Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Man stelle sich vor, Wilhelm II. hätte die Novemberrevolution überstanden und sich wie sein Großvater ins Kronprinzenpalais zurückgezogen. Das hätte keinesfalls funktioniert.

    Wieso nicht?

  • Was meinen Sie wohl, hätten die Rollkommandos unter Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht versucht? Wäre doch viel zu gefährlich gewesen.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Seinsheim schrieb:
    "Man stelle sich vor, Wilhelm II. hätte die Novemberrevolution überstanden und sich wie sein Großvater ins Kronprinzenpalais zurückgezogen. Das hätte keinesfalls funktioniert."

    Der Großvater Wilhelms II. residierte nicht im Kronprinzenpalais, sondern im "Alten Palais", das unmittelbar an die Alte Bibliothek ("Kommode") angrenzt, in der heute die Juristische Fakultät der Humboldt-Universität untergebracht ist. Hier war auch das berühmte "historische Eckfenster" des kaiserlichen Arbeitszimmers, von dem der seit der Reichsgründung populär gewordene Monarch Berlinern und Touristen zur Zeit der Wachablösung zuzuwinken pflegte. Auf dieses Verhalten wiesen sogar die Berlin-Reiseführer hin, so dass nach einer Anekdote der Kaiser diesen Gruß als Pflichtprogramm empfunden haben soll: Im Jahre 1885 habe der greise Herrscher den Vortrag eines Hofbeamten unterbrochen: "Verzeihen Sie einen Augenblick, die Wachparade kommt. Es steht ja schon im Baedeker, daß ich mich dem Publikum zeigen muß" (zitiert nach: O. E. Schüddekopf: Herrliche Kaiserzeit, Berlin (Ullstein) 1973, S. 31).

  • Weil es so gut passt. Als unser jetziger Bundeskanzler Kurz vor ca einem Jahr noch Außenminister war, da sah ich ihn stets allein auf der Straße ins Ministerium gehen und ohne jeglichen Personenschutz. Ich glaube ein deutscher Außenminister kann davon nur träumen. Diese Zeiten sind bei Euch vermutlich passe.

  • Was sagt Ihr über die vom Berliner Landeskriminalamt zum Schutz vor Terrorangriffen mit Lastwagen empfohlenen Poller? Die Polizisten raten überdies zur Placierung von "Stadtmobiliar", damit keine Fahrzeuge an die Fahrzeuge heranfahren können. Wäre da die Errichtung der Schlossterrassen der optimale Schutz? Klassische Architketur im Einklang mit moderner Sicherheitstechnik? Oder bin ich da mal wieder viel zu naiv?

  • Exilwiener: Der gewesene deutsche Innenminister Thomas de Maizière, jetzt wieder einfacher Abgeordneter, fährt mit ÖPNV und TeilAuto, weil er zwar keinen Dienstwagen mehr hat, sich aber auch kein eigenes Auto zulegen will. Gut, er ist kein aktiver Politiker mehr... Dennoch!
    Mozart: das klingt für mich nach der Ideallösung. Selbstverständlich wird in Berlin zunächst ein Pollerwald errichtet werden, bis man in 20 Jahren darauf kommen wird, dass die Schlossterrassen doch die bessere Lösung sind. Aber was kümmert's uns - wir haben den längeren Atem!

  • Schlechte Nachrichten: die Arbeiten an der Kuppel sind mehr oder weniger eingestellt worden und werden über den Winter auch nicht fortgesetzt. Man rechnet mit einer Eindeckung bis Ende Mai.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Es war schon zu vermuten da man die Metallklammern wieder abmontiert hatte. Weißt du was die Gründe für die Probleme an der Kuppel sind?

    Es ist natürlich extrem schade weil gerade die Kuppel maßgeblich zum Erscheinungsbild beitragen wird und der unfertige Zustand leider die Erscheinung des Schlosses jetzt bis im den Sommer beeinflussen wird. Ich gebe zu dass ich sehr enttäuscht bin.

