mai werden mein Sohn (Architekturstudent) und ich mal die Lage vor Ort erkunden.
    Ist dann jemand von Euch zufällig auch dort?
    Das wäre nett... :zwinkern:

    Der Wind gedreht
    Albtraum verweht
    Zum Schluss jetzt das Glück
    Das Schloss kommt zurück!

  • @ Benni:

    In den unterirdischen Louvre-Eingang wurden die mehrere Meter hohen Fundamente der mittelalterlichen Burg integriert die sich dort befand. Ein Bild davon muss sich unter meiner, im Dezember eingestellten, Paris-Galerie befinden. Imposant ist das allemal!

    Dass die Kuppel jetzt doch gebaut wird hat meinen Abend gerettet. Jetzt muss nur noch genug Druck ausgeübt werden damit auch die Spree-Fassade rekonstruiert wird. Wenn das nicht hundertprozentig möglich ist in Bezug auf die Originalität, dann muss es wenigstens annäherungsweise wiederaufgebaut werden. Bilder gibt es eigentlich genug von der Spree-Fassade, soll mir keiner erzählen das wäre nicht möglich.

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Zitat von "Stephan"

    @ Benni:
    Jetzt muss nur noch genug Druck ausgeübt werden damit auch die Spree-Fassade rekonstruiert wird. Wenn das nicht hundertprozentig möglich ist in Bezug auf die Originalität, dann muss es wenigstens annäherungsweise wiederaufgebaut werden. Bilder gibt es eigentlich genug von der Spree-Fassade, soll mir keiner erzählen das wäre nicht möglich.

    Das wünsch ich mir auch so sehr. Und diese Ostfassade ist genauso gut dokumentiert, wie die übrigen Fassaden. Und wäre zudem billiger, weil sie schlichter ausfällt.
    Ich will das Schloss pur und kein widerliches Zwitterwesen. Der Apothekenflügel und das Kaiserdenkmal gehören auch dazu und dürfen nicht einfach wegfallen.
    Aber das ist politisch leider nicht gwollt, aus den bekannten so oft hervorgekramten ideologischen Gründen. Die Lobby der 68er und der Linken ist noch zu stark.
    Außerdem braucht man die Ostfassade wohl als Kompromiss, um die Architektenzunft ruhig zu stellen. Dabei gäbe es noch genug Möglichkeiten für heutige Architekten sich am Schloss auszutoben, auch mit historischer Ostfassade. :augenrollen:

    Ich befürchte, dass da am Ende etwas rauskommt, was niemanden zufrieden stellt. Dabei könnte eine vollständige Rekonstruktion, die vielleicht 40 Jahre dauern würde, der absolute Touristenmagnet werden und das Aushängeschild Berlins. Ganz so, wie es jetzt die Frauenkirche in Dresden ist. Gerade in Amerika interessieren sich soviele für die preußische Geschichte. Ein armes Bundesland wie Berlin kann jeden neuen bzw. zusätzlichen Touristen, der Geld in die Stadt bringt, gebrauchen. Und die lassen sich am besten durch eine vollständige Rekonstruktion anlocken. Und Innen gehören die wichtigsten und bedeutensten Räume dazu. Nur dann bekommt man wieder einen Eindruck von der Geschichte dieses Gebäudes. :(

  • Die Sache mit der Kuppel ist Klasse! :D

    Gut, die brauchen wir.

    Und was wir auch brauchen ist eine Rekonstruktion der Spreefassade. Der Gedanke, hier den modernen Architekten freien Lauf zu geben ist total abwegig. Solll das Schloss wieder aufgebaut werden oder nicht? :aufdenkopf:

  • Zitat von "Pilaster"

    Und was wir auch brauchen ist eine Rekonstruktion der Spreefassade.
    Der Gedanke, hier den modernen Architekten freien Lauf zu geben ist total abwegig.


    Was ist aber, wenn tatsächlich eine moderne Spreefront kommt?
    Wo soll/darf sie anfangen, wo enden?

