Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Ich habe natürlich für die historische Fassade gestimmt (auch wenn ich es für sehr unwahrscheinlich halte, daß sie kommen wird.

    Ansonsten gäbe es nur zwei Möglichkeiten: PdR-Rückseite (sähe seltsam aus, hätte aber eine gewisse Logik) oder modern (nach dem Motto "innen ist ja auch vieles modern").
    Aber irgendeine traditionelle, erfundene Fassade? Nee, dann ist es wieder da, das Disneyland, dann würde man das Schloß nicht mehr ernst nehmen, abgesehen von ein paar unkundigen Touristen, die denken "das g'hört so"....

  • ich wäre auch für die historische renaissancefassade, doch leider gottes wird dies wahrscheinlich nicht möglich sein, sei es aus gründen der ideologie oder der kosten. schade.

    jörns idee klingt nicht schlecht, nur leider würde man, wie schloßgespenst schon sagte, dadurch das disneylandkitsch-'argument' noch weiter ausbauen.

  • Da es ums Schloss in letzter Zeit ruhiger wurde und ich einige Fragen dazu hatte, fragte ich gestern im Schlossforum(http://www.berliner-schloss.info/forum/) den Webmaster:

    "1) Gibt es Neues zur Baugenehmigung für die Infobox, wann geht es los und wann ist die Eröffnung?

    2) Könnte man nicht im Rahmen der Infobox - Eröffnung einen symbolischen Grundstein für das Schloss legen?

    3) Warum gibt es die Honecker - Schloss - Story aus dem Extrablatt (28. Auflage) nicht auf der Homepage?
    Ebenso vermisse ich Aktuelles auf der HP aus der Rubrik "Das Engagement der Bevölkerung..." (Extrablatt); Bsp.: Jugendobjekt: Schlosskarawane.

    Außer mir kommen bestimmt noch viele andere nicht so häufig nach Berlin, um sich regelmäßig das Extrablatt zu holen. Deswegen fände ich mehr aktuelle Infos auf der HP echt nützlich!

    4) Wann gibt es die angekündigte Verbesserung der Schlossbausteinkauf - Funktion (niedrigere Beträge, Möglichkeit, sich die Steine auszusuchen); auch eine Urkunde halte ich für sinnvoll."


    Herr von Boddien antwortete mir darauf:


    "danke für die Fragen, hier die Antworten in aller Kürze:

    Die Baugenehmigung "hängt", sie ist noch nicht erteilt, kann dauern!

    Symbolischer Grundstein: Davon lässt sich die Politik nicht beeindrucken - und was passiert, wenn dann lange Zeit nichts passiert? Wir stehen dann ein wenig wie die Deppen da! Besser ist, alles zu tun, die echte Grundsteinlegung zu beschleunigen!

    Honecker Bericht im Extrablatt: Das ist ein Schmankerl - ohne relevante Bedeutung für die Arbeit. Wir müssen aufpassen, die sowieso viel umfangreicheren Seiten der homepage nicht zu unübersichtlich werden zu lassen. So wird es immer Sachen im Extrablatt für eine Ausgabe geben, die schon in der nächsten fehlen.

    Aber im Internet wird es demnächst eine neue Rubrik über diejenigen geben, die uns mit Arbeit, Leistung und Geld unterstützen.

    Die Homepage ist seit vier Wochen nicht aktualisiert worden, da ich in Urlaub war. Nach Rückkehr war mein Schreibtisch zum Bersten voll und viele Termine waren auch schon verabredet. So arbeite ich zunächst die Prioritäten ab, soviel wirklich Neues hat es in den letzten Wochen ja nicht gegeben.

    Die neue Schlossbaustein-Funktion ist außerordentlich kompliziert, so dass hierzu praktische alles neu gemacht werden muss. Wir befinden uns in der Vorbereitung für die Tests, freischalten können wir die Änderungen erst, wenn alles zur Zufriedenheit und absolut sicher funktioniert, sonst gäbe es doch ein Chaos!

    Beste Grüße,
    Ihr Wilhelm v.Boddien
    "


    Wie man sieht, geht es also sehr wohl voran, allerdings wird in Sachen Baugenehmigung wohl von Seiten der Stadt extrem getrödelt! Aber beim Schloss braucht man halt Geduld, die Ausgangslage ist ja auch ungleich schwieriger als z.B. in Dresden bei der Frauenkirche!

  • Historische Fassade, natürlich!

    Kann man sich denn nicht nach einem Mäzen à la Beisheim machen, der das von seinem Erbe finanzieren würde? Was gäbe es von Bund, Land o.ä. dagegen einzuwänden? Ist doch - wie auch bei den Barockfassaden - privat finanziert...Und Ideologisch sind die auch nicht viel "bedenklicher", als der Rest...

