Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • ich find da gar nichts muffig und rückwertsgewandt......das Kulturforum gehört wirkich nicht zu den schönsten Flecken Berlins, die Natonalgalerie ist da eine wirkiche Ausnahme!

  • Zitat von "gerdsen"

    ich find da gar nichts muffig und rückwertsgewandt...... die Natonalgalerie ist da eine wirkiche Ausnahme!


    Naja - eine überdimensionale Tankstelle aus den 60ern. Glas, eloxiertes Metall und sonst nichts. Ein posthumes Denkmal für Mies vdR, eben: rückwärtsgewandt. :augenrollen:

    Der Wind gedreht
    Albtraum verweht
    Zum Schluss jetzt das Glück
    Das Schloss kommt zurück!

  • In der Sonntagszeitung (FAS) war ein sehr interessantes Interview mit Kaspar Kraemer (leider nur für Abonennten im Netz zu lesen - lest es Euch zur Not der nächsten Stadtbibliothek durch).

    Ausgerechnet der Präsident des BDA outet sich als entschiedener Befürworter der Rekonstruktion des Stadtschlosses und verteidigt darüber hinaus historisierende Achitektur - und läßt sich dafür von seinen BDA-Kollegen belächeln und heftig kritisieren.

    Absolut lesenswert!

    Zitat

    "Die Gegenwartsarchitektur ist in einer Sackgasse"
    BDA-Präsident Kaspar Kraemer über neue Bauten in historischen Gewändern und den Wiederaufbau des Berliner Schlosses

    Über Jahrzehnte war die Verwendung von Stilelementen vergangener Epochen in Deutschland tabu. Häuser, ganz gleich ob sie für berufliche oder private Zwecke genutzt wurden, sollten modern, schlicht in ihrer äußeren Gestaltung und funktional sein.

  • Sowas lässt ja hoffen, dass wir wirklich zumindest am Anbeginn einer Zeitenwende stehen. Auch wenn's sicher nochmal 25 Jahre dauern wird, bis das auch in den Betonköpfen der Lehrstühle angekommen ist.

  • Zitat

    Kraemer unterstützt auch den Wiederaufbau des Berliner Schlosses und sieht es als "ein Identifikationsmoment von großer Bedeutung" für die Nation, da der Nachbau die historische Mitte Deutschlands so nachbilde wie sie einmal war.

    Sowas mal von einem Archi zu hören, hätte ich mir nicht träumen lassen.

    Zitat

    Er steht der Moderne aber nicht ablehnend gegenüber: "Es gibt zahlreiche Bauaufgaben, die der Moderne erwachsen und nur mit der Möglichkeit der Moderne bewältig werden können wie zum Beispiel Flughäfen."

    Da hat er ja auch recht: Ich brauche auch kein Flughafen-Terminal mit Barockfassade. Die Erklärung ist einfach: Flughäfen sind eine Erfindung aus der Zeit der Moderne, also sollte man sie auch modern bauen (was nicht heißt, daß sie langweilig & häßlich sein müssen) - im Gegensatz zu Schlössern, die eben gerade in der Epoche der Moderne nicht mehr gebaut wurden, was wiederum "verbietet", sie im Falle der Zerstörung in Formen der Moderne wieder aufzubauen (einen schönen Gruß nach Potsdam und nach Saarbrücken).

    Zitat

    Das Besondere an der Berliner Situation sei zudem, dass das Umfeld von der Historie geprägt sei. "Da ist eine Architektursprache der Moderne nicht gefordert."

    Kraemer - find ich gut.


    8)

  • Zitat von "Schloßgespenst"

    Da hat er ja auch recht: Ich brauche auch kein Flughafen-Terminal mit Barockfassade. Die Erklärung ist einfach: Flughäfen sind eine Erfindung aus der Zeit der Moderne, also sollte man sie auch modern bauen (was nicht heißt, daß sie langweilig & häßlich sein müssen) -...
    8)

    Hallo Schloßgespenst, mir erschließt sich nicht ganz, wieso zeitgenössische
    Baukunst nicht barockhafte Strukturen verwenden darf ? Gerade das ist
    für mich modern ! Modern heisst Mut zum Ornament und das in Fülle und
    Pracht. Die Zeit der Kuben ist vorbei.

  • Zitat von "Oliver"

    Modern heisst Mut zum Ornament und das in Fülle und
    Pracht. Die Zeit der Kuben ist vorbei.

    So sehe ich es auch. Und daß man auch einen Flughafen durchaus ansprechend und traditionalistisch bauen kann, habe ich vor Jahren auf einer Reise nach Malta sehen können. Der dortige internationale Flughafen ist bislang der schönste, auf dem ich abreisen durfte. Er ist durchaus auch modern, hat aber eine neoklassizistische Eleganz, die gut zu der Mittelmeerinsel passt.

