Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Zurück in die Gegenwart.

    Heute morgen:

    Das nenne ich mal ein Kaliber!

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Beim Betrachten solcher eindrucksvoller Photos vom Baufortschritt drängt sich mir immer die Frage auf, an welchen Teilen des Humboldtforums die Bauleute wohl lieber arbeiten, an der Ostfassade oder an den historischen Außenmauern ?

    Das Ergebnis einer - anonym - durchgeführten Umfrage unter Handwerkern und Polieren, würde vielleicht den ein oder anderen 'Modernisten' überraschen...

  • Danke, Vulgow, für die beeindruckenden aktuellen Bilder. Witzigerweise hatte ich in dem Moment gerade das genau korrespondierende Webcam-Bild offen: :D


    Quelle: http://cam01.berlinerschloss-webcam.de/

    Eine Frage stellt sich mir in dem Zusammenhang noch: Bleibt eigentlich der Hohlraum zwischen dem Sandsteinbogen und dem darüberliegenden Beton erhalten oder wird der abschließend ausgefüllt (z.B. mit Beton oder Isoliermaterial)? Wenn er hohl bleibt - wird er begehbar sein?

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Ja, Synchronizitäten, ich hatte auch zur selben Zeit das Westseitenbild angeschaut und wollte es schon posten!!!

    Da nun Portal III triumphal wächst und es immerzu heißt es wäre nach dem Triumphbogen des Septimius Severus nachempfunden , habe ich mir die in Frage kommenden römischen Vorbilder einmal angeschaut und finde nicht nur der Bogen des Septimius stand für Eosander Pate, sondern auch der Konstantinsbogen. Im Vergleich scheint für die Bogenarchitektur der Septimiusbogen das Vorbild zu sein, für den Aufsatz oberhalb des Hauptgesimes mit seinen Figurenstellungen und Inschriftentafeln hingegen eher der Konstantinsbogen Inspirationsquelle gewesen zu sein.
    Vergleicht selbst:

    Bild des Septimius Severus Bogen

    und ein


    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…e%27sArch03.jpgBild des Konstantinbogen

    Oder hier google-Bildersammlungen:
    Septimiusbogen
    Konstantinsbogen

    Frank, nehme mal an es wird noch ein Ziegelgewölbe übergemauert und dann isoliert!?

  • Die Skulpturen des Eosanderportals (Über dem Mittelbogen) sollten eigentlich noch erhalten sein. Wenn man sich das Foto von ca 1947 anschaut (die beschädigte Säule war bereits aufgemauert um das Gebälk darüber zu stützen):

    und dieses Foto mit dem vom Januar 1951 unmittelbar vor der Sprengung anschaut:

    sieht man, dass die gesamten Reliefs, die Wappenkartusche und auch die beiden erhaltenen Kapitelle und die Skulpturen über dem Mittelbogen ausgebaut waren.
    Die Bronzeteile wurden sicher eingeschmolzen, aber die Sandsteinskulpturen wurden doch bestimmt in Museen deponiert.

    Ich würde es begrüßen wenn solche noch erhaltenen Teile des alten Schlosses im neuen Schloß ausgestellt werden.

  • Eine Frage stellt sich mir in dem Zusammenhang noch: Bleibt eigentlich der Hohlraum zwischen dem Sandsteinbogen und dem darüberliegenden Beton erhalten oder wird der abschließend ausgefüllt (z.B. mit Beton oder Isoliermaterial)? Wenn er hohl bleibt - wird er begehbar sein?

    Die Frage stelle ich mir auch seit dem der Bogen fertiggestellt wurde.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Marble Arch


    Wo wir hier gerade beim Abgleich der Vorbilder für das Eosander Portal sind, hier mal ein Hinweis auf einen möglichen ‚Nachahmer’:

    Die Rezeption des römischen Triumphbogen-Motivs findet sich nämlich auch in London. Denn dort wurde von John Nash 1828 der sogenannte ‚Marble-Arch’ als Eingangtor für den Buckingham Palace entworfen. Nash hatte dabei unter den Vorbildern am Forum Romanum den Konstantin-Bogen für seine Zwecke ausgewählt. 1851 wurde der Bogen an seinen heutigen Standort am Rande vom Hyde Park versetzt.

