Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte
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Das Interview mit Parzinger und Tiefensee aus der FAZ:
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mmh...2013, 2014...so lange ist das nimmermehr! Bald haben wir 2009 und dann haben wir hier zumindest im Forum wieder viel zu bewundern, denn eines ist sicher: Es kommen größten Teils die historischen Fassaden wieder! Wenn nun - wie geplant - auch einige Inneräume wiederauferstehen, dann umso besser! Jetzt träumen wir noch von der historischen Kuppel und dann wird das ganz großartig!
Ich freue mich auf das Schloß!
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Ich freue mich auch schon. ich sitze dann auf dem schinkelplatz trinke einen Kaffee und schaue von der wiedererstellten bauakademie hinüberr zum schloss
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Zitat von "Schloßgespenst"
Das Interview mit Parzinger und Tiefensee aus der FAZ:
Das interview gefällt mir, beide sind in der Lage ihr Anliegen wie Erwachsene zu erklären.
Die Schrankwand im Hintergrund ist übrigens genial, die könnte doch das Vorbild für die Innenausstattung des Humboldtschlosses sein.
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Stadtschloss vs. "statt Schloss"
Dort in Spanien, in Toledo
Sprengte man den Alcasar
Aufgebaut ist er als Credo:
Spanien, neu und wunderbar!Moskaus Kreml wurde zweifach
Aus der Asche aufgebaut
Wär´ die Stadt denn noch die Gleiche
Würd´ auf Glas und Stahl geschaut?Selbst Venedig sah mit Schrecken
Seinen Campanile stürzen
Wär´ der Marcusplatz der selbe
Würde Stahlbeton ihn würzen?Wenn Berlin statt all´ der Blöcke
Rastermaß und Spiegelgas
Neubarocke Pracht vorzöge
Böt´ die Mitte viel mehr Spaß!Laßt uns Neues schön gestalten
Hehr im Werk, verspielt im Stuck
Helft Berlin den Charme erhalten
Schenkt der Hauptstadt DIESEN Schmuck!Zusammenfassung:
Wachtelbrust statt CurrywustReinhard Rupsch, 2002
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was aber hatte es mit dem Alcasar in Toledo auf sich? Wann wurde er zerstört?
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Klar.
Er wurde von den Republikanischen Truppen belagert und so lange beschossen, bis sich kein Widerstand der Francistas mehr regte.
Es blieb kaum ein Stein auf dem anderen. -
Verstehe.
Gratuliere übrigens zu diesem Gedicht.
Echt begabt!! -
Ebenso eine Anerkennung! Wäre doch mal ein anderer Leserkommentar!!!
A propos: Auch Monte Cassino wurde, nachdem es im zweiten Weltkrieg von den Deutschen besetzt und von den Amis in Schutt und Asche gebombt wurde, wieder minutiös aufgebaut. Eine "Klosterschloßburg", das Gründungskloster des Heiligen Benedikt.
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Zitat
Die unendliche Geschichte
Die Debatte ums Berliner StadtschlossDer ewige Krach um die Rekonstruktion der Schlüterschen Fassadenpracht sollte eigentlich längst beendet sein. Die Entscheidung fürs Barocke fiel im Bundestag bereits 2002. Die letzten Reste des Palasts der Republik werden gerade abgetragen. Am 28. November 2008 soll der Sieger des Architektur-Wettbewerbs präsentiert werden. Nun reichten einige kritische Äußerungen aus den Reihen der Jury, um den politischen Sinn des Renommeeprojekts erneut in Frage zu stellen: Wer will dieses Schloss überhaupt noch, wer soll für die Barockfassade aufkommen?
