Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Das mit den Sichtachsen stimmt natürlich. Man sollte auch heute auf diese Tradition zurückgreifen, oft wird planlos etwas hingesetzt und auf solche Dinge wie Sichtachsen oder anderes nicht geachtet. Wenn man aber historische Straßenräume wieder herstellt, darf man nicht auf Leute hören, die dann Verdunklungen für ihre Grundstücke befürchten( in Dresden schon passiert). Da wurde doch früher auch nicht drauf geachtet.
    Berlin war natürlich auch durch das Schloß der Hohenzollern so richtig Hauptstadt geworden. Und der PdR war in der Hauptstadt der DDR (leider an der falschen Stelle, da, wo eigentlich das Schloß stand) Und nun ist das neue Schloß wieder (fast) da in der Hauptstadt (an der Stelle des PdR der an der Stelle des Schlosses...) Man muß auch immer die Geschichte beachten. Es gab Irrungen und falsche Tatsachen wurden geschaffen. Auch der jetzige Wiederaufbau ist nicht 100% ig - viele Details werden nicht wieder hergestellt (Apothekenflügel z. B.) Auch die Höfe werden nur illusorisch sein, so schön und präziese waren sie nie! Aber - WIE MACHT MAN ES RICHTIG?

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Man muss und kann es nie 100%ig "richtig" und allen recht machen. Wichtig ist, dass man es mit Liebe macht.
    Das war bei der Dresdner Frauenkirche der Fall und das ist es auch überwiegend beim Stadtschloss. Spender, Unterstützer, Handwerker, Steinmetze... Alle sind eifrig und voller Enthusiasmus bei der Sache um etwas Bleibendes zu schaffen, das ist doch entscheidend. Bei welchem Modernistenbau gibts das schon?

  • Genau! Danke! Auch für das Beispiel Dresdner Frauenkirche. Hätte früher nie gedacht, mal die riesige Kuppel bestaunen oder sogar von oben auf Dresden schauen zu können. So wird es hoffentlich auch mit dem Schloß in Berlin. Man sollte- nein man muß alles mit Liebe (auch fürs Detail) machen.

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Zitat von »Walhall«
    Warum immer noch Leute dieser lieblosen Kiste nachheulen, ist für mich nicht so ganz nachvollziehbar

    Möglicherweise hängt das mit psychologischen Hintergründen zusammen [...]


    Ach, ich verbinde z.B. verklärte Kindheitserinnerungen mit dem Europa-Center. War toll damals. Die Wasseruhr, die Kristallampen, der Zinnsoldatenladen …
    Dann war ich an die zwei Dekaden lang nicht mehr dort. Neulich verschlug es mich wieder an den Ort meiner kindlichen Zukunftsphantasien und ich mußte sehen, daß der Lotusbrunnen verschwunden war. Einfach weg. Ich war genau zwei Minuten lang etwas traurig. Verschwönde das gesamte Europa-Center, wäre die Trauerphase kaum merklich länger. Will sagen: Man kommt ohne psychologische Schäden über sowas weg.

  • Erbse und Kaffesachse, genau, wie ihr sagt, "mit Liebe muß man es machen" - ohne Hintergedanken und sonstige Absichten, einfach aus Hingabe! Da sprecht ihr mir aus der Seele!
    PS: ... und das ist nun mein 1000ster Beitrag geworden und dieser spricht von der Liebe im Tun... :smile::engel:

  • Aber macht bitte nicht alles schlecht, was der Osten geschaffen hat!

    Das möchte ich dick unterstreichen. Auch wenn ich dem P.d.R. nichts abgewinnen konnte - die DDR-Führung hat sich, wenn auch mit bescheidenen Mitteln durch Jahrzehnte bemüht, der Berliner Mitte ein historisch geprägtes, repräsentatives Gesicht zu geben. Der Wiederaufbau der Oper durch Paulick (im Westen wäre stattdessen eine "moderne" Trostlosigkeit an diese Stelle gesetzt worden), der herrliche Wiederaufbau des Schauspielhauses mit einem Konzertsaal, mit dem sich das heutige gesellschaftliche und politische Berlin schmückt, die Rekonstruktion des Kronprinzenpalais, die geplante Rekonstruktion des Neuen Museums, das Bemühen, Gendarmenmarkt und Friedrichstraße in einer historisierenden Architektursprache ("Gißke-Barock") neu aufzubauen - wäre dieser Staat nicht gescheitert, wären wohl mindestens ebenso viele Heilungsmaßnahmen am Stadtbild zu erwarten gewesen, wie sie das vereinte Berlin schließlich durchgesetzt hat.

  • Ich denke mal wäre die Stadtschloßruine in den 80iger Jahren noch gestanden, wäre sie sicherlich restauriert worden (mit dem Dresdner Schloß wurde ja auch mit der Restauration in den 80iger Jahren begonnen, von dem standen nur noch die Außenmauern). Ein kompletter Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses jedoch, hätten die wirtschaftlichen Möglichkeiten der DDR weit gesprengt. Der PdR war zwar für DDR-Verhältnisse ein sauteures Luxusbauwerk, aber global gesehen eine 08/15 Glas-Stahl-Beton Billigkiste. Sicher, den PdR nur rein aus politischen Gründen wegzureißen, wäre unsinnig gewesen, jedoch gab es bereits vor dem Abrißbeschluß Bestrebungen, das Stadtschloß wiederzuerrichten, denen auch mittels Schloßatrappe Nachdruck verliehen wurde. Der Abriß war also keine politische Aktion, sondern die Schaffung von Baufreiheit für den Schloßwiederaufbau.