    Die Wahl dieses Bogens als Eingangstor muß zwar nicht zwangsläufig bedeuten, daß sich König Georg IV. am Berliner Schoß orientierte, es zeigt aber zumindest, daß er einen ganz ähnlichen Geschmack hatte, wie seine preußischen Verwandten gut hundert Jahre zuvor !

    Abbildung 01:
    Buckingham Palace 1837 mit Marble Arch. In dieser Baustufe wirkte die neue Residenz der englischen Könige wie eine Mischung aus Berliner und Potsdamer Stadtschloß (letzteres insbesondere wegen der beiden Kopfbauten der Seitenflügel).

    Abbildung 02:
    Marble Arch, seit 1851 am Rande des Hyde Parks.

  • Immer wenn ich den Marble Arch sehe, denke ich, obenauf fehlt noch ein gutes Stück. Die Proportionen stimmen einfach nicht. :/
    Ich glaube, die Engländer haben sich eher beim Arc du Triomphe du Carrousel, dem Eingangsbogen zum Tuilerien Palast, als beim fest in den Gebäudekomplex eingebauten Triumphbogen des Berliner Stadtschlosses inspirieren lassen.

    Arc du Triomphe du Carrousel:
    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…_Carrousel.jpeg

    Vor dem ehemaligen Tuilerien Palast:

    4 Mal editiert, zuletzt von Treverer (3. Mai 2016 um 15:11)

  • Die Skulpturen des Eosanderportals (Über dem Mittelbogen) sollten eigentlich noch erhalten sein.

    Viele Skulpturen wurden unmittelbar vor und während der Sprengungen noch ausgebaut, aber unsystematisch an verschiedenen Orten gelagert und immer wieder gezügelt. So ist ein grosser Teil der geretteten Spolien auch noch verschwunden. Ich habe gerade vor zwei Tagen eine Seite gefunden, die das anschaulich beschreibt, finde sie aber nicht mehr. In ähnlicher Weise berichtet darüber eine Seite des Fördervereins Berliner Schloss e.V., insbesondere die mittleren Passagen.

  • Die Abendschau berichtet: Streit um Platz vor Humboldtforum

    http://www.rbb-online.de/abendschau/arc…boldtforum.html

    Eine Betonwüste mit Behindertenparkplätzen und Rettungswegen zu argumentieren ist etwas armselig. Ich habe den Schlossplatz zwischen Schloss, Marstall und Staatsrat mal grob bei GoogleEarth ausgemessen: das sind rund 18.000 Quadratmeter!!! Und da soll kein Platz für Grün (und den Neptunbrunnen) sein?!

  • Die Abendschau berichtet: Streit um Platz vor Humboldtforum

    http://www.rbb-online.de/abendschau/arc…boldtforum.html

    Eine Betonwüste mit Behindertenparkplätzen und Rettungswegen zu argumentieren ist etwas armselig. Ich habe den Schlossplatz zwischen Schloss, Marstall und Staatsrat mal grob bei GoogleEarth ausgemessen: das sind rund 18.000 Quadratmeter!!! Und da soll kein Platz für Grün (und den Neptunbrunnen) sein?!

    Selbst ausgemessen ! Cool ! Respekt ! :) Aber wieder zurück zum Ernst der Sache: hab den Beitrag im Lokalfernsehen auch gesehen und bin mal wieder NICHT von der Phantasielosigkeit vieler Verantwortlicher in Sachen Stadtplanung überrascht. Ich schätze mal, trotz "Kopfsteinpflaster"-Dogma ist da noch immer Spielraum für Veränderungen. Wenn erst einmal die Ödnis um das Humboldtforum besichtigt werden kann, wenn also "die normative Kraft des Faktischen" ihre Wirkung tut (es lebe der alte Preuße Kant), dann schreien hoffentlich genug Leute (über Initiativen und Vereine) nach Änderungen und dann kanns endlich rund gehen... So in Sachen "Neptunbrunnen" oder "Rossebändiger"...

