Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Tja...uns wurde ja schon oft genug gesagt, wir sollen aufhören am Dachrestaurant rumzunörgeln, man würde es ja eh nicht von der Straße aus sehen. Das zu dem Thema... *räusper*

    Ich habe sogar so meine Zweifel, ob das Restaurant wirklich so der Renner werden wird. Die Nordterrasse der Humboldtbox bietet fast den gleichen Blick, und da sah man eher selten Leute sitzen, zumal es dort oben auch recht zugig ist. Überhaupt war das Restaurant im obersten Stockwerk der Humboldtbox meist schlecht frequentiert.

    Hier muss ich allerdings sagen hinkt der Vergleich schon gewaltig. ;) Die Humboldt-Box ist erst mal nicht das Humboldt-Forum, das bedeutend mehr Menschen anziehen wird, man geht von 3 Millionen im Jahr aus. Davon werden sich sicherlich ein paar Tausend ins Dachrestaurant verirren. Außerdem wird die Atmosphere zukünftig eine ganz andere sein. Im Moment ist die ganze Umgebung doch eher ungemütlich und wenig einladend, um dort seinen Kaffee oder sein Stück Kuchen zu genießen, doch wenn alles einmal fertig ist, wird das Dachrestaurant zugegebenermaßen ein schöneres, ruhigeres und großzügigeres Ambiente entfalten, als die kleine Humboldt-Box es jetzt tut.

  • @Snork

    Auch von mir einen ganz herzlichen Dank für die wunderbaren Ansichten, an denen Sie uns teilhaben lassen !


    Insbesondere das Bild mit dem Eckrondell hat seinen hohen Reiz. Es offenbart ein weiters Mal, wie heilsam der Bau Schlüters auf die arg geschundene Berliner Stadtmitte einwirkt.
    Die bis dato so verloren wirkende Marienkirche wird nun dadurch, daß sie wieder in einen 'Dialog' mit ihrem bedeutendsten angestammten Nachbarn eintreten kann, in fabelhafter Weise gehoben.
    Das Barock Schlüters und die Neogotik von Langhans ergänzen sich wieder perfekt !

  • Pagentorn: vielen Dank für die Korrektur! Interessant übrigens, wie ein Baumeister sich in der Zeit des Frühklassizismus mit den Spitzbögen der Turmhaube gotischer Stilzitate bedient. Ein weiterer Beitrag zur diskutierten Frage, ob heutige Architekten nur im Stil ihrer eigenen Zeit bauen "dürfen", weil es angeblich immer so gemacht wurde...

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Pagentorn: vielen Dank für die Korrektur! Interessant übrigens, wie ein Baumeister sich in der Zeit des Frühklassizismus mit den Spitzbögen der Turmhaube gotischer Stilzitate bedient. Ein weiterer Beitrag zur diskutierten Frage, ob heutige Architekten nur im Stil ihrer eigenen Zeit bauen "dürfen", weil es angeblich immer so gemacht wurde...

    Die Neogotik des frühen Klassizismus ist ja der gewissermaßen der Keim allen späteren Historismus, die Romantik schöne aber eigensinnige Tochter der Klassik (mit allen Eltern-Kind-Konflikten die man sich vorstellen kann ;) )

    2 Mal editiert, zuletzt von Kaoru (11. November 2018 um 23:59)

  • Vor dem Hintergrund des schönen 'Linden-Bildes' von Snork sei mir bitte die Frage erlaubt - ich hoffe die Moderation nimmt mir diese nicht übel -, ob hier Jemand Auskunft darüber geben kann, wann die Bauarbeiten auf dem Dach des Zeughauses abgeschlossen sein werden und folglich die Kamera, welche die Nordwestseite des Schlosses abdeckt, wieder aktiviert wird. Ich muß sagen, daß mir diese Perspektive - nun schon seit Monaten - schmerzlich fehlt !

    Hier der aktuelle Link:

    https://www.dhm.de/besuch-service/webcams

  • Könnte bitte jemand von der Fachseite erklären, warum das Verputzen und Streichen des Erdgeschosses beim gesamten Schloss so viel komplizierter zu sein scheint und dadurch wesentlich länger dauert als die darüber liegenden Fassaden?

