Lieber Seinsheim,
ich kann dir in allem nur zustimmen. Heute hätten nicht einmal mehr die prachtvollen Barockfassaden eine Chance. Klar ist auch, dass man nicht auf Ausstellungsfläche verzichten wollte und damit die mit der Dachlandlanschaft einhergehende Ensemblewirkung konterkariert hat. Es ist eben nicht nur Stellas hässliche Ostfassade (auch der ursprüngliche Entwurf einer Art Loggia mit offenen Treppenhäusern hätte keine Einheitlichkeit mit dem Rest des Baus geschaffen), sondern auch die vielen Kleinigkeiten (falsche Farbgebung an den Risaliten, die Verglasung des Esoanderportals, die Dachaufbauten für die Aufzüge, die Dachlandschaft an sich, die Verkürzung der Nordfassade durch Stellas zu wenig tief geratene Ostfassade, das gelante Schlossumfeld an sich,das Dachcafé, etc.), die sich gegen die barocken Fassaden stellen. Mein ästhetisches Empfinden kann das nicht ausblenden und deren Schönheit daher auch nicht wirklich genießen. Zu viele Kröten mussten geschluckt werden. Umso trauriger da ich mich bereits seit 1998 (da war ich 17 Jahre alt) für den Wiederaufbau engagiere und auch mehrere Schlossbausteine gestiftet habe. Meiner Meinung nach gibt es hier nichts zu beschönigen, auch wenn das Humboldtforum noch besser als alles andere ist, was hätte kommen können. Ich glaube auch nicht, dass zukünftige Generationen, das nochmal wiederherstellen, was jetzt verbockt wurde. Es ist einfach zu viel und zu teuer.
Mich würde wie gesagt brennend interessieren, was Hannoveraner da von der Wippe gehört hat. Gibt es da noch Möglichkeiten? Denn wenn nicht, könnte ich mir das Schloss, inbesondere an der Westseite gar nicht mehr ansehen, weil es meinem Auge wehtun und mich noch trauriger machen würde ob unserer architektonisch hässlichen und unfähigen Zeit.