Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Das Schloß Eisenzahns nördlich von Cölln


    Hansjürgen Vahldiek hat unter dem folgenden 'Link' eine Rekonstruktion des Aussehens des fertigen Eisenzahn-Baus mit zugehöriger Beschreibung eingestellt:

    https://www.hansjuergen.vahldiek.info/1256/das-erste…ln-up-de-spree/

    Da die Zeichnung nach Maßgabe der 'creative commons' Richtlinie verfügbar ist, stelle ich sie hier direkt ein.

    Diese Rekonstruktion visualisiert sehr schön den noch fast komplett frei stehenden Grünen Hut des ehemaligen Nordteils der Cöllner Stadtmauer (rechts von der Kapelle):

    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (23. August 2019 um 12:15)

  • Und in diesem Beitrag von Vahldiek findet sich auch die Grundlage der Rekonstruktion, das Reisebild von Pfalzgraf Ottheinrich vom Februar 1537:

    Das wäre aber auch ein 1A Ratebild gewesen, ich hätte es nie erkannt :D
    Welche Hügelchen wurden denn da zu einem Hochgebirge idealisiert?

  • Wo alles begann...

    Seit 1905 markiert der sogenannte 'Hohenzollernstein' - an der Heerstraße von Magdeburg nach Brandenburg an der Havel, nördlich des Dorfes Mahlenzien positioniert - ungefähr die Stelle an der am 21. oder 22. Juni 1412 Burggraf Friedrich VI. von Nürnberg erstmals - als vom Kaiser eingesetzter neuer Verwalter - den Boden der Mark Brandenburg betreten hat (denn hier verlief ungefähr die Grenze zwischen Kur-Brandenburg und dem Hochstift Magdeburg).

    Foto von Gregor Rom:

    Und hier ein Gemälde, welches den Einzug Friedrichs in Tangermünde zeigt:

    Da er erst am 13. November 1413 in Tangermünde geboren wurde, war Burggräfin Elisabeth von Bayern-Landshut zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit Eisenzahn schwanger... ;)

  • Wurzel des Schlosses am Bodensee

    Nachdem Burggraf Friedrich VI. mit der 'faulen Grete' diejenigen zur Räson gebracht hatte, die - wie Fontane im 'Stechlin' schreibt - "schon vor den Hohenzollern da waren",

    er sich also in der Verwaltung eines problematischen Flächenlandes bewährt hatte, wurde ihm dieses dauerhaft und erblich übertragen.
    Dies geschah vor der 'Wiege Preußens' am Bodensee. Ohne diesen Vorgang, hätte es wohl nie ein Berliner Stadtschloß gegeben !
    Der Maler Carl von Häberlin hat das historische Ereignis im Jahre 1906 an der Fassade des Originalschauplatzes, dem Konstanzer 'Haus zum hohen Hafen' (heutige Adresse: Wessenbergstraße 3) verewigt.


    Anbei einige Fotos vom Gebäude:

    Luftbild der Konstanzer Altstadt (Haus zum hohen Hafen rot eingekreist).

    Luftbild der näheren Umgebung des Hauses.

    Das Haus 'Zum Hohen Hafen' rechts neben dem Hotel Barbarossa.

    Erinnerungstafel.

    Inschrift im Rahmen der Fassadenmalerei Häberlins. Foto von Rainer Halama.

    Gesamtansicht. Foto von Rainer Halama.

    Vergrößerter Ausschnitt aus dem obigen Foto.

    Symbole der fünf bedeutentsen Länder des Kaiserreichs von 1871. Foto von Joachim Specht. Bemerkenswert ist, daß Häberlin hier nicht die 1906 schon lange gebräuchliche heraldische Krone des Deutschen Kaiserreichs, sondern die in der Wiener Hofburg verwahrte ehrwürdige Reichskrone verwendet !


  • Galvanisierende Wirkung des Schlosses ?

    Es lohnt sich, einmal festzustellen, daß Kurfürst Johann Cicero der erste Hohenzoller war, der sich in der Mark (im Kloster Lehnin) und nicht mehr in der traditionellen Grablege der fränkischen Hohenzollern, dem Münster von Heilsbronn, beisetzen ließ. Johann Cicero war es nun aber auch, der die Haupt-Residenz von Tangermünde in das von seinem Onkel (dem Eisenzahn) erbaute Schloß im Norden Cöllns verlegen ließ. Daher wage ich einmal die steile - sehr monokausale - These, daß es erst die Erhebung dieses von der eigenen Familie erbauten Hauses in den Rang der Hauptresidenz war, die die Dynastie endgültig in Brandenburg einwurzelte, Familie und Land sozusagen untrennbar 'galvanisierte'.


    Foto von Herbert Kempf.

    Unter dieser ursprünglich von Burggraf Friedrich V. (1333-1398) als eigene Begräbnisstätte errichteten und 1568 erneuerten Tumba im Münster von Heilsbronn, wurden - u.a. - die ersten drei Brandenburger Kurfürsten aus dem Hause Hohenzoller, also Friedrich I., Friedrich II. (Eisenzahn) und Albrecht Achilles beigesetzt.
    Möglicherweise wäre diese Tradition von den brandenburgischen Hohenzollern beibehalten worden, wenn sie weiterhin in den - nicht von ihnen, sondern von den Askaniern und Luxemburgern errichteten - Mauern der Burg Tangermünde residiert hätten ? Hat sie vielleicht das heimelige Gefühl, nun in von der eigenen Familie erbauten Räumlichkeiten wohnen zu können, erst zu vollwertigen und überzeugten Märkern werden lassen ???

    2 Mal editiert, zuletzt von Pagentorn (24. August 2019 um 11:04)

  • Rondell

    Vor dem Hintergrund des in den letzten Beiträgen Geschriebenen, erscheint das rekonstruierte 'Rondell' am Ostende des Schloßplatzflügels nochmal so kostbar, haben wir mit ihm doch den von Schlüter überformten renaissance-zeitlichen Nachfolgebau des südlichen Flankenturms der 'Eisenzahn-Burg' wiedererhalten. Bis auf weiteres muß es somit 'pars pro toto' für den noch nicht wiedergekehrten, mittelalterlichen Kernbau des Stadtschlosses stehen...

  • Ich habe davon gelesen, dass der Sitz des Burggrafen von Nürnberg bei seiner Belehnung mit der Mark Brandenburg während des Konstanzer Konzils im Hohen Haus in Konstanz gewesen sein soll. Den Namen dieses Hauses habe man dann auf die nicht auffällig hohe (etwa 10m) Residenz in der Klosterstraße übertragen, dessen in späteren Überbauungen (Werkstatt von Rauch) noch erhaltene Reste wurden beim Abbruch des Nachfolgebaus gesichert. Näheres ist mir nicht bekannt.

    Das Hohe Haus in Konstanz gibt es noch:

    Wikipedia

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

    Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern‘,

    Und verstehe die Freiheit,


    Aufzubrechen, wohin er will.


    Hölderlin