Deutschland - Traumland: Ein Schloss soll wiederauferstehen aus Ruinen - nicht ein Schloss, das Stadtschloss in Berlin. Es ist ein Traumschloss für die einen - ein Albtraumschloss für die anderen. Sechs Jahre sind ins Land gegangen, seit der Bundestag 2002 den Wiederaufbau beschlossen hat. Der breite Widerstand gegen den Abriss des Palasts der Republik blieb ohne Erfolg. Dann war Ruhe. Éine Woche bevor ein Siegerentwurf zum Wiederaufbau gekürt wird, scheint jedoch gar nichts klar zu sein. Selbst die Architektenjury zweifelt, ob die sklavische Wiederherstellung der alten Fassaden Sinn macht.
"Palast-Revolte"?
Genau genommen geht es auch nur um die Rekonstruktion von drei Seiten der Barockfassaden und den Schlüterhof. Im Übrigen muss nur die Gebäudeform dem historischen Vorbild entsprechen. Denkmalpflege oder Kulissenzauber? Am 17. November hat der "Spiegel" "die Palast-Revolte" ausgerufen und einige Jurymitglieder mit vermeintlich ketzerischen Äußerungen zitiert. Wer als Architekt nicht für einen kompletten, modernen Neubau sei, verrate seinen Beruf. Wurde das wirklich so gesagt? Und warum fällt das den Baumeistern in der Jury erst jetzt ein? Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee ficht das alles nicht an: "Die Jury ist so zusammengesetzt, dass sich alle an die Vorgaben halten. Von den Architekten erwarte ich, dass sie sich in den gesteckten Grenzen der Vorgabe bewegen. Es ist keine leichte Aufgabe, das Spannungsfeld vom 18. und 21. Jahrhundert zusammenzubringen." Es könnte eine unmögliche Aufgabe sein. Irgendwie scheint der Wurm im Traumschloss zu stecken.
Stephan Braunfels, Architekt der Münchner Pinakothek der Moderne, hatte die Idee, das rekonstruierte Schloss (aus dem 18. Jahrhundert) um 180 Grad zu drehen und auf den Alexanderplatz auszurichten (21. Jahrhundert). Er ist bei der Jury abgeblitzt und in der Endauswahl von 30 - noch geheimen - Entwürfen nicht vertreten. Sein Kommentar: "Wenn die Jury die Vorgaben so eng auslegt, dass sie meinen Entwurf schon in der Vorrunde ausgeschlossen hat, nur weil er den Schlüterhof umdreht und öffnet, dann darf sie sich jetzt allerdings auch nicht über die Enge der Vorgaben beschweren."Kleinliche Vorgaben halten Architekten fern
Dann hätte sie diesen Entwurf auch nicht ausschreiben dürfen. Immer mehr wird der Wettbewerb zur Farce. Die kleinlichen Vorgaben haben offensichtlich viele namhafte Architekten abgeschreckt, die ihren Beruf nicht verraten wollten. Insgesamt 158 Architekten hatten ihre Enwürfe vorgelegt. Christine Edmaier, die Berliner Vorsitzende des Bundes Deutscher Architekten, hält bei einem Projekt dieser Größenordnung 1000 Teilnehmer für normal. Das Paradoxon der modernen Rekonstruktion ist für das Gros der Architekten einfach zu schwierig - oder schlicht uninteressant.Interessant ist hingegen, dass ausgerechnet die barocke Dreiviertel-Fassade, um die sich alles zu drehen scheint, aus Privatspenden finanziert werden soll. Der private Förderverein "[lexicon='Berliner Schloss'][/lexicon]" soll das Geld einsammeln. Dahinter steht der Hamburger Unternehmer und größte lebende Promoter des Stadtschlosses, Wilhelm von Boddien. Er weiß einiges über das geheime Wettbewerbsverfahren, vor allem aber will Boddien seinen Traum von der Auferstehung des Schlüterbaus verwirklichen. Das wird teuer. Mindestens eine halbe Milliarde Euro soll das Jahrhundertprojekt am Ende kosten. Von Boddien hat 80 Millionen Spendengelder für die Fassade versprochen. Eingesammelt hat er bislang nur einen Bruchteil davon. Die angeblich authentischen Fassadendetails, die Interessenten in den Räumlichkeiten auswählen können, haben noch nicht allzu viele Paten gefunden.
