Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Weil ich schrieb, dass sich die Arbeiter nicht gerade überarbeiten...?
    Warum ich den Arbeitern Dankbarkeit zollen soll, entzieht sich mir außerdem komplett. Das ist ihre Arbeit und sie werden für ihre Arbeit entlohnt, unter anderem auch durch meine Spenden für das Projekt. huh:)

  • Hinsichtlich des Erkerzimmers bestehen offenbar Missverständnisse.

    Im 1. OG war das Wohnzimmer der Königin Elisabeth (Frau von FW IV), welches weiter oben zu sehen ist.
    Im 2. OG befand sich das Eckzimmer der sog. Elisabeth-Kammern (nach Elisabeth-Christine) welches zuvor Teil des Oranischen Saals (kurfürstlicher Speisesaal) war.
    Dass sich dort Blindfenster befanden, halte ich für unwahrscheinlich, allenfalls übergangsweise.

    Neue Bilder:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Eines der Eckrondellfenster war definitv blind, weil die barocke Scheinfensterbemalung für die ursprüngliche Rekonstruktion von Belang war. Ich kann mich gerne schlau machen, um welches Fenster es sich gehandelt hat - möglicherweise auch um ein (!) EG-Fenster.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Ja, das mach mal bitte.

    Es schließen sich noch weitere Fragen an...

    Wer kennt den Text der vergoldeten Inschriften in den Portalen am Schlossplatz?

    Portal II


    Portal I

    Lustgartenseite

    Die Frage wurde schon einmal gestellt: Wie steht's mit den Vergoldungen der Rosetten im Rundbogen? Zumindest auf dem historischen Farbbild von Portal V war es damals jedenfalls auch wohl vergoldet. Das Staatsrats-Portal hat es auch...

    Portal IV

    Ich weiß nicht recht bei dem Balkongitter... :wie:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Schade, dass das Balkongitter modern, schwarz und nicht vergoldet ist! Da musst wohl wieder gespart werden....

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Die Sprossenanordnung ist jedenfalls unstimmig - sonst überall 19. Jahrhundert und hier dann die enge barockere Gliederung. Diese hätte ich mir für das ganze Schloss gewünscht (auf den Visualisierungen des Schlossvereins ist fast auschließlich diese Gliederungen zu sehen). Aber so im Kontrast siehts jetz besch..eiden aus...

    Zitat von seinsheim

    Aber wie auch in Fragen der Steinsichtigkeit entschied Manfred Rettig sich für die Fenster des 19. Jh. Alles andere, so soll er gesagt haben, erinnere ihn an ein Gefängnis.

    sehr interessant diese Info, aber aus meiner Sicht hat er da übertrieben. Wenn er wirklich ein Gebäude gesehen hätte wo es tatsächlich etwas zu krass ausschaut, hätte er sich das Old Royal Naval College anschauen müssen. Wenn man den Visualisierungen trauen darf, dann wäre es am Berliner Schloss wesentlich "leichter" geworden => https://berliner-schloss.de/wp-content/upl…splatz_0312.jpg

  • Weil ich schrieb, dass sich die Arbeiter nicht gerade überarbeiten...?
    Warum ich den Arbeitern Dankbarkeit zollen soll, entzieht sich mir außerdem komplett. Das ist ihre Arbeit und sie werden für ihre Arbeit entlohnt, unter anderem auch durch meine Spenden für das Projekt. huh:)

    Ich wollte dich auch nicht direkt angreifen, aber mir fällt das schon seit langem auf, dass nur wenn gerade mal ein Stück Fassade nicht rechtzeitig abgerüstet ist, den Arbeitern gleich so etwas wie Faulheit ("nicht überarbeiten", "nicht blicken lassen" etc.) unterstellt wird. Dabei wollte ich mit keinem von denen tauschen, die dort bei Wind und Wetter stehen.

    Und ich denke schon, dass man Menschen für Ihre Arbeit danken kann, auch wenn sie dafür Geld bekommen.

  • So weit ich weiß, war eines der Eckrondellfenster blind - vermutlich das obere, das auch auf dem Foto blind aussieht

    Im 1. OG war das Wohnzimmer der Königin Elisabeth (Frau von FW IV), welches weiter oben zu sehen ist.
    Im 2. OG befand sich das Eckzimmer der sog. Elisabeth-Kammern (nach Elisabeth-Christine) welches zuvor Teil des Oranischen Saals (kurfürstlicher Speisesaal) war.
    Dass sich dort Blindfenster befanden, halte ich für unwahrscheinlich, allenfalls übergangsweise.

