Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Wilhelm II. ging es um den Wohnkomfort, Friedrich Wilhelm I. um den Blick auf den Paradeplatz/Lustgarten.

    Hallo Seinsheim,

    in einer Abbildung aus den frühen 1700ern sind die beiden erweiterten Fester zum Schlossplatz nach Süden schon zu sehen. Ich kümmere mich sobald wie möglich um Quellen und melde mich dann wieder.
    Fr. Wilh. I hat beide Fenstererweiterungen (also auch die auf der Nordseite zum Lustgarten hin) veranlasst ohne Rücksicht auf das architektonische Erscheinungsbild hinterher. Ihm ging es um Licht und Luft und er hatte schon kurz nach Amtsantritt erwogen, den alten Dom abzureißen.

    Wilhelm Zwo hätte man nicht so hemmungslos gewähren lassen.

  • Mir ging es speziell um die verbreiterten Fenster auf der Westseite. Hier gab es eigentlich nichts diesbezügliches für den Hausherren zu sehen.
    Womöglich aus Gründen der Symmetrie ?

  • Hallo Seinsheim,
    in einer Abbildung aus den frühen 1700ern sind die beiden erweiterten Fester zum Schlossplatz nach Süden schon zu sehen. Ich kümmere mich sobald wie möglich um Quellen und melde mich dann wieder.
    Fr. Wilh. I hat beide Fenstererweiterungen (also auch die auf der Nordseite zum Lustgarten hin) veranlasst ohne Rücksicht auf das architektonische Erscheinungsbild hinterher. Ihm ging es um Licht und Luft und er hatte schon kurz nach Amtsantritt erwogen, den alten Dom abzureißen.

    Wilhelm Zwo hätte man nicht so hemmungslos gewähren lassen.

    Danke, wieder was dazugelernt!

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Da mir dieses Projekt ganz besonders am Herzen liegt, möchte ich hier mal die Werbetrommel rühren.

    Es fehlen zum Endspurt noch 12 Millionen Euro an Spenden. Sicher haben viele Forumsmitglieder bereits etwas gespendet. Aber es geht noch mehr. Ab EUR 50, für einen Teilbaustein, wird man dauerhaft im künftigen Humboldt-Forum als Spender genannt. Es können also auch alle Freunde, Bekannte, Kinder und Enkelkinder erfahren, daß man sich am Wiederaufbau finanziell beteiligt hat. Man wird dann in einer "Spenderwolke" aufgeführt. Es wird auch die Möglichkeit geben, gezielt, über einen Computer, nach seinem Namen zu suchen. Man wird dann für 20 Sekunden mit seinem gespendeten Baustein genannt (wer möchte, auch mit einer individuellen Widmung). Auf der Seite des Fördervereins kann man schon erfahren, wie das später aussehen soll:

    https://berliner-schloss.de/spenden-system/

    Wer nicht 50 Euro auf einmal spenden möchte, kann dies auch in kleinen Schritten machen. Ich selber habe einen Dauerauftrag eingerichtet. So kann man sich langsam einen oder mehrere Spendensteine zusammensparen.

    Also Leute, SPENDEN BITTE! :daumenoben:

  • Wow, toller Fund! Selbst die Krönchen sind illuminiert. Da merkt man, daß die Elektrizität noch nicht lange zur Verfügung stand und man hier zeigen wollte, welch faszinierende Möglichkeit das elektrische Licht noch bietet.

  • Ich sehe dieses schöne Bild zum ersten Mal. Wenn es aus dem Jahr 1897 stammt, dann scheint es mit den Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag von Kaiser Wilhelm I., dem sein Enkel Wilhelm II. vergeblich versuchte, den Beinamen "der Große" angedeihen zu lassen, zu tun zu haben. Man erkennt auch eine Tribüne vor der Westfassade, die auf das Nationaldenkmal ausgerichtet ist.

    Wirklich ein wunderschöner Anblick!

  • Was mir bei dem Foto mit der festlichen Illumination anläßlich der Centenarfeier besonders auffällt, ist, daß sowohl über Portal V, als auch über Portal IV eine Standarte weht - beide ebenfalls angestrahlt. Da ich nicht annehme, daß man hier neben der Kaiserstandarte Wilhelms II. auch die Kaiserinnenstandarte von Auguste Viktoria gehißt hat, so vermute ich, daß es sich bei den beiden um die goldgrundige Kaiserstandarte und die purpurne Standarte des preußischen Königs handeln dürfte. Wenn dem so sein sollte, wäre die Frage, ob Portal IV und V jeweils für einen der beiden Ränge 'zuständig' waren, also z.B. Portal 'IV' das Königsportal und Portal 'V' das Kaiserportal ? Weiß hier jemand genaueres ?
    Selbstredend wurden die Standarten nur gehißt, wenn sich S.M. im Schloß aufhielt. Aber wann wurde nur die preußische Königsstandarte gehißt, wann die Kaiserstandarte und wann beide gleichzeitig ?
    (Eigentlich sind das Fragen für den Themenstrang über das 'Lebendige Stadtschloß' - aber da das Bild hier eingestellt ist, denke ich, dürfen diese Fragen wohl auch hier aufgeworfen werden.)

