Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Nichts ist daraus geworden. Wie Du auch im letzten Abschnitt des von Dir verlinkten Artikels aus dem Jahr 2009 lesen kannst ("Senat hält Tunnel für nicht finanzierbar"...). Ob die Idee zeitgemäß in Zeiten knapper Kassen und Dauerbaustellen ist, wäre zu diskutieren.

  • Die Nordseite steht seit heute Vormittag ohne Gerüste.
    Jetzt kann man mit Spannung den schrittweisen Abbau der Humboldt-Box beobachten.


    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

    Einmal editiert, zuletzt von Seinsheim (19. Februar 2019 um 22:24)

  • Es gibt mehrere Ausblühungen, auch am Balkon des Großen Treppenhausrisalits. Offenbar spielt da noch die Feuchtigkeit hinein. Aber das ist ein Problem, das man wohl in den Griff bekommt. Und die Ausblühungen lassen sich wieder beseitigen.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Wo hast du denn diese Info her? Seinsheim hat uns bisher nur berichtet, dass man gerade mal erwägt den ganz groben Schnitzer an Portal I abzumildern.

    Ich kann's Dir nicht mehr genau sagen, ob ein Baustellenbericht vom Humboldtforum oder eine Info von Schloßverein oder in dem Interview mit Boddhien, das neulicn verlinkt war. Und ich las/hörte das nicht zum ersten Mal, sofern ich mich nicht irre. Wie gesagt, warten's wir ab!

  • Gerade das letzte der großartigen Fotos von Mantikor beweist, wie wichtig es für die Übergangzeit bis zur dereinstigen Rückkehr der historischen Ostfassade sein wird, daß das östliche Heilig-Geist-Quartier wieder aufgebaut wird. Ob mit oder ohne 'König von Portugal' ist dabei zunächst für die Wirkung des Schlosses sekundär. Aber wenn man sich anhand des Fotos einmal eine geschlossene nördliche Baufront der Königsstraße vorstellt, dann wäre vom Standort auf dem sich Mantikor bei der Aufnahme befand, die 'moderne' Ostfassade überhaupt nicht einsehbar gewesen. Folglich könnte man sich dann schon zu einem frühen Zeitpunkt der schönen Illusion hingeben, es mit einem auf allen vier Seiten rekonstruierten Schloß zu tun zu haben !

    Exakt meine Wunschvorstellung! Die Spreefront des Viertels wäre ein grandioser Auftakt zur Berliner Altstadt und könnte die Ostfassade des Schlosses nahezu vollständig "schlucken". Her damit! :) Würde sicher schnell zum Postkartenmotiv #1 in Berlin avancieren (nach den Einzellandmarken wie Schloss, Brandenburger Tor, Reichstag und Fernsehturm).

  • "Spätwinterlicht" ( @Mantikor )
    Zu großer Architektur wie dem Berliner Schloss gehört auch, dass sie mit dem Tageslicht arbeitet - einem an sich ja kostenlosen Baustoff. Man frage einmal heutige Architekten, wie sie mit Licht umgehen. Die meisten haben darauf keine Antwort - einige nehmen Zuflucht zu LED-Effekten, was aber mehr mit Design als mit Baukunst zu tun hat.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Vielen Dank, Mantikor, für die schönen Ansichten. Vor allem die Aufnahmen mit dem Blick durch die Kolonnaden der Museumsinsel auf die Lustgartenfassade beweisen eindrücklich die Richtigkeit der These, die hier im Forum (und in mancherlei Kunstgeschichten) immer wieder angeführt wurde: dass nämlich alle das Schloss umgebenden öffentlichen Bauten auf dieses Schloss Bezug nehmen, so dass sie hinsichtlich ihrer Dimension und Ausrichtung ohne diesen Palast gar nicht verstanden werden können. Und wie sinnlich ansprechend ist diese städtebauliche Rücksichtnahme, die die alten Architekten geübt haben!
    Und wenn ich auf den Fotos die Passanten, Busse und Baufahrzeuge vor dem Schloss sehe, bin ich persönlich auch immer wieder davon beeindruckt, dass das Schloss trotz seiner monumentalen Dimensionen niemals erdrückend wirkt - man kommt sich nicht wie eine Ameise vor, wenn man davor steht. Seltsamerweise beschleicht mich eben dieses Gefühl vor dem Wohnhochhaus meiner Eltern am südlichen Berliner Stadtrand - mit seinen zehn Etagen á 2,50 m Deckenhöhe plus Zwischendecken und Dach müsste es in etwa ebenso hoch sein wie das Schloss.

