(Bau-)Kultur in der DDR

  • Moderationshinweis: Ab diesem Beitrag stattfindende Diskussion über Umgang mit Kultur in der DDR aus dem Schloss-Thema in diesen Strang verschoben.

    ^ Besonders bemerkenswert finde ich das oberste Bild. Obwohl bereits große Teile der Schlossplatzfassade vernichtet sind, vermittelt der Rest immer noch eine unglaubliche Schönheit und Monumentalität. Eine grandiose Anklage gegen die Lumpen von der SED!

  • ^... eigentlich doch genau so anklagend, wie die Bilder vom Braunschweiger Schloss, welche die "Lumpen des Kapitalismus" grandios anklagen.

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    Oder die Bilder vom Thronsaal der Münchner Residenz,
    der aus unerfindlichen Gründen von den "bayrischen Lumpen" verunstaltet wurde.

    Quellbild anzeigen

    Herkulessaal der Residenz München • Programm 2020 und 2021

    Wir hätten das alles natürlich viiiiiieeeeel besser gemacht. Heute.

  • Unglaublich! Man sieht: die Barbarei gegenüber Kulturgütern ist an keine Ideologie gebunden!

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • Nun, ich denke Gemeinsamkeiten sind Geschichtsvergessenheit, bedingungsloser unrelativierter Fortschrittsglaube, gewollte Abgrenzung zu früheren Epochen bis zum Bruch mit der Vergangenheit.

  • Unglaublich! Man sieht: die Barbarei gegenüber Kulturgütern ist an keine Ideologie gebunden!

    Das stimmt leider, wobei alle Ideologien mit

    -sozialismus oder Kommunismus im Namen nicht nur Kulturgüter, sondern auch die Kulturbürger gleich mitvernichteten. Leider lernt der Mensch hier nicht dazu.

    Wenigstens werden und wurden manche Barbarenakte wieder rückgängig gemacht wie wir an wunderbaren Rekonstruktionen sehen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

  • Das stimmt leider, wobei alle Ideologien mit

    -sozialismus oder Kommunismus im Namen nicht nur Kulturgüter, sondern auch die Kulturbürger gleich mitvernichteten.

    Diesen Satz kann man leider so nicht stehen lassen, denn er verallgemeinert zu sehr.
    Wenn wir von (groß-)bürgerlicher Kultur sprechen, dann stimmt das uneingeschränkt.

    Was aber die allgemeine Kulturbildungsferne in der Bevölkerung angeht... Da hat der Konsumrausch und die Vielfalt an anderen Möglichkeiten doch eher zu einem Sittenverfall in Westdeutschland beigetragen.
    Zu DDR-Zeiten machte man ganz selbstverständlich kollegiale Betriebsausflüge zur Kunst. Millionen Werktätige besuchten die Großen Kunstausstellung der DDR in Dresden. Man ging häufig ins Theater und in Klassische Konzerte. In Museen sowieso.
    Weil an anderer Kurzweil nichts dem Westen vergleichbares geboten wurde.

    Noch heute sind die Statistik-Zahlen für Besuche in Museen und bei klassischen Konzerten je Einwohner in Sachsen signifikant höher als in jedem westdeutschen Flächen-Bundesland. Und eine ähnliche Tendenz sieht man für alle ostdeutschen Länder.


    Kulturindikatoren auf einen Blick - Ein Ländervergleich (destatis.de)

  • Was ist eigentlich aus den Statuen im Thronsaal der Münchener Residenz geworden? Ich bilde mir ein manche davon bereits in echt gesehen zu haben.

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Oder mussten Museumsbesucher VOR Corona bereits ihre Pässe vorzeigen?

    Das wohl nicht, aber an vielen Museumskassen wird nach der Postleitzahl gefragt.

    Und dass in Sachsen oder Berlin mehr Kultur zur Schau gestellt wird, als in Hessen oder im Saarland, ist qualitativ wie quantitativ fraglos.

    Das möchte ich doch, zumindest was Hessen betrifft, ernsthaft in Frage stellen. Allein mit Kassel, Darmstadt und Frankfurt kommt da so einiges zusammen.

