Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Nachdem alle Terminpuffer aufgebraucht wurden, kann der bisher geplante Einweihungstermin nicht mehr eingehalten werden. Im Herbst diesen Jahres feiert der Namensgeber Humboldt ja seinen 250. Geburtstag, aber nachdem der Eröffnungstermin schon auf Ende des Jahres verschoben wurde, kann nach neusten Verzögerungen die Einweihung erst im nächsten Jahr stattfinden:

    https://www.welt.de/wissenschaft/a…verschoben.html

    Wenn es im Inneren genauso wie am Äußeren abläuft, dass andauernd Termine nicht eingehalten werden und die Firmen erst Monate später anrücken und teilweise schon fertige Teile nochmals überarbeitet werden müssen, wundert mich die Verzögerung nicht.
    So schlimm ist es jetzt nicht und wir interessieren uns ja auch mehr dafür, dass die Fassaden fertig werden als was im Inneren geschieht, aber so langsam fragt man sich schon, wieso es eigentlich nirgendwo mehr möglich zu sein scheint, vorher gemachte Planungen auch einzuhalten...

  • Die Häme des linken Feuilleton liegt schon in der Luft. Das ist aber völlig gleichgültig, es wird dem Humboldtforum wohl kaum schaden wenn es ein halbes Jahr später eröffnet wird.

  • Das ist eine Mini-Verzögerung, die bei einem schwer kalkulierbaren Projekt dieser Größenordnung fast nur eine Randnotiz ist. Wo wurde schließlich zuletzt ein Schloss dieser Größe mitten in der Metropole, auf einer Insel am Fluss errichtet?!

    Dennoch wird hoffentlich der Humboldt-Geburtstag schon direkt im Schloss gewürdigt, als kleiner Auftakt.

  • Das ist sehr bedauerlich, es wundert mich aber ganz ehrlich gesagt überhaupt nicht. Ich weiß, viele mögen es hier nicht, wenn die "fleißigen" Baufirmen und Bauleute kritisiert werden, besonders wenn man selbst ein Laie auf dem Gebiet ist, und keinen Plan hat, aber es ist über Jahre hinweg schon mehr als auffällig, besonders durch die konstante Überwachung der Webcams, das teils über Monate hinweg nicht mal ein Stein verschoben wird, der schon seit Monaten dort lagert.
    Die Verkleidung der Kuppel wurde ja auch immer und immer wieder nach hinten verschoben, nun hat man endlich begonnen, und jetzt ist aber wieder für über eine Woche schluss. Da tat sich jetzt gar nicht mehr und wer weiß wie lange das wieder andauern wird. Das ist doch keine vernünftige Arbeit, alle paar Wochen/Monate mal etwas Stückwerk zu verrichten und dann wieder Wochen/Monate Pause machen. In jedem anderen handwerklichen Beruf hat man doch auch feste Termine, und wenn man beginnt, macht man auch fertig. Abgabe ist zur Deadline. Aber ich bin, wie gesagt, nur ein Laie und hab keinen Plan...

  • Das ganze Brimborium mit der Klimaanlage hätte man sich sparen können, wenn man die Innenräume rekonstruiert und das Schloss nicht als Multifunktionsbau wiedererrichtet hätte.
    Aber eine andere Frage: War schon jemand am neuen Standort des Stadtmodells? Ist es zur Gänze wieder aufgebaut?

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Das ganze Brimborium mit der Klimaanlage hätte man sich sparen können, wenn man die Innenräume rekonstruiert und das Schloss nicht als Multifunktionsbau wiedererrichtet hätte.

    Dann hätte es aber kein Schloss gegeben. Eine Rekonstruktion zum Selbstzweck ist heutzutage (bei so großen Projekten) völlig unrealistisch, ohne "zeitgemäße" Nutzung erst recht. Die Idee des Humboldtforums war der Schlüssel zum Schloss. Das mag man bedauern, aber es ist nun mal so.

  • Schon klar. Und genau da liegt ja das Problem - wie auch sonst so oft: in dem fehlenden politischen Willen und den damit verbundenen Halbheiten

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Und genau da liegt ja das Problem - wie auch sonst so oft: in dem fehlenden politischen Willen und den damit verbundenen Halbheiten

    Solange das Grundgesetz bestand hat, muss die Umsetzung dieses politischen Willens jedoch -zumindest irgendwie und zumindest indirekt- auf demokratischer Legitimation fußen. Wer Pessimist ist, kann behaupten, das Kompromisse jene "Halbheiten" sind, die dafür sorgen, dass alle Lager gleich unzufrieden sind: Ganzheitliches, -ja- kompromittieren, enstellen, vernichten.
    Beim Berliner Schloss sehe ich jedoch keineswegs die schlechtestmögliche Lösung, sondern angesichts der verheerenden Ausgangslage sehr, sehr viel Erreichtes, (wieder)gewonnenes.

  • Natürlich müssen wir angesichts der "verheerenden Ausgangslage" froh sein über das Erreichte. Aber genau da liegt ja der Punkt: dass die Ausgangslage überhaupt so verheerend war.

