Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Hach ja, wenn's sonst nix zu berichten gibt, weiß ich nun wenigstens wer die wahren Architekten sind, die BOGENBAUER! cool:)biggrin:)

    http://cam04.berlinerschloss-webcam.de/

    Ich staune ja von Zeit zu Zeit, wie maßgenau die Reko der Fassaden bewerkstelligt wird. Das nachher zuoberst die Deckplatten der Balustrade in der Linienflucht der Waagerechten nicht "wackelt"... ! Und das alles muß noch mit dem Betonkern kompartibel sein. Wie machen die das nur!? Könnte einer unserer Bauingenieure dazu Aufklärungsinfo geben, bitte!
    Hinter diesen Bogen kommt noch ein rundbogiges Betonelement, das unten im Hof bereits parat liegt. Das muss dann wohl zwischen Sandsteinbogen und Betonwand eingeschoben werden, oder? Plus Isolierung? Dahinter dann noch die Fensterrahmung. Irgendwie erscheint es mir vom Bauablauf komplexer, vielleicht auch bautechnisch komplizierter als der Original-Schlüterbau!?
    EDIT: ich muss mich nach Einsicht in die Baupläne korrigieren. Die Betonplatte mit dem Rundbogenausschnitt wird wohl direkt über dem Rundbogen eingesetzt werden und evt. hintermauert werden! Die Rahmenvertiefung nimmt später das Festongehänge auf! So sehe ich das jetzt. Nur komisch, dann wäre ja doch direkt Beton fassadenseitig in der Front. Oder es ist ein Entlastungselement, aufgesetzt bündig mit der hinteren Kante des Bogens. Das Betonelement nimmt dann die Last der Gebälkteile/Geison etc. auf, die oben aufliegen , leitet sie nach außen ab (Säulen?) und es wird vorne noch verziegelt/verputzt.

  • Hach ja, wenn's sonst nix zu berichten gibt...

    Die Hermenpilaster am Portal IV sind mittlerweile vollständig angebracht. Bald wird dann am "Kaiserbalkon" "Liebknechtbalkon II" gewerkelt.

    Mangels Bildern diese Entsprechung:


    Die Adlerkartusche unterhalb des Balkons dürfte im Gegensatz zum "Staatsrat" beim Humboldtforum wohl (hoffentlich) wiederkommen.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (19. April 2017 um 11:51)

  • meines Wissens hat Liebknecht ja auf der Ladefläche von nem LKW vor und nicht auf dem Balkon gestanden... gut dass die DDR das nicht wusste/wissen wollte, sonst wären diese Spolien auch noch weggekommen

  • Schon klar - recht alter Hut - , aber nachgestellt ist das ganze ja nun mal worden.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Die Adlerkartusche unterhalb des Balkons dürfte im Gegensatz zum "Staatsrat" beim Humboldtforum wohl (hoffentlich) wiederkommen.

    Wirf mal einen Blick auf deine eigenen Bilder auf dieser Seite. Da ist die Adlerkartusche doch ganz eindeutig zu sehen.

  • Ich könnte heulen:
    Jetzt steht das Schloss außen schon fast vollständig da und die zukünftige Schönheit ist bereits mit Händen zu greifen ....

    Und dann haben diese I...en diese zwei sch...ß Kästen dort oben drauf gesetzt, die man nun eben doch von überall her sehen kann.

    WIE KONNTE MAN SO WAS NUR TUN??
    Für mich ein klares Zeichen von Dummheit, völlig fehlender Sensibilität und Überheblichkeit ("Wird schon nicht so schlimm werden...")
    :aufdenkopf::kopfwand::wuetenspringen::weinenstroemen::kopfschuetteln:

  • Seinsheim hatte das hier schon deutlicher begründet: mit politischer Absicht, damit sichtbar bleibt, daß in den rekonstruierten barocken Hüllen ein moderner Bau steckt, nämlich das HUMBOLDT FORUM ..., tsss!?
    Aber in der Tat, auf den Fotos ist es mir eben auch sehr unangenehm aufgefallen. Konträr zum barocken Balustradenabschluß_Bauprinzip (ich nenn' das jetzt mal so!): das erstens das Dach kaschaiert und von unten gesehen versteckt (also letztlich ein scheinbarer Flachdachbau) und Raum für die Balustradenfiguren gibt: Balustrade, Figuren und Himmel bilden eine in sich verschränkte Einhei, vielleicht hinweisend auf das vom Himmel gegebene Herrscherprinzip. Die Figuren verlängern die Fassadenstrukturen(Säulen, Pilaster, Hermen) nach oben imaginär. Und da rein hauen jetzt diese Kästen in die Optik und die visuelle Wirkungsentfaltung dieser grandiosen barocken Architektur. Jetzt herrscht der Kubus der Brechung aller Schönheit, ... na ja!?
    Wenn die Kästen nicht so voll mit unverzichtbarer Aufzugs-, Lüftungs- und sontwas Technik vollgestopft wären, würde ich sagen, in ein paar Jahrzehnten wird man sich des Vergehens bewußt, geht achtsamer vor und macht die Verschandlung rückgängig. Aber diese Hoffnmung ist trügerisch. Vielleicht , wenn die verheerende Wirkung allen offensichtlich vor Augen liegt, wird man die Kästen dann wenigstens doch noch optisch mit der entsprechenden Materialität in den Gesamtkontext einbinden, sozusagen tarnen. Das wäre das Mindeste an Einsicht und aus Wertschätzung für die geschaffene Rekonstruktion einzufordern!
    (PS: schätze mal ein bisserl wird der Dachfirst mit der Dacheindeckung/Isolierung noch höher, so um die 30cm. Schwacher Trost!)

  • Seinsheim hatte das hier schon deutlicher begründet: mit politischer Absicht, damit sichtbar bleibt, daß in den rekonstruierten barocken Hüllen ein moderner Bau steckt, nämlich das HUMBOLDT FORUM ...,

    Nein, das stimmt doch einfach nicht.
    Es war nichts als DUMMHEIT und ARROGANZ der Verantwortlichen (u. a. Rettig), die dazu führte.
    Nach dem Motto: "Jetzt haben wir das Schloss, jetzt wollen wir auch ein schönes Café noch oben drauf haben"

    Ich habe solche und ähnliche Vorgänge/Denkweisen schon bei etlichen Baumaßnahmen erlebt....
    Man denkt nicht weiter und hat einfach keinerlei Gefühl für historische Bausubstanz.

  • Meines Erachtens dürfte das Dachcafé auf Grund der Möglichkeit der Erwirtschaftung bzw. Erzielung zusätzlicher Einnahmen (durch Vermietung an den Betreiber) kommen. Am Golde hängt, zum Golde drängt doch alles.

  • @ Octavian, das hatten wir doch alles schon seitenweise diskutiert. Glaubst Du denn wirklich Stella habe kein Gefühl für historische Bausubstanz und läßt sich von Rettig ein Dachcafe aufdrücken. Kann ich mir nicht vorstellen. Da erscheint mir Seinsheim's Erklärung plausibler, zumal er der ganzen Sache näher steht als wir alle hier! Da gibt es offensichtlich eine Absicht!
    Und das wird ja auch nicht ohne Planbesprechung mehrerer Beteiligter in die Pläne reingezeichnet, nur weil es nach Gusto eines Einzelnen geht. Da gibt es doch sicher abweichende Meinungen!
    Na ja, jetzt ist das Kind schon in den Brunnen geplumst, schaun wir mal wenn die ganze Dacheindeckung inklusive eingepackten Betonkuben fertig ist. Wahrscheinlich müssen wir dann in einer Nacht- und Nebelaktion barocke Illusionsmalerei an die Kästen pinseln,... wahlweise barocken Himmel vielleicht die Apotheose des Apollo, oder perspektivische Scheinarchitekturen! :wink::thumbup:
    (Wäre mal ne echte Alternative zu den Berliner Sprayern. Oder die bekommen den barocken Auftrag ihres Sprayerlebens ... :biggrin:

    Es ist einfach ein rücksichtsloser Affront gegen die Leute, die ihr Herzblut voller Leidenschaft in die minutiöse und barockkünstlerisch so stimmige Reko der Fassaden investiert haben.
    Okay, das alte Schloß hat soviel durchgemacht, da wird das neue Schloß auch einiges wegstecken können. Ich vertraue auf die Kraft der Fassaden. Keine Geburt ohne Verletzung. Aber das stärkt, wenn es angenommen wird. Also Leute annehmen, stark sein, dann haben wir auch die besseren Argumente!

  • Das druckfrische Extrablatt N°87 enthält neben zahlreichen Bildern und Informationen, wie bereits der Vorgänger, eine DVD mit wunderbaren Filmaufnahmen vom Baugeschehen. Ich habe mal einige Bilder des Zusammenbaus der großen Schmuckkartusche an Portal I im letzten Jahr herausgezogen.

    Löwenfellmantel des Herkules

    Darauffolgend der von "Seekatzen" gehaltene Reiterschild.

    Und schließlich der Sphinxenhelm, auf den dann noch ein Federnkranz montiert wird.

    Fertig!

    Quelle der Bilder: Förderverein Berliner Schloss

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (23. April 2017 um 15:22)

  • Danke für die Bildauszüge aus der DVD! Liegt bei mir schon ein paar Tage herum - werde sie mir jetzt gleich mal ansehen. :)

    Information aus dem zugehörigen Anschreiben der Einladung zum Spendertag am 23.6.:

    Zitat

    Die fertiggestellte Lustgartenfassade zwischen den beiden Gartenportalen IV und V wird sich Ihnen erstmalig ohne Gerüst mit der ganzen Schönheit des Schlosses offenbaren.

    Bin gespannt, ob man das in den exakt zwei Monaten bis dahin tatsächlich schafft. Bis jetzt ist über die Webcam vom Putz an den dort sichtbaren Fassadenbereichen neben und unterhalb des riesigen Werbebanners nämlich noch nichts zu sehen. Apropos: Dann werden wir endlich immerhin eines der lästigen und hässlichen Werbebanner los! :D

    Ich plane hinzufahren und fleißig zu fotografieren. :foto:

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Das mach bitte!
    Schöner wäre es sicherlich, auch ein Portal freizurüsten, schade...

    Diese Aufnahmesequenzen sollte man auch gesehen haben, nämlich die Lünetten vom Erdgeschoss von Portal V, welche vermutlich von Schlüter selbst gehauen worden waren. Die Nachbildungen sind vorzüglich.

    Allgorie der Gerechtigkeit


    Allegorie der Stärke


    Quelle der Bilder: Förderverein Berliner Schloss

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Um nochmal kurz auf die Dachaufbauten zurückzukommen: Ich habe manchmal den Eindruck, dass einige hier davon ausgehen, dass die momentan zu sehenden Dachaufbauten alles sind, was da oben zu sehen sein wird. Das ginge ja vielleicht auch gerade noch. Um aber zu demonstrieren, was uns da tatsächlich noch zusätzlich für ein Ungetüm erwarten wird, habe ich mir mal erlaubt, in eines von Vulgows Fotos (ich hoffe, das ist ok?) das bisher noch gar nicht vorhandene Dachcafé (wie z.B. in dieser Visualisierung zu sehen) einzuzeichnen:


    Foto: "Vulgow", Montage von mir

    Da werden auch 30 cm Dachdeckung nicht mehr viel reparieren können. Zudem sitzt das Teil völlig asymmetrisch auf dem Dach und stört somit auch die Wirkung der Kuppel erheblich. Denjenigen, die es jetzt immer noch schönreden wollen, ist wirklich nicht mehr zu helfen. :wuetenspringen:

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Wundervolle Bilder!!

    Hoffentlich tut sich bald mal wieder was an Portal V. An dessen Aussenfassade wurde diese Jahr noch überhaupt kein Steinchen ergänzt.

    Auch am Portal IV schlafen die Arbeiten immer wieder ein.

    :sleeping:

  • Da hier nun schon mit den tollen Bildern aus der neuen Bau-CD des Fördervereins auch das neue Berliner Extrablatt angesprochen ist, will ich einen Artikel daraus hier anführen, der den Stand der Arbeiten und Planungen wiedergibt. Für Alle, die kein Extrablatt bekommen. :(:) Im Archiv des Fördervereins ist es noch nicht zu sehen. Hervorhebungen von mir:
    Zum Vergrößern klicken!

    Anmerkung: auf diesen ollen Medienturm hätten sie wirklich verzichten können, oder sich eine andere Lösung überlegen. Das kubische Teil verunklärt nur wieder diesen grandiosen Raum!
    Quelle: http://berliner-schloss.de/aktuelle-infos…ner-extrablatt/

    Wissen.de hat a.a.O. einen Artikel mit kritischen Kommentar von Rob Krier zur Berliner Bausituation eingestellt. Dabei kommt die "Wasserfassade" von Stella überhaupt nicht gut weg, ohjeohje... hier.
    Aber wo Recht hat, hat er Recht. Wir drücken ja hier mehrheitlich fast beide Augen zu, ob der sonstigen anerkennenswerten Architekturen Stellas. Jetzt spricht Rob Krier aus, was viele denken bzw. auch schon ausgesprochen haben!
    Die Idee die Rasterfassade Stellas als monumentales "Regal" für eine Skulpturenschau aufzubübschen, äh zu nutzen (wie hier auch schon hin und wieder anklang) wird nach Fertigstellung des Schlosses immer mehr Freunde finden ... :biggrin:

  • In der letzten Woche wurde übrigens an der Nordwest-Ecke mit den Dachdecker-Arbeiten begonnen. Aktuell sind die Arbeiten zu sehen auf der Nord-Webcam. Ganz rechts auf dem Dach werden schnell voranschreitend Dämmplatten ausgelegt.

    Auf der West-Webcam sind die Arbeiten links neben Portal III schon etwas weiter. Hier wurde letzte Woche über dem Dämmmaterial bereits eine schwarze Folie ausgerollt und darüber Dachsparren aufgebracht. Ich denke mal, dass es hier auch als erstes mit der Kupferdeckung losgehen wird.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)