Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

Der erste Entwurf Stellas für den Schlüterhof sah noch die Fortführung des Arkadenumganges vor und hätte damit der Hoffassade mehr Raumplastizität verliehen, aber auch die Sichtbarkeit einer historischen Arkade in den Ecken geopfert:

Hier läßt sich die größere Tiefenräumlichkeit dieser Fassadenlösung ermessen. Im übrigen eine Darstellung des großen Hofrisaliten und der anderen Risaliten ohne Verglasung, wie es Seinsheim vorschlägt, um die theatralische Gliederarchitektur mehr hervorzuheben. Mit dem Klimawandel vielleicht doch bald eine Option, auch für Berlin ...

Quelle: https://www.humboldtforum.com/de

Wir müssen auf jeden Fall noch Gas geben und bis zur Fertigstellung ordentlich spenden. Es fehlen noch 20 Millionen Euro. Wenn die bis zur Eröffnung nicht eingesammelt sind, kann ich mir schon die dummen Kommentare der Schlossgegner vorstellen. Außerdem wäre das auch ein mögliches Gegenargument bei zukünftigen Rekonstruktionen.

Also, wer das nicht schon getan hat, kann vielleicht einen Dauerauftrag einrichten. 5 oder 10 Euro im Monat, tun nicht weh.

Zitat von Neußer

und bis zur Fertigstellung ordentlich spenden

Übrigens findet sich auf der Webseite des Fördervereins folgender Hinweis:

Zitat

Leider geriet unser Online Shop in das Fadenkreuz von Hackern und ist daher leider nicht erreichbar.
Um ihn wieder zur Verfügung zu stellen, muss ein aufwändiger Neuaufbau vorgenommen werden.
Bei Interesse an unseren Schloss Produkten wenden Sie sich bitte an unsere Mitarbeiter in der Humbold Box.

Es wäre interessant zu erfahren, ob das Reko-Gegner oder gemeine Kriminelle waren.

Mein Eindruck von der Schlossbaustelle: Zunächst Freude über den großen Andrang. Dann: schon die jüngsten Fotos haben meine Erwartungen erfüllt, durch den Anblick der barocken Fassaden wurden sie nochmals übertroffen. Diese Plastizität und Feinheit der Formen - einfach unglaublich.
Was Stellas Architektur betrifft, so würde ich folgendes Ranking abgeben:
1. Die Agora mit der Innenseite von Portal III
2. Die Passage mit Portal II und IV
3. Die Ostfassade
4. Die Westseite des Schlüterhofs
Letztere wirkt für mich etwas banal. Mit den Umgängen (siehe Posting von Schortschibähr) wäre sie sicherlich besser geworden. Wenn man aus dem ehem. Schweizersaal durch den großen syrischen Bogen in den Hof auf die glatte Fassade blickt, wirkt das etwas nüchtern. Allerdings ist das alles besser als das, was sonst größtenteils von den anderen Architekten geplant war.

@Seinsheim, wie beurteilst du die teils starke Steinfärbung und die Teils sehr unregelmäßige/geballte Anordnung von farbigeren Steinen nach Betrachtung direkt vor Ort? Wirkt es etwas anders/besser wenn man es mit eigenen Augen und nicht auf Bildern sieht?
Hat man eigentlich auch den großen Risaliten im Schlüterhof komplett entrüstet? Wie sieht es dort mit Steinfärbung aus? Ich hoffe keine der Kolossalsäulen dort hat irgendwelche komplett knallig, orangen Säulen oder einzelne Säulentrommeln.

Das ist tatsächlich etwas, dass meine ansonsten enorme Freude auf das Schloss etwas trübt...

Es wird dauern, aber die Sandsteinpatina kommt bestimmt und wird alles egalisieren, was jetzt noch ein wenig "nach Fleckenteppich" aussieht. Anders betrachtet: ein heiteres, farbenfrohes Schloß, so recht barock, würde ich meinen, ja schon gut, ich weiß, damals hätte man alle Sandsteinelemente überstrichen und damit wäre das kein Thema!