    Bremen hat ein verhältnismäßig großes Kulturangebot (das - nebenbei - in höherem Maße genutzt wird, als der Durchschnitt der Mehrzahl der Ost-Bundesländer; vgl. angeführte Statistik).

    A propos schlecht gelesene Statistik: Wer Stadtstaaten mit Flächenländern vergleicht, beisst auch in Tennisbälle - die sind schließlich so rund wie ein Apfel.

  • Herr Stauffer,
    zunächst muss ich mich bei Ihnen Bedanken, dass Sie das Gefühl haben,

    dass in Sachsen oder Berlin mehr Kultur zur Schau gestellt wird, als in Hessen oder im Saarland.

    Ich meine das wirklich ohne Ironie.
    Damit ist schon einiges erreicht nach 30 Jahren Wiedervereinigung. (Glauben Sie mir, in meinen 14 Jahren Diaspora im Südwesten Deutschlands habe ich da Anfang der 2000-er komplett gegensätzlichen Selbstüberschätzungen in einigen Diskussionen widersprechen müssen...)

    Nun frage ich mir nur, warum es für Sie schlecht zu ertragen ist, wenn nackte Zahlen eine gefühlte "kulturelle Überlegenheit" Westdeutschlands - wie sie Exilwiener (den ich im Übrigen sehr schätze) durch eine (aus meiner Ansicht unzulässige) Verallgemeinerung in seiner Grundaussage - widerlegen?

    Wenn wir schon über Statistik-Details sprechen, dann wäre vielleicht der Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung - die vermutlich eher Interesse für Museen und Klassik-Konzerte haben - ein passendes Argument für SIE gewesen.
    Auch ließe sich vielleicht fragen, ob Menschen mit anderem - beispielsweise vorderasiatischem oder afrikanischen - kulturellem familiärem Hintergrund mit Klassischer Musik in gleichem Maße etwas anfangen können, wie ein "Mitteleuropäer". Um nicht falsch verstanden zu werden: Mir fehlt zum Beispiel der Zugang zu indischer, thailändischer oder chinesischer Musikalischer Hochkultur komplett. Nicht weil ich diese ablehne, sondern weil ich sie nicht "gewohnt" bin....

    Falls Sie, lieber Stauffer, es doch noch mal mit Zahlen versuchen wollen:

    Auf dieser Seite kann man sich sehr schön eine Übersicht verschaffen, wo es wie viele Museen in Deutschland gibt.

    Museen in Deutschland – Wikipedia

    Beachten sollte man bitte auch insbesondere den Abschnitt, WO sich die meistbesuchten Museen Deutschlands befinden.
    Nach sächsischen Museen müssen wir da (leider) lange suchen.

    Und wenn man sich dann noch die Mühe macht, die Einwohnerzahlen der Bundesländer mit den Museumszahlen ins Verhältnis zu setzen, dann wird deutlich, dass

    - in Ostdeutschland wohl doch der Gang ins Museum oder Konzert "anerzogen wurde". *

    - hingegen die Zahl der Museen in Westdeutschland anteilig zur Bevölkerung überwiegt.

    *Und genau dies widerlegt die verallgemeinernde Aussage

    ... wobei alle Ideologien mit

    -sozialismus oder Kommunismus im Namen nicht nur Kulturgüter, sondern auch die Kulturbürger gleich mitvernichteten.

    Nur zur Klarstellung: Es liegt mir wirklich fern, die Katastrophe das Berliner Schlossabrisses relativieren zu wollen. Auch muss ich nicht unbedingt nachweisen, dass man in Westdeutschland per sé kulturferner ist als im Osten.

    Aber die üblichen unreflektierten Plattitüden zur allgemeinen "Unkultur im Sozialismus" sind gebildeten Menschen einfach unwürdig und entsprechen nicht den Tatsachen.

    Ich würde mir einfach wünschen, dass man 30 Jahre nach der Wiedervereinigung zu einer differenzierten Betrachtung der "anderen aus der Zone" fähig ist.