    So wie ich das verstanden habe, spricht Seinsheim vom Mezzaninfenster? Das ist das 3. OG, nicht das 2. Und das könnte auf dem Photo tatsächlich blind sein.
    Jedenfalls folgt die kleinere Sprossung dem Prinzip, dass man die großen Portalfenster auch kleingliedriger versprosst hat (anders wäre es auch kaum möglich gewesen) und die großen Portalfenster gehen hinter den Säulen weiter. Genauso wie an der exponierte Fensterachse im Eckrondell nicht bündig mit den Säulen schließen. Diese Art der nachträglichen Verglasung finde ich sehr charmant und modern:es ist wohl ein klassizistischer Versuch, Zutaten der Zeit "substanzschonend" in die alte Architektur zu integrieren, statt die Säulen einfach halb einzumauern und zu Pilastern zwischen den neuen Fenstern zu degradieren. Heutige Glasanbauten haben ähnliche Intention, verhunzen dabei jedoch das Gebäude meist, statt es zu bereichern.

    1787 war das Erdgeschossfenster im Rondell übrigens ein schwarzes Loch ohne jeden Rahmen, vielleicht temporär ausgebaut? Danach vermauert? :

    (Gouache auf einer Radierung von Johann Georg Rosenberg. 39,5 x 62,8 cm. Signiert und datiert unten links: J.A.E. Niegelssohn pinx.)

    Einmal editiert, zuletzt von Kaoru (8. Oktober 2018 um 23:40)

  • Schade, dass das Balkongitter modern, schwarz und nicht vergoldet ist! Da musst wohl wieder gespart werden...

    Ich bin gerade ganz verwirrt. Warum um alles in der Welt sollten die Balkongitter nicht auch wie alles andere dem Original entsprechen? Das macht null Sinn und wurde bisher auch nirgends erwähnt oder in Visualisierungen gezeigt. Meinst du nicht, dass dies hier nur das Grundgestell ist an das noch die eigentlichen Verzierungen und Gold angebracht wird?

  • Wer kennt den Text der vergoldeten Inschriften in den Portalen am Schlossplatz?

    Aus den Plänen:

    Portal I

    Links
    iNCHOATA.
    ANNO.ORBIS.REPARATi.
    CIↃIↃCXCIX.

    Mitte
    REGiAE.QVAM.PR.O.M.FRIDERiCUS.EL.ERiGi.
    AC.SVBST.IVSS.NOV.FACiEM.iDEM.BORVSS.REX.
    DEO.AVSP.CORONAT.PERFECTAM.iNVENiT.

    Rechts
    PERFECTA.ANNO.
    NOVI.SECVLi.REGNi.
    PRVSSiCi.PRiMO.

    Portal II

    Links
    BELLO
    POMERANIAE
    PROFLIGATO

    Mitte
    FRID.WILHELM.REX.PRVSS.EL.BR.REGIAM
    A.DIVO.PARENTE.AMPLIATAM.ABSOLVIT
    ET.VTRVMQ.AEDIFICIVM.PORTICV.IVNXIT

    Rechts
    ANNO
    AERAE.CHRIST
    MDCCXVI.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Ich bin gerade ganz verwirrt. Warum um alles in der Welt sollten die Balkongitter nicht auch wie alles andere dem Original entsprechen? Das macht null Sinn und wurde bisher auch nirgends erwähnt oder in Visualisierungen gezeigt. Meinst du nicht, dass dies hier nur das Grundgestell ist an das noch die eigentlichen Verzierungen und Gold angebracht wird?

    Hoffen wir's.! Aber die senkrechten Streben stimmen mich skepktisch. Aber vielleicht kommen ja tatsächlich noch barocke Füllungen dazu....

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Portal I
    REGIAE. QVAM. PR. O. M. FRIDERICUS. EL. ERIGI AC. SVBST. IVSS. NOV. FACIEM. IDEM. BORVS S. REX. DEO. AVSP. CORONAT. PERFECTAM. INVENIT (Die neue Erscheinung des Schlosses, das der treffliche große Herrscher Friedrich als Kurfürst zu erbauen und zu gründen befahl, fand derselbe zum König in Preußen mit Gottes Gnade gekrönt, vollendet.)


