Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • All dein Engagement in Ehren, Wissen.de, aber muss sich das APH oder auch Stadtbild Deutschland e.V. auf das (auch nur angebliche, wurde ja schon wieder dementiert) Niveau einiger Jurymitglieder herabbegeben, indem man bereits *vor* der Bekanntgabe von Ergebnissen herumnörgelt? Mal abgesehen davon, dass eine historische Kuppel sowie die historische Spreefassade wohl schon immer mehr ein frommer Wunsch denn etwas tatsächlich politisch durchsetzbares (Wortlaut Herr von Boddien) waren - immerhin hat der Bundestag, das höchste parlamentarische Gremium in unserem Lande, so entschieden.

    Bedenke, dass, wenn man etwas fordert, was dieser Entscheidung zuwiderläuft, von den Gegnern einer Reko auch ganz schnell in die Ecke gestellt werden kann, in der sich einige Jurymitglieder wegen ihrer Äußerungen jetzt befinden. Tiefensee, und der ist trotz Bahnvorstandsprämien & Co immer noch die höchste politische Autorität für das Bauwesen in unserem Land, hat sich ja ganz klar geäußert, was er von einem solchen Verhalten hält. :!:

    Insofern würde ich erstmal abwarten und Tee trinken anstatt mich jetzt mit Gemeckere aus der anderen Richtung ebenfalls zu disqualifizieren, wie es unsere ach so toleranten Vertreter der Moderne bereits getan haben. Ich ging von Anfang an davon aus, dass dieses Projekt etwas wird, was Generationen beschäftigen wird. Vieles des Vorgenannten, was möglicherweise "fehlen" oder simplifiziert sein wird oder auch Innenraumfolgen können immer noch nachfolgende Generationen hinzufügen, denen die drei gesicherten Seiten der Fassade Appetit auf mehr gemacht haben. :)

  • Da stimme ich mit RMA überein. Außerdem sollen einmal die historischen Fassaden wiederkommen. Der "provisorische" anbau, für den nun einmal der Wettbewerb ausgelobt wurde, wird hoffentlich nicht allzu lange stehen bleiben und sukzessive durch Reko-Ergänzungen vervollständigt werden...wenn wir jedoch Glück haben, disqualifizieren sich die eingereichten Entwürfe von allein.

    Ich kann es mir zwar momentan noch nicht wirklich vorstellen, aber vielleicht ist doch ein Entwurf dabei, der in eine Richtung geht, der uns vielleicht auch gefällt bzw. eventuell gut, weil positiv herausragend ist. Warten wir einmal ab.

  • @ RMA

    naja, zwei Leute zwei Meinungen. Du hast eben den ganzen Weg in Dresden nicht hinter dir, ihr werdet in Frankfurt noch sehen, mit welchen Dingen da hinter den Kulissen gearbeitet wird.
    In Dresden sind wir vorher nur einmal nicht aktiv geworden und am Ende stand das Hotel in der Rampischen. Ich habe ja auch nicht zu einer email-Aktion aufgerufen, sondern mir war nur komisch, dass es kaum Reaktionen im Forum gab, aber dann harren wir in stiller Demut und warten ab, was die Jury uns schenken wird. Woher hier aber einige den Optimismus nehmen, dass es "eventuell gut, vielleicht positiv herausragend wird" (O-Ton Exilwiener), kann ich nicht verstehen und diesen Optimismus kann ich nur bewundern.

    APH - am Puls der Zeit

  • Zitat von "RMA"

    Mal abgesehen davon, dass eine historische Kuppel sowie die historische Spreefassade wohl schon immer mehr ein frommer Wunsch denn etwas tatsächlich politisch durchsetzbares (Wortlaut Herr von Boddien) waren -


    Moment mal - Spreefassade ja, aber historische Kuppel? Hat Boddien das so gesagt? Zumindest bei der Veranstaltung in im Frankfurter Leinwandhaus letztes Jahr hatte Kardinal nach meiner Erinnerung nur nach der Spreefassade gefragt und Boddien seine Einschätzung dazu abgegeben. Ich ging immer davon aus, daß eine historische Kuppel weder sicher noch besonders unwahrscheinlich ist. :schockiert:

  • Zur Kuppel hat er tatsächlich nix gesagt. Mir ist auch nur das mit der Spreefassade bekannt, ich habe mich da zugegeben etwas unklar ausgedrückt. ;)

  • Na dann hoffe ich weiter auf die Kuppel. Mit der nicht wiederkehrenden Spreefassade habe ich mich längst abgefunden (was bleibt einem anderes übrig), aber die Kuppel muß kommen, und zwar die historische.

