Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Was ich für eine rote Weihnachtsschleife gehalten habe ist der mit Kupfer verkleidete Wulst am Fuß der Kuppel:

    Nachts ist das ganze beleuchtet und der rote Widerschein sieht eben wie eine Banderole aus.

  • Das mit Millionen Kirchensteuermitteln gesponserte, in Unterwerfung an den agnostischen Zeitgeist eine Vorreiterrolle übernehmende Internetportal der Katholischen Bischofskonferenz zählt gewöhnlich nicht zu meiner Lektüre. Interessant ist aber dieser Artikel: Sollte die unsägliche Debatte um Kolonialkunst jetzt bei den politischen Entscheidungsträgern erneut weiche Knie erzeugt haben? Glaubt man wieder einmal Gespenster bannen und Dämonen exorzieren zu müssen, die man selbst heraufbeschworen hat und die außer einem kleinen Kreis von Journalisten und Kulturschaffenden, die sich auf diese Weise einen Namen machen möchten, sieht?
    Wie sonst ist die völlig widersinnige Aussage zu deuten, das Kreuz auf der Schlosskuppel könne als Triumphgestus über die koloniale Beutekunst gedeutet werden. Kein normaler Mensch wird beim Anblick des künftigen Humboldt-Forums auf diesen Gedanken verfallen - außer den eben genannten ideologischen Geistersehern.

    https://www.katholisch.de/aktuelles/aktu…tm_campaign=RSS

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Es ist unerträglich!
    Wieso verfallen solche Mandatsträger immer wieder in die Rolle des Bedenkenträgers und lassen ihrer verblendeten Ideologie freien Lauf?
    Und das völlig unberechtigt.
    Das Kreuz hat nichts mit der (kurzen) deutschen Kolonialzeit zu tun sondern war das christliche Zeichen über der grossen Schlosskapelle.
    Das Kreuz ist Symbol des christlichen Abendlandes. Es ist ein Teil unserer Geschichte, auch wenn diesen Linksideologen (und es sind nur diese!) das nicht passt.
    Und wenn sie hundert mal schreien, lasst uns Rückrat beweisen und die Werte und Symbole unserer Kultur verteidigen!
    Die Schlossfassade muss mit Kreuz wiedererstehen.
    Den Schlosshassern keine Chance!

    Auckland bei Nacht

  • Das Kreuz ist ein Triumphzeichen. Da hat Bredekamp völlig Recht. Ein Zeichen der Auferstehung und des Sieges der Kultur über den barbarischen Zerstörungsakt. Es nun absichtlich wegzulassen, wäre symbolisch deshalb fast schlimmer als die Zerstörung selbst. Dann ist alles eine Farce.

  • Im Kreuz liegt bekanntlich oder auch nicht, das Heil. Sich von diesem abzuwenden kann daher keine sehr gute Idee sein. Dieser Gedanke geht weit über rekonstruktionsüberlegungen hinaus.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • „Es gilt zwar der unumstößliche Beschluss, dass das Schloss originalgetreu wieder aufgebaut wird, und das bedeutet: mit Kreuz. Aber die Nervosität bei den politischen Entscheidungsträgern ist wegen der Kolonialismusdebatte übergroß.“ ... „Wenn in dieser Gemengelage nun auch noch das Kreuz auf die Kuppel gesetzt wird, könnte sich eine neue Empörungswelle aufbauen“, so Horst Bredekamp.

    Da fehlen einem wirklich die Worte. Die krankhafte politische Korrektheit schlägt immer absurde Blüten in unserem Absurdistan, es könnte sich ja jemand durch das Kreuz beleidigt fühlen. Dann lieber ins Depot mit dem Ding... :gehtsnoch: Wäre es nicht sinnvoller den lautstarken oberlehrerhaften Berufsempörten endlich mal konsequent argumentativ Paroli zu bieten und sie von den Hochsitzen der Moral runterzuholen (deren Okkupation ihnen wahrlich nicht zusteht!) ??
    Genauso krankhaft ist übrigens die derzeitige hysterische Debatte um die völkerkundlichen Sammlungen im Humboldtforum. Als die Sammlungen noch in Dahlem "versteckt" waren, haben die Hypermoralisten nie die Frage nach der hundertprozentig einwandfreien Herkunft eines Südseebootes oder einer afrikanischen Skulptur gestellt. Nun aber, da diese Schätze hinter den Fassaden eines teil-rekonstruierten Hohenzollernschlosses ausgestellt werden sollen rollt auf einmal die der Empörungs-Tsunami. Was für ein Zufall... Diese Heuchelei ist einfach nur zum kotzen. :kopfwand:
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    Einmal editiert, zuletzt von Maecenas (20. Dezember 2018 um 21:11)

  • Ich bin ja sonst immer dafür das Politische so weit wie möglich aus den Architekturdiskussionen raus zu halten, weil nämlich genau das passiert, was wir jetzt sehen, nämlich dass völlig verschieden gelagerte Komplexe schön miteinander vermengt werden, dann wird verkürzt und dann macht man eine schöne Schlagzeile draus: "Kreuz triumphiert über koloniales Erbe".

