Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Wie wir bereits feststellen können, werden auch Dinge gebaut, welche noch nicht finanziert sind. Das einzige, was an der Kuppel wohl fehlen werden wird, ist das Spruchband.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Daß die Kuppel dank anonym bleiben wollendem Großspender nun von Anfang an drauf kommt, freut mich sehr.
    Damit ist wieder ein Stück "Altberliner Skyline" zurück.

    Fusajiro hat eine Visualisierung von Schloß und Umgebung vom Förderverein aufgetan: Video Förderverein Sept 2016.
    Die Lustgartenterrassen erscheinen mir in dieser Visualisierung gegenüber den bei der Schloßgesellschaft verzeichneten (hier) modifiziert, nämlich die Balustraden zurückgesetzt.

    Innenansichten:
    Früher hatte der Schlüterhof eine als unpassend empfundene Renaissance-Rückwand, und nun hat er eine noch unpassendere moderne Rückwand... äch jäch, hätte man die Fenster nicht besser auf Schlüter abstimmen können? *heul* Und vor allem die obersten Fenster, wo doch Mezzaninfenster hingehören... man kann sie ja größer machen, aber doch nicht gleich doppelt so hoch, das sieht doch nicht mehr aus *seufz* Und warum immer diese Angst der Architekten vor Bogenfenstern, versteh ich auch nicht.
    Den Durchgang zwischen Portal II und IV finde ich schaurig, gefällt mir nicht und fällt mir erstmal nichts zu ein.
    Die "Agora" hinter dem Triumphbogen (Portal III, zugebauter Eosanderhof) finde ich hingegen ziemlich gut, das paßt durchaus um den Triumphbogen herum.


    Außenansichten:
    Je mehr Bilder ich davon sehe, desto mehr neige ich auch zu Neptunbrunnen auf den Schloßplatz.
    Man sieht ihn dort von der Breiten Straße aus (er ist sozusagen deren Endpunkt), und von der Rathausbrücke aus (=Lange Brücke, =Kurfürstenbrücke) rechter Hand. Damit er eine gern besuchte Fußgängerattraktion wird, braucht es aber an beiden Ecken der Breiten Straße Gastronomie, und wenns nur kioskartige Eiscafés sind. Sollte man nicht noch 2 kleine Begleitbrunnen nebendran setzen? Ich könnte mir vorstellen, daß das gut aussehen würde.
    Die Balustraden mit den frisierten Bäumchen ums Schloß rum gefallen mir sehr gut, man müßte noch überlegen, wo man überall Bänkchen hinstellen könnte und wie man Gärtner- und Rettungszufahrten einbaut.
    Bei der Ostseite muß man ganz neu überlegen, kommen die Spreeterrassen so wie in der Visualisierung? Ich meine, die Spree ist ja auch ein Schiffahrtsweg, und den so verschmälern ist etwas arg "gewagt"... andernseits gefallen mir die Treppen zur Spree runter recht gut (auch da bräuchte es natürlich Bänkchen und Badeleitern).
    Meine Meinung zur Ostfassade kennt ihr ja schon (kann man so nicht lassen, sieht aus wie neue Messehalle für Groß-Jerusalem - die bauen dort mit gelbem Sandstein und meistens modern -, aber nicht zu Marstall, Schloß und Dom in Berlin passend.)... ich nehme an, man braucht dort Bushaltestellen zum Touristen reinschaufeln und Platz für lange Anstehschlangen. Platz für Balustrade ist dort nicht. In der Nordostecke zum Lustgarten, wo früher der Apothekerflügel war, kommt ja Gastronomie hin, dort muß man sich noch überlegen, wie man es mit Bäumen und Pflasterung und Balustraden (abweichend von früher) macht, da waren in der Visualisierung nur ein paar Bäume zu sehen, das wäre etwas zu dürftig.

  • Das Kreuz auf der Kuppel dokumentiert diese als ehemalige Schlosskappelle. Das Spruchband, das wohl nicht mehr kommt, mit der Unterwerfung unter den Namen Jesus, würde daran erinnern, dass auch die Hohenzollern ihre Herrschaft nach oben als "gedeckelt" akzeptiert hatten. Würde aber heute wohl als frömmelnd empfunden und vielleicht auch als historisch verlogen.