    Aber selbst wenn ein Entwurf ohne historische Kuppel gewinnt, ist noch lange nichts verloren, denn Siegerentwürfe werden ja häufig noch abgeändert. Man denke nur an den Foster-Entwurf zum Reichstag. Foster hatte bekanntlich einen Entwurf ohne Kuppel und dafür mit gigantischem Glasflachdach (die sog. "Tankstelle der Nation") entworfen und die Kuppel nur auf ausdrücklichen Wunsch des Bundestags entworfen. Hätte man ihn damals genötigt, die historische Reichstagskuppel zu rekonstruieren, hätte er das vermutlich auch gemacht, um den Auftrag zu bekommen. Genauso hat er ja auch die Sitze blau statt grau gemacht, nachdem das beanstandet wurde.

    Entscheidend wird also meines Erachtens sein, was die Politiker sagen und wollen, nicht was der Architekt entwirft. Dennoch bleibt zu befürchten, daß gerade ein Entwurf mit historischer Kuppel im Wettbewerb zugunsten eines Entwurfs mit moderner Kuppel auf der Strecke bleibt - bei dieser Jury. :?

  • Zitat von "Schloßgespenst"

    Dennoch bleibt zu befürchten, daß gerade ein Entwurf mit historischer Kuppel im Wettbewerb zugunsten eines Entwurfs mit moderner Kuppel auf der Strecke bleibt - bei dieser Jury. :?

    Genau das! :boese:

    Wer hat nur diese Jury zusammengestellt..? Da hat man wirklich den Bock zum Gärtner gemacht, wie man so schön sagt.

  • Das Bild über dem Beitrag hat s mir angetan.
    Unglaublich, dass es Menschen gibt, die dieses großartige und äußerst markante Stadtbild verhindern wollen! Diese Mischung aus alt und neu ist wirklich einzigartig und zeigt, dass auch die Moderne wesentliche positive Akzente setzen kann.
    Aber die Kuppel muss auf jeden Fall wiederkommen. Zwischen den beiden Kuppeln kommt der dieses Motiv aufgreifende Fernsehturm erst richtig zum Tragen.
    Nur die Autos müssten noch von den Linden verbannt werden- dann wär s perfekt.
    Auch die moderne Domkuppel fügt sich mit diesem Vis à vis besser ein.
    Ich würde sogar sagen: dieser Blick hätte gegenüber dem Vorkriegszustand sogar gewonnen.
    Aber das Schloss ohne Kuppel ist Schwachsinn.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • und noch gerade im RBB diesen interessanten Beitrag gesehen

    http://www.rbb-online.de/_/includes/mul…a__8233996.html" onclick="window.open(this.href);return false;\r
    http://www.rbb-online.de/_/includes/mul ... 33996.html

    frage; wie sicher sind denn die Beschluesse des Bundestages???

    der Kultursenator ist davon uberzeugt, so hoert man, dass das Schloss an 3 Seiten orginal getreu wiederaufgebaut wird

    hoffen wir dass er recht hat :D

  • Heute morgen gab es einen kleinen Bericht im ARD/ZDF Morgenmagazin zu dieser Debatte. Einige Architekten und Künstler wurden dazu befragt, die sich enttäuscht äußerten, dass nichts modernes gebaut wird. Tenor der Berichterstattung: Anscheinend verstünden die Menschen die Rekonstruktion falsch - viele sehnen sich angeblich nach der gulten alten Zeit im Kaiserreich.

    Persönlich verstehe ich immer nicht, warum immer dieses Argument kommt, wenn man für Rekonstruktion ist, sehne man sich automatisch nach dem Kaiserreich bzw. 3. Reich. Seltsame Logik... :?:

    In jedem Fall scheinen die Öffentlich-Rechtlichen nicht gerade zu dem Schloß zu stehen.

  • Zitat

    Anscheinend verstünden die Menschen die Rekonstruktion falsch - viele sehnen sich angeblich nach der gulten alten Zeit im Kaiserreich.