    Ich frage nur: Geht's noch?

    1. Das Schloss war zuerst da. Es stand, bevor Deutschland überhaupt Kolonien hatte. Die Idee vom ORIGINALEN Wiederaufbau kam, noch bevor man überhaupt an die heutige Nutzung und das Humboldtforum dachte. Und anstatt die Gemäldegalerie in diesem 1-A Bau unterzubringen (die eigentlich viel besser ins Konzept gepasst hätte), stellt man nun die Kunst aus Asien und Afrika aus. Es ist also nicht die europäische Kunst, die hier gezeigt wird. Deutschland nutzt dieses Wiederaufbauprojekt aller erster Klasse dazu, den ansonsten vielleicht eher weniger beachteten Kulturen die beste Bühne zu bieten, die Berlin überhaupt im Angebot hat. Wenn es hier einen Triumph gibt, dann den, dass sich die außereuropäischen Sammlungen im einstigen Herz Berlins präsentieren können.

    2. Ohne Zweifel ist die Kolonialgeschichte kein Ruhmesblatt der europäischen Geschichte. Aber erstens muss zunächst einmal nachgewiesen werden, was wirklich geraubt wurde und was rechtmäßig erworben wurde. Ferner muss man auch positiv sehen, wie viele Exponate so auch gerettet wurden und nicht in dunklen Kanälen verschwunden sind oder einfach zerstört wurden. Man schaue in den Irak, nach Syrien, in den Jemen, nach Afghanistan, Mali, Sudan ... die Liste ist endlos. Wie viele Kulturgüter ersten Ranges wurden hier in den letzten Jahren zerstört und sind so auf immer verloren. Dies ist keine Rechtfertigung für Raub, aber bei Dingen, die nun einmal seit Jahrhunderten hier in Europa sind, sollte man sich aktuell schon fragen, ob diese zumindest aktuell hier nicht besser aufgehoben sind. Denn kulturelles Wissen ist auch Weltwissen. Und drittens sind die Exponate auch die Botschafter ihrer Länder in Deutschland und Europa. Und als diese sollte man sie heute zuallererst sehen. Mittler in ferne Welten, die uns vielleicht dabei helfen, andere Kulturen mehr zu verstehen, anstatt immer zu denken, wir wüssten es moralisch sowieso immer besser.

    3. Die christlichen Kirchen in Deutschland. Dazu muss man sich eigentlich jeden Kommentar verkneifen. Eine Institution, die derart konsequent an der eigenen Abschaffung arbeitet, da kann man nicht mal mehr Mitleid haben, die innere Verfasstheit, das ideologiche Fundament, alles ist ein Trümmerhaufen. Ich könnte hier jetzt seitenlange Dinge aufzählen, aber ich lasse es lieber. Vielleicht reicht ja folgender Gedanke: Nur wer selber stark ist, wer selber an etwas glaubt, wer selber reinen Herzens ist, der kann auch andere respektieren. Die christlichen Kirchen verzwergen sich vor lauter Korrektheit und moralischer Überhöhung bei gleichzeitger Selbstaufgabe derart selbst, dass sie faktisch ihre Existenzberechtigung aufgeben. Wer nach der zweiten Wange immer noch eine dritte, vierte und fünfte hinhält, der ist irgendwann nicht mehr demütig, er ist schlicht dumm.

    Was bleibt? Das Schloss und der Wiederaufbaugedanke waren zuerst, die außereuropäischen Sammlungen wollte kein Fan des Schlosswiederaufbaus in dem Bau haben, es waren bestimmte Gruppen, die dies als Kompensation brauchten. Wer jetzt die Fakten derart verdreht, dies als gewollten Triumph über bestimmte Kulturen zu sehen, der hat weder die Gensese des Schlossprojektes verstanden, noch die intellektuellen Fähigkeiten, Zusammenhänge korrekt zu verknüpfen, im Gegenteil, der der solche Zusammenhänge in dieser Art und weise konstruiert, der bereitet bewusst genau jene Empörungswelle vor, die er selbst angeblich zu verhindern sucht.
    Das Humboldtforum war von Anfang an ein Kompromissprojekt, sowohl architektonisch wie auch was die Nutzung angeht. Anstatt nun das beste daraus zu machen und dem ganzen eine positive Geschichte zu geben, nämlich dass sich außereuropäische Kulturen nun im Herzen Berlins präsentieren können, können es bestimmte Leute nicht lassen und müssen auch dies wieder verdrehen. Letztlich hilft das keinem, nicht dem Schloss, nicht dem Humboldtforum, nicht den Besuchern, schlicht niemandem!

    APH - am Puls der Zeit

    Einmal editiert, zuletzt von Apollo (20. Dezember 2018 um 21:49)

  • Ich erwarte seit der Sache in Jerusalem, als Bedford-Strohm und Marx Verrat übten - ganz ohne Silberlinge oder Todesangst - und ihre Kreuze für den Besuch in der Moschee abnahmen, nichts anderes mehr. Doch da sie ihren Institutionen immer noch vorstehen, ist es der Masse wohl egal und der Weg der Staatskirchen bald zu Ende.

    Das Kreuz aber wird überdauern, auch auf dem Schloss (Kurve gekriegt ;) ).

  • @Apollo Die Gemäldegalerie hätte mir im Schloss auch sehr gut gefallen. Aber, abgesehen davon, dass die Gemälde in der jetzigen sehr schön untergebracht sind: Die Dahlemer völkerkundlichen Sammlungen kehren genau dorthin zurück, von wo sie hergekommen sind: aus der Kunstkammer des Schlosses, begonnen vom Großen Kurfürsten im 17.Jhd. und ständig wachsend im Schloss geblieben bis Mitte des 19.Jhd.. Und wer sagt, Exotik passe nicht zum Barock, sollte sich erst einmal kundig machen zu dieser Epoche und dazu z.B. die Erdteilalegorien im Rittersaal sehr genau betrachten.

    Zum Kreuz. Fast alles, was hier geschrieben wurde, musste endlich mal so deutlich gesagt werden und braucht keine Ergänzungen. Nur noch so viel: Es gibt kein Symbol, kein Bild, keine Metapher, ja, kaum ein Kunstwerk, das nicht missbraucht werden kann. Und so ist auch das Kreuz missbraucht worden, damit meine ich nicht einmal so sehr die militärisch notwendigen Kreuzzüge, in die sich dann der Papst eingemischt hat; ich meine die Inquisition, die Reconquista, die Verfolgung und Diskriminierung der Juden seit dem 11.Jhd., die gesamte europäische Kolonisation. Das Gottesgnadentum der Fürsten leitet sich verständlich aus dem Mittelalter her, aber im 19. Jhd. war man in anderen Löndern halt schon viel schlauer als in Preußen.

    Doch trotz allen Missbrauchs, das Kreuz hat eine derart besondere und eigenartige Herkunft als ein ursprünglich sehr grausames Hinrichtungsinstrument: Es ist aber durch die eine historische Hinrichtung eines Unschuldigen, der es freiwillig getragen hat, so sehr zum Symbol des Lebens, zum Symbol der Barmherzigkeit und der Erlösung geworden, dass es von den genannten Missbräuchen nicht im geringsten berührt wird. Es bleibt Symbol der Barmherzigkeit und des Verständnisses, kein Missbrauch ändert daran etwas. Jeder, der dem Missbrauch Raum gibt und damit das Kreuz verächtlich machen will, wird unweigerlich auf dieses eine Ereignis stoßen, das keiner anderen Bewertung Platz macht.

    Das Kreuz hat gerade auf dem Humboldtforum seinen sinnerfüllten Platz, nämlich genau dafür, wofür dieses geplant ist: Einander kennen lernen und verstehen, vergangenes Unrecht zeigen und gegenseitig verzeihen. Ich kenne kaum einen Ort, wo das Kreuz besser passen würde. Dass die Kirchen das nicht begreifen, wundert mich nicht mehr sonderlich.

    Es schiert nichts, was alles geschwätzt und gehetzt werden kann. Barmherzigkeit steht über jeder Beleidigung und himmelhoch selbst über jedem Verbrechen.

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

    Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern‘,

    Und verstehe die Freiheit,


    Aufzubrechen, wohin er will.


    Hölderlin

  • Lieber Seinsheim, ruhig bleiben!


    Die Einzige Deutsche Kolonoie war Preussen und gerade diese ist im Schloss verewigt.
    Die Laender in Afrika und Asien waren Schutzgebiete, keine Kolonien.
    Schutzgebiete sind Gebiete, wo die Lokalen Wuerdentraeger im Amt und Wuerden bleiben.
    Sie wurden gegen Geld und Leistungen wie Strohm, Wasser und Medezin Teil des Deutschen
    Commonwealth, um einen verstaendlichen Ausdruck zu finden. Diesen recht selbststaendigen Laendern
    ist nichts weggenommen oder geklaut worden. Bis Heute hat ja auch keiner Anzeige erstattet.
    Es handelt sich hier um Angst, gepaart mit fehlenden Wissen ueber Geschichte.
    Ausgenutzt von Politologen!

    Moderationshinweis (Fusajiro): Bitte beim Thema bleiben.

  • Ich finde die Kommentare von @Bentele und anderen sehr hilfreich: Es gibt eine ganz klare Bedeutung für das Kreuz und das, was manche Journalisten, Politiker und Leute aus dem Kulturleben dem Kreuz unterstellen, ist ihre rein persönliche Projektion. Die Vorurteile, die sie anderen unterstellen, projizieren sie selbst in die Dinge hinein. Das meinte ich auch, als ich weiter oben sagte, es werden Geister gebannt, die man vorher selbst heraufbeschworen hat. Alles sehr durchschaubar.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • @ Leute, haltet mal diese exzellenten, sachlich klärenden, frei ausgesprochenen Kommentare in petto, wenn es darauf ankommt sie als Leserbriefe an die einschlägige Presse loszuschicken, oder in den Kommentarspalten online zu veröffentlichen. Sie sind es allemal wert!!!