  • Manchmal frage ich mich was diese themenfremde spalterische Diskussion eigentlich soll? Bei manchen ist offenbar die Mauer immer noch im Kopf. Wenn man übrigens die Statistik genauer liest zb bei Konzertbesuchen dann sind unter den mitteldeutschen Ländern Sachsen-Anhalt mit 63 und MV mit 58 pro 1000 Einwohnern sowie Brandenburg mit nur 44 sogar hinterm so "bildungsfernen" Saarland mit 68...

    Das zeigt doch dass es absoluter Käse ist zu behaupten, dass das ach so tolle DDR-Erbe würde immer noch zu höherer Bildung führt!

    Zudem hat es also nicht mit der DDR zu tun warum Sachsen und Thüringen so weit vorne sind sondern wegen ihrer viel tiefer gehenden Kulturgeschichte von der Weimarer Klassik über die Semperoper in Dresden, das sind wahrlich keine Erfindungen der "Zone" ...;-\

  • Sehr geehrter Fachwerkliebhaber,

    ich kann Ihnen eigentlich nur beipflichten.

    Wer hier spalterische Diskussionen betreibt und Mauern im Kopf hat, sollten SIE vielleicht noch differenziert ausarbeiten.

    Ich habe selbiges ja versucht.

    Bin mir nicht ganz sicher, ob ich Ihren Beitrag als Unterstützung meiner Argumente korrekt interpretiere.

    Ich kann mich noch erinnern, dass so ein paar Blödmänn*innen von Pegida in 2015 gerufen haben: "integriert doch erst mal uns". Warum wohl? Wegen permanenter Zurücksetzung ostdeutscher Biographien. So wie man hier eben einfach behauptet, dass "der Sozialismus den Kulturbürger vernichtet" hat.

    Überall ist in den Medien von Emanzipation und Gleichberechtigung die Rede. Und ich erlaube mir einfach hin und wieder, verallgemeinernde Plattitüden über "den Menschen im Osten im Allgemeinen" in Frage zu stellen.

    Noch ein Tipp von mir: versuchen Sie mal nicht Einzelzahlen aus der Statistik zu verwenden.
    Erst wenn man die Zahlen vergleichbarer Bundesländer addiert und überprüft, wird auch für Sie eine Tendenz hinsichtlich Ost und West erkennbar. ;)

  • Sehr geehrter Eryngium,

    ich kann manche Reaktionen ja verstehen! Es tut manchen "Ostalgiker" sehr weh dass das tolle sozialistische System gescheitert ist und vom pöhsem Klassenfeind im Westen "übernommen" wurde. Dieser Minderwertigkeitskomplex der daraus entstand ist sehr schade, aber es ist sowas von lächerlich, mir zu unterstellen, "ostdeutsche Biografien" (was ist das eigentlich?) schlechtzureden!

    Ich bewundere die mitteldeutschen Bürger! Wie sie ihr von der DDR heruntergewirtschaftetes Land (ich sage nur Quedlinburg das beinahe dem Erdboden von den DDR-Schergen gleichgemacht würde) so vorbildlich so wunderschön saniert haben, schöner als es teilweise je bei uns passiert ist. Das ist großartig und die Rekowelle ist natürlich auch eine geniale Errungenschaft die in Dresden entstand und die mich erfreut jedes Mal wenn ich Neuigkeiten zum Thema Neumarkt hier im Forum entdecke!

    Die Menschen "im Osten" sind wunderbare Leute und auch kritischer als im Westen was die Politik angeht denn sie wissen durch ihre frische Erfahrung mit einer sozialistischen Diktatur, wie sehr man eine Demokratie schätzen sollte und über die Freiheit dankbar sein sollte, was wir im Westen als"Selbstverständlichkeit" sehen. Ihre friedliche Revolution im Herbst 89 war ein Wunder und verdient größte Anerkennung!

    Wo ich nur ein Problem habe ist die immer mehr stattfindende Verklärung der DDR-Dikatur, die im Grunde in der Rezeption vieler hier doch eine "Wohlfühldiktatur" wohl war denn das meiste war doch viel besser als "beim Klassenfeind". Sicher gab es wenige Aspekte die vielleicht besser waren wie der medizinische Bereich und der gesunde Patriotismus, aber im Großen und Ganzen war die DDR ein Unrechtsstaat und wer das anders sieht, der hat die Wiedervereinigung einfach nicht verdient tut mir leid ...