    Mit meinem laienhaften Blick kann ich da gar keinen großen Unterschied (bis auf die "Rustizierung" seitlich der Erdgeschossfenster) erkennen...

    Sollte diese Frage im Strang schonmal beantwortet worden sein habe ich es wohl übersehen, und bitte um entsprechenden Hinweis bzw. Löschung meiner Frage.

  • Es wurde zwar schon einmal beantwortet und der gefragte Fachmann bin ich auch nicht, aber ich antworte trotzdem mal: Ja, genau eben diese Rustika ist maßgeblich der Grund warum das EG länger braucht.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Je weiter die Vollendung fortschreitet, desto deutlicher finde ich wird, dass die Ostfassade überhaupt nicht passt. Das Schloss sieht nicht aus, als wäre es eine Mischung zweier Architekturstile, sonder irgendwie so als wäre das Schloss in der Mitte aufgeschnitten worden wie ein Käse und man würde jetzt an der Schnittfläche in das Innere schauen. Das Schloss wird es so schwierig machen das Gebiet vor dem Rathaus mit unter den Linden städtebaulich zu verbinden. Es wird immer eine Betonmauer die beiden Stadtteile voneinander trennen, egal wie der Rathausplatz gestaltet wird.

    :dichter: Erst gestalten wir unsere Städte, dann gestalten die Städte unsere Gesellschaft :dichter:
    :opa: Aus Plattenbauten ist selten Gutes hervorgegangen :opa:

  • Was das EG betrifft: es braucht in der Tat wegen der Rustika länger, aber auch nicht soooooo lange wie jetzt. Man hat den Eindruck, bei den Firmen ist irgendwie die Luft raus und sie haben jetzt anderweitig zu tun.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • @Seinsheim

    die Frage mag naiv erscheinen aber gibt es nicht Abnahmetermine für bestimmte Leistungen bis etwas erledigt werden muss bevor man die Rechnung kürzen darf? Man kann doch seitens der beteiligten Firmen nicht kommen und gehen wann man will! rant:)

    APH - am Puls der Zeit

  • Schwierig. Die Firmen haben eine Art Werkvertrag mit der Stiftung geschlossen. Wie die Klauseln im einzelnen sind, weiß ich nicht.
    Um ein mögliches (ich sage bewusst nicht "ein reales") Szenario durchzuspielen:
    Die Steinbaufirma, die im Schlüterhof arbeitet, hätte eigentlich bis August d. J. fertig sein sollen, so dass am Tag der Offenen Baustelle die fertigen Fassaden vollendet hätten präsentiert werden können. Damit die Besucher trotzdem etwas zu sehen bekamen, wurden die halbfertigen Fassaden abgerüstet. Nun sagt die Gerüstfirma, für das Wiedereinrüsten würden ihr zurzeit die Kapazitäten fehlen, es Ab- und Wiedereinrüsten sei ja auch nicht geplant gewesen, das habe sie also nicht einkalkuliert. Und die Verputz-Firma kann demnach nicht weitermachen. Bzw. wenn die Gerüste dann stehen, ist die Verputzfirma gerade mit anderen Aufträgen befasst. Das alles ist verständlich, die Firmen können ja nicht immer Gewehr bei Fuß stehen.
    Wer ist nun aber für welche Verzögerung bzw. Verschiebung verantwortlich zu machen? Die Steinbaufirma wird vielleicht sagen, sie wäre termingerecht fertig geworden, hätte die Kommission nicht so viele Werkstücke zurückgehen lassen. Die Kommission wiederum beruft sich darauf, dass die Werkstücke nicht den vereinbarten Normen entsprochen haben.
    Nun kann man einen Rechtsstreit anfangen oder man arrangiert sich irgendwie und sagt sich: Im Herbst 2019 soll die erste Phase der Einweihung beginnen, das reicht, dann wird der Schlüterhof eben erst im Frühjahr 2019 fertig.
    Ich denke, so in etwas muss man sich das vorstellen.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Von mir aus könnten sie für alles auch noch zwei Jahre brauchen, hauptsache das Schloss steht am Ende wieder und in der geplanten Qualität. Und dass das Schloss wieder stehen wird, ist jetzt schon sicher. Das reicht mir vollkommen um glücklich und dankbar zu sein.