    Portal II
    BELLO POMERANIAE PROFLIGATO FRID. WILH. REX. PRUSS. EL. BR. REGIAM A DIVO PARENTE AMPLIATAM ABSOLVIT ET UTRUMQUE PORTICU IUNXIT ANNO ARAE CHRIST. MDCCXVI (Nach Beendigung des Krieges um Pommern hat Friedrich Wilhelm, König von Preußen und Kurfürst von Brandenburg, das von seinem erhabenen Vater erweiterte Schloss vollendet und beide Gebäude durch einen Seitenflügel verbunden. 1716.)

  • Auflösung und Übersetzung der Inschrift von Portal II:
    BELLO POMMERANIAE PROFILIGATO FRIDERICUS WILHELMUS REX PRUSSIAE ELECTOR BRANDENBURGENSIS REGIAM A DIVINO PARENTE AMPLATAM ABSOLVIT ET UTRUMQUE AEDIFICIUM PORTICUI IUNXIT A AERAE CHRSTI MDCCXVI

    NACH BEENDIGUNG DES POMMERSCHEN KRIEGES HAT FRIEDRICH WILHELM, KÖNIG VON PREUSSEN, KURFÜRST VON BRANDENBURG, DAS VON SEINEM SELIGEN VATER ERWEITERTE SCHLOSS VOLLENDET UND BEIDE GEBÄUDE (gemeint sind das alte und das neue Schloss) DURCH DAS PORTAL VERBUNDEN IM JAHRE (wörtlich: Zeitalter) CHRISTI 1716.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Meinste? Ich bin da ein wenig skeptisch, ob man das vor Ort noch so gestaltet. Obwohl, die Darstellungen in Fassadenaufrissen des Spendenkatalogs diese Fassung zeigen.

    Zum Vergleich: Staatsrat

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ich bin ja generell eher pessimistisch (ich persönlich würde es eher als realistisch bezeichnen ;)) eingestellt, aber selbst ich kann mir nicht vorstellen, dass man das so lässt. Das macht null Sinn im Hinblick auf das Gesamtprojekt. Warum alles originalgetreu rekonstruieren, bis ins Detail und mit allen Extras, nur um dann dort abzuweichen und noch dazu so krass abzuweichen. Dieses Gitter kann ja nur work in progress sein, so simpel und hässlich wie das ist. Selbst wenn man sich entschieden hätte die Gitter zu vereinfachen, dann sicherlich nicht auf diese Art und Weise. Das ist ja designmäßig und in der Ausführung gerade mal auf dem Niveau eines Absperrgitters.

    https://www.condecta.ch/de/produkte/pr…1/p-a/show.html

  • Eichsfelder: Meine Kritik ist auch nicht gegen die Arbeiter gerichtet, sondern gegen die Planung, die Firmen, die anscheinend nur noch lustlos die Restarbeiten ausführen lassen. Die Gerüstbauer scheinen ja immer auf andere Gewerke warten zu müssen, die noch Restarbeiten abarbeiten müssen. Man sieht ja dann hin und wieder ein Männeken auf den Gerüsten, der irgendwie noch etwas zu tun hat.

  • Die Anzahl Staketen (5 grosse Felder à 8 Teilfelder) sowie die Höhenlagen der horizontalen Traversen stimmen mit dem Original schon mal überein. Ich denke, dass die vergoldeten Verzierungen alle einzeln an jeder Stakete befestigt werden. Zudem kommt auf die steinerne Balkonplatte noch ein Bodenaufbau drauf, der wohl vor der Anbringung der vergoldeten Teile erstellt wird. Ich bin da sehr optimistisch.

  • Laut den Ausschreibungsunterlagen für die Metallbauarbeiten der Balkon- und Brüstungsgitter, die hier mal verlinkt waren (und die ich mir sofort gezogen hatte) kommt das Balkongitter für Portal IV, 2. Obergeschoss als originalgetreue Nachschöpfung - wie auf dem gezeigten historischen Foto zu sehen. (Die Datei ist leider zu groß zum Hochladen hier...)

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Bitte um Verzeihung für die wahrscheinlich dumme Frage, aber ist hier bekannt, weshalb die Nordseite der Humboldt-Box seit gestern eingerüstet wird ? Sind das schon die ersten Vorbereitungen für den Abriß ? ?(

    P.S.: Teile von den breiten 'Verstrebungen' der Box scheinen bereits abgenommen worden zu sein und stehen auf den Laufbrettern des Gerüstes.