  • Lieber Fachwerkliebhaber,
    Danke. Das tut wirklich gut.

    Nur noch zur Korrektur. Ich habe IHNEN gar nichts unterstellt.
    Ich versuch´s noch mal. Bitte genau lesen:


    *Und genau dies widerlegt die verallgemeinernde Aussage

    Zitat
    153-781c377abcc699c1dd5d6f2c3fbbc8ab89906d24.jpg Zitat von Exilwiener ... wobei alle Ideologien mit
    -sozialismus oder Kommunismus im Namen nicht nur Kulturgüter, sondern auch die KULTURBÜRGER gleich mitvernichteten.

    um Mehr oder Weniger geht es mir gar nicht.


    Was mich wirklich nervt (wenn ich Ihre Bezüge richtig verstehe): schon wieder soll ICH als Betroffener von Herabsetzung einer ganzen Bevölkerungsgruppe - gegen die ich mich verwahre - mit Plattitüden über "Ostalgiker" und die "Verklärung des Sozialismus" abgebügelt werden?
    Nichts der Gleichen trifft auf mich zu.
    Und es trifft auch nicht den Kern meines Wunsches:

    Wann ist man denn im Westen endlich mal in der Lage für eine differenzierte Bewertung der Zeit vor 1990?

    V.a. der Menschen in Ostdeutschland?

    NOCHMAL für SIE zum mitmeißeln: Es wurden KEINE Kulturbürger vernichtet.
    Viel mehr wurden die MENSCHEN im Osten zur Kultur erzogen.


    (Und noch eine kurze Info für Ihr Weltbild:
    ICH persönlich finde das Westdeutsche Gesundheitssystem deutlich besser. Liberale Marktwirtschaft auch in diesem Bereich und damit deutliche fortschrittlichere Anwendungen und Techniken haben mir das Leben gerettet...
    Ich kann Ihnen eigentlich kaum etwas benennen, dass für MICH früher besser war.
    Spontan fällt mir das deutlich bessere Recyclingsystem der DDR ein. Und der Grüne Pfeil.

    Auf alles andere verzichte ich lieben gern.

    Andere Ostdeutsche mögen das anders sehen.

    So wie man auch über gesunden Patriotismus und seine Grenzen unterschiedlicher Meinung sein kann.

  • @energyium

    Ich zitiere mich selbst:

    "... wobei alle Ideologien mit

    -sozialismus oder Kommunismus im Namen nicht nur Kulturgüter, sondern auch die KULTURBÜRGER gleich mitvernichteten."

    Konkret gemeint, dass Nationalsozialismus und Kommunismus auch gleich - ich nenne es einfach einmal so - die Kulturbürger mitvernichtet haben! Das wird ein halbwegs gerade ausschauender Mensch doch bitteschön nicht ernsthaft widersprechen wollen - hoffentlich! Weshalb Du nach Pawlow´scher Manier hier glaubst, dass ich das auf die "Ostdeutschen" projeziere, das verstehe ich wirklich nicht, noch dazu wo jeder der mich hier kennt, wissen könnte, dass mir die Ostdeutschen die liebsten Deutschen sind und hier vor allem Sachsen mein Lieblingsbundesland ist. Warum hier manche kein Contenance besitzen, das ist schon traurig und läßt mich hier im Forum oftmals ratlos zurück. Jedenfalls wollte ich das nur klarstellen und es würde mich freuen, wenn Du meine Aussage nun vielleicht nachvollziehen kannst. Das hat hier absolut nichts mit der Thematik West/Ost zu tun! Alle "-sozilaismuse", ob rote oder braune, sind nun einmal lebensgefährlich, wie man weltweit und leider auch heute noch immer sehen kann! Punkt.

  • Herr Exilwiener,

    ich erkläre gern noch einmal, worum es geht, denn ich habe das Gefühl, dass es dem einen oder anderen Foristen wirklich unmöglich ist, inhaltliche Verläufe über 3 Posts zu verfolgen...