"Die 80 Millionen werden nie kommen"
Stephan Braunfels macht sich seinen eigenen Reim darauf: "Dass der Verein am Ende das Geld für die Fassade zusammenkriegt, glaube ich nie und nimmer. Da wird am Ende der Bund einspringen müssen." Philipp Oswalt, Betreiber einer gegen die Rekonstruktion gerichteten Internetseite, stößt ins gleiche Horn: "Ich halte das für komplett ausgeschlossen und der Bund auch. Das kann man getrost vergessen. Das wird die öffentliche Hand zahlen müssen." Und Christine Edmaier schließt sich an: "Diese 80 Millionen werden nie kommen. Umgekehrt würden sie auch nicht ausreichen für eine Rekonstruktion. Ich kann mir vorstellen, dass das Projekt daran scheitert, denn es ist immer so dargestellt gewesen, dass der Bund nur den Bau und nicht die Fassaden bezahlt. Zumindest muss es dann vom Bundestag auch nochmal neu behandelt werden, wenn man ehrlich ist."Nun hat Deutschland also einen peinlichen Architektenwettbewerb und einige Fassadenelemente für das Traumschloss. Doch wer will dieses Schloss überhaupt noch? Liegt es - noch bevor es aus Ruinen auferstehen konnte - schon in den Trümmern der eigenen Debatte? Wird am 28. November 2008 ein Entwurf gekürt, der Deutschland glücklich macht? Noch ist es nicht zu spät die politische Reißleine zu ziehen. Nun liegt es in den Händen der Jury. Ein Eklat bei der Preisvergabe könnte die Karten noch einmal gänzlich neu mischen.
Artikel zur Sendung "Kulturzeit" vom 24.11.08
Adios, xFlipx
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Oh Mann. Allmählich glaube ich, dass Berlin & auch Gesamtdeutschland noch nicht bereit ist für dieses Schloss.
Ein solch verklärtes Mischmasch aus Barock und Moderne ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
Entweder rekonstruiert man es ganz oder gar nicht. Das Gezerre wird die nächsten Jahre vermutlich noch munter fortgeführt -
Ich frage mich, ob so eine dümmliche Debatte nur in Deutschland möglich ist? In anderen Ländern würde es nie auch nur soweit kommen. Die Standhaftigkeit Tiefensees finde ich lobens- und begrüßenswert, aber was bliebe ihm in dieser Situation auch anderes übrig? Die Geister die man rief, wird er nun nicht mehr so schnell los – leider.
Anstatt sich darüber zu freuen, dass die Fassaden aus Spendengeldern finanziert werden, frage ich mich, wer denn die Fassaden einer Alternativbebauung bezahlen würde? Wohl dann nur noch der Steuerzahler?! Ich bin in Deutschland zum Glück nicht steuerpflichtig, aber wenn so ein Vorhaben bei uns notwendig wäre, ich würde sehr gerne mein Steuergeld in dieses Projekt fließen sehen, anstatt in Preisgelder für kleinkarierte und zwanghafte Architekturwettbewerbe, wo in Deutschland landauf, landab Steuergelder im wahrsten Sinne des Wortes das Klo hinuntergespült werden.
Am besten finde ich:
ZitatNun liegt es in den Händen der Jury. Ein Eklat bei der Preisvergabe könnte die Karten noch einmal gänzlich neu mischen.
Vielleicht besinnt sich der Bauherr nach dem 28.11. doch noch einmal, wenn durch einen Eklat schlussendlich feststeht, dass die heutigen Architekten einfach nicht fähig zu solchen Aufgabenstellungen sind. Eine weitestgehende Rekonstruktion wäre dann hoffentlich eine logische Folge aus diesem typisch ideologischen Gesülze.