    In der Computersimulation des Planwerks Innenstadt ist ein (mutmaßlich modernistischer) Block im Bereich der ehemaligen Schloßapotheke
    zu sehen.
    Noch schlimmer als eine modernistische Spreefront wäre ein Glasquader gegenüber dem Dom bzw. als Abschluß der Lustgartenfront. :kopfschuetteln:

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  • Über die Kuppel freue ich mich sehr. Sie wird ein wichtiges Pendant zur Reichstagskuppel bilden, allerdings sollte sich auch möglichst originalgetreu ausgeführt werden. Bezüglich der Ostfassade wird man sich die Pläne zur Gestaltung genau ansehen müssen. Sehr wichtig aber erscheint mir, daß man bei der Innenraumgestaltung die Raumproportionen und -anordnungen der wichtigsten Gemächer nachbaut. Dies ermöglicht dann nämlich späteren Generationen - so sie dieses möchten - einige der (kunst-)historisch wichtigsten Räumlichkeiten irgendwann in der Ausstattung rekonstruieren zu können.

  • Heute stand die frohe Botschaft auch in der FAZ. :D

    Was die Ostfront ( :zwinkern: ) angeht - da sehe ich leider angesichts der Tatsache, daß es einen Architektenwettbewerb geben wird, wenig Chancen für eine Reko. Denn das ist die einzige von außen sichtbare Stelle, an der sich die modernistischen Archis noch austoben können, und das werden sie tun.

    Ganz und gar ausschließen will ich nicht, daß es einen "Abweichler" geben wird, der einfach eine rekonstruierte Spreefassade einreichen wird.

    Als es vor 5 Jahren in Frankfurt einen Wettbewerb für die Aufstockung des Rathaus-Nordbaus (Kämmerei) gab, haben fast alle Teilnehmer grauenhafte, krumme und schiefe Aufbauten vorgeschlagen, wie zum Beispiel das hier, aber ein Büro hatte auch eine fast originalgetreue Reko des 1944 zerstörten Mansarddaches eingereicht, und das einzige, was der Jury daran mißfiel, waren schlitzartige Fenster im Dach, die so ziemlich das einzige waren, was den Entwurf vom Original unterschied!

    Also, vielleicht traut sich ja einer. Aber ein Argument gegen eine Reko wird natürlich die ungünstige Raumausnutzung dieser zerklüfteten Bebauung sein, einen gläsernen Quader kann man natürlich besser nutzen.

    Wichtig finde ich aber neben der Kuppel auch, wie es hinter den Barockfassaden aussieht. Bloß keine gläsernen Hoffassaden zum glasüberdachten, runden Innenhof! :schockiert:

  • Das sidn wirklich gute Nachrichten. Endlich wird's mal etwas konkreter. Und die Kuppel wird jetzt auch vorgeschrieben. Ja, die Ostfassade wird sicherlich übel, aber ich denke nicht, dass sich da noch was machen lässt. Ist halt ein politische Kompromiss.
    Ich hoffe, die Leute schauen auch mal nach Braunschweig, damit sie sehen, wie man es nciht machen soll.

    Noch ein Artikel:
    Das Schloss und das Wunder von Berlin
    Von 2010 an wird in der Hauptstadt die Fassade des gesprengten Hohenzollern-Schlosses wieder aufgebaut. Der Widerstand dagegen war groß. Die Rückkehr des Baus als Humboldt-Forum ist auch ein Zeichen für die Renaissance des Bürgertums.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Die Ostfassade ist ein Problem...Aber was wird eigentlich aus dem Apothekerflügel? Der vefügt zwar auch über eine West- und Nordfassade, gehört aber bauhist. auch zum Ostteil des Schlosses. Wird der überhaupt wiederkommen? Wie soll der dann ausehen? Halb modern (zur Spree), halb original (zum Lustgarten/Dom)? Oder etwa ein Glasriegel am östl Ausgang der Insel? :?

