Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Also ich bin mehr als positiv überrascht!

    Die historische Kuppel kommt, es gibt keine draufgesetzten Staffelgeschosse oder ähnliche Experimente.

    Die Idee mit dem schmalen, dritten Innenhof finde ich klasse, allerdings muss man sehen, wie es im Detail aussieht.

    Der 2. Innenhof und die Spreefront sind wie erwartet, belanglos, aber wenigstens nicht störend und zum Glück gibt es keine Palastoptik an der Spreeseite!

    Fazit: Wir können mehr als zufrieden sein. Von drei Seiten kommt das Schloss exakt so wie es war. Die vierte Seite kann man verschmerzen, auch weil man weiß, dass man diesen modernen Anbau irgendwann wieder abreißen wird.


    Ich finde, dies ist ein großer Sieg für die Rekobewegung. Insbesondere dass es eine historische Kuppel geworden ist, zeigt doch, dass die modernen Alternativen so schlecht gewesen sein müssen, dass sich niemand getraut hat, diese zu bauen!

    APH - am Puls der Zeit

  • ^^ Und damit man das sieht Präsentiere ich euch mal ein paar andere Perspektiven:

    Der Gang ist zwar historisch nicht korrekt, aber auch ich finde den Gang eine gute Idee...

    Nur was mir fehlt: Wo sind die kleinen Türmchen links und Rechts an der Westfassade...dafür gibts von mir einen Minuspunkt, aber sonst:

    KLASSE :D

    mfg :lachen:

    Auf dass das baukulturelle Gedächtnis der Städte in unser
    aller Interesse und für die Zukunft erhalten bleibt !

  • PR-Inside.com

    Die Drittplatzierten sind Mäckler, Kollhoff, Kleihues und Eccheli e Campagnola aus Verona:

    "Die einstimmige Entscheidung fiel laut Tiefensee nach zweitägigen, teils kontroversen Beratungen in der Jüry. Jurypräsident Vittoria Lampgugnani räumte ein, dass er sich offenere Vorgaben des Bundestags gewünscht hätte. Das Ergebnis sei aber «sehr schön, sehr stark, sehr mutig». Zwtl: 100.000 Euro für Sieger - Kein zweiter Platz Der mit 100.000 Euro prämierte Siegerentwurf Stellas erfüllt laut Tiefensee den Auftrag, einen «prägnanten Museumsbau unter Berücksichtigung historischer Vorgaben» zu schaffen. Einen zweiten Sieger gibt es laut Lampugnani nicht, dafür vier mit je 30.000 Euro dotierte dritte Plätze. Sie gehen an die beiden Berliner Häuser Kleihues und Kleihues sowie Kolhoff, an Christoph Mäckler aus [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] sowie an die Architekten Eccheli e Campagnola aus Verona. Außerdem kaufte die Jury zwei weitere Entwürfe an und versah einen nicht den Vorgaben entsprechenden Entwurf mit Sonderpreis, der mit 60.000 Euro dotiert wurde. Kulturstaatsminister Bernd Neumann nannte die Entscheidung «eine gelungene Umsetzung des Bundestagsbeschlusses». Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, begrüßte die Jury-Entscheidung. «Berlin hat nun ein großes Interesse daran, dass die Planungen und Vorbereitungen für den Bau des Humboldt-Forums zügig vorangehen», erklärte er. Der Berliner FDP-Vorsitzende Markus Löhnung sagte: «Aus einer tristen Brache wird ein einzigartiger kultureller Höhepunkt im Herzen Berlins werden."

    Ich denke, Stellas Entwurf ist sehr gelungen und wird auch Kritiker überzeugen . Persönlich gefällt mir die neue Westfassade des Schlüterhofs - wenn auch reichlich abstrakt dargestellt im Modell -, die das Ensemble ergänzen wird. Die Ostfassade ist eine abstrahierte, rationalistische Weiterführung der grundlegenden Fassadengeliederung des Schlosses. Man wird abwarten müssen, wie hier die Detailplanung aussieht.

  • Mich wundert dass da noch in diesem neuen Schmalhof das Portal (womöglich auf beiden Seiten) rekonstruiert wird. War ja auch nicht so vorgesehen... Waren die überhaupt vorher da...ganz dumme Frage? XD

  • Finde, dass man damit leben kann, egal welchen Stil man nun favorisiert. Der neue Teil ragt nicht in den Lustgarten rein (Apothekerflügel) und vor allem kommt die Kuppel wieder :D . Hatte vor allem Angst, dass vielleicht ein zweites Jüdisches Museum angebaut wird. Ein Paar Kleinigkeiten werden bestimmt eh noch geändert. Naja, die Westfassade des Schlüterhofes ist...erträglich. Dieser Korridor im ehem. großen Hof hingegen ist ne nette Idee. Finde es nur etwas schade um diesen...ja...Erker (?) am Schlossplatz, der zw. der barocken und der Spreefassade hervorragte. Mal auf die detaillierteren Bilder warten. Wenn ich nen neuen Job gefunden habe, werde ich jetzt auch was spenden :).

    @Flyer
    Stimmt, diese Mini-Kuppeln fehlen auch...Schade, aber das ist sind Kleinigekeiten, die man auch problemlos nachträglich noch hinzufügen kann, oder?

    P.S. Was ist eigentlich mit der Überdachung des Schlüterhofes? Kommt die nicht mehr oder hat man sie bei dem Modell einfach mal außen vor gelassen?

  • Kann mich da Benni nur einschließen. Man muss ja bedenken, von was für Dimensionen wir hier sprechen, da kann auch die schlichte Moderne recht monumental wirken. Nach all den Diskussionen und Befürchtungen der vergangenen Monate hätte es wahrlich weit schlimmer kommen können. BTW, ganz ehrlich, bei der aktuellen Finanzsituation, auch der des Landes Berlin, von Rekonstruktionen der Innenräume zu träumen, halte ich persönlich für aberwitzig. Man muss so realistisch sein, dass dies wohl die Aufgabe kommender Generationen seien wird, die diese sicher auch gerne wahrnehmen werden.

  • Dat jeht! Damit kann ich wirklich leben. Bei der Spreefassade hatte ich viel Schlimmeres erwartet, ebenso bei der Kuppel.
    Ein guter Tag für die Rekonstruktionisten!!! :D

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Sehr interessant wäre es natürlich, mal die anderen Entwürfe zu sehen. Insbesondere bei der illustren Schar an beteiligten Büros, von denen ja einige durchaus zu den eher traditionell ausgerichteten zu zählen sind.

  • Ein sehr kritischer Beitrag als Kommentar im Tagesspiegel, der aber auch einiges neues hervorbringt:

    http://www.tagesspiegel.de/meinung/kommen…rt15890,2672348

    ....Gewählt wurde: so viel Schloss wie möglich. Selbst die Chancen, doch noch einen modernen Akzent zu setzten, etwa bei der Kuppel, wurden vertan. Im Gegenteil: Die alte Schlosskuppel wird rekonstruiert, in ihr auch die historische Schlosskapelle, und auch auf der Ostseite hin zum Alexanderplatz, wo Modernes, gar eine Integration des alten Volkskammersaals, ausdrücklich erwünscht gewesen war, findet sich: ein Belvedere. Architektonisch zurückhaltend, elegant den historischen Fassaden angepasst, so unauffällig wie möglich.

    Das Schreckgespenst der Jury war offenbar nicht so sehr die alte Form, die mit den Barockfassaden vorgeschrieben war, sondern die Gefahr architektonischer Verlogenheit. Bloß keine Vorhangfassaden, bloß kein Bruch zwischen Außen und Innen, wie es etwa das zum Menetekel geratene Braunschweiger Schloss mit seiner Barockfassade vor moderner Shopping Mall verwirklicht hat. Hier in Berlin stattdessen: solide Rekonstruktion, bis hin zu Treppenhäusern, Eingängen, Raumfolgen. Das Schlagwort heißt: Neue Authentizität. Eben: so viel Schloss wie möglich. Die wirklich konsequente Lösung wäre gewesen: das Schloss gleich ganz zu rekonstruieren, innen wie außen.

    Und zu dem mit den zwei kleinen Kuppel hat mich mal zu einen Experiment veranlasst:

    Schönster möglicher Entwurf:

    Selbst wenn man die kleinen Kuppeln weglässt immer noch super:

    Ebenso hat der Spiegel nun auch das Thema gefunden:

    Was der Sieger Stella vorgelegt hat, überzeugt in seinem Äußeren - dank der barocken Fassaden, dank der Kuppel. Im Inneren wirkt der Kontrast zwischen der modernen Architektur und dem Schlüterstil an manchen Stellen aber zu klobig, so dass man sich am Ende eine Komplettrestaurierung gewünscht hätte. Die Leichtigkeit einer barocken Fassade und moderne Architektur - Welten liegen dazwischen. Im Grunde hat Stella hier - unbeabsichtigt - einen Beweis dafür geliefert, dass die Moderne keine überzeugende ergänzende Sprache zum Historischen findet. So muss man dem Bundestag nachdrücklich danken für sein Beharren auf den barocken Elementen.

    Der Bundestag ist nun gefragt. Er sollte zügig entscheiden. Stellas Bau ist ein Kompromiss, der vielleicht noch die eine oder andere Variation erhalten könnte. Letztlich aber verbeugt er sich respektvoll vor der Geschichte des Ortes. Auch und gerade als Kopie.

    Moderne hat das geschundene Berlin ohnehin genug. Wer dafür schwärmt, der muss einige hundert Meter weiter gehen - zum Alexanderplatz. Dort geben sich Weimarer Republik, DDR und heutige Moderne ein architektonisches Stelldichein.

    Ein Schloss wäre dazu ein schöner Kontrapunkt.

    mfg :D

    Auf dass das baukulturelle Gedächtnis der Städte in unser
    aller Interesse und für die Zukunft erhalten bleibt !

  • @ Treverer

    warum sollten die Statuen, vor allen wenn sie erhalten sind, nicht zurückkehren? Ich bin mir sicher, da man beim Äußeren weitgehend auf Reko setzt, dann auch die wenigen erhaltenen Originale wieder an den Schlossplatz holt. Daher glaube ich, dass auch die direkte Umgebung ums Schloss herum wiederhergestelt wird!

    APH - am Puls der Zeit

  • Zitat von "Flyer"

    Selbst wenn man die kleinen Kuppeln weglässt immer noch super:

    Wenn ich das bei dem Schloss-Modell richtig sehe, dann wird das Kupferdach etwas steiler als beim Original ausfallen.
    Damit wäre von der Betrachterposition des Renderings aus ein schmaler Streifen der Eindeckung oberhalb der Ballustrade sichtbar.
    Ich fände das nicht schlecht...

    Ich hab´s hier noch nicht gepostet aber: Ich bin sooo glücklich über das Ergebnis.
    Heute wird gefeiert! :winkenkopf: :banane: :applausgrinsen: :prosit:

    Der Wind gedreht
    Albtraum verweht
    Zum Schluss jetzt das Glück
    Das Schloss kommt zurück!

  • Die Visualisierung im letzten Beitrag ist echt die Bombe. Da kommt eine ganze Ecke altes Berlin wieder zurück. Das hätte man anno '89 wohl nichtmal zu träumen gewagt. Wieder einmal wird gezeigt werden, was Rekonstruktionen zu leisten in der Lage sind, vielleicht noch mehr als in Dresden. *Duck*

  • Ich bin nicht angetan, die Rückseite erinnert mich an einen Versicherungsbau irgendwo in Hintertupfingen, und ein Foro di Mussolini möchte ich erst recht nicht haben !!!!