    1. Es ging um das Stadtschloss in Berlin, dass die "Lumpen von der SED" abrissen. SED = Sozialistische Einheitspartei

    2. Ich habe mir erlaubt daran zu erinnern, dass es auch im Westen unfassbare Abrisse gab. Weil die Zeiten eben so waren. Dort habe ich aber noch nichts von "Lumpen" gelesen, hier im Forum.
    3. Dann erläutern Sie, dass alles mit Sozialismus oder Kommunismus die Kulturbürger vernichtet...

    Was ja impliziert, dass die Menschen im Sozialismus keine Kulturbürger sein können.

    Und auch Sie können wirklich nicht erkennen, warum ich mich erdreiste, Ihren Satz zu relativieren?
    Das bekümmert mich.

    Wenn Sie die NSDAP und Kommunistische Diktaturen wie Nordkorea, Mao-China, Stalin-Russland oder die Roten Khmer meinen, die Bildungsbürger vernichteten: dann schreiben Sie das bitte auch. Da bin ich nämlich gleicher Meinung.

    Es bleibt für mich immer noch festzuhalten, dass die "Lumpen von der SED" im ALLGEMEINEN NICHT die Bildungsbürger vernichtet haben.

    Und wer es jetzt immer noch nicht verstanden hat, dem empfehle ich mit ganz viel Sarkasmus diese Statistik:

    Bildungsmonitor 2020: In diesen Bundesländern gibt es die beste Bildung - dhz.net (deutsche-handwerks-zeitung.de)

    ;)

    Schöne Grüße aus Dresden.

    --------

    PS: etwas ist mir über die interessante Frage was "früher alles besser war" noch eingefallen.

    Das ostdeutsche Jägerschnitzel. Es fehlt mir.

  • 1. Es ging um das Stadtschloss in Berlin, dass die "Lumpen von der SED" abrissen. SED = Sozialistische Einheitspartei

    2. Ich habe mir erlaubt daran zu erinnern, dass es auch im Westen unfassbare Abrisse gab. Weil die Zeiten eben so waren. Dort habe ich aber noch nichts von "Lumpen" gelesen, hier im Forum.

    Ich verstehe nicht warum du auf Exilwieners Beitrag so pampig reagierst. Den westdeutschen Wiederaufbau und die Abrisse von wiederaufbaufähigen Kulturgütern im Westen haben wir doch hier im Forum wahrlich oft und ausgiebig kritisiert, ich selber habe dazu vor einigen Jahren einen Thread gestartet. Und gerne kann man die dafür jeweils Verantwortlichen ebenfalls als "Lumpen" bezeichnen.

    Gleichwohl ist die Kategorie "Lump" in Bezug auf die Verantwortlichen der SED doch besonders berechtigt. Man wusste ob der herausragenden kunsthistorischen Bedeutung des Schlosses, aber vernichtete es bewusst und brutal für ein "kleines Reichsparteitagsgelände" (Wilhelm von Boddien) und wegen eines primitiven Hasses auf Preußen.

  • Herr Maecenas,
    ist lesen und verstehen so kompliziert? Ich dachte ja eigentlich, ich hätte es nun wirklich oft genug erklärt, worum es mir geht.
    Wenn ich meine Beweggründe auf 3 Punkte zusammenfasse und Sie dann bis zu Punkt 2 kommen und nachfragen, wo das Problem sei... Da fällt mir wirklich kaum noch was ein...

  • Es bleibt für mich immer noch festzuhalten, dass die "Lumpen von der SED" im ALLGEMEINEN NICHT die Bildungsbürger vernichtet haben.