  • Das ist eine gute Frage. Im Grunde ist nur von der Reko der drei Schlüter-Fassaden die Rede - also fällt der Flügel wohl weg...

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • es ist am sud oestlichen teil desd schlosses also ,schon an der Spree, doch auch noch ein ""kleines"" stueck schlueter fassade wiederaufzubauen?also 3 seiten, und noch ein ganz kleines eck stueck am sued oestlichen ende des schlosses? :?:

    wird uebrigens auch der weisse saal ( im 19 jahrhunder von Ernst von Inne, modernisiert worden, wieder aufgebaut wo es ja nach dem krieg noch eine ausstelung gab?

  • In einem Architekturwettbewerb könnte eine Einbeziehung der historischen Ostfassade die Bürger sicher mehr überzeugen als irgendwelche Brüche oder Kontraste, die sicher auch vorgeschlagen werden. Wenn man ausgerechnet die Fassade des Schlosses weglässt, die am besten die jahrhundertelange Entwicklung des Bauwerks seit seinen mittelalterlichen Ursprüngen dokumentiert, setzt man sich auch dem Vorwurf der Geschichtsverfälschung aus. Das Schloss könnte von außen - abgesehen von einer modernen Ostseite - als homogener barocker Palast erscheinen, der im Absolutismus gewissermaßen aus dem Nichts heraus entstanden ist. Genau das aber war das Schloss nicht. Schlüter hat lediglich ein bestehendes und bedeutendes Renaissanceschloss umgebaut und ergänzt. Dabei hat er zum Teil sogar Stockwerkshöhen und Fensteranordnung übernommen.

  • Und so gesehen ist die mittelalterl. Ostfassade ja auch ein Kontrast zum barocken Teil des Schlosses. Aber ich schätze, dass sich "Kontrast" für die Verantwortlichen weniger im Stil als eher im Material (Glas<=>Stein) wiederspiegelt.
    Die Uferbebauung an der Spreeseite könnte so homogen sein. Sie würde zu ca. 2/3 von hist. Steinfassaden, Säulen etc. beherrscht: Marstall, Schloss, Dom, Nat.gal., Pergamon (naja, so mehr oder weniger jedenfalls) und schließl. Bodemuseum.

    van Dyk
    Im Grunde müsste das so sein. Ist ja schließlich auch Schlüter. Kann aber natürlich auch so sein, dass diese abgerundete Ecke aus Glas gebaut wird und einen Aufzug beinhalten wird oder so...Hoffen wir mal das beste.
    Mir wär wichtiger, was auf der Lustgartenseite passieren wird. Der Schlossplatz ist doch eh nicht mehr zu retten und führt meiner Meinung nach auch eher ein Schattenleben ggü. der restl. Umgebung. Liegt vielleicht/bestimmt daran, dass er nur als Verkehrsknotenpunkt gilt. Wenn der Neptunbrunnen wieder an seinen alten Pltz kame und die Struktur so weit wie möglich (Staatsratsgebäude steht etw. im Weg) rekonstruiert werden würde, ließe sich das vielleicht ändern...

  • Mit dem Schloß kommt offenbar jetzt auch endlich die U-Bahn Linie 5 in Schwung:

    http://www.tagesspiegel.de/berlin/archiv/…007/3225318.asp

    Und anscheinend war hier jemand besonders gewitzt:
    "Und es muss geklärt werden, wie tief der U-Bahntunnel gelegt werden muss, um nicht mit dem Schlossbau zu kollidieren. Erst der Verzicht auf eine Tiefgarage macht es möglich, dass die U-Bahn dort entlangfahren kann."
    Ich halte das für keinen Zufall! :zwinkern:

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    Das Schloss kommt zurück!

  • Zitat von "Benni"

    Wenn der Neptunbrunnen wieder an seinen alten Platz käme und die Struktur so weit wie möglich (Staatsratsgebäude steht etw. im Weg) rekonstruiert werden würde, ließe sich das vielleicht ändern...


    Das Staatsratsgebäude steht nicht im weg - im gegenteil: es springt gegenüber der Vorkriegsbebauung sogar etwas zurück!

