Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Oha, sollte Berlin...
    doch nicht etwa wieder Residenzstadt sein ?!

    :koenig:

    Sogar etwas Ähnlichkeit mit Friedrich Wilhelm III.

    Kleiner Scherz vor der morgigen Besinnlichkeit !

    (Wobei meine Wenigkeit nichts dagegen einzuwenden hätte, ganz und gar nicht !
    Fraglich ist allerdings, ob unser Prätendent überhaupt bereit wäre, seine jetzige große Freiheit zugunsten des äußerst strengen 'Korsetts' aufzugeben, das die Übernahme einer derartigen Pflicht bedeuten würde... ! Aber das ist etwas, was hier nicht weiter diskutiert werden sollte, denn wir wollen ja nicht die Moderation verstimmen.)

  • @Pagentorn
    Ich glaube, Georg Friedrich würde nicht wollen. Kaiser ist ein anstrengender Beruf.

    Ich möchte übrigens den Fernsehturm behalten. Ich finde, dass er sehr schön mit dem Schloss harmoniert. Anfang Januar kam ich einmal von den Linden her und habe mich gewundert, dass der Fernsehturm nicht da war. Es war so neblig, dass der Fernsehturm und die moderne Bebauung am Alexanderplatz nicht zu sehen waren. Das habe ich auch früher schon ein paar Mal erlebt. Manchmal zaubert der liebe Gott den Fernsehturm einfach aus dem Bild. Sah schon schön aus, das muss ich zugeben. Als ob Preußen wiederauferstanden wäre und nur noch der Kaiser fehlte. Aber mit Fernsehturm finde ich Berlin doch schöner und interessanter. Es stimmt nicht, dass er das Schloss kleiner macht. Es ist immer gleich groß(artig), ob man den Fernsehturm gerade sieht oder nicht.

    Ich finde auch die heutige Domkuppel besser als die ursprüngliche von Raschdorff. Wenn erst mal die Schlosskuppel ihr Kreuz zurückerhält, dann wird man sehen, wie gut beide Kuppeln miteinander harmonieren.

  • Sogar etwas Ähnlichkeit mit Friedrich Wilhelm III.

    Mit so oam Preißn darfst du mir als Süddeutschem (ehem. Bayrische Pfalz, heute Saarland) nicht als Kaiser kommen. Vivat Habsburg!
    Oder wie meine oberbayerische Sekretärin anläßlich einer Dienstreise nach Berlin mal sagte: "Woin's da wirklich hinfoan, do zu die Preißn?"

  • Der jetzige Zustand kommt Raschdorffs Entwurf von 1888 näher: Eckkuppeln statt Ecktürme, einfachere Kalotte, besserer Übergang zur Laterne dank nicht vorhandener Aussichtskanzel. Gefällt mir, ehrlich gesagt, besser.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Lieber Philon,

    das Versöhnungswerk, welches S.M. mit der Heirat der Tochter des um seine Rechte gebrachten 'Augustenburgers' begonnen und seine Tochter mit der 'Welfenhochzeit 1913 fortgesetzt hatte, wurde durch Georg Friedrich mit der ökumenischen 'Isenburger Hochzeit' in der Potsdamer Friedenskirche auf eine qualitativ neue Ebene gehoben. Denn durch diese 'katholische' Heirat hat sich unsere Prätendent zwar aus der britischen Thronfolgeliste herauskatapultiert, gleichzeitig aber die Möglichkeit eröffnet, in der nächsten Generation das Versöhnungwerk durch eine Habsburg-Hohenzollern-Hochzeit zu vollenden. Denn der überholte konfessionelle Bann ist mit der Verbindung der reformierten Hohenzollern mit den katholischen Isenburgern endlich gebrochen worden. Mit einer nur zu wünschbaren Ehe zwischen hochrangigen Angehörigen der beiden kaiserlichen Häuser würde im Übrigen an die Frühzeit beider Dynastien angeknüpft werden können, die ja zur Zeit Kaiser Rudolf II. bestens zusammengearbeitet haben !
    Also, lassen wir die Ereignisse von 1866 endlich hinter uns...

    (Oh, oh, oh, wenn da mal jetzt die Moderation nicht meckert - aber zumindest braucht ja jede Dynastie auch ein Schloß. Und ein solches findet sich ja immerhin im Titel dieses Themenstrangs ;) .)