    Umso mehr Hochachtung muss man vor den Baumeistern der Vergangenheit haben, die ohne moderne Geräte, Kräne und Beton trotzdem recht zügig solche Bauten stellen konnten. Bedenkt man die Möglichkeiten, die man heute hat, sind manche Probleme zumindest für Außenstehende nur schwer zu verstehen.

    APH - am Puls der Zeit

  • Die Kuppel ist etwas unregelmäßig, das hat Probleme verursacht. Und dann gibt es das viel größere Problem, dass die Firmen, sobald sie besser bezahlte Aufträge haben, diese vorziehen. Das ist die logische Folge staatlichen Preisdumpings. Letztlich wird es nicht billiger.

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  • Ich verstehe den Sinn dieser "ich muss den billigsten nehmen " sowieso nicht mehr. Sollte nicht zunächst einmal die Qualifikation der Firmen im Fokus stehen? Wie viele zusätzlich Kosten hätten in den letzten Jahren allein dadurch vermieden werden können, wenn man nicht nach Preis sondern nach Erfahrung und Qualifikation entschieden hätte. Klar sollte auch der Preis stimmen.
    Aber es geht ja um das beste Preisleistungsverhältnis. Das macht ja jeder private Bauherr auch so. Er sichtet die Angebote und wählt jenes wo das Preisleistungsverhältnis am besten ist. Die Vergabepraxis in Deutschland ist meiner Meinung nach der größte Preistreiber bei öffentlichen Bauten. Hier ist dringlichster Handlungsbedarf.

    APH - am Puls der Zeit

  • Richtig! Wer billig kauft, kauft zweimal, damit am Ende deutlich teurer und ruiniert nebenbei wertiges Handwerk.

  • Ja, aber das ist leider das deutsche Wettbewerbsverfahren bei staatlichen Aufträgen. Der Schuss geht nach hinten los.
    Ein Bekannter von mir hat bei Handwerkern die Preise gedrückt, dann haben sie ihn mehrfach hängen lassen, weil sie anderswo besser verdienten, und am Ende hat er ein Vierteljahr später in seine Wohnung einziehen können. Da hat er mehr verloren als gespart. Dasselbe gilt für den Bund.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • In der Vergangenheit waren die Sicherheitsstandards auch deutlich geringer als heute. Das sollte man nicht vergessen, wenn man in den Chor des "Früher war alles besser" einstimmt...

  • Das Humboldt-Forum wird komplett über die Stiftung Berliner Schloss Humboldt Forum gebaut und die agiert im Auftrag des Bundes. Auch die Auftragsvergabe läuft über die Stiftung. Der Förderverein und die Spender geben nur das Geld.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Interessanter dürfte die Frage sein, wie man darauf kommt, dass die Kuppel ein Bauvorhaben ist. Sie wurde genauso (privat) gespendet wie der Rest und nicht finanziert/bezahlt.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Interessanter dürfte die Frage sein, wie man darauf kommt, dass die Kuppel ein Bauvorhaben ist. Sie wurde genauso (privat) gespendet wie der Rest und nicht finanziert/bezahlt.

    Ich möchte den geschätzten Moderator fragen, wie seine Bemerkung gemeint ist.
    So wie sie dasteht ist sie ziemlich absurd. Was soll die Kuppel anderes sein als ein Bauvorhaben?
    Eine Bastelvorlage?
    Ob sie gespendet oder finanziert wird ist ihr ziemlich egal. Es muss so oder so Geld fließen.

    Auckland bei Nacht

  • Mich würde mal interessieren, um wie viel die Angebote der Stiftung Berliner Schloss Humboldt Forum unten denen privater Bauherren liegen, wenn noch nicht einmal die Aussicht, mit "Wir haben am Berliner Schloss mitgebaut" werben zu können, für alle Betriebe hinreichend attraktiv zu sein scheint, um mit Begeisterung (und Vollgas) dabei zu sein...

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    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht