Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Vielen Dank für die eingestellten Bilder. Die "modernen Verwandten der Nixen" aus DDR-Zeiten haben wirklich einen guten neuen Standort gefunden und bereicheren das Spreeufer. Ich stimme mit dir auch hinsichtlich der historischen Geländer, einer möglichen neuen Brunnengestaltung vor dem Roten Rathaus usw. überein.
    Deine postive Beschreibung der Ostfassade kann ich jedoch überhaupt nicht teilen. Du hast natürlich einen Blickwinkel für deine Fotoaufnahme gefunden, welche sie mit anderen, trivialen modernen Bauten zeigt, um dann zu zu dem Schluss zu kommen, dass die Ostfassade "in ihrer modernen Gestaltung ...mit einem großen Teil der umgebenden Bebauung" korrespondiert"; sich in den "Stadtraum am Fluss einfügt".
    Tatsächlich könnte man natürlich Fotos aus anderen Perspektiven zeigen, die das Gegenteil bezeugen würden: Wie brutal und stupide etwa die Ostfassade zwischen Dom und Neuen Marstall wirkt.

    Es scheint als würde die Trivialität dieser modernen Bauten rund um das "Aqua Dom" quasi auf die andere, kostbare Spreeseite hinüberschwappen und sich weiter ausdehnen.

  • Zu Stella's Ostfassade: ganz typisch für die von den "Modernen" geprägte Stadt. Mit grossen Stars wie Chipperfield (die Lösungen am Museen Insel und Reichstag finde ich nicht wirklich gelungen), Stella, Renzo Piano (ohne Zweifel alles beeindruckend) und Libeskind. Welch ein grosser Unterschied mit Eosander, Schinkel, Von Contard, Stüler und danach Messel, Hoffmann, Raschdorff, Mönnich, Thömer und danach Mebes, Taut, Poelzig, Busse, Schäfer, March und Sagebiel.

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    Berlin 1939: eine von milliarden mit Schmuck, Ornamenten, Kuppeln und Spitzen geprägte historisch gewachsen Weltstadt mit ausnahmsweise hunderte moderne Bauten wie das Columbus, Kathreiner und Europa Haus...die Berlin hochurban, charme, reiz, schönnheit und flair verliehen.

    Die Einwohner lebten damals auf der von Linden und Bäume versehen Strassen, Alleen und Plätze, fast jeder Bauten in der Innenstadt hatte Laden, Restaurants, Kneipen (Schultheiss), Kin'o's, Klub, Theater, Warenhaus usw. Die Fassaden übersätt mit Reklamen und im dunkel schön beleuchtet. Die Parzellen waren damals klein, die Strassen verzeichneten eine geschlossen Randbebauung. Überwiegende Sichtmaterialen: Backstein und Putz.

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    Berlin 2019: eine mit zehntausende moderne monotone Fasssaden bebaute Gross-stadt, mit hunderte detailreiche (nicht immer mehr so authentische) Altbauten und dutzende noch ganz intakte Altbauten wie da Konzerthaus, Oper, Humbold Universität, Sophien Kirche, Gerichtsgebäude Moabit die Berlin urbanität, modernität und sächlichkeit verleihen.

    Die Einwohner leben in Büro's und qenige auf der Strassen,. Bäume, Reklamen sind seltener geworden in dem von Auto's gerechte Stadt. Die Parzellen sind viel grösser geworden und es gibt viel unterschiedliche Stillen quer durh einander, öfters in offenen Bebauung. Das erfahre ich immer wenn ich um das Schloss herumlaufe. Sehe dann auch die schreckliche Wohntürme aus der DDR-zeit hinausragen. Überwiegende Sichtmaterialen: Glas und Beton.

    Ein grosser Unterschied 1939-2019 wie in des östliche Teil der Leiziger Strasse ist kaum zu finden. Welch ein schrecklicher Verlust und Entwicklung!!

    Und es erscheint ob jede Einwohner in Berlin sich damit abgefunden hat ...........ich sehe wenig Ansätze um etwas vom früheren flair und ästethik zurück zu holen.

  • Dieses Bild von Mantikor zeigt ganz deutlich wie wichtig es ist, daß die Statuen über Portal V und IV schnellstmöglich aufgestellt werden, denn diese sind die einzigen vertikalen 'Barrieren' dagegen, daß das Schloß bei fehlendem Apothekenflügel nach Osten hin optisch zerfliest. Auf mich wirkt es momentan tatsächlich so, wie ein mit Flüssigkeit gefüllter Sack, den man im Osten angeschnitten hat und der entsprechend dort ausläuft.