    :gutenacht:

  • Durch den "Succession to the Crown Act" von 2013 wurde der konfessionelle Bann gegen Ehen mit Katholiken für die Thronfolge im Vereinigten Königreich abgeschafft. Georg Friedrich steht daher seit 2015 wieder auf der britischen Thronfolgeliste, allerdings nur auf Platz 170. Ich fürchte, für eine Krönung in Westminster wird das nicht reichen.

    Der Prinz von Preußen hat übrigens bei den Gebirgsjägern in Mittenwald gedient (Achtung: das ist Bayern!) und an der Bergakademie in Freiberg studiert (könnte also auch für Sachsen akzeptabel sein). Geboren wurde er in Bremen (Hansestadt und Pagentorns Heimat). Jetzt lebt er in Babelsberg.

    Aber um nun wieder zum eigentlichen Thema Schlosskuppel zurückzukommen: Adel ohne Religion ist nicht denkbar. In keiner Gegend der Welt und in keiner historischen Epoche gab es Adelsgesellschaften und monarchische Herrschaftsformen ohne die Rückbindung an eine gemeinsame Religion. Herrschaft wird durch eine höhere Macht legitimiert und zugleich eingeschränkt. Seinsheim wies oben schon darauf hin. Im heutigen Deutschland ist diese höhere Macht das Grundgesetz. Es enthält Grundnormen des gesellschaftlichen Ordnungssystems, die sogar über der Volkssouveränität stehen. Es gibt eine Reihe von Dingen, die das Volk in seiner Mehrheit nicht beschließen dürfte, weil sie etwa gegen die Menschenwürde verstoßen. Diese Vorstellung einer besonderen Würde des Individuums, jedes Einzelnen, lässt sich aus der Gottesebenbildlichkeit des Menschen ableiten. Damit sich Nichtchristen nicht ausgegrenzt fühlen, formuliert man sowas heute nicht mehr religiös, sondern in Form einer weltlichen Verfassung.

    Die Kuppelinschrift formuliert keinen "Allmachtsanspruch" oder "Absolutheitsanspruch", wie einige hier meinten, sondern ich würde eher sagen: einen umfassenden Anspruch. In der Diskussion wurde völlig zu Recht die Forderung nach Toleranz erhoben. Das schließt sich nicht aus. Man kann sich selbst in einem umfassenden geistigen System verorten und anderen Menschen, die sich in einem anderen System verorten, mit Toleranz und Achtung begegnen. Vielfach wird heute Toleranz mit Gleichgültigkeit oder Beliebigkeit gleichgesetzt. Dieser Zeitgeist tut sich dann schwer damit, tolerant gegenüber Äußerungen zu sein, die nicht beliebig oder belanglos sein wollen - so wie die Bibelzitate an der Kuppel. Die Ernsthaftigkeit und Würde der Inschrift wird von ihren Gegnern erkannt. Es ist doch interessant, dass Leute, die Religion für "Quatsch" halten, Angst vor solchen Bibelversen haben. Wenn das doch aber bedeutungslos ist, dann könnte es ihnen ja egal sein. Hier wird ihnen echte Toleranz abverlangt, die nämlich erst da beginnt, wo die Gleichgültigkeit aufhört.

    Die christliche Religion ist ein wesentlicher Traditionsbestandteil der europäischen Kultur. Auch die Adelshäuser, mit denen sich Leute wie Pagentorn beschäftigen, sind wesentlich für die europäische Geschichte und Kultur. Die Schlösser, Kirchen und Schlosskirchen sind die materiellen Zeugnisse, die uns daran erinnern, woher wir kommen. Das Berliner Schloss leistet uns jetzt schon hervorragende Dienste, wenn es uns zu solchen Diskussionen, wie wir sie hier führen, anregt.

  • Mit so oam Preißn darfst du mir als Süddeutschem (ehem. Bayrische Pfalz, heute Saarland) nicht als Kaiser kommen.

    Die Preußen sind doch unsere süddeutschen Landsmänner. ;) Auch wenn es manchen Berlinern wohl nicht gefallen wird, aber es ist nun einmal so: die Hohenzollern sind eigentlich Schwaben. :D:D

  • @Suebicus Also war die Reichsgründung (selbst wenn sie vorrangig von Bismarck betrieben wurde) eine clevere schwäbische Geschäftsidee..... :D

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Ich möchte übrigens den Fernsehturm behalten. Ich finde, dass er sehr schön mit dem Schloss harmoniert. .........
    Aber mit Fernsehturm finde ich Berlin doch schöner und interessanter.