  • Eine Frage stellt sich mir in dem Zusammenhang noch: Bleibt eigentlich der Hohlraum zwischen dem Sandsteinbogen und dem darüberliegenden Beton erhalten oder wird der abschließend ausgefüllt (z.B. mit Beton oder Isoliermaterial)? Wenn er hohl bleibt - wird er begehbar sein?

    Weiß ich auch nicht, Frank & Fusajiro. Viel mehr lässt sich anhand der abendlichen Aufnahmen wohl auch nicht beurteilen?

    Und der Vorsprung/Rücksprung an der Lustgartenseite darf natürlich auch nicht fehlen.

    Zumal der freie Eintritt in der Humboldt-Box ein paar flotte Nahaufnahmen erleichtert.

    Es laufen noch ziemlich intensive Feinarbeiten.
    @"Fugen-Treverer": :zwinkern: Sind da nicht bereits gewisse Glättungen auszumachen?

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Danke, für die super Bilder! Besonders an der Wappenkartusche kann man die Veränderung erkennen, bei den vorherigen Bildern war der Rand noch sehr rau!

    Einmal editiert, zuletzt von sturming (3. Mai 2016 um 18:59)

  • Es laufen noch ziemlich intensive Feinarbeiten.
    @"Fugen-Treverer": :zwinkern: Sind da nicht bereits gewisse Glättungen auszumachen?

    Die Spalte zwischen den Sandsteinblöcken direkt unter dem Monogramm ist immer noch genau so groß, außerdem ungleichmäßig groß. Natürlich wird die Spalte mit Mörtel aufgefüllt und geglättet werden aber ganz saubere Arbeit ist es dennoch nicht. Aber ich denke schon, dass alle Beteiligten sich die allergrößte Mühe gegeben haben. Sowas kann wohl mal passieren... Wann werden heutzutage schon noch solche Monumentalbildwerke angefertigt und zusammengesetzt? Über 7 Meter hoch und 88 Tonnen schwer ist das Ganze!

  • Vielleicht hilft der Vergleich mit dem Ton- und Gipsmodell weiter?

    Hm, in der Tat sehen da die Fugen schmäler aus!

    Das Original:


    Die fertigen Sandsteinblöcke wurden vor dem Einbau probeversetzt. Die besagte Fuge ist hier aber nicht zu sehen:




    Am Bau ist eben alles anders. Wir werden sehen wie jetzt weiter damit verfahren wird. Die Bildhauer von der Schloßbauhütte sind ja erfahrene Meister ihres Handwerkes!


    Quelle: alles Pressebilder der Stiftung Humboldtforum
    http://www.sbs-humboldtforum.de/de/Stiftung/

  • Danke für den sehr informativen Beitrag! :D Ja, schauen wir mal, was sich da noch tut. Ich glaube aber auch, dass man sich sicher die aller größte Mühe geben wird und auch schon im Vorfeld gegeben hat.

  • Die ganzen Spalten werden später nicht mehr zu sehen sein. Wie die Spalten jedoch verschlossen werden würde mich mal interessieren. Außerdem wird noch einiges vergoldet. Das Monogramm mit dem Kopf darüber und einige Verzierungen darunter waren früher vergoldet, wie man gut sehen kann:

  • Mit Verwunderung stelle ich fest, dass die Volutenlisenen im ersten Obergeschosses des Großen Treppenhausrisalits in Ziegeln und nicht in Sandstein gemauert werden - im Unterschied zu den analog gestalteten Volutenlisenen der Laubengänge. Will man die Kanneluren etwa in Putz nacharbeiten? In der Regel werden ja nur glatte, unprofilierte Fassadenelemente in verputztem Ziegelmauerwerk ausgeführt (wie die Ecksäulen an den Seitenrisaliten des Hofes oder die Lisenen an Portal II).

  • Darüber habe ich neulich auch schon nachgesonnen, als noch weniger Gerüst stand und die Volutensockel für die Lisenen zu sehen waren. Ich denke mal, daß die Ziegellisenen noch eine Sandsteinverblendung erhalten. Im übrigen könnten wir das klären, indem wir im Bausteinekatalog des Vereins nachschauen!