    Würde auch nicht zum neuen Inhalt passen.

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

    Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern‘,

    Und verstehe die Freiheit,


    Aufzubrechen, wohin er will.


    Hölderlin

    3 Mal editiert, zuletzt von Bentele (10. Oktober 2016 um 20:29)

  • Nun, auch die Kuppel benötigt ja eine Fassade...

    Die Fassade wird man aber kaum anbringen können wenn die Gerüste so eng wie hier am Betonkern stehen. ;) Für die Verkleidung des Tambour müssen alle Gerüste dann erst mal wieder entfernt werden, oder?

  • @ Treverer, ja so sehe ich das auch! Jetzt kommt erst einmal die Kupferhaut auf das Kuppelgerüst. Und wenn das Eosanderportal am Kuppelachteck angekommen ist, kann erst mit der Kuppelfassade angefangen werden. Dazu braucht es wieder eine Gerüstumstellung. Ist doch klar, oder!?

  • @ Treverer, ja so sehe ich das auch! Jetzt kommt erst einmal die Kupferhaut auf das Kuppelgerüst. Und wenn das Eosanderportal am Kuppelachteck angekommen ist, kann erst mit der Kuppelfassade angefangen werden. Dazu braucht es wieder eine Gerüstumstellung. Ist doch klar, oder!?

    Selbstverständlich! Zusätzlich braucht man noch ein Gerüst um das Gerüst wieder abzubauen. cheers:)

    Auckland bei Nacht

  • Man muss unterscheiden zwischen Arbeitsgerüsten und Schutzgerüsten, für die unterschiedliche DIN-Vorschriften gelten.

    Am Oktogon ist ein Schutzgerüst errichtet worden. Man erkennt dies an den fehlenden gelben Bordbrettern auf Höhe des Laufstegs (http://cam01.berlinerschloss-webcam.de/). An den Fassaden sind diese vorhanden, ebenso am Fuss der Kuppel. Ein Schutzgerüst dient nur zum Auffangen herunterfallender Baumaterialien, aber auch als Sockel für ein Arbeitsgerüst weiter oben.

    Ein Arbeitsgerüst benötigt aus Sicherheitsgründen (Absturzgefahr für die Handwerker) Bordbretter, und wird hier beim Schloss wegen der übergrossen Bausteine in doppelter Breite ausgeführt. Ein Arbeitsgerüst für den Kuppelbereich hätte auch auf Konsolen, die an die Rohbaufassade angeschraubt werden, abgestellt werden können. Hier wäre das Eigengewicht des Gerüsts wahrscheinlich aber zu hoch, und es müssten aufwändige Schutzvorrichtungen gegen herunterfallendes Baumaterial angebracht werden.

    Die Lösung mit einem Schutzgerüst anstelle von Konsolen ist wahrscheinlich günstiger. Man kann also davon ausgehen, dass das Schutzgerüst nach Fertigstellung der Kuppeleindeckung abgebaut, und für die Fassade des Oktogons und Tambours ein neues Gerüst errichtet wird. So wie bei den Kolossalsäulen.

  • Eines der am häufigsten zu hörenden Argumente gegen das Schloss ist, dass man das viele Geld besser zur Sanierung der baulichen Schäden in Berliner Schulen verwenden solle.

    Im neuen Spiegel ist zu lesen, dass von 691 Millionen €, die dazu in Berlin zur Verfügung stehen, wegen der Unfähigkeit der Behörden in 18 Monaten nur knapp 69 Millionen ausgegeben worden seien!

    Vom Rest hätte man das Schloss bequem finanzieren können.

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

    Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern‘,

    Und verstehe die Freiheit,


    Aufzubrechen, wohin er will.