  • Selbst mit der provisorischen Holzverschalung der Humboldt-Box harmonieren die Fassaden! ;)

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Auch von mir ein herzliches Dankeschön, Mantikor, für die wunderbaren Aufnahmen !

    Ebenso kann ich mich Mozarts Bewertung hinsichtlich der humanen Dimensionen des Schlosses nur voll und ganz anschließen. Die 'Alten' wußten halt, wie man menschliche Dimensionen mit repräsentativer baulicher Würde verbindet; etwas was den gegenwärtigen Architekten fast ausnahmslos abgeht...

    Eines von Mantikors Bildern hat mich allerdings regelrecht betroffen gemacht und zwar dieses:

    Der wirkliche einzige Vorteil, den die knapp sieben Jahrzehnte der Nichtexistenz der Schlüter'schen Fassaden hatten, war, daß keine Narrenhände das Meisterwerk des guten Andreas besudeln konnten.

    Es wird im Laufe der vergangenen Jahre hier sicherlich schon öfters thematisiert worden sein, aber der Anblick dessen, was da auf dem Bauzaun zu sehen ist, drängt mir erneut die Frage auf, ob wirklich alles getan wurde, um derartige Besudelungen an den Fassaden zu verhindern ?!

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    Und wenn ich auf den Fotos die Passanten, Busse und Baufahrzeuge vor dem Schloss sehe, bin ich persönlich auch immer wieder davon beeindruckt, dass das Schloss trotz seiner monumentalen Dimensionen niemals erdrückend wirkt - man kommt sich nicht wie eine Ameise vor, wenn man davor steht. Seltsamerweise beschleicht mich eben dieses Gefühl vor dem Wohnhochhaus meiner Eltern am südlichen Berliner Stadtrand - mit seinen zehn Etagen á 2,50 m Deckenhöhe plus Zwischendecken und Dach müsste es in etwa ebenso hoch sein wie das Schloss.

    In der Tat!
    Die Schloßfassaden und der menschliche Körper, beide sind nach dem gleichen der Schöpfung innewohnenden Harmoniegesetzen, aus einer Geometrie heraus geschöpft, die wir heilig nennen, weil sie nicht menschlichen Denkens entspringt, sondern durch menschliches Erkennen entdeckt wurde und es nahe liegend ist, sie als Ausdruck einer höheren Intelligenz zu erachten. Was ein und demselben Maßprinzip entspringt hat einen gemeinsamen Nenner, der verbindend, integrierend und nicht trennend wirkt, der eine dazugehörige Einheit verströmt, ein Miteinander in einer aus demselben Ursprung stammenden Gemeinsamkeit.
    Und das trotz imperialer Größe und einem im absolutistischen Sinne vom gemeinen Volk sich abgrenzenden Bautypus wirken die Fassaden den Mensch nicht überwältigend, wie "Mozart" sinngemäß schrieb.

    Die Baumeister konnten nicht anders als im Sinne ihrer vorangegangenen Meister dem ätherischen Muster der Schöpfungsharmonien Fleisch zu verleihen in Form von in diesen Sinne strukturierten Mauern und Räumen, sich also als Bau-Schöpfer zu betätigen. Der alte Baumeister war im Grunde ein Eingeweihter, der nicht anders konnte und auch wollte, als dieser heiligen Ordnung zu dienen. Daß dies dennoch in diesem Schöpfungskanon größte Freiheit und üppige Formenvielfalt mit sich brachte, zeigte ihm ja bereits die Schöpfung der Natur, der er es nur gleich zu tun brauchte!

    Wer dazu mehr erfahren möchte, den verweise ich auf meine mehr spielerischen Entdeckungsforschungen zu den Harmonieprinzipien der Berliner Schloßfassaden:
    Stadtschloß Berlin Humboldtforum - Geometrie, Zahl, Maß und Goldener Schnitt - Proportionsstudien zur Entdeckung des harmonischen Entwurfsrasters in den Fassaden

  • Hier kann in 43 barocken Entwürfen zum Schloß geschwelgt werden. Viel von Schlüter original. Doch die geometrischen Muster liegen unsichtbar unter den tuschelavierten Zeichnungen verborgen. Diese zu entdecken und nicht nur jene vom Berliner Schloß wäre ne Wucht!

    Hier der link zur Auswahl-Galerie bei bildindex.de , dann die Bilder anklicken, vergrößern mit + und die Galerie weiterklicken. Die Fassadenentwürfe etwas weiter hinten:

    https://www.bildindex.de/ete?action=que…f&index=obj-all

  • @Pagentorn Wie ich hörte, wurden die Fassaden bis einschließlich des ersten OG mit einer besonderen Schutzschicht gegen Farbattacken und Graffiti versehen.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.