Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Ausführliche Pressebilder auf der Homepage des HuFo über die Aufstellung der Schüterschen Kolossal-Skulpturen im "Skulpturensaal" aka Gigantentreppe >> Link

    P.S. Irgendwie ist mir dieser neue Raum zu kahl und monoton, das Bodemuseum gibt ein besseres Beispiel dafür wie man Schlüters Werke zur Geltung bringen kann, vgl. Bild

  • Diese Skulpturen sind so gefertigt, dass sie den oberen Abschluss einer Säule bilden bzw. zwischen der Säule unter ihnen und dem Pilaster hinter ihnen vermitteln. In der skulpturenbestandenen Bildsäule konkretisiert sich das vitruvianische Ideal von der columna als dem Ebenbild des homo bene figuratus.
    Sie einfach nur zusammenhangslos wie Puppen auf Konsolen über dünnen Stützen vor eine glatte Wand zu stellen, beraubt sie jeder Wirkung....

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Wobei ich in diesem Fall finde, dass die Skulpturen auch für sich selbst genommen eine wunderbare Wirkung entfalten. Als ich den Herkules im Bode-Museum sah, wusste ich erst nicht um seine ursprüngliche Geschichte und fand die Figur an sich sehr imposant. Diese Wirkung als Solitär bekommt es jedoch nur bei ebenerdiger Aufstellung und ich finde es sehr bedauerlich, dass man sie nun nur noch aus der Froschperspektive betrachten kann, da diese Wirkung -wie du richtig feststelltest- bei einer solchen lieblosen Aneinanderreihung komplett verpufft und absolut sinnlos ist. Zumal man im Schlüterhof die Kopien bereits von dieser Perspektive aus sieht. Hier könnte man die Originale aus der Nähe begutachten, aber man entschied sich für diese „Lösung“, wohl um eine Pietät zu heucheln, die hier genau das Gegenteil bewirkt (und wohl eine unfreiwillige Ehrlichkeit der Verantwortlichen offenbart).

  • Ja, die Schlüterfiguren haben ebenerdig gut gewirkt und waren im Bode-Museum, im Kontext der Kopie des Reiterdenkmals vom Großen Kurfürsten, gut aufgehoben. Irgendwie gerät die Aufstellung im Humboldt-Forum zur Luftnummer.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Warum wurden meine zwei Fragen hier wegzensiert bzw. gelöscht?

    Habe auf allen anderen Seiten rauf und runter geklickt und nirgends Auskunft erhalten; deshalb hier nochmals:

    1. Warum wird die Süd-West-Ecke EG des Schlosses nicht verputzt?
    2. Wann wird die Bauakademie gebaut? Sie gehört schließlich zum Schloßumfeld und ist hier ein Thema.

  • @"Hessen-Darmstädter"
    Ich hatte Dir zur Bauakademie geantwortet. Aber die Antwort wurde gelöscht.

    Ich verstehe gerade nicht, was da passiert ist. Mir werden ja als "Team-Mitglied" Löschungen angezeigt und ich sehe auf den letzten fünf Seiten keine Anzeige einer Löschung von Beiträgen von dir oder Hessen-Darmstädter. Ich werde das mal mit den Moderatoren besprechen. Da muss irgendwas komisches passiert sein.

  • Warum wurden meine zwei Fragen hier wegzensiert bzw. gelöscht?

    Habe auf allen anderen Seiten rauf und runter geklickt und nirgends Auskunft erhalten; deshalb hier nochmals:

    1. Warum wird die Süd-West-Ecke EG des Schlosses nicht verputzt?
    2. Wann wird die Bauakademie gebaut? Sie gehört schließlich zum Schloßumfeld und ist hier ein Thema.

