Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Wer sagte einmal "Pecunia non olet"?
    Also ganz sooo eng sehe ich das nicht. Die Verputzungen der Arkadengänge erfolgen ebenso wie das Anbringen der Gitter vom Inneren der Gänge aus. Da braucht man kein Riesengerüst mehr.

    Wenn ist es richtig sehe, will man bis zum WE (und zwar wohl auch an der Südseite) erst einmal den Schlüterschen Kernbau um den Hof herum außen wie innen sichtbar machen.
    Also wie Anno 1701 beim Krönungseinzug von F I. Ist doch ein feiner Gedanke.....

  • Geldverschwendung!

    Jetzt werden für die Schau Gerüste abgebaut. Im Schlüterhof, an den Portalen, um dann nach dem Tag der offenen Tür wieder aufgebaut zu werden. An den Portalen müssen z.B. ja auch noch die Balkongeländer angebracht werden. Über den Schlüterhof wurde schon berichtet.

    Das ist doch alles unsinnig und inkohärent.
    Wie ein Sandkasten für Erwachsene.

    Ich glaube man darf den PR-Effekt nicht unterschätzen. Die Menschen können nun endlich sehen, was da die ganze Zeit hinter Planen, Werbeplakaten und Gerüsten gewerkelt wurde. Und es ist umwerfend, phänomenal, weltklasse. Wer spätestens jetzt nicht vom Schloss überzeugt ist, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Aber vielleicht können sich nun manche Menschen, die zu dem Kasten hinter den Gerüsten bisher wenig bis keinen Bezug hatten, zum Spenden überzeugen lassen. Oder wenigstens dazu, dass Schloss in ihr Herz zu schließen. Solche Soft Skills dürfen nicht unterschätzt werden. Die meisten Menschen sind dann doch sinnliche Emotionstiere, weniger vernunftbegabte Technokraten ;) Ich denke jedenfalls, dass die Kosten durch das Gerüstabbauen in jedem Fall durch monetäre und nicht-monetäre positive Effekte füt die Sache aufgehoben werden.
    Außerdem, ich bin nicht vom Fach. Aber ich bezweifle doch stark, dass zum anbringen der Geländer (und anderer Kleinigkeiten) die Gerüste überhaupt in der Dimension wieder aufgebaut werden müssen. Dafür gibt es anderes Gerät, Krankörbe etc. Im Schlüterhof haben die alten Gerüste zum verputzen der Wände unter den Akarden auch nicht allzuviel genutzt.

    Einmal editiert, zuletzt von Kaoru (21. August 2018 um 21:03)

  • Ich schließe mich meinen beiden Vorrednern an. Vor allem geht es auch darum, dass die Presse entsprechende Bilder verbreiten kann. Geländermontagen u. ä. kann man zur Not auch von einem Hubkran aus vornehmen oder mit einem fahrbaren Kleingerüst. Die Wiedereinrüstung des Portals VI im Schlüterhof wird mit einer weitaus leichteren Konstruktion erfolgen, man schätzt die Kosten auf 10.000 Euro. Eine gute Investition, wie ich finde.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Mit Portal VI meine ich den großen Hofrisalit. Er ist ja noch unverputzt.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Danke für den Link. Bei Minute 8:50 gibt es einen schönen Blick in den Schlüterhof. Ich muss aber sagen, dass ich von der Stella-Fassade hier ziemlich enttäuscht bin. Sehe sie gerade zum ersten mal. Ist mir viel zu glatt, trotz des Absatzes auf Höhe der Arkaden. Da finde ich die Ostfassade und auch den "Uffizien"-Durchgang noch wesentlich besser. Schade. Und dass Stella 3 unterschiedlich gestaltete Fassaden für seine neu geschaffenen Bauteile wählt, finde ich auch ziemlich unglücklich.

  • Ich glaube nicht, dass dies dem Zeitgeist allein geschuldet ist, und falls doch, wäre der Einbau dieser wenigen Spolien eines der heute rar gewordenen Anzeichen obwaltender Vernunft.
    Ich persönlich habe mich seit mehr als zwanzig Jahren leidenschaftlich für die Rekonstruktion des Berliner Schlosses engagiert. Ich betone dieses Wort, weil den Gegnern des Wiederaufbaus durch die Integration zumindest einiger weniger Originalteile die Basis für das Argument entzogen wird, hier handele es sich um eine Fälschung oder gar - als Tiefpunkt der Verleumdung - "Disneyland"! Und bei aller Liebe zur grandiosen Ästhetik des Baus: Es darf auch nicht der Anschein erweckt werden, als handele es sich um ein lediglich repariertes Gebäude aus alter Zeit. Der von Hitler sinnlos vom Zaun gebrochene Krieg mit seinen ungeheuren Opfern und Zerstörungen hat dem aller preußischen Kunst abholden Ulbricht schließlich erst ermöglicht, dieses wichtige Zeugnis europäischer Kultur vom Angesicht der Erde zu tilgen. Diese barbarische Tat soll in dem wiedergewonnenen Bau ebenso ablesbar sein wie die singulären Verbrechen Hitlers, die ja unleugbar zumindest zum Teil von dieser Stadt aus verübt wurden - wenn auch nicht vom Schloss, das Hitler niemals betreten hat!
    Die allegorischen Figuren "Frühling" und "Sommer" zeigen auch die Vergänglichkeit aller menschlichen Bemühungen. In ihrem jetzigen Zustand verleihen sie dem ganzen Gebäude damit die Würde des Überkommenen. Und seien wir froh, dass wenigstens diese Fragmente den frevelhaften Abriss überstanden haben. Sie einfach nur in einem Lapidarium aufzustellen, hätte bei weitem nicht diese Aussagekraft.
    Dass die beiden Hermen angesichts der schieren Dimension der Fassade (ca. 168 mal 30 Meter!!) zur Störung des optischen Gesamtgenusses kaum ins Gewicht fallen, soll hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt sein.

