Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Das ist übrigens die ominöse Säulentrommel mit ihrem damals noch trügerischen Farbauftrag...

    versetzt am 19.09. 2016

  • Wenn einige hier ihre begrenzte Energie und Lebenszeit darauf verschwenden wollen...
    Man könnte ja fast den Eindruck gewinnen, wir würden in Italien oder Frankreich leben, wo die Marmorierung von Sandsteintrommeln oder die Farbe eines Anstrichs unsere größte architektonische Herausforderung darstellt.

    Ich persönlich würde mich sehr darüber freuen, wenn all die wertvolle, sehr begrenzte Energie und Lebenszeit die hier für ellenlange Wortgefechte im Forum für Detail- und Geschmacksfragen verbraten wird, wenigstens ab und an auch mal fokussiert vor Ort eingesetzt wird für konkrete Vorhaben. Für das persönliche Einbringen in Planungsprozesse, in Bürgerforen, in Zeitungsartikel, in Arbeitseinsätze für den Denkmalschutz. Oder auch bei konkret anstehenden Vorhaben wie der Schlossumfeldgestaltung!
    Ist natürlich alles unbequemer, als vor dem Bildschirm zu sitzen und zu mosern. ;)

    (Mich selbst nehm ich da nicht aus, wie oft hätte ich vor Ort viel mehr erreichen können!)

    Gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit ist auch die Zeit der Spenden, und da gibt es noch etliche Projekte, die unsere Mitwirkung und Spendenbereitschaft benötigen.

    Weniger Gelaber, mehr Aufstehen und aktiv werden! Erfolg hat nur 3 Buchstaben: TUN!

  • Da kann man Erbse wirklich nur Recht gaben. Wer sich über diese einzelne (angeblich so missglücke) Säulentrommel so aufregt, lamentiert auf einem verdammt hohen Niveau. Vielleicht sollten wir lieber froh und dankbar darüber sein, dass wir das Schloss (fast) wieder haben! Das war wahrschlich keine Selbstverständlichkeit und es darf bezweifelt werden, ob der Bundestag sich heute noch einmal so deutlich für eine Schloss-Rekonstruktion entscheiden würde ...

  • Die Frage wurde hier schon mehrfach gestellt aber nie beantwortet oder ich habe es überlesen.
    Da im Barock und später auch die Sandsteinelemente gestrichen wurden, war ursprünglich ihre Sichtigkeit ja nie vorgesehen. Somit wird man doch keinerlei Energie in die Auswahl der Steine investiert haben. Irgendwann ist man dann zur Sichtigkeit übergegangen. Folglich muss das Ergebnis bei historischen Bauten, die nie für einen Sandstein ohne Farbe vorgesehen waren, doch noch viel wilder und konfuser gewesen sein. Oder sehe ich da jetzt etwas komplett falsch?
    Folglich ist es doch jetzt ein Luxus, dass man schon beim Einbau ein halbwegs harmonisches Ergebnis erzeugt. Klar. Wenn hier vorsätzlich betrogen wurde, muss man die Beteiligten zur Rechenschaft ziehen. Trotzdem bleibe ich dabei. Es ist ein Naturprodukt. Und das kann man ja durchaus auch sehen. Und in extremen Fällen kann man bestimmt mit entsprechenden Produkten den Unterschied abmildern.
    Man braucht einfach mal etwas mehr Gelassenheit. Es gibt Schlimmeres als eine etwas zu stark marmorierte Säulentrommel.

    APH - am Puls der Zeit

  • Schlimmeres gibt es immer.

    Allerdings heißt das - wenn das Foto korrekt ist - dass die Trommel bewußt lasiert wurde um einen klaren Mangel zu verdecken. Das wäre Betrug.

    Die Frage des Streichens oder des Lasierens von Sandstein ist ein abendfüllendes Thema. Ganz grundsätzlich sei gesagt, daß die Baumeister des Barocks und des Klassizismus in der Regel mit edleren Materialen wie Marmor bauen wollten und den Sandstein von ihren Landesherren ebenso in der Regel unter Kostenaspekten aufgezwungen bekamen. Deshalb wurde Sandstein im 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Preußen meist gestrichen oder lasiert; das Brandenburger war in seine ersten Fassung marmorweiß.

    Heute gibt es in Denkmalpflege diesbezüglichlich zwei Lager: die Mehrheit hält Sandsteinsichtig für "ehrlicher" (auch wenn die Originale gestrochen waren). Zu diesem Lager gehören z.B. die SPSG und das Land Berlin, die Sandstein immer steinsichtig läßt. Das Minderheitenlager vertreten z.B. die Denkmalpflegebehörden in Potsdam und Dresden, die Sandstein der Historizität halber gern farblich fassen.

    Ein Beispiel aus dem Dresdner Zwinger:

  • @ Konstantin
    aber wie ist denn der Sandstein, der in historischen Gebäuden verbaut wurde und erst heute sichtbar ist? Der muss dann doch total bunt gemischt in seinen Tönen sein. Hat hier jemand mal ein Beispiel eines historischen Baus, der früher gestrichen war und heute den Blick auf den Sandstein zulässt, wo aber die Steine noch historisch sind? Gleicht man dann die Farbtöne dort auch an oder wie geht man da vor?

    APH - am Puls der Zeit

  • Ich denke, dass man im Barock nicht so viele Subunternehmer hatte und daher das Material aus einem Steinbruch stammte und nicht aus diversen, weit auseinanderliegenden Steinbrüchen.

    Allerdings sollte mehr gespendet werden. Mir machen die vielen Pleitegeier angst, die sich momentan vor dem Schloß versammeln....

  • Schlimmeres gibt es immer.

    Allerdings heißt das - wenn das Foto korrekt ist - dass die Trommel bewußt lasiert wurde um einen klaren Mangel zu verdecken. Daß wäre Betrug.

    Die Frage des Streichens oder des Lasierens von Sandstein ist ein abendfüllendes Thema. Ganz gründsätzlich sei gesagt, daß die Baumeister des Barocks und des Klassizismus in der Regel mit edleren Materialen wie Marmor bauen wollten und den Sandstein von ihren Landesherren ebenso in der Regel unter Kostenaspekten aufgezwungen bekamen. Deshalb wurde Sandstein im 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Preußen meist gestrichen oder lasiert; das Brandenburger war in seine ersten Fassung marmorweiß.

    Heute gibt es in Denkmalpflege diesbezüglichlich zwei Lager: die Mehrheit hält Sandsteinsichtig für "ehrlicher" (auch wenn die Origionale gestrochen waren). Zu diesem Lager gehören z.B. die SPSG und das Land Berlin, die Sandstein immer steinsichtig läßt. Das Minderheitenlager vertreten z.B. die Denkmalpflegebehörden in Potsdam und Dresden, die Sandstein der Historizität halber gern farblich fassen.

    Ein Beispiel aus dem Dresdner Zwinger:

  • Die gotischen Kathedralen waren innen zumindest geschlämmt, oftmals mit künstlichen Fugen versehen. Die Portale, Rippen, Schlusssteine und Kapitelle waren intensiv bemalt.
    Über das Beispiel von Chartres habe ich diesbezüglich in
    Neue Charta der Denkmalpflege
    etwas gepostet. Einen sehr guten Eindruck gibt auch die Fassung der Sainte-Chapelle.
    Im Rokoko wurde Sandstein oft in Porzellanart bemalt, die Brüstungsgitter und Giebelfiguren der Trierer Residenz, die Giebelfiguren in Bruchsal oder auch die Sandsteinfiguren des Ferdinand Tietz in Veitshöchheim und Seehof waren "a la porcellain" gestrichen. Man bildete in Tafelaufsätzen ganze Gärten nach und imitierte umgekehrt in den Gärten Porzellankunst. Ohne die weiße Lasur ist die Formensprache des Rokoko schlichtweg nicht zu verstehen.
    Als man im 19. Jh. die Farben abblättern ließ und sie nicht mehr erneuerte, wurden die Oberflächen mit der Zeit von Patina oder auch Ruß überdeckt und erlangten so eine gewisse Monochromie. Man kann das ja an den Fotos des alten Berliner Schlosses gut sehen. Aber auch schon auf den Gemälden von Gärtner weist das Schloss ein recht einheitliches Beige auf.
    Probleme ergeben sich heute, wenn, wie in Berlin, Putzflächen plötzlich wieder hell angemalt werden, die Sandsteinteile aber naturbelassen bleiben. Da stimmt dann die gesamte Tektonik der Fassaden nicht mehr. Daher gibt es eigentlich nur zwei Lösungen: Alles natursteinfarben oder alles - inklusive Sandstein - streichen. Alles andere funktioniert nicht.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • In den mittelalterlichen Bauhütten hat man allerdings sehr viel Wert auf das Auswählen der Steine gelegt. Das ging offensichtlich nach den Forschungserkenntnisseen einiger Grenzissenschaflter weit über das reine optische Auswählen des richtigen Steines hinaus. Die Maurer (Freimaurer) bestimmten sogar die Polaritäten eines jeden Mauersteines (Mit Klopfen und Pendel), mit Plus- und Minuspol und diese hatten in der richtigen Lage zueinander im Mauerverband zu liegen, so daß insbesondere bei sakralen Bauten eine erhebende, energetische Atmosphäre entstand, weil durch das polaritätsstimmige Mauern ein Kraftfluß in den Mauern entstand. Spätere Restaurierungen, insbesondere in der Neuzeit, haben diese Mauertechnik nicht mehr berücksichtigt und der sensible Radioniker kann eine Störung des Kraftflusses in diesen Mauerbereichen feststellen.
    Nun fragt Euch, weshalb die großen Kathedralen so wirken, wie sie auf uns wirken. Ein bloßes Stein auf Stein setzen ist es halt doch nicht gewesen. Die Alten kannten noch Geheimnisse, wie sich Geist und Materie positiv verbinden können, von denen wir heute nur träumen können.

  • Vielleicht hat man ja mit diesem Anstrich an der Trommel auch nicht vertuschen wollen, sondern versucht, es zu bleichen? Erklärt zwar nicht, wieso man die Trommel nicht einfach um 45° gedreht hat, sodass die Marmorierung zur Wand zeigt

  • @Kaiser Karl: Über die abweichende Farbgebung wurde hier schon mehrfach debattiert. An der linken Schulterrücklage sind die Eintiefungen nicht heller - ein echtes Versäumnis. Zwischen den Portalen V und IV wurde die Fassade außerplanmäßig von einer anderen Firma gestrichen, um für den Tag der Offenen Baustelle 2017 einen fertigen Fassadenabschnitt präsentieren zu können. Diese Firma hatte offensichtlich nicht die richtigen Mischungsverhältnisse. Ob und wann das noch korrigiert wird, weiß niemand.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Zitat aus dem neuesten Newsletter:


    Aktuelles vom Baugeschehen
    Zurzeit werden bauliche Restarbeiten am gesamten Gebäude erledigt. Die technische Gebäudeausrüstung (TGA) kommt gut voran. Das Haus wird nicht vor September 2019 eine Betriebsgenehmigung als Versammlungsstätte erhalten.
    Beim Abrüsten der Fassaden liegen die Arbeiten hinter den Plänen zurück. Es gab Verzögerungen im Bauablauf, Mängel oder notwendige Nacharbeiten. Der vollständige Abbau der Gerüste ist für weitere Arbeiten am Gebäude notwendig wie z.B. Regenentwässerung, Herrichtung der Fluchtwege oder für die Geothermie, die in den Boden vor dem Gebäude eingebracht werden muss. Auch für die Installation der Info-Stelen (Info-Tafeln für Besucher) wird der Außenraum benötigt.
    Mit dem vorgezogenen Einzug der Südsee-Boote im Mai dieses Jahres befindet sich auf der Baustelle wertvolles Kulturgut. Demnächst kommen die „Höhlen der Seidenstraße“ aus dem Ethnologischen Museum in die Kuppelhalle. Die Fläche für die Berlin-Ausstellung wird dem Land Berlin Anfang Februar 2019 übergeben.
    Die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss erarbeitet derzeit ein Konzept, eine spezielle Dramaturgie, wie das Haus Ende 2019 eröffnet wird. Weil in den Ausstellungen vieles geändert wurde und einige Flächen jetzt Wechselausstellungsflächen sind (das erforderte eine neue Konzeption), wird die Eröffnung ab November in Etappen erfolgen. Zuerst wird die sogenannte „Westspange“ der Museen im Erdgeschoss eröffnet. Dann kommen alle 2 bis 3 Monate weitere Flächen dazu, deren Eröffnung von den Akteuren jeweils mit kulturellen Highlights eigenständig gefeiert wird.
    2019 wird es im Gebäude verschiedene Probe-Veranstaltungen geben, bei denen z.B. die gesamte Technik getestet wird. Bis zur geplanten Eröffnung Ende 2019 wird es die Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (DSK) wohl nicht schaffen, die Außenfläche zu pflastern. Wahrscheinlich kommt auf die Fläche vorerst eine „Schwarzdecke“, eine bituminöse Oberfläche.
    Planmäßiger Abriss der Humboldt-Box, neue Schloss-Ausstellung vom Februar bis in den Sommer 2019
    Die Ausstellung zum Wiederaufbau des Berliner Schlosses in der Humboldt-Box am Schlossplatz schließt am 16. Dezember um 18.00 Uhr!
    Genießen Sie noch einmal den wunderbaren Blick auf die Schlossfassade von der Dachterrasse der Humboldt-Box aus, so dicht werden Sie nie wieder gerade die oberen Stockwerke bewundern können. Und besuchen Sie noch einmal unsere Ausstellung im ersten Stockwerk. Wir alle sind ein wenig wehmütig, aber es geht ja weiter!
    Ab Februar sind wir schon wieder da!
    Nach der Schließung der Schloss-Ausstellung in der Humboldt-Box, die unter anderem für notwendige Geothermie-Arbeiten und die Herstellung des Schlossumfeldes planmäßig abgerissen wird, eröffnet der Förderverein Berliner Schloss e.V. spätestens im Februar 2019 seine neue Schloss-Ausstellung als Informationsquelle und für die direkte Spendensammlung an nun zwei Orten im Schlossumfeld.
    Ort 1:
    Ein Bau-Container, direkt im Bauzaun der Schloss-Baustelle am Lustgarten (Höhe Fußgängerüberweg Berliner Dom) wird als „Schlossinformationspunkt“ für das Spontanpublikum im Bereich des Lustgartens eingerichtet. Hier werden wie bislang in der Humboldt-Box alle Fragen der Besucher von unseren freundlichen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern beantwortet und die wichtigste, erste Informationen bereitgehalten. Das Baugeschehen kann man auch wie bisher dort auf Bildschirmen sehen. Das „Berliner Extrablatt“, die Zeitung des Fördervereins, ist dort weiterhin kostenlos erhältlich. Ebenso kann man dort spontan spenden. Ein kleiner Schloss-Shop mit den nachgefragtesten Artikeln deckt den eiligen Bedarf nach Erinnerungsstücken und Souvenirs ab.
    Ort 2:
    In einer fußläufigen Entfernung (4 Minuten von der Schlossbrücke) werden vorübergehend zusätzlich neue Ausstellungsräume in einem Ladengeschäft an der Straße Werderscher Markt direkt links neben der Friedrichswerderschen Kirche bezogen. Hier wird unser Publikumsmagnet, das berühmte Innenstadtmodell „Berlin um 1900“ seinen Platz finden, ebenso wie zahlreiche weitere Ausstellungsstücke aus der Humboldt-Box. Auch das Kino mit seinen vielfältigen Schloss-Filmen, der umfangreiche Schloss-Shop und das Spendenbüro ziehen dort ein. Die Einrichtung dieser Flächen wird eher Werkstattcharakter haben, da für die kurze Zeit dort natürlich teure Langzeitinstallationen unverhältnismäßig sind.
    An beiden Orten – im Bau-Container und im Ladengeschäft – stehen den Besuchern unsere freundlichen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter wie gewohnt mit ihrem ganzen Fachwissen und den Spendeninformationen zur Verfügung.
    Aus heutiger Sicht zieht die Ausstellung im Sommer dann wieder zurück an die Lustgartenfassade des Schlosses auf den dann befestigten Vorplatz, wo sie voraussichtlich bis Ende 2020 bleiben wird. Dann ist auch das Humboldt Forum vollständig eröffnet und wird natürlich selbst zum Publikumsmagneten.
    Bis dahin sind wir zuversichtlich, die Spendensammlung abgeschlossen zu haben.

  • @Kaiser Karl: Über die abweichende Farbgebung wurde hier schon mehrfach debattiert. An der linken Schulterrücklage sind die Eintiefungen nicht heller - ein echtes Versäumnis. Zwischen den Portalen V und IV wurde die Fassade außerplanmäßig von einer anderen Firma gestrichen, um für den Tag der Offenen Baustelle 2017 einen fertigen Fassadenabschnitt präsentieren zu können. Diese Firma hatte offensichtlich nicht die richtigen Mischungsverhältnisse. Ob und wann das noch korrigiert wird, weiß niemand.

    Ob die Verantwortlichen Bauleute diese Internetseite überhaupt beachten? Ich habe da meine Zweifel.