  • Werden eigentlich über den Portalen an der Lustgartenseite wieder Fahnenmasten angebracht werden, sodaß man zukünftig am 3. Oktober die Bundesfahne über dem Schloß wird wehen sehen können ?
    Solange das Schloß museal genutzt wird, wäre eine derartige 'Beflaggung' ja eine sehr sinnvolle Sache (und bitte liebe Vexillologen, bitte steinigt mich jetzt nicht für das umgangssprachliche Durcheinanderwerfen von Fahnen und Flaggen ;) )

  • Wenn das Bild vom illuminierten Schloss tatsächlich von 1897 ist, dann war es damit der Zeit sehr weit voraus. Bis zum Jahr 1910 waren erst 3,5% der Berliner Haushalte mit Elektrizität ausgestattet. Die spektakuläre Kampagne 'Berlin im Licht', heute als 'Festival of Lights' wieder aufgegriffen, wurde dagegen erstmalig im Jahr 1928 veranstaltet.

    In diesen Kontext passt die folgende undatierte Aufnahme des beleuchteten Kurfürsten- und Apothekenflügels. Sehr gut zu sehen ist hier das Eingangsportal zum Eishof.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Wenn das Bild vom illuminierten Schloss tatsächlich von 1897 ist, dann war es damit der Zeit sehr weit voraus.

    1884 gab es das erste öffentliche Elektrizitätswerk in Berlin, in sofern auch nicht verwunderlich daß hier bereits Leuchtmittel eingesetzt wurden. Wenn ich recht informiert bin, verfügte wohl das Schloß auch über das erste Wasserklosett in Berlin - in sofern verwundert es mich nicht, daß das Stadtschloß auch in Sachen der Beleuchtung seiner Zeit in Berlin voraus war.

  • Mit Kohle befeuerte Dampfmaschinen sorgten im 19. Jh. dafür, dass die Fontänen von Springbrunnen sich in große Höhen erhebem konnten (siehe Dampfmaschinenhaus in Potsdam und die große Fontäne im Park von Sanssouci). Selbstverständlich musste der dabei entstehende Rauch in einem Kamin abgeleitet werden. Ob dies auch der Zweck dem Dampfmaschinenhauses am kgl. Schloss war, entzieht sich meiner Kenntnis, doch halte ich es für möglich. Das benötigte Wasser für eine Fontäne stand ja in Form von Spreewasser vor Ort zur Verfügung. In Frage kommt die Fontäne des Brunnens des Lustgartens und evtl. die Fontäne des Neptunbrunnens am Schlossplatz.

  • Zu dieser Zeit war die Elektriziätsversorgung doch häufig noch dezentral. Kann mir auch vorstellen (ohne dass ich es im Falle des Schlosses näher weiß), dass ein Generator durch die Dampfmaschine betrieben wurde und so das Schloss sein eigenes kleines E-Werk hatte; sowas kam jedenfalls damals bei Hotels, Bürogebäuden und auch großen Villen häufiger vor.

  • Kann mir auch vorstellen (ohne dass ich es im Falle des Schlosses näher weiß), dass ein Generator durch die Dampfmaschine betrieben wurde und so das Schloss sein eigenes kleines E-Werk hatte; sowas kam jedenfalls damals bei Hotels, Bürogebäuden und auch großen Villen häufiger vor.

    Denkbar wäre dies durchaus, man müßte da zu wissen wie es im inneren des Schlosses diesezüglich genau ausgeschaut hat - insbesondere in den Kellern. Vielleicht weiß ja jemand etwas, ob sich vielleicht noch irgend etwas in der Art in den alten Fundamenten angefunden haben könnte, was darauf hinweist?

  • Nach meiner Erinnerung habe ich mal gelesen, dass das Berliner Schloss bereits 1882 elektrisches Licht bekommen habe. Allerdings bin ich mir hinsichtlich der Jahreszahl nicht sicher. Auch das Stuttgarter neue Schloss bekam um diese Zeit unter König Karl I. von Württemberg elektrische Beleuchtung, ebenso seine Sommerresidenz Schloss Friedrichshafen am Bodensee. Die Elektrifizierung geschah vor allem wegen der größeren Sicherheit des elektrischen Lichts vor Bränden. Wie oft hatte eine umgeworfene brennende Petroliumlampe große Brände mit rieigen Schäden ausgelöst.

  • Wie oft hatte eine umgeworfene brennende Petroliumlampe große Brände mit rieigen Schäden ausgelöst.

    In Berlin gab es zu dieser Zeit Gaslicht - das hast Du nicht mal so schnell umgeworfen :D
    Es weicht jetzt etwas ab, aber sei es drum - Berlin war zu jener Zeit schon recht gut vergast und speiste bereits jegliche Beleuchtung...auf der Straße und auch im Hause. Leuchtgas enthielt unter anderem neben Kohlenmonoxyd wohl auch Zyangas - eine äußerst problematische Mischung wenn dieses nicht verbrennt. Wenn nun die Flamme ausfällt der Lampe, und man hat es über Nacht vergessen - so stellte man in der früh fest daß man tot ist :D

    Aber gut, das mal nebenher, ich denke mal das Schloß wurde ebenfalls mit Gaslicht betrieben, und der Giftigkeit dieses Gases war man sich wohl bewußt - daß hier die Möglichkeiten der unbrennbaren und ungiftigen Beleuchtung als erstes gesucht wurden, könnt man nachvollziehen.

    Ist aber nur eine Vermutung meinerseits.

  • Übrigens war das Schloss bezüglich seiner Ausstattung mit den Errungenschaften der Moderne nicht in allen Punkten Trendsetter: Wenn Wilhelm I. mal warm baden wollte, verließ er das Alte Palais nicht in Richtung Schloss, sondern er begab sich in das Hotel "Kaiserhof", damals das erste Haus am Platze...