    :dichter: Erst gestalten wir unsere Städte, dann gestalten die Städte unsere Gesellschaft :dichter:
    :opa: Aus Plattenbauten ist selten Gutes hervorgegangen :opa:

  • Im Exil Haus Doorn des Kaisers Wilhelm II. lagern einige originale Einrichtungsgegenstände aus dem Schloss. https://www.huisdoorn.nl/de/museum/haus/kunst/ Die meisten Sachen verstauben leider im Depot. Eine Überführung der Gegenstände nach Berlin ist wohl unrealistisch. Zumindest kann man sich einiges vor Ort in Doorn anschauen (selbst originale Schloss-Türgriffe hatte sich Wilhelm II. in das Haus Dorrn einbauen lassen). Außergewöhnliche Filmaufnahmen von Doorn etc. bietet die heute im RBB ausgestrahlte Reportage: https://www.rbb-online.de/doku/k-l/kaise…ii-im-exil.html

    ...

  • Der Spendenstand auf der Seite des Fördervereins wurde aktualisiert. Letzter Stand war vom Juli (07) mit 85 Mio. Euro. Nun sieht man den Stand von Oktober (10) mit 86 Mio. Euro. Kommt mir das nur so vor, oder ist das wirklich ein recht magerer Zuwachs für drei Monate?

    https://berliner-schloss.de/spenden-system/spendenstand/

    Und noch ein Artikel der Berliner Woche:

    https://www.berliner-woche.de/mitte/c-kultur…ldt-box_a188881

  • Der Spendenstand ist um so erschreckender als zwischen Juli und heute der Tag der offenen Baustelle lag.
    Allein das Benefizkonzert sollte einige hunderttausend Euro erbracht haben.
    Da wird wohl der Staat was zuschiessen müssen.

    ps.. schaut mal auf die Westfassade links.

    Auckland bei Nacht

  • Habt Ihr das schon entdeckt? Fiel mir erst heute auf: ein weiterer unschöner Dachaufbau, in Form eines Lüftungsrohres/Kamin!? Mal sehen was noch kommt. Auffällig sind ja auch die Dachfensterrahmungen, die über den First bis auf die Außenseite hinausragen. Insbesondere auf der Südseite zu erkennen. Sensibles gestalten der Dachlandschaft scheint mir das nicht zu sein,
    Na gut, das alte Schloß hatte auch diverse unterschiedliche Kamine ... huh:):unsure:


    https://cam05.berlinerschloss-webcam.de/

    Einmal editiert, zuletzt von SchortschiBähr (15. November 2018 um 10:53)

  • @SchortschiBähr Um diesen „unschönen“ Auswuchs von unten zu sehen, muss man, denke ich, so weit weg sein, dass sich schon die verdeckende Erdkrümmung dazwischen schiebt.

    Wie sagt Eduard Mörike zu solchen Auswüchsen?

    Unangeklopft ein Herr tritt Abends bei mir ein:
    Ich habe die Ehr‘, Ihr Recensent zu sein.“
    Besieht lang meinen Schatten an der Wand,
    Rückt nah und fern: „Nun, lieber junger Mann,
    Sehn Sie doch gefälligst mal Ihre Nas‘ so von der Seite an!
    Sie geben zu, dass das ein Auswuchs is.“

    Die Sache geht so aus, dass der Herr die Treppe hinunter fliegt.

    Die nun weiter gereifte Westfassade betrachten: Sie beruhigt ungemein. Selbst wenn jetzt die Vollendung noch länger dauert - aber alles wird so gut, wie es eben kann!

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

    Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern‘,

    Und verstehe die Freiheit,


    Aufzubrechen, wohin er will.


    Hölderlin