  • Ja, Pagentorn einerseits ist es so, wie Du es beschreibst. Andererseits fällt auf, wie sich die Lustgartenfassade nun, wo die Humboldtbox fast ganz verschwunden ist, freier entfalten kann und zur Wirkung kommt. Herrlich!
    Nächste Woche wird die Box weg sein und wir können den freien Blick auf's Schloß genießen und im Sommer ist die Kuppel fertig eingedeckt. Leute, das wird was!!!

    Leider wird das Granitpflaster wohl recht langweilig. Nicht einmal in Fächerform gelegt, ohne Muster, auweia, die Pflasterleger tun mir leid. So ein langweiliger Job auf der riesigen Fläche! Und ein Fließ haben sie (wie leider heutzutage üblich) auch noch unters Pflaster gelegt. Da kann dann nicht mal ein Grashälmchen hervorspriesen (ist freilich nicht gewollt). Wahrscheinlich werden die Steine auch noch mit einer Zementschlemme gefestigt, sonst könnten ja Demonstranten sich leicht mit Munition versorgen. Das gibt ne Steinwüste, wie befürchtet. Na ja, auch nur was vorübergehendes!

  • Ich denke gerne an die Zeit, als Berlin sich im werden befand, voller Baukräne, Brachflächen und schmuddeligen Hinterhöfen. Als junger Mensch war Berlin mein Sehnsuchtsort. Mittlerweile laufe ich mit großer Ernüchterung durch die Stadt. Ich bin den Gebäuden gleichgültig und die Gebäude sind mir gleichgültig. Da ragt die Stellafassade tatsächlich noch hervor. (Trotzdem zieht es mich mindestens einmal pro Jahr nach Berlin. Ich kann es mir selbst nicht erklären).

    Beauty matters!

  • Gerade jetzt sieht man, wie sinnvoll es gewesen wäre, die Risalite komplett steinfarben zu streichen, damit sie einen wirklichen vertikalen Hiatus setzen (der, da stimme ich allen Vorrednern zu, tatsächlich noch des Figurenaufsatzes bedarf).

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Interessant finde ich ja, dass man für die Außengestaltung tatächlich ein kleinteiliges Kopfsteinpflaster verwendet - wenn auch ohne Muster verlegt, wie SchortschiBär schon angemerkt hat. Andernorts - insbesondere im "Westen"(wo man sich für besonders fortschrittlich hält) - werden in den Altstädten solche Pflaster großflächig entfernt und durch den industriellen Look der scharfkantig gesägten großen Granitplatten ersetzt und so ganze Ensembles zerstört.

  • Über die Beschaffenheit der Lukarne habe ich auch schon gerätselt. Eigentlich müsste sie aus Kupfer sein. Ob das Teil der Holzkern ist, der noch verblecht werden muss?

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Die Schrift unter dem Kranzgesims der Kuppel lautet:

    Es ist in keinem anderen Heil, es ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn der Name Jesu, zu Ehren des Vaters, dass im Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie die im Himmel und auf Erden und unter der Erden sind.


    Meines Wissens wird diese Schrift nicht wieder hergestellt, aber warten wir es ab. Die Inschrift am Portal l und am Innenportal lll wurde ja auch wieder angebracht.

  • Die Schriftart ist schön, insofern sollte dort wieder ein Spruch ablesbar sein.
    Nur eben dieser Spruch sollte nicht wirklich wiederhergestellt werden.
    Kirchlicher Allmachtsanspruch versus plurale Gesellschaft in säkularen Staate.

    Vielleicht findet sich aber ein passender für Humboldt und sein Forum.

  • Echt preußisch wären doch die Devisen von Friedrich II. und Immanuel Kant: "Hier muss ein jeder nach seiner Facon selig werden" und "Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!". Das würde meiner Ansicht nach sowohl zum ursprünglichen als auch zum neuen Nutzungskonzept des Schlosses passen!

  • Der Spruch wird rekonstruiert werden, jedenfalls ist er auf den Plänen eingezeichnet. Es geht um eine authentische Reko, dann gehört er dazu. Und die privaten Spenden sind objektgebunden. Deshalb wird auch die Laterne ohne Wenn und Aber mit Kreuz rekonstruiert.
    Ob der Spruch zeitgemäß ist, ist eine andere Frage, die ich persönlich mit nein beantworten würde. Die oben genannten Vorschläge würde ich begrüßen. Ich störe mich nicht an der Erwähnung Jesu, ganz im Gegenteil, aber der Spruch im Zusammenhang ist schon recht altertümlich und mir zu wenig universell angelegt.