    Die erste Frage hast Du hier im richtigen Strang gestellt. Deine zweite Frage hättest Du im Strang Wiederaufbau der Bauakademie stellen müssen, und nicht hier. Wenn dein Beitrag nicht mehr sichtbar ist, bei Philon aber keine Anzeige eines gelöschten Beitrages erscheint, dann hat ein Moderator deinen Beitrag einfach deaktiviert. So ist der Beitrag nicht gelöscht worden, aber für die normalen Mitglieder nicht mehr sichtbar. Korrekt wärwe es gewesen, wenn der Moderator einen Kommentar hinterlassen hätte, weshalb dein Beitrag deaktiviert wurde.

  • Die erste Frage hast Du hier im richtigen Strang gestellt. Deine zweite Frage hättest Du im Strang Wiederaufbau der Bauakademie stellen müssen, und nicht hier. Wenn dein Beitrag nicht mehr sichtbar ist, bei Philon aber keine Anzeige eines gelöschten Beitrages erscheint, dann hat ein Moderator deinen Beitrag einfach deaktiviert. So ist der Beitrag nicht gelöscht worden, aber für die normalen Mitglieder nicht mehr sichtbar. Korrekt wärwe es gewesen, wenn der Moderator einen Kommentar hinterlassen hätte, weshalb dein Beitrag deaktiviert wurde.

    Aufgrund einer Nutzermeldung ist der Beitrag wohl von Kollegen deaktiviert worden um weiteres zu beraten. Dies war durchaus korrekt um auch des meldenen Nutzers entgegenzukommen. Auch wenn die 2. Frage nun durchaus in dem anderen Strang gepaßt hätte, so sehe ich persönlich diese Frage als nicht problematisch - zumal ja hier auch die Umgebung des Schlosses nicht ganz unwesentlich ist.

    Zu den eigentlichen Fragen bezüglich unverputzte Ecke so wie Bauakademie - ich kann sie nicht sicher beantworten, sondern nur Mutmaßungen aufstellen - so gehe ich da von aus, daß der Stadt Berlin entsprechende Gelder fehlen um entsprechende Bauvorhaben termingerecht abschließen zu können.

  • Vielen Dank für die Informationen; ich wollte so einen Wirbel gar nicht entfachen.
    Der Hinweis auf fehlende Berliner Gelder ist wohl als Scherz gemeint, freilich mit dem Hintergrund, daß die Berliner Stadtregierung aus lauter Dilettanten besteht, die eben nichts auf die Reihe bringen.

  • Der Hinweis auf fehlende Berliner Gelder ist wohl als Scherz gemeint, freilich mit dem Hintergrund, daß die Berliner Stadtregierung aus lauter Dilettanten besteht, die eben nichts auf die Reihe bringen.

    Das habe ich so weder gesagt noch gemeint. Nur wenn Gelder fehlen oder nicht vorhanden sind, wird es schwierig Projekte durchzuziehen. Berlin wird ja nun auch nicht mehr so mit dem Bundesfinanzausgleich bedacht, wie es einst der Fall war- In sofern könnte die Stadt Berlin nun tatsächlich unter wirtschaftlichen Engpässen leiden, was natürlich auch dem Schloß so wie der Bauakademie nicht unbedingt zu Gute kommt.

  • Die Stadt Berlin hat mit der Finanzierung der Fassade nichts zu tun, die übernimmt der Förderverein und der Bund streckt gegebenenfalls das Geld vor.
    Die Arbeiten wurden - wie jedes Jahr - im Winter wegen der Frostgefahr eingestellt. Darüber hinaus waren einige Handwerkerfirmen wegen Überlastung nicht verfügbar. In den nächsten Wochen dürfte es aber wieder weitergehen.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Die Erdgeschosszone ist nicht nur an der Südwestecke noch nicht fertig, sondern auch an zwei anderen Abschnitten (über die Webcam gut einzusehen). Dieser Zwischenstand hat durchaus seinen Reiz. Kollege Seinsheim hatte sich gewünscht, das Sockelgeschoss farblich von den Obergeschossen abzusetzen. Wenn ich mir die Fassade jetzt so ansehe, denke ich: Ein schöner warmer barocker Grauton (wie er sich derzeit an den unfertigen Stellen andeutet) könnte dem Erdgeschoss wirklich gut tun.