  • Hier kommen noch ein paar Bilder vom Richtfest am vergangen WE und speziell zur Gigantentreppe (hatten wir, glaube ich, so noch nicht).

    Zunächst die Visualisierung für das Humboldt-Forum (s.a. Strang zu den Innenräumen des Schlosses)

    Quelle: http://www.sbs-humboldtforum.de/de/Service/Presse/Pressebilder/

    Und hier im Rohbau:

    Man kann nur hoffen, dass der Originalzustand wieder rekonstruiert wird.

    Gruß aus Potsdam

  • Man kann nur hoffen, dass der Originalzustand wieder rekonstruiert wird.

    Das hoffe ich auch.

    Außerdem hoffe ich aber, daß sich Architekten, die dennoch lieber "modern" bauen wollen (was immer das genau heißt), ein Vorbild am Rohzustand des Gigantentreppenhauses nehmen. Die Proportionen und das angedeutete Serliana-Motiv in der Säulen-(bzw. Rundpfeiler-)stellung sind nämlich auch so schon ziemlich gut. Ins Schloß gehören möglichst rekonstruierte Innenräume - ohne Wenn und Aber. In einem zeitgenössischen Bau jedoch wäre ein derart gestalteter Raum ein kleines Highlight.

  • Die Website des Fördervereins Berliner Schloss wurde einer gründlichen Überarbeitung unterzogen und m.E. deutlich verbessert. Es gibt eine ganze Reihe neuer Beiträge zu lesen, und die Fotos lassen sich jetzt auch prima auf meinem Tablet weiterschieben.
    Ich hätte nicht gedacht, dass ich in meinem Leben noch einmal so etwas wie Stolz und Bewunderung über/für hiesiges Architektur-Steinmetz-Kunsthandwerk empfinden würde, von dem ich ehrlich gesagt kaum wusste, dass es überhaupt noch existiert. Man kann nur hoffen, dass die hervorragenden Leistungen dieser Künstler, wenn sie denn für Jedermann zu betrachten sein werden, bei den vielen bisher wenig interessierten Menschen zu einem grundsätzlichen Umdenken führen und weiteren Rekonstruktionen Vorschub leisten.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Ich bitte um Entschuldigung für die Frage, falls es irgendwo schon erwähnt wurde...War denn (Seine kaiserliche Hoheit) Georg Friedrich von Preußen zum Richtfest eingeladen worden?

  • "Die Website des Fördervereins [lexicon='Berliner Schloss'][/lexicon] wurde einer gründlichen Überarbeitung unterzogen und m.E. deutlich verbessert. Es gibt eine ganze Reihe neuer Beiträge zu lesen, und die Fotos lassen sich jetzt auch prima auf meinem Tablet weiterschieben."

    Na ja, die Startseite wirkt ziemlich überfrachtet und unübersichtlich in der Menuführung. Wenn man auf "Aktuelles" klickt, liest man:
    "So weit sind wir jetzt: [lexicon='Das Berliner Schloss'][/lexicon]-Humboldtforum ist im Bau (...) Berlin, im Juni 2013
    (...)
    Das eigentlich wichtige, ganz Neue – und nur das- (...) – melden wir unter Neuigkeiten”.

    So, und wo ist der Menupunkt "Neuigkeiten" dann? In keinem der drei (!) Menus zu finden. Wahrscheinlich meint man "Aktuelle Beiträge"

    Die Seite wurde mit "Wordpress" gestrickt und ist damit eher ein Blog als eine klassiche Website.

    Dem bald wieder aufgebauten Berlin stehen goldene Zeiten bevor .....


  • Was sollte der denn da verloren haben?

    Er ist das Oberhaupt des Hauses Preußen. Ohne sie hätte es das ursprüngliche Stadtschloss nicht gegeben. Wäre ganz schön gewesen wenn er einglasen gewesen wäre. Es gibt bestimmt genug Politiker die dort eingeladen waren, und dort auch nichts zu suchen gehabt haben.

  • Er ist das Oberhaupt des Hauses Preußen. Ohne sie hätte es das ursprüngliche Stadtschloss nicht gegeben. Wäre ganz schön gewesen wenn er einglasen gewesen wäre. Es gibt bestimmt genug Politiker die dort eingeladen waren, und dort auch nichts zu suchen gehabt haben.

    Nunja, wenn das Potsdamer oder auch das Berliner Stadtschloss wieder als Stadtschloss und damit als Huldigung an Preußen aufgebaut worden wären, hätte ich dafür evtl. noch Verständnis gehabt.
    Aber beide Gebäude sind keine Schlösser mehr, sondern sehen nur äußerlich wie welche aus.

    Und vor dem Hintergrund dieser aktuellen Funktion hat Georg Friedrich nunmal einfach keine Position mehr inne, die damit irgendwie in Zusammenhang steht.