    Hier einige Ansichten:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Malta_Airport.jpg\r
    de.wikipedia.org/wiki/Bild:Malta_Airport.jpg

    http://www.polidanobrothers.com/page.asp?p=3603\r
    http://www.polidanobrothers.com/page.asp?p=3603

    http://www.fecc-deutschland.de/html/body_25_int_con_malta.html\r
    http://www.fecc-deutschland.de/html/bod ... malta.html

    http://www.entdecke-malta.com/flug-malta.html\r
    http://www.entdecke-malta.com/flug-malta.html

    http://www.nabba.at/websites/fotos-em2004.htm\r
    http://www.nabba.at/websites/fotos-em2004.htm

    Vergleichbares würde ich mir für deutsche Flughäfen wünschen, die bislang noch einem Moloch aus Glas und Stahlstreben, fensterlosen Blechgängen, Gumminoppenböden usw. gleichen.

  • Hihi, dieses gewellte (Beton?)dach auf dem Malteser Flughafen erinnert mich sehr an die Ostdeutsche Standardturnhalle.

    Naja, wie man's nimmt.

    Ich finde Flughäfen eignen sich deshalb besonders für advantgardistische Formenspiele weil es definitionsbedingt immer Solitäre auf der grünen Wiese sind, und gerade hier haben zeitgenössische Stile ihre Vorteile, denn hier kann man Konstruktionstechnisch mal richtig vom Leder ziehen.

    Aber wenn einer einen neogotischen Flughafen bauen will und es bezahlt, nur zu, interessanter als die 08/15 70er Bauten die im Moment genutzt werden dürfte das allemal sein.

  • Mir erscheint der Stil bei einem Flughafen auch zweitrangig. Funktional und gemütlich soll er sein, dazu möglichst luxuriös.
    Aber ein neogotisches Flughafengebäude hätte sicherlich seinen Reiz und wäre vor allem eines: ziemlich einzigartig. Auf jeden Fall spektakulärer als z.B. dieser langweilige geplante BBI. Das einzig halbwegs ansprechende, die "Sky-Bridge", hat man ja inzwischen auch weggekürzt.
    Hier in Berlin hätte sich als Flughafen-Neubau auch eine Hommage an den Tempelhofer angeboten.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Bei BBI muss man froh sein dass überhaupt was kommt, für Architektur war eben mal wieder kaum Geld da.
    Und ich bin ganz froh dass man die Tempelhofreferenzen hat bleiben lassen, gegen das Original könnte BBI schon allein aus funktionalen Gründen nicht anstinken.

    Aber ein Flughafen ist eben zuerst ein Zweckbau, alles andere ist Luxus.

  • Ein Flughafen darf durchaus luxuriös sein - gibt ja auch genug Beispiele dafür.

    Ja, sicherlich ist die Minimalforderung, dass er überhaupt kommt. War ja schwer genug...

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Joh, der Malta-Flughafen gefällt mir auch ganz gut, aber es ist mir eben bei einer Flugreise einfach relativ egal.

    Aber, herrjeh, hängt Euch doch nicht allle an dem Flughafen auf! Es ging doch eigentlich um etwas ganz anderes: Der BDA-Präsident als Nestbeschmutzer und Stadtschloß-Fan - was sagt Ihr denn dazu? :)

  • Der Ben-Gurion-Airport in Tel Aviv ist echt klasse. Und hat sogar leichte klass. Einflüsse, wie Säulen...


    oder sogar antiken Mosaiken...

    Ich war echt beeindruckt.

  • Der Flughafen in Malta ist mir zu sehr "Platte", irgendwie passt da Form und Material überhaupt nicht. Der Flughafen in Tel Aviv ist mir auch zu funktional. Gibt es überhaupt einen richtig schönen Flughafen, so im Stil eines schönen Hauptbahnhofs ? :keine ahnung:

  • Ich find den Essen-Mülheimer ganz nett.... ist aber 'n ganz anderes Kaliber, Altbau aus den 20ern. Ferner hat der Airport Weeze seinen Reiz, eine Wiese mit mittelgroßer Glashalle.... wirkt irgendwie befremdlich.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Zitat von "Schloßgespenst"

    Aber, herrjeh, hängt Euch doch nicht allle an dem Flughafen auf! Es ging doch eigentlich um etwas ganz anderes: Der BDA-Präsident als Nestbeschmutzer und Stadtschloß-Fan - was sagt Ihr denn dazu? :)

    Der Wunsch von "Schloßgespenst" sei mir Befehl. Also zurück zum Thema. Die Äußerung des BDA-Präsidenten ist natürlich bemerkenswert und dürfte für Unruhe im eigenen Apparat sorgen. Vielleicht weiß jemand etwas zur Vorgeschichte des Mannes? Denn aus heiterem Himmel kommt man doch kaum zu einer derart entspannten Auffassung gegenüber Rekonstruktionen und Bemühungen zur Baureform, oder?

  • Kraemer fiel damals ja schon in seiner Antrittsrede dadurch auf, dass er sich für eine traditionelle Formensprache und Schönheit allgemein in der Architektur ausgesprochen hat. Leider finde ich die Rede im Netz nicht mehr.

  • Kraemer betont aber auch, daß er als Privater sprechen würde (auch wenn er als solcher kein Interview in der FAS bekommt) und das im Zentralkomitee..., Pardon, Bundesvorstand des BDA wohl 30 von 37 Architektekten gegen Stadtschloss etc. wären.

    Trotzdem vielleicht ein Schabowski-Effekt:"Genosse, haben wir richtig verstanden: In Deutschland herrscht ab heute Baufeiheit?!"