  • ...hat dem aller preußischen Kunst abholden Ulbricht schließlich erst ermöglicht, dieses wichtige Zeugnis europäischer Kultur vom Angesicht der Erde zu tilgen. Diese barbarische Tat soll in dem wiedergewonnenen Bau ebenso ablesbar sein...

    Womit man wieder sieht, dass die offiziell vorgegebene Geschichtsschreibung komplett irrt, wo doch der effektive Widerstand vor allem preußisch geprägt war, währenddessen die Obernazis allesamt Österreicher, Bayern und Rheinländer waren und sogar die Gauleiter der "preußischen" Gaue (Ostpreußen, Berlin-Brandenburg) aus dem fernen Westen kommen mussten...Ironie der Geschichte und wohin ideologisch einseitig geprägte Geschichtsschreibung hinführt. Im Prinzip müsste man heutzutage alles Preußische reaktivieren um dem Widerstand entsprechend zu würdigen. Das Berliner als auch das Potsdamer Stadtschloss sind hier doch ein guter Anfang.

  • ch betone dieses Wort, weil den Gegnern des Wiederaufbaus durch die Integration zumindest einiger weniger Originalteile die Basis für das Argument entzogen wird, hier handele es sich um eine Fälschung oder gar - als Tiefpunkt der Verleumdung - "Disneyland"!


    Dass die beiden Hermen angesichts der schieren Dimension der Fassade (ca. 168 mal 30 Meter!!) zur Störung des optischen Gesamtgenusses kaum ins Gewicht fallen, soll hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt sein.

    Das würde doch bedeuten, daß die Spolien aus taktischen Gründen eingebaut wurden.

    Wenn einem Gesprächspartner sagen wir mal ein Schneidezahn fehlt und einem beim Sprechen immer dieses schwarze Loch ins Auge springt, dann fällt es schwer, den Blick davon abzuwenden.
    Ähnlich ist es mit den Spolien. Sie fallen überproportional auf! Insbesondere, weil sie nicht ergänzt wurden!
    Meiner Ansicht nach war das ein Fehler.

    https://www.tagesschau.de/inland/berliner-schloss-101.html

    Der Tagesschaubericht zum Schloss jezt auch als Einzelbeitrag.

    Auckland bei Nacht

  • Der Vergleich mit dem Manne, dem man Zähne ausgeschlagen hat, hinkt meiner Ansicht nach. Hier sind eben nicht die Wunden eines im Grunde intakt gebliebenen Gebäudes ohne kosmetisch-chirurgische Behandlung geblieben, sondern ein komplett verschwundenes Gebäude von großer Bedeutung wird durch seine Rekonstruktion wieder erlebbar! Man sollte es eher in einem größeren Kontext sehen: Die Stadtmitte Berlins ohne das Schloss war wie ein menschliches Gesicht, dem man alle Zähne ausgeschlagen hat. Nun wurde eine kunstvolle Prothese geschaffen, der man aber bei genauerem Hinsehen anmerkt, dass sie weitgehend eine Nachschöpfung ist, die aber notwendig war, weil sie nicht nur sehr funktional ist, sondern auch einen erstaunlichen kosmetischen Effekt hat und dem Patienten mithin hilft!

  • Hm, auch wenn ich hier bekanntermaßen ja kein Vertreter der Alles-muss-so-perfekt-und-schön-aussehen-wie-wenn-nie- etwas-passiert-wäre-Fraktion bin, muss ich aber doch zugeben, dass man dies in DD sehr viel besser gelöst hätte. Man hätte mehr ergänzt und farblich die hellen und (vor allem!) die dunklen Partien etwas mehr angeglichen....

  • Hm, auch wenn ich hier bekanntermaßen ja kein Vertreter der Alles-muss-so-perfekt-und-schön-aussehen-wie-wenn-nie- etwas-passiert-wäre-Fraktion bin, muss ich aber doch zugeben, dass man dies in DD sehr viel besser gelöst hätte. Man hätte mehr ergänzt und farblich die hellen und (vor allem!) die dunklen Partien etwas mehr angeglichen....

    Ich bin eher jemand, der ein harmonisches, einheitliches Gesamtbild bevorzugt und der generell kein Fan von dunklen, versehrten Spolien in Fassaden ist. Daher muss ich gestehen, dass ich das Ergebnis ehrlich gesagt, als eher unschön empfinde. :/
    Auch die stark unterschiedlichen Farbtöne des neuen Sandsteins sind bereits grenzwertig für mich. Leichte, gleichmäßig verteilte Marmorierung ist ganz schön, aber so stark und unregelmäßig wie hier gefällt es mir nicht. Es lenkt bereits vom bauplastischen Dekor der Fassade ab.
    Schade...

    Bevor nun irgendeiner meckert und mir meine vernünftig dargelegte Meinung verbieten möchte, lasst es einfach. Das wird wieder eine große, unnötige und sinnlose Diskussion. Wenn es unbedingt sein muss, schreibt mich privat an.