Wie ist das bei reinen Sandsteinfassaden ohne Putzflächen gewesen? Seinsheim hatte die Würzburger Residanz mal erwähnt. Dort gab es nie eine Farbfassung!? Und die Kirchen von Vierzehnheiligen und Kloster Banz, auch reine aufwändige Sandsteinbauten!

Die TAZ gibt in ihrem Artikel über den Tag der offenen Tür zu...

"Boddien geht aus einer der längsten und nervigsten Debatten der letzten 20 Jahre, ob dieses Berlin ein Schloss braucht oder nicht, als grinsender, ja als strahlender Sieger hervor."

http://www.taz.de/!5527788/

Nun ja sicher wird Herr Boddien in die Geschichte eingehen , er der er selbst aus einem altem Pommerschen Adelsgeschlecht stammt https://www.google.de/url?sa=t&rct=j…8UKsx1PbIg2n8g- Atmet selbst Geschichte und er hat einen Riecher für diese. Was mich Persönlich an der Rekonstruktion stört ist der Preis (600 Millionen Euro) in Berlin , die Kosten für die Wiederherstellung des Schlosses in Dresden inklusive Rekonstruktivem Innenausbau werden auf etwa 380 Millionen Euro beziffert bei der Fertigstellung , in Berlin dagegen haben wir keinen einzigen Rekonstruierten Saal , gut das mag auch der Tatsache geschuldet sein das dass Stadtschloss in Berlin viel größer war/ist …… als das in Dresden und in Dresden noch Mauerwerk vorhanden war …. naja

Dass Mauerwerk vorhanden ist sorgt eigentlich eher für eine Kostensteigerung, Neubau ist da eigentlich immer günstiger. Bedenke dass man auch den Abriss der Schlosskeller so begründet hat.

Ganz aktuelles ca. 3-minütiges Video im Focus über den "neuen Louvre im Zentrum von Berlin" (wunderschön):
https://www.focus.de/kultur/berline…id_9475235.html

Nun war endlich der Tag gekommen, dass die erste Veranstaltung starten konnte. Ich war nicht in den Innenräumen, das werde ich morgen nachholen, sondern nur zu dem Konzert der Berliner Philharmoniker unter seinem designierten Chef Kyrill Petrenko. Zuerst hat es noch leicht getröpfelt, als Wilhelm von Boddin ein kleine Ansprache hielt und erntete am Schluss auch hönisch, fröhliches Gelächter, als er das Regenende verkündete, aber während Richard Strauss' 'Don Juan' verzogen sich die Regenwolken und bei Beethovens 7. Sinfonie strahlte, passend zur heroischer Musik, die Sonne wieder.

Deshalb auch die unterschiedlichen Fotos.

Am Eingang, Portal V, zum Schlüterhof, nach dem Konzert:

Vor dem Konzert:

Das Konzertpodium stand am südlichen Risalit, der nur halb abgerüstet war. Die Akkustik war in meiner Reihe 12 fantastisch, herrlicher Nachhall. Außengeräusche nicht zu hören.

In der Pause, nun schon mit Sonne:

Die teilweise gestauchten Fotos sind dem 17er-Weitwinkel geschuldet.

Das Konzert wird heute Abend im RBB um 22:15 übertragen und ist in der Mediathek dann eine Woche zu sehen und zu hören.

Ebenso der Beitrag der Abendschau.

Alle Fotos von mir, weitere folgen, so gewünscht.

Dann will ich mal:

Am Ende gab es großen Applaus und auch 'standing ovations':

nach Verlassen des Schlüterhofs:

Heute gab es in Berlin ein Dutzend Veranstaltungen, so dass man wirklich sich kaum entscheiden konnte: Besuch bei der Bundesregierung, Lange Nacht der Museen, Love-Parade(!!!), Radio1-Fest am Gleisdreieckpark, Theatersommer und und und ...........

Den Tag der offenen Baustelle im Berliner Schloss natürlich nicht zu vergessen

Blick über das gut gefüllte Areal des Lustgartens, wo fleissig getrommelt wurde, was man aber im Schlüterhof während des Konzertes nicht gehört hat (!?):

Auch diese Bilder von mir. Jetzt habe ich noch einige Detailaufnahmen auf Lager.