    Ich bin da Außenstehender und weiß nicht viel. Aber mein Eindruck ist dies ganz jedenfalls. Es hat mich immer beeindruckt, mit den Bürgern in tschech. und ungarischen Städten zu reden - mit DDRlern kam unsereins nicht zusammen, für das Land galten rigorose Reisebestimmungen. Und im Ausland gaben sich die eher zugeknöpft. Aber ich war beeindruckt von diesen Persönlichkeiten, wie mir die Bevölkerung im Ganzen ungleich gebildeter vorkam als bei uns, auch, ja gerade einfachere Schichten. Übrigens hat man da gelernt, einen Menschen nie nach dem Äußeren zu beurteilen. Auch diese Erfahrung hat mir gefallen. Ich weiß, dass sich die Ostler immer gegenüber dem Westen "geniert" haben. Aber ich hatte immer viel eher den Eindruck, wir müssten uns vor den Ostlern genieren, für unsere infantilisierende Werbung, für die ganze Kommerzscheibe etc für unsere Plebeisierung. Für mich hatten die einfachen Ostler einfach viel mehr Würde. Ich bin jedenfalls gern mit fremden Menschen aus dem Osten zusammengesessen auf ein Bier oder was. Mir hat auch gefallen diese Mischung aus Ablehnung des Regimes bei grundsätzlichem Patriotismus. Ich bin auch so: unsere jeweiligen Regierungen mag ich nicht, habe aber ein gewisses Bewusstsein für kulturelles Erbe. Heute ist das umgekehrt, Stichwort Verfassungspatriotismus, für mich eine erbärmliche Angelegenheit. Man kann fast sagen, dass sich diese Menschen damals politisch einig waren darin, auch das hat mir gefallen. Ein ganzes Volk gegen die Regierung. Ich hab nie im Osten politisiert, wollte niemanden in die Bredouille bringen. Ich war Gast und hab den Mund gehalten, aber die haben selber angefangen. Was sich die alles zu sagen getrauten! Wenn ich an den Opportunismus bei uns denke!

    Ich hab nie den Ton gemocht, mit dem gegen die Ostler gespöttelt wurde.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Oder die Bilder vom Thronsaal der Münchner Residenz,
    der aus unerfindlichen Gründen von den "bayrischen Lumpen" verunstaltet wurde.

    Wir hätten das alles natürlich viiiiiieeeeel besser gemacht. Heute.

    Moment, ich hab die ganze Diskussion nicht mitverfolgt, aber was meinst du mit "von den "bayrischen Lumpen" verunstaltet"?

    Der Thronsaal wurde im 2. Weltkrieg zerstört, der heutige in der dortigen Stelle befindliche neue Herkulessaal ist eine komplette Neuschöpfung, nicht eine Verunstaltung des Thronsaales. Es ist natürlich sehr schade, dass man den Thronsaal (mitsamt der anderen Festsäle und der Klenzeschen Grünen Treppe) nicht wieder aufgebaut hat, aber die Zurverfügungstellung des ganzen Festsaalbaus an den Bayerischen Rundfunk (und eines kleinen Teils an die Akademie der Wissenschaften) mitsamt der Zusage, dass sich dieser dort einen Konzertsaal als Ersatz für den im Weltkrieg zerstörten Vorgängersaal, dem Odeon, als neue Heimstätte des BR-Rundfunkorchesters bauen konnte, hat erst das Überleben des ganzen nahezu komplett zerstörten Residenzkomplexes gesichert. Wenn der BR nicht damals zugestimmt hätte, einige hundert Millionen Mark in den neuen Herkulessaal und die restlichen Räumlichkeiten zu stecken, hätte die Rekonstruktion der restlichen Residenz womöglich nicht stattfinden können - das Geld und die grundsätzliche Rechtfertigung der Rekonstruktion eines Königsschlosses vor vielen modernen Stimmen, die dies als völlig unsinnig angesehen haben, wäre nicht zu erreichen gewesen, wenn man nicht auch teilweise praktische und moderne Nutzungen ins Feld hätte führen können. Von daher ist der zweifellos große Verlust der originalen Innenräume des Festsaalbaus ein notwendiges Opfer für die Wiedererrichtung der restlichen, sicherlich kunsthistorisch wertvolleren Räume der Residenz gewesen.

    Den neuen Herkulessaal finde ich im übrigen trotz einer gewissen Strenge und Austerität sehr schön, wesentlich schöner und stimmungsvoller jedenfalls als die meisten modernen Konzertsäle.

    Was ist eigentlich aus den Statuen im Thronsaal der Münchener Residenz geworden? Ich bilde mir ein manche davon bereits in echt gesehen zu haben.

    Die müssten, wenn ich mich recht erinnere, teilweise über die ganze Residenz in verschiedenen Gängen verstreut und teilweise im Depot sein. Ich müsste da allerdings noch einmal nachschauen, um sicher zu sein.

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus