Die ehemalige gotische Schlosskirche - aus katholischer Zeit - war zu einem Wohnraum für König Friedrich Wilhelm IV. umgebaut worden, unter dem bau- und kunstgeschichtlich sehr wertvollen Schlingengewölbe wurde eine Zwischendecke eingezogen. Das Schlingengewölbe war durch die Bomben wieder freigelegt worden, wurde aber dennoch mit dem ganzen Schloss gesprengt.
Ganz so war es nicht. Das Schlinggewölbe war zu jeder Zeit sichtbar und ist in allen Einzelheiten auch in unversehrtem Zustand dokumentiert. Die gotische Erasmuskapelle wurde unter Friedrich dem Großen als eine seiner ersten Baumaßnahmen am Schloss mit einer Zwischendecke geteilt [Geyer, A.; Geschichte des Schlosses zu Berlin Bd. 2, Stiftung Preuß. Seehandlung 2. Aufl. 1993, S. 31], und zwar wurde auf Holzbalken ein Zwischenboden in Höhe des ersten Stockwerks eingebaut. Wozu er den Raum brauchte, ist im zitierten Werk nicht überliefert, der obere Teil lag in unmittelbarer Nähe seines bis 1944 erhaltenen Schreibzimmers.
Friedrich Wilhelm IV nutzte spätestens ab 1840 den oberen Teil der Erasmuskapelle als Arbeitszimmer, nachdem seine ursprünglichen Pläne zur Wiederherstellung als Kirche samt Erweiterungen mit neugotischen Elementen nicht zur Ausführung kamen. Aus dieser Zeit sind mehrere Gemälde, Zeichnungen, Skizzen... überliefert, die zeigen, wie der Einbau des Arbeitszimmers sakrale Architektur zitiert.
Anfang der 1890er wurden unter Wilhelm Zwo, der insgesamt sehr unsensibel mit der überlieferten Architektur im Schloss umging, diese Einbauten wieder entfernt, um die Kapelle zum Gästetrakt umzubauen.
Nach der Umwidmung zum Museum sind in den frühen 1920ern auch die wilhelminischen Umbauten entfernt worden. Die Erasmuskapelle war im oberen Teil dann leer und diente als Gemäldegalerie.
Das gotische Schlinggewölbe gehört zu den ältesten und am besten dokumentierten Teilen des alten Schlosses und könnte millimetergenau rekonstruiert werden. Leider steht das Parkhaus dem im Wege, das anstelle der Ostfassade dort in Beton gegossen wurde.
Die Überlieferung ist so umfangreich, dass man sich sogar aussuchen kann, welchen Stand der Vergangenheit man rekonstruieren will. In der Museumszeit gab es sogar archäologische Untersuchungen, aus denen die Baugeschichte der Kapelle von Anfang an hervorging. Es ist wirklich ein Jammer, dass ausgerechnet dieser Bereich unter einem 60er Jahre-Parkhaus verschwindet.