    Er harmonisiert mit dem Schloss??? Nun ja, über Geschmack lässt sich bekanntermaßen (nicht) streiten.
    Und um schön und interessant zu sein, braucht Berlin gewiss nicht den Fernsehturm.

  • Georg Friedrich - Queen - Spendenziegel

    Mein Bremer 'Landsmann' Georg Friedrich (der, nebenbei bemerkt, zeitweise ein Schulkamerad - allerdings kein Klassenkamerad - von mir war und den ich bei einer Feier eines gemeinsamen Bremer Freundes noch zu Schulzeiten kennenlernen durfte - falls SKH hier mitlesen sollte: Stichwort 'Colmarer Straße' ) ist ja auch im Kuratorium Deutsche Stiftung Denkmalschutz sehr aktiv. Und meines Wissens hat er seine entfernte Tante, die Queen, während ihres letzten Deutschland-Besuches bei der Gartenparty in der Residenz des Britischen Botschafters (in Dahlem ?) getroffen. Weiß hier jemand, ob es ihm gelungen ist, die Queen zu einer Spende für das Stadtschloß zu bewegen, zumal sie ja auch eine 'Ziegelpatenschaft' für die Garnisonkirche übernommen hat ?

  • Auch wenn kleine Fassadenpartien und die Kuppel noch nicht ganz fertig sind, ist für mich das Schloss jetzt nach dem beinahe abgeschlossenen Abbruch der Humboldt-Box erstmals vollständig erlebbar! Danke Mantikor für deine Bilder.

  • Lieber Mantikor, danke für deine Bereitschaft, das neue Bebilderungsverfahren einfach mal auszuprobieren! Deine Opernbilder fand ich auch schon schön. Das Licht auf den Schlossbildern ist etwas eigenwillig, richtige Kunst!

    Ein weiterer Test zum Anhängen von Fotos mit heutigen Exemplaren.

    Besonders interessant fand ich dieses letzte Bild. Das gibt mir wieder die Gelegenheit, meine Begeisterung über die Stella-Fassade kund zu tun. Ich kenne diesen Blick vom Fernsehturm über den Neptunbrunnen hinweg schon aus DDR-Zeiten. Damals stand der Palast der Republik, dessen Fassade aus dieser Perspektive eine gute Wirkung entfaltete. Jetzt ist die Ensemblewirkung recht ähnlich. Auf diese Weise ist die moderne Ostfassade auch ein Bekenntnis zur Geschichte des Ortes. Denn Geschichte ist ja nicht nur, was vor dem Zweiten Weltkrieg war. Man sieht hier auch, dass aus bestimmten Blickwinkeln die Schlosskuppel auch nach Osten einen städtebaulichen Akzent setzt. Wenn dann noch die Laterne mit dem Kreuz drauf kommt, ergibt sich schon eine recht monumentale Ansicht. Interessant auch die mobile Polizeikamera auf dem Bild. Sowas brauchte es zu DDR-Zeiten an diesem Platz nicht.

  • Ein weiterer Test zum Anhängen von Fotos mit heutigen Exemplaren.
    [...]

    Oh Shice, was für ein Ameisenhaufen! :(
    Wenn demnächst die Busse im Minutentakt ankommen, sobald alles fertig ist, wird man wohl seine eigenen Füße in dem Gedränge nicht mehr sehen können.

    Der Ersatz für die Ostfassade sieht zwar nicht ausgesprochen schlecht aus, aber nach ein paar Jahren, wenn der Beton Algen ansetzt und saniert werden muss, wird man bereuen, ihn gebaut zu haben.
    So wie der Anbau heute aussieht, ordentlich und steril, könnte er überall stehen. Das ist nicht Berlin, das ist irgendwo in einer Provinzstadt - es könnte zu Düsseldorf passen.

  • Kleines Planspiel, um die Sichtachse vom Fernsehturm zum Schloss herauszuarbeiten: Neptunbrunnen wird versetzt, bekommt aber einen Ersatz, das ganze wird ein Rondell. Zusätzlicher Platz vor dem Roten Rathaus. Weiterer Platz als Pendant zur Schlossfassade. Marienkirche wird eingefangen.
    Natürlich kleinteilige Parzellierung, keine Blöcke (war mir jetzt aber zu umständlich, das herzustellen). Ähnliche Pläne gibt es, aber ohne Sichtachse auf das Schloss und die Kuppel. Diese soll zu einem regelrechten Boulevard aufgewertet werden.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

    3 Mal editiert, zuletzt von Seinsheim (19. April 2019 um 21:40)

  • Man muss nicht immer alles zubauen.
    Hier fehlen schon wieder die Wasserspiele am Alex mit ihren Freiflächen, wo man im Sommer so schön verweilen kann und den Kindern beim Planschen zuschaut. Dieses Element wird ja auch in Potsdam wiederhergestellt. Insofern stellt es einen ganz wichtigen Teil des Fernsehturms dar.

    Wasser wird in unserer Gegenwart zum überlebenswichtigen Bestandteil.
    2018 starben die ersten Bäume durch die lange Trockenheit (Dessau-Wörlitz) und die Borkenkäfer konnten sich vermehren,
    die Spree floss zeitweise rückwärts,
    2019 sterben durch die Borkenkäfer Fichtenwälder und damit ist z. B. der gesamte Thüringer Wald bedroht, dazu kommen Waldbrände in Brandenburg und Sachsen-Anhalt wie in Kalifornien,
    2020 werden wir über jeden Baum, der in der Innenstadt noch lebt dankbar sein.

    Deshalb weniger Beton und mehr Bäume in Berlin.

  • Bäume sind kein primärer Bestandteil der Stadtarchitektur - dafür gibt es Parkanlagen. Stadtarchitektur bedeutet, Stadträume zu schaffen, urbanen Charakter herzustellen. Das gelingt m. E. nicht durch irgendwelche weiten Flächen, auf denen ein paar Rinnsale plätschern. In dem obigen Plan gibt es vier Plätze, auf denen man Wasser in Form von Brunnen so einsetzen kann, dass sie in eine gestalterische Beziehung zum Raum eingehen.
    Außerdem sagt niemand, dass Flächen in Beton verbaut werden müssen. Aber eine Kleinteiligkeit, die wieder erlebbar macht, dass hier die eigentliche Altstadt von Berlin ist, und die die Bebauung des Nicolai-Viertels ans Schloss heranführt, halte ich für extrem wichtig. Ebenso tut es weder dem Roten Rathaus noch der Marienkirche gut, völlig kontextlos dazustehen. Die Marienkirche wirkt ja wie abgeladen und stehengelassen. Entsorgtes unliebsames historisches Erbe sozusagen.
    Antiurbane Brachen im Zentrum tun keiner Stadt gut. Hingegen liebt der Mensch begrenzte, überschaubare Räume, die nicht irgendwie diffundieren. Er bevorzugt Plätze und Straßenräume mit Blickbezügen. Ein Café in dem obigen Platzrondell würde viel mehr Menschen anziehen als auf der jetzigen Freifläche. Und die jetzige Parkanlage mit ihren Urinecken ist geradezu eine Schande für die Stadt.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Aber ich wäre gerne bereit, die Wasserspiele vollständig einzubeziehen und für die Raumdramaturgie zu nutzen. Darum hier eine verbesserte Variante. Raumfolgen, urbane Enfiladen gewissermaßen, leben ja davon, dass weite und schmale Räume einander abwechseln. Also beginnen wir mit einer Weite bei den Wasserspielen, nach welcher der Raum sich verengt, sofort wieder im Rondell weitet, dann noch schmaler wird, um sich an der Spree wieder mit Blick aufs Schloss zu öffnen. Ferner würde ich anstelle des ehemaligen Apothekerflügels eine Pappelreihe setzen um den Lusgarten zu begrenzen. Aber auch schon die Bebauung der östlichen Spreeseite wäre hilfreich, um dem Lustgarten einen Abschluss zu geben.
    Ferner nicht nur Blickachse Fernsehturm-Schlosskuppel, sondern auch Stadthaus-Turm der Marienkirche.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

    4 Mal editiert, zuletzt von Seinsheim (20. April 2019 um 12:54)