    Außerdem meine ich, dass Seinsheim hinsichtlich der Fassung der Portale recht hatte. Die gelb gestrichenen Rücklagen stören den Portalaufbau wirklich. Die Portale laufen nicht mehr zügig von unten nach oben durch. Eine farbliche Absetzung der Portale von den benachbarten Obergeschossen - ich denke, auch in einem Grauton - würde die Lesbarkeit des architektonischen Aufbaus verbessern. Die Musik der Entstehungszeit des Schlüterbaus wird heutzutage wieder mit sprechenden Phrasierungen und in akzentuierter Spielweise aufgeführt. In der Baukunst spiegelt sich aber ebenfalls das Denken des Hochbarocks wider.

    Die Portale sind die eigentliche Sensation des barocken Berliner Schlosses. Sie sind so "unerhört" (Musik!), dass der richtige Umgang mit ihnen erst erlernt werden muss. Als Seinsheim seine entsprechenden Äußerungen hier publizierte, war ich, damals schon eifriger Mitleser, noch nicht so weit, um ihm ganz folgen zu können. So hatte ich die Schlossplatzportale mit den kolossalen Säulen zunächst als Variation der Portikusidee gedeutet. Bei einem Portikus läuft die Fassade hinter den Säulen weiter. Die Gelbfassung der verputzten Teile wäre also korrekt gewesen. Ich hatte die eingestellten Säulen im hinteren Bereich der Portale nicht genügend berücksichtigt.

    Je mehr man sich mit dem Berliner Schloss befasst, desto verständlicher wird die Einschätzung früherer Generationen, das Schloss sei der bedeutendste barocke Profanbau Norddeutschlands gewesen. Jemand hatte gefragt, wann die Famen ihre Posaunen erhalten. Sie kommen ganz zum Schluss. Wenn die Kronen in den gesprengten Giebeln des zweiten Obergeschosses ihre goldenen Kreuze erhalten, dann ist die Zeit für die Famen gekommen, den Wiederaufbau eines Meisterwerks mit der schönsten Musik zu preisen.

  • Schwierige Frage, ob eine Abhebung des Erdgeschosses mit einem Grauton besser wäre, als eine durchgehend einheitliche Farbgebung. Ich schaute mir ein Bild (ein paar Seiten zurück) an, auf dem noch beide Varianten nebeneinander sichtbar waren und stelle fest, dass beide Fassungen Pros haben, die aber schwer zu formulieren sind. Pro für eine graue Absetzung: der Bau wirkte kleinteiliger und vielfältiger, er wäre nicht auf den ersten Blick zu fassen und weckt Neugierde beim Betrachter. Pro für die jetzige Fassung: der Bau wirkt kompakter, die Formen prägnanter und der rein formale Wiedererkennungswert wäre eher gegeben. Contras finde ich bei beiden Lösungen nicht. Worin ich dir recht gebe, ist die farbliche Abgrenzung der Portale, als für sich selbst stehende Teilblöcke (sie wären immer noch in den Bau integriert, höben sich aber schön ab und bildeten ein Kunstwerk für sich). Wobei in diesem Fall eine ebenfalls graue Abhebung des Erdgeschosses die Portale besser in den Gesamtbau integrieren würde.. Du siehst, es gibt so viele gelungene Möglichkeiten, die eine abschließendes Urteil sehr erschweren, zumal man sich nur für eines entscheiden kann. Aber um Änderungen in der Farbgebung vorzunehmen, muss der Bau als Ganzes erst stehen- ich denke, er wird sich noch des Öfteren in Teilen farblich wandeln, was ich auch begrüßen würde. Ein Gebäude darf auch „leben“ und Spuren vorweisen, und seien sie auch nur in der Farbgebung.

  • Die Farbfassung von Barockbauten ist und bleibt ein spannendes Thema - einiges dazu auch auf dem Strang Charta der Denkmalpflege.
    Wie man es beim Berliner Schloss zu handhaben hat, ist in der Tat nicht ganz leicht zu beantworten. Dass man sämtliche Portal- und Treppenhausrisalite durchgängig sandsteinfarben hätte fassen sollen, ist, glaube ich, evident. Sie sind, wie @Rastrelli nochmals hervorgehoben hat, eben keine der Wand vorgeblendete Portiken, sondern Ehrenpforten, die auch dort, wo sie notgedrungen Wandflächen aufweisen, als tiefenräumliche, den gesamten Baukörper durchziehende Gliederarchitekturen konzipiert sind - und sich als solche von den wandhaften Wandrücklagen abgrenzen. Dieses Differenzierung findet sich schon bei Bernini (erster Louvre-Entwurf), Leonhard Christoph Sturm, Paul Decker ('Fürstlicher Baumeister') und bei Fischer von Erlach (Lusthaus), später dann besonders ausgeprägt noch bei Ferdinando Fuga (Fassade von S. Maria Maggiore). Vor diesem Hintergrund sind die gelben Farbflächen an den Portalen I, II, IV und V irritierend, zumal an den Portalen IV und V die Pilaster zu schwach wirken, um die mächtige Balustrade (zu der noch Figurenaufsätze kommen werden) optisch zu tragen.

    Schwieriger ist die Frage zu beantworten, wie man mit der Erdgeschosszone der Schulterrücklagen hätte umgehen sollen.
    Die Suche nach den Vorbildern hilft nur bedingt weiter. Primäres Vorbild war der römische Palastbau, v.a. der Palazzo Madama. Dieser hat, wie die meisten römischen Palazzi, keine strukturell abgesetzte Sockelzone, er will als ein homogener Block verstanden werden. Andererseits gibt es Ausnahmen: z. B. den Palazzo Farnese (Sangallo/Michelgangelo) sowie die Risalite der Palazzi Chigi-Odeschalchi und Montecitorio (Bernini).
    Im französischen Schlossbau wiederum ist die Sockelzone fast obligatorisch (Versailles, Louvre), dort wird sie sogar durch eine Rustika strukturell abgesetzt. Schlüter hat auf die Rustikazone verzichtet bzw. sie lediglich angedeutet (in den Seitenbossen der EG-Fenster). Dennoch könnte man sich vorstellen, dass ein sandsteinfarbenes EG zusammen mit der Dachbalustrade die Risalite stimmig verbunden hätte. Ich hätte mir sogar vorstellen können, auch die Gurtgesimse und Fensterbrüstungen, auf denen die Sandsteinrahmen samt Verdachungen aufsitzen, grau zu streichen, so dass die Sandsteinrahmen nicht in der Fassade "schwimmen".

    Im Übrigen war Schlüter mit der Handhabung eigenständiger Sockelzonen durchaus vertraut: durch seine Mitarbeit am Zeughaus und seinem Entwurf für an das Palais Wartenberg.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

    Einmal editiert, zuletzt von Seinsheim (8. März 2019 um 00:57)

  • Zitat von HUMBOLDTFORUM

    DIE GÖTTER SIND IM HUMBOLDT FORUM ANGEKOMMEN

    Apollo, Jupiter, Antinous, Meleager, Herkules, Hermes und zwei weibliche Gewandfiguren, deren ursprüngliche Bedeutung nicht mehr bekannt ist, residieren seit Mitte Februar in neun Meter Höhe an der großen Stirnwand im Skulpturensaal.
    Mehr Informationen finden Sie in unserer Story Apoll, Merkur & Co. ziehen um.

    Inklusive kurzem Zeitraffervideo!