    Der Wind gedreht
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  • Das Herz beginnt wieder zu schlagen

    Architektur ist das Antlitz des Staates. Wie das menschliche Gesicht durch seine Kontur, seine Augen, seine Falten, seine Haltung den Charakter einer Person wiederspiegelt, so ist sie Spiegelbild des Selbstverständnisses einen Gemeinwesens.

    [...]

    Die von Ulbricht veranlaßte Sprengung des Hohenzollernschlosses gilt manchen noch als aufklärerischer Akt, die von Bürgern gewünschte Wiederherstellung hingegen als Rückfall in dunkle Zeiten.
    Nachdem das Land Berlin am vergangenen Montag endlich zugesagt hat, 32 Millionen Euro der Kosten zu übernehmen, hat Bundesbauminister Tiefenseee verlauten lassen, nun sei das "Tor aufgestoßen" zum Schloßbau.

    Herauskristallisiert hat sich als Minimum bislang der Aufbau von Schloßfassade und Kuppel. Streit wird es noch um die Nutzung geben undum den Grad der Rekonstruktion der Innenräume. Schon jetzt werden die Kosten auf eine halbe Milliarde Euro beziffert. Sicher ist aber, die letzten Widerstände gegen den Wiederaufbau weggeräumt. Das ist erst einmal ein phantastischer Erfolg für die Enthusiasten um Wilhelm von Boddien, der 1992 den Förderverein Berliner Schloß gründete und 1993 die Öffentlichkeit durch den Aufbau einer maßstabgetreuen Schloßattrappe für das Projekt einnahm. Es ist solch uner,üdlichen Optimisten zu verdanken, wenn sich in unserem Land etwas zum Besseren wendet.
    Der Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden hat hierfür bereits ein leuchtendes Beispiel gesetzt.

    Jetzt geht es "nur noch" um die Interpretation des Baus. Daß der Fortschritt beim Stadtschloß nur in Etappen zu haben ist, wird sich zeigen.
    Natürlich ist die Nutzung des Schlosses für die "außereuropäische Sammlungen" der Stiftung Preußischer Kulturbesitz politisch korrekter Humbug und ein Kotau vor dem Zeitgeist - ebenso wie der Wunsch des Ministers, die Gestaltung des Inneren müsse unbedingt das "Spannungsverhältnis zwischen dem 19. Jahrhundert und dem wechselvollen 20. Jahrhundert widerspiegeln".

    Vielleicht ist endlich mal Schluß mit dem "Gebrochenen", "Verfremden", "irgendwie Anderen und Neuen".
    Das Schloß ist das Herz des preußisch geprägten Deutschland.
    Es wird wieder zu schlagen beginnen.

    (um nicht zwei Wochen warten zu müssen habe ich den Text direkt abgetippt)

    EDIT Antiquitus: Artikel dürfen nicht vollständig "zitiert" werden.

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  • Zitat

    Natürlich ist die Nutzung des Schlosses für die "außereuropäische Sammlungen" der Stiftung Preußischer Kulturbesitz politisch korrekter Humbug

    Das ist schlichtweg falsch. Zu keinem Zeitpunkt war das spezifisch Außereuropäische maßgeblich zur Legitimation des Schlosses. Vielmehr war es die einzige große Sammlung in Berlin, deren Ausstellungsfläche im letzten Winkel Berlins liegt. Nebenbei war das Gebäude schwerst sanierungsbedürftig. Ohne die Millionen, die eine Sanierung kosten würde, wäre das Schloss nie bezahlbar gewesen. Es waren letztendlich das Geld, die Lage und die Qualität der Sammlung, die entschieden. Nebenaspekt waren die Komplettierung der Sammlung in Mitte und vielleicht auch die Einbettung des Schlosses in einen europäischen Kontext, aber keinesfalls wesentlich. Die politische Korrektheit mag desöfteren sinnlos wuchern, aber hier ist sie nicht gegeben.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.