    Das übliche Totschlagargument. Wer ein Schloß rekonstruieren will, der will die Monarchie wiederbeleben, wer Fachwerkhäuser rekonstruieren will, der wünscht sich wohl die hygienischen Verhältnisse des Mittelalters zurück (im Frankfurter Fall vergißt man darüber hinaus auch nicht, auf die Vorliebe der Nazis für diese Häuser hinzuweisen). Wer gerade nicht von Disneyland faselt, dessen Gehirn spuckt so ein an den Haaren herbeigezogenes Zeug aus. Fehlt nur noch "Wir haben den Krieg angefangen, deshalb hat Ulbricht der Umsichtige das Schloß in die Luft gejagt, und das haben wir jetzt davon, diese gerechte Strafe müssen wir akzeptieren". :augenrollen:

  • Ach, das sehe ich ganz gelassen. Es werden hier im real existierenden westlichen Kapitalismus auch bald härtere Zeiten anbrechen. Ich nenne nur die Stichworte Armutsschere, Rentenverfall, Rezession, Inflation, Verteilungskämpfe, Sozialpopulismus, demographisches Auseinanderfallen der Gesellschaft, Slum- und Ghettobildung mit einhergehenden Gewaltpotentialen, Klimawandel, Energieknappheit, Überschuldung incl. Handlungsunfähigkeit des Staates... Mittlerweile sprechen Politologen ganz offen von der längst eingesetzten Tendenz zur "Postdemokratie", d.h. Demokratie nur noch als Legitimationsfassade, Entscheidungen werden statt dessen in kleinen Zirkeln nach deren (globalen) Interessenlagen getroffen... usw.usf.
    Angesichts solcher Entwicklungen werden sich bald noch manche gerne der ruhigen und aufstrebenden Jahre des Kaiserreichs ersinnen. Und Stahl und Glaskästen oder Betoncluster werden dann mit noch viel unangenehmeren Erinnerungen an bestimmte gesellschaftliche Zustände behaftet sein, in die man sich sehenden Auges hat hineintreiben lassen...

    (Aber ich bin natürlich nur ein Miesepeter :lachen: )

  • Ich habe den Bericht auch gesehen. Er war vollkommen überflüssig und alles andere als informativ.

    Die Schlossgegner gehen nun in die Endrunde. Verloren haben sie aber ohnehin schon.

    Noch eine Woche und die Vorfreude auf das Schloss wird (hoffentlich) noch ein bisschen größer; denn dann wissen wir wie das Schloss genau aussehen wird.

  • Ich hatte zwar vor mich hier nicht länger zu beteiligen, aber was soll's:

    Zitat

    Humboldt-Forum
    „Keine Braunschweiger Lösung“

    Von Andreas Kilb - 21. November 2008 Kurz vor den entscheidenden Sitzungen im Architektenwettbewerb für das Berliner Stadtschloss hat der Bundesbauminister die Pläne der Bundesregierung für das Humboldt-Forum auf dem Berliner Schlossplatz verteidigt. Der Bau werde Ende 2013 fertig sein, sagte Wolfgang Tiefensee in einem Gespräch mit der F.A.Z.. Voraussetzung dafür sei allerdings ein Entwurf, der im Bundestag eine breite Zustimmung finde. Tiefensee bekräftigte auch die Vorgaben der Ausschreibung, die auf einem Parlamentsbeschluss vom Juli 2002 beruht. [...] Es gehe darum, erklärte der Minister, eine Lösung zu finden, die anders als beim Römer in Frankfurt oder beim Braunschweiger Schloss Tradition und Moderne verbinde. Zu der umstrittenen Rolle des Fördervereins [lexicon='Berliner Schloss'][/lexicon], der achtzig Millionen Euro an Spenden für den Wiederaufbau der Barockfassaden einwerben will, sagte Tiefensee, er wolle dem hohen Anspruch des Vereins nicht im vorhinein „den Wind aus den Segeln nehmen“. [...] Die Preisträger im Architektenwettbewerb für [lexicon='das Berliner Schloss'][/lexicon] werden am Freitag kommender Woche bekanntgegeben.

    Das vollständige Interview erscheint am Samstag im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

    http://www.faz.net/s/Rub117C535CD…tml?rss_aktuell" onclick="window.open(this.href);return false;\r
    http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF41441 ... ss_aktuell

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Zitat von "Leine1977"


    In jedem Fall scheinen die Öffentlich-Rechtlichen nicht gerade zu dem Schloß zu stehen.

    Ich habe den Bericht auch gesehen. Ich würde das nicht generell sagen. Es kommt mir eher vor, dass die Architektenschaft noch einmal Sturm läuft um mit allen Mitteln den Beschluss ins Lächerliche zu ziehen. Dafür finden sich natürlich auch desweilen gleichgesinnte Mitkämpfer bei den Medien.