Nun der Rest für heute. Morgen dann mehr:

Frau Hetzers(ehem. Opel-Filiale) Löwinnenkopf am südlichen Risalit:

Männliches Löwe, daneben:

Original-Deckenplatte am Mittelrisalit:

Das war's erst mal

@SchortschiBähr Die Würzburger Residenz war Ende des 18. Jh. farbig gefasst, vermutlich auch schon vorher. Auf alle Fälle war der Sandstein geschlämmt.

Apropos Farbe: Die Tatsache, dass der Fassadenabschnitt zwischen Portal IV und V besser ausfällt als der Rest liegt daran, dass man damals eine Firma beauftragt hatte, die nicht Teil des Vergabeverfahrens war, aber zusätzlich hinzugezogen wurde, um am letzte Tag der offenen Baustelle im rasch einen Abschnitt präsentabel zu machen. Die jetzige, reguläre Firma ist offenbar ziemlich überfordert. Es sollen viele ausländische Fachkräfte mitarbeiten, denen nicht richtig vermittelt wurde, was sie zu tunt hätten. Das allgemeine Preisdumping bei den Ausschreibungen sorgt für schlechtere Fachkräfte, diese wiederum haben mit zu den Verzögerungen in der ersten Jahreshälfte beigetragen. Qualität hat eben ihren Preis.

Auch ein schöner Rundgang, Outdoor und Indoor:

Zitat von Treverer

@Seinsheim, wie beurteilst du die teils starke Steinfärbung und die Teils sehr unregelmäßige/geballte Anordnung von farbigeren Steinen nach Betrachtung direkt vor Ort? Wirkt es etwas anders/besser wenn man es mit eigenen Augen und nicht auf Bildern sieht?
Hat man eigentlich auch den großen Risaliten im Schlüterhof komplett entrüstet? Wie sieht es dort mit Steinfärbung aus? Ich hoffe keine der Kolossalsäulen dort hat irgendwelche komplett knallig, orangen Säulen oder einzelne Säulentrommeln.

Das ist tatsächlich etwas, dass meine ansonsten enorme Freude auf das Schloss etwas trübt...

@Treverer Wie Du an den Fotos siehst, die Spreetunnel dankenswerterweise schon eingestellt hat, ist der Große Risalit komplett abgerüstet. Bei Portal IV hat man es leider nicht geschafft, obwohl das geplant war.
Die Steinfärbung stört mich v.a. an Portal V: außen, aber auch am syrischen Bogen innen. Bei Portal VI gibt es auch einige Ausreißer, z. B. dem Mezzaninfenster rechts neben dem syrischen Bogen. Die Säulen sind mir nicht so unangenehm ins Auge gefallen, vielleicht war ich auch zu sehr vom Backstein abgelenkt.
Ich hoffe nun, dass, wenn die Pilasterschäfte aus Putz nachgezogen und weiß gestrichen sein werden, das Gesamterscheinungsbild wieder homogener wird. Wie auch die Seitenrisalite werden alle Putzflächen des Großen Risalits grau sein. Auch Portal III wird außen ganz grau sein (hätte ich bei den Außenrseiten der Portale I, II, IV und V übrigens auch befürwortet).

Zitat von Seinsheim

Wie auch die Seitenrisalite werden alle Putzflächen des Großen Risalits grau sein. Auch Portal III wird außen ganz grau sein (hätte ich bei den Außenrseiten der Portale I, II, IV und V übrigens auch befürwortet).

Das sind super Nachrichten, danke!

Vielen Dank für die vielen tollen Bilder, lieber Spreetunnel!

Diese Ansicht hat mich allerdings etwas geschockt:

Zitat von Spreetunnel

Die dunkle Platte in der Mitte ist eine Spolie, schon klar. Aber was ist mit dem Stein rundherum? Das sieht alles sehr unsauber aus. Hoffentlich schauen da nicht so viele Leute nach oben.

Oder wird das nochmal überarbeitet??