    Außerdem ist das der Ursprung des Schlosses, wie wir es kennen, ohne das es keinen Schlüterhof, kein Unter den Linden, keine Museumsinsel etc. gegeben hätte - jedenfalls nicht in dieser Form.

  • mhhhh ich finde nicht dass das Schloss durch eine barocke Spreefassade dem Disney Image nachkommen würde.
    Es würde eher nach einem geschlossenem Ensemble aussehen!

    Allerdings ist die Lsg PdR wohl die best mögliche und fianzierbare,man muss ja schließlich auch mal einen Kompromiss eingehen, es gibt ja schließlich auch viele Befürwotrer für den PdR, ob man dies jetzt gut oder schlecht findet, sei dahin gestellt! Aber auf irgendeiner Art und Weiße sollte man diesen Leuten auch entgegen kommen!

  • Die PdR-Fassade an der Ostseite in das Schloß zu integrieren
    finde ich total falsch. Wie soll so etwas denn ausschauen ?
    Dann sind wir wieder bei den Nachkriegsbauten angelangt, wo
    man Brüche unbedingt in der Fassade zeigen wollte.

    Dort muss ein vollständiges Schloß mit historischer Fassade
    entstehen. Nur so kann wieder eine urbane Mitte entstehen !
    Alles andere führt zu einer weiteren Zerstörung der Stadt. :?

  • Oliver du vergisst, dass der PdR dort nunmal steht.
    Auch wenn die Geschichte es nicht unbedingt gut mit uns Schlossfreunden gemeint hat, aber der PdR steht nunmal und ist mittlerweile ebenso Geschichte wie das Schloss selbst und das sollte man eben respektieren!
    Man kan so ein Relikt ja nicht einfach ignorieren als ob es es nie geben haette, das wollen wir von dem Schloss ja schließlich auch nicht!

  • Jörn schrieb:

    Zitat

    Allerdings ist die Lsg PdR wohl die best mögliche und fianzierbare

    Die Hülle des PdR steht dem Schlüterhof im Wege. Somit ist kein PdR-Erhalt möglich, ohne der Entscheidung der Expertenkommission Historische Mitte Berlin entgegenzulaufen.
    Insofern PdR-Befürworter diesen nicht als Projektionsfläche ihrer Geschichtsidealisierung benutzen, bekommen diese mit dem Projekt Humboldt-Forum genau das was sie sich wünschen: ein Haus des Volkes.
    Tatsache ist nun mal, daß sich im PdR während seines 12 jährigen Betriebs verschwindend wenig von politischer und/oder geschichtlicher Relevanz tat. Die Montagsdemonstrationen haben ihren Ursprung nicht im PdR, oder fanden dort etwa auch nur einmal statt.
    Die PdR-Anhängerschaft versucht nicht einmal architektonische Gründe für den Erhalt der Hülle anzubringen. Der Graffunderbau ist Makulatur; als Errungenschaften der DDR wird -gleich nebenan- der Fernsehturm als Symbol uneingeschränkt weiterbestehen. Die SPD wirbt gar auf ihren Wahlplakaten mit dem Fernsehturm und dies als Fortschrittssymbol.

    Man freue sich stattdessen auf das Volksschloß, das Haus des Volkes und der Kultur...und gar mit unverspiegeltem, transparentem Glas in den Fenstern.

  • Hab irgendwo gehört, dass ein Chinese den Bau für die Abrisskosten auch in China wiederaufbauen könnte... soll er doch, wäre doch die perfekte Lösung.

    Dieser Klötzchenbauer Rem Kolhaas macht ja auch immer mehr Anti-Schloss-Rennerei... zum kotzen.

    Back to topic:

    Ich bin natürlich für die originale Spreefassade samt Hofapotheke. Dieses ist ja eigentlich der wichtigste Teil des Schlosses. Und man kann nicht mehr so leicht dieses dämlichen Disneyland-Vorwurf bringen...

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • das wäre in der Tat eine tolle Lsg!!!!
    In meinem Thread oben meinte ich allerdings nicht den ganzen PdR, Gott bewahre, nein ich rede nur von der Fassade, mehr nicht!

  • Jörn schrieb:

    Zitat

    In meinem Thread oben meinte ich allerdings nicht den ganzen PdR, Gott bewahre, nein ich rede nur von der Fassade, mehr nicht!

    Selbstverständlich...aber auch die bloße Fassade steht dann inmitten des Schlüterhofs.

    Booni schrieb:

    Zitat

    Ich bin natürlich für die originale Spreefassade samt Hofapotheke.