    Hölderlin

  • Kreuz auf der Kuppel
    Hm, und was kommt dann stattdessen hin? Spitze mit Kugel, wie man sie auf Gründerzeithäusern viel hatte? (Waren das damalige Blitzableiter? Diese Form war mal recht häufig). Wie wird der Raum unter der Kuppel eigentlich genutzt, wenn da keine Kapelle mehr reinkommt?

    dass man das viele Geld besser zur Sanierung der baulichen Schäden in Berliner Schulen verwenden solle
    was verbaut wurde, ist eh weg, und die Spenden sind explizit für das Schloß und nicht die Schulen.
    Zudem wird man kaum zweckgebundene Bundesmittel so einfach in einen Landeshaushalt schieben können?!
    Die Berliner Schulen gehören saniert, keine Frage, aber der Landeshaushalt kann nicht einfach nach Belieben aus dem Bundeshaushalt saugen, was ihm gerade einfällt, das geht nicht.

  • Eines der am häufigsten zu hörenden Argumente gegen das Schloss ist, dass man das viele Geld besser zur Sanierung der baulichen Schäden in Berliner Schulen verwenden solle.

    Für die Instandhaltung von Eigentum des Landes ist dieses selbst verantwortlich und wenn die Berliner das nicht hinbekommen, sollen sie sich bei dem von ihnen selbst gewählten Senat beschweren. Allein der ganze Aufwand um die ehem. Gerhard-Hauptmann-Schule und die Rigaer Straße kosteten Unsummen.

    Da die Museumsinsel, die Straße UdL und die Straße des 17.Juni Abschnitte von "nationaler Bedeutung" sind, ist es nur richtig dass besondere Bauprojekte vom Bund (also allen Menschen in D) bezahlt werden. Da kann man den Berliner ruhig mal ignorieren. :evil:


    Kreuz auf der Kuppel
    Hm, und was kommt dann stattdessen hin?

    Nach meinen Kenntnissen ist die Kuppel komplett finanziert, [...] inlusive Kuppelkreuz!

    [...] Das einzige, was an der Kuppel wohl fehlen werden wird, ist das Spruchband.

    :zwinkern:


    (Waren das damalige Blitzableiter? Diese Form war mal recht häufig)

    Auch wenns Offtopic ist: Ja so eine Idee stand dahinter, ist aber fachtechnisch absolut untauglich und hat damals wie heute nur eine optische Relevanz.

    Wie wird der Raum unter der Kuppel eigentlich genutzt, wenn da keine Kapelle mehr reinkommt?

    Der Raum darunter wird vorerst garnicht genutzt und kann auch nicht genutzt werden. (siehe Webcambilder, Blick durch die Fensteröffnungen des Oktogons)

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Kreuz auf der Kuppel
    Hm, und was kommt dann stattdessen hin? Spitze mit Kugel, wie man sie auf Gründerzeithäusern viel hatte? (Waren das damalige Blitzableiter? Diese Form war mal recht häufig). Wie wird der Raum unter der Kuppel eigentlich genutzt, wenn da keine Kapelle mehr reinkommt?

    Das Kreuz kommt in seiner originalgetreuen Form wieder auf die Laterne, wenn diese denn finanziert wurde. Das Kreuz hat übrigens die Otto (Versandhaus) Witwe gespendet.
    Der Raum unter Kuppel bleibt komplett leer. Eine riesige Platzverschwendung aber naja...

  • Eine riesige Platzverschwendung aber naja...

    Meines Erachtens ein riesiger Planungsfehler, wie ist es nur möglich diesen einzigartigen Raum planerisch so derart zu verhunzen und unbrauchbar zu gestalten, dass er nicht ansatzweise genutzt werden kann. Gleich neben dieser Planung gesellt sich die Massnahme in den Rittersaal tragende Säulen einzuziehen... :kopfschuetteln:

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Meint Ihr jetzt mit "Raum, der nicht genutzt werden kann" das Oktogon mit der Kuppel drauf (das meinte ich, und das wird vermutlich die Schloßkapelle gewesen sein), oder die vormaligen Wasserzisternen im oberen Teil des Triumphbogens darunter? Ersteres wäre ein Skandal, letzteres ist eher so - naja, denn der Raum hat keine Fenster, das wäre so eine Art Verließ oder Hochbunker, keine Räumlichkeit, in der man sich unbedingt aufhalten möchte.

  • Hm, das