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Hallo,
das sehe ich eigentlich genauso, wie die 2 Poster vor mir. Wobei die Sendung "Kulturzeit" auch ideologisch gefärbt ist. Aus dem Beitrag, nahm ich eine gewisse Wehmut wahr, hinsichtlich des Abrisses des PdR. Von wegen, Vernichtung sozialistischer Architekturkultur. Herrn Boddien stellt man so ein wenig als Phantasten, Spinner hin, der sich als alleiniger in den Kopf gesetzt hat, das Berliner-Schloss zu rekonstruieren. Und den nun unsere weltoffenen, dynamischen Architekten + Intellektuellen mal gehörig wieder auf den Boden der Tatsachen holen sollen. Und im Endeffekt unterstützt je eh kaum ein Berliner+Andere die Schlossrekonstruktion, so ungefähr war die Aussage.
Adios, xFlipx
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Die "Kulturzeit "ist ideologisch klar gefärbt, und der Text wundert mich insofern auch gar nicht. Spätestens seit einem Beitrag zum Umbau der Staatsoper Berlin, der genausogut vom BDA hätte sein können, kann mir die Sendung den Buckel runterrutschen. Eine wesentlich bessere Kultursendung ist "Titel Thesen Temperamente" auf ARD, die mir bisher noch nicht durch solche Unsachlichkeiten aufgefallen ist.
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Die Kultursendung "Titel Thesen Temperamente" auf ARD hatte in der letzten Sendung ja auch einen Beitrag zum Stadtschloss.
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Im Tagesspiegel gibt es erste Infos zu den Wettbewerbsbeiträgen:
http://www.tagesspiegel.de/kultur/Stadtsc…;art772,2669176" onclick="window.open(this.href);return false;\r
http://www.tagesspiegel.de/kultur/Stadt ... 72,2669176Zitat...Vor allem die Gestaltung der Kuppel und der Agora als "Ort der Begegnung" und zugleich "als bespielbarer Raum und Verknüpfungspunkt in qualitätvoller Architektursprache", wie es in der Ausschreibung heißt, ist nach Meinung von Beobachtern noch nicht gelungen. Nicht überzeugen konnten bisher etwa Entwürfe, die als Kuppel eine Art offene Konzertmuschel darstellen oder "Aufsätze", wie ein Jurybeobachter erzählt, "in Form eines Windrads"...
Oh je, da kann ja einiges übles auf uns zukommen. Andererseits würde es natürlich reichen, wenn nur ein einziger vernünftiger Entwurf dabei ist und ausgewählt wird. Lassen wir uns überraschen.
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Oh, mir graut´s schon vor Freitag.
Zitat"Ort der Begegnung" und zugleich "als bespielbarer Raum und Verknüpfungspunkt in qualitätvoller Architektursprache"
:totlachen:
Zur Abwechslung könnte man sich ja auch in gescheiten Wettbewerbsentwürfen, anstatt solchen seltsamen Satzgebilden, profilieren! -
In den 80ern war's ein "multimediales Informationszentrum", in den 90ern ein "Ort der Begegnung", in diesem Jahrzehnt dann ein "Treffpunkt von jung und alt", mal gucken, was für einen Phrasenkäse man sich diesmal einfallen lässt. "Bespielbarer Raum" ist schonmal ein Kandidat, Jesus Maria, was für ein Müll, solche Einrichtungen gibt's ja gerade in Berlin sicherlich noch nicht zu hundert. Diese Termini finden sich übrigens in Architekturprojekten über die ganze Republik verstreut, dass man fast schon glauben könnte, jemand verdient alleine bei der Erwähnung mit Lizenzgebühren daran.
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Zitat
Nicht überzeugen konnten bisher etwa Entwürfe, die als Kuppel eine Art offene Konzertmuschel darstellen oder "Aufsätze", wie ein Jurybeobachter erzählt, "in Form eines Windrads".
Gott verschone uns vor solchen Experimenten! Ich ahne Furchtbares!!!
Ich hoffe, man macht aus dem Schloss keine Karikatur seiner selbst.
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