    Die Wiedererrichtung der gesamten Schloßapotheke ist auch gleichbedeutend mit der Stillegung des Durchgangsverkehres zwischen Humboldt-Forum & Berliner Dom. Diese mußte nämlich einst teilweise einer Strassenverbreiterung weichen.
    Erinnert sei da an das Konzept der Boddieninitiative, die vorsieht, den Lustgarten wieder an das Schloß heranzuziehen und die mobilen Blechmassen um das Humboldt-Forum herumzuleiten. Der Schloßverein stützt sich da auf eine Dissertation, die dieses Thema behandelt.

    --->Verkehrskonzept des Fördervereins

  • Die Schlossapotheke wurde bereits unter Willi I.(?) verkürzt und die Straßenverbindung zw. Lustgarten und Kaiser-Wilhelm-Str./Liebknechtstr. war/wäre damit geärhleistet...


    örn meint bestimmt nicht den ganzen PdR, sonder nur die Spreefassade!

  • Ben schrieb:

    Zitat

    Jörn meint bestimmt nicht den ganzen PdR, sonder nur die Spreefassade!

    Die Frage ist dann aber ob die Reduzierung des PdR auf eine Schauseite im Sinne der Palastfans ist. Immerhin wird immer von der Verweilqualität im Inneren geredet..quasi als Kongregationszentrum der arbeitenden, amüsierbedürftigen Massen ( Familienerinnerungen etc. ).
    Mit einer einzelnen Fassade stirbt die Idee des Volkshauses, als das der PdR stilisiert wird.
    Für lediglich eine Fassade könnten sich meiner Meinung nach nur diejenigen Leute erwährmen, die einen architektonischen Wert im PdR sehen und diesen in Kommunikation mit dem Marx-Engels-Forum wissen möchten( ..das auf der anderen Uferseite liegt ).

  • Jörn schrieb:

    Zitat

    Ben hat recht, unter Willi wurde dort schon ein teil abgetragen!

    Mir ist diese Tatsache bekannt, deshalb sprach ich vom Wiederaufbau der gesamten Schloßapotheke, da einerseits über das für und wieder der Renaissancereko gesprochen wurde und andererseits die Reko der Barockseiten beispielsweise verschiedene Änderungen am Eosanderportal aus wilhelminischer Zeit planerisch wieder zurücknimmt.
    Man orientiert sich da nicht am Zustand unmittelbar vor Zerstörung/Sprengung.
    Erscheint es denn nicht verlockend Schloß & Lustgarten wieder unmittelbar zu verbinden, wie es auf den Seiten des Fördervereins angeregt wird?

    Auf den 2. Blick muß ich trotzdem zugeben, daß der ursprüngliche Apotherkerflügel sich unter Umständen mit dem jüngeren Berliner Dom überschneidet und daß außserdem die jetztige Karl-Liebknecht-Brücke, mangels Zugänglichkeit, zur Hinterhofbrücke werden würde.

    Des Fördervereins Verkehrskonzept ist allerdings nicht an diese Rekonstruktion gebunden :zwinkern:

  • Hier mal interessanterweise der Zustand vor der Veränderung:



    Quelle:Bildindex.de

    Die Historismusbrücke passt recht gut in das gründerzeitliche Berlin und damit zu den hinter dem Betrachter stehenden beiden Häusern mit den kommunizierenden Kuppeln sowie dem Kaiserdom. :) ( allerdings ein wenig im Kontrast zu dem Renaissanceflügel..aber man kann eben nicht alles haben :P )

  • http://morgenpost.berlin1.de/inhalt/berlin/story712184.html

    Nachtigall ick hör dir trapsen.
    :boese:

    wenn man in letzter zeit die ganzen artikel über zwischennutzung des ballastes und abrissverzögerung liest, kann man echt angst bekommen. hinterher heißt es, man könne den menschen doch nicht einen so einzigartigen kulturstandort nehmen! da wird dann auch der bundestagsbeschluß nichts mehr helfen. es wird eben ein neuer beschluß getroffen und der alte zum wiederaufbau des schlosses gleich mit ausgehebelt.
    vielleicht etwas pessimistisch, aber die schloßfreunde sollten aufpassen!

  • bitter.
    vermutlich kein abriss vpr 2006. damit verschiebt sich die sache natürlich enorm.
    und boddien kriegt probleme, spenden einzuwerben ,weil sich die leute nicht mehr sicher sind, ob das schloss überhaupt kommt... :(

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Zitat

    spendet ihr denn etwas? und wenn ja wieviel?

    Also ich bin Mitglied und spende so als Student nur 35 € im Jahr, dazu kommen unregelmäßige Spenden und ich spare momentan auf einen Schlossbaustein!

    Da ich also finanziell knapp bemesen bin, ist der ideologische Sektor wichtiger! Ich rede darüber mit Freunden etc.
    Und neulich habe ich an der Uni 60 Exemplare des Extrablattes verteilt(unter Geschichtsstudenten). So eine Art von Initiative ist kostenlos, bringt aber mitunter viel mehr...