    Ich halte ich es für ein Trauerspiel, dass sich keine gesellschaftliche und politische Mehrheit gefunden hat, das Schloss als ein Schloss zu rekonstruieren und nicht nur als einen modernen Bau mit historischen Fassaden.

    Ich stelle mir gerade vor, was wäre, wenn in 50 Jahren das Freiburger Münster - sagen wir durch eine Naturkatastrophe - völlig zerstört würde. Und dann gäbe es einige Jahrzehnte später eine Diskussion, ob man das Münster aufbauen solle bzw. überhaupt dürfe. Die Gegner würden sagen, diese Architektur stünde für Inquisition, Ketzerverfolgung, finsteres Mittelalter, Machtstreben der Kirche - und was man sonst an Unfug zu hören bekäme. Und dann fände man nach langen Debatten doch einen Kompromiss:
    Langhaus, Chor und Turm würden als Zeugnisse der Gotik nach außen hin rekonstruiert, das romanische Querhaus würde aber modern gestaltet und bekäme ein Dachcafé. Das Innere würde in Anbetracht der Tatsache, dass mittlerweile schon eine ganze Reihe von Kirchen zu Wohnbauten, Restaurants, Diskos und Geschäften umgebaut worden sind, zu einem völlig modernen profanen Multifunktionsbau, der den Bedürfnissen der gegenwärtigen Gesellschaft weitaus mehr entspräche als ein nur noch von wenigen Christen genutzter Kultraum.

    Auch das wäre ein Armutszeugnis, selbst wenn es demokratisch legitimiert wäre und man froh sein dürfte, dass angesichts der "verheerenden Ausgangslage" überhaupt etwas rekonstruiert wurde...

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • @'Seinsheim zu 11.161

    am neuen Standort neben der Friedrich Werdeschen Kirche konnte auf Grund der beengten Verhältnisse nur ein Teil des historischen Stadtmodells aufgebaut werden, kein Vergleich zur Humboldt Box, auch ist das Spendenaufkommen an diesem Standort deutlich zurückgegangen wie mir ein Mitarbeiter verriet. Also an alle spenden,spenden.

  • Bis 2023 soll demnach alles fertig sein, mit 40 Millionen Euro Kosten wird gerechnet. Nach bisherigem Stand soll die Umgebung des Humboldt Forums relativ nüchtern gehalten werden, um nicht der teuer bezahlten Barock-Fassade die Schau zu stehlen. Einfache Pflasterung aus Dolomit-Steinen soll die Plätze an den drei begehbaren Seiten des Gebäudes bedecken. An drei Ecken sind kleine Baumgruppen geplant, um ein wenig Grün in das Areal zu bringen. Aber auch die Kronen der Bäume sollen so licht sein, dass sie nicht den Blick auf die Fassade verdecken.

    Nee, oder!? So sieht man das? Hanebüchene Ausrede und als ob prächtige Laubbäume jemals ein Fassadenproblem in europäischen Städten gemacht hätten. Dolomit als Pflasterstein, hm, das gibt dann wirklich eine hellgraue Wüste. Die Dolomiten lassen Berlin grüßen!

  • Das ist wirklich lächerlich. Die historische Umgebung hat damals ja auch nicht dem Schloss die Show gestohlen. Das ist eine dumme Ausrede für eine langweilige Platzgestaltung. Am Pariser Platz gibt es Rasenflächen mit Blumen und Fontänen. Trotzdem dominiert das Brandenburger Tor den Platz.

  • Das ist eben auch eine Frage der Ansprüche. Ich wollte vor über 10 Jahren einmal für einen Berliner Kultursenator den Bühnenfundus der drei Opern in einem Bau vereinen - die Beteiligten haben sich in einem ganzen Jahr Diskussion nicht auf die klimatischen Bedingungen einigen können, in denen ihre Kostüme aufbewahrt werden müssen. Vermutlich ist das beim Schloß noch viel schlimmer gewesen.

  • Gegen Fusajiros tolle Bilder kann ich mit meiner Handknipse nicht anstinken, daher habe ich mal einige andere Perspektiven des Humboldt-Forums ausgewählt.

    Dass die Bilder darüber hinaus noch merklich schlechter als bei mir zu Hause am Bildschirm aussehen, hat seine Bewandtnis mit dem zwangsweisen Hochladen über das Forum selbst. Ich hörte zwar, dass es wieder ermöglicht werden soll, auch qualitative Bilderserver wie http://www.abload.de zu verwenden, jedoch scheint die technische Umsetzung - und damit sicher ganz im Sinne der "Bildmäzene" dieses Forums - nicht als vorrangig angesehen zu werden. Weiter so!

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    3 Mal editiert, zuletzt von Mantikor (17. Juni 2019 um 00:05)

  • Danke, @Eiserner Pirat, habe es am Freitag selbst besichtigt. War dort mit einigen jungen Leuten dort, aber möglicherweise waren wir die einzigen Besucher. Es war in der Tat etwas deprimierend.

    Auch deprimierend: an der Kuppelverblechung arbeiten derzeit nur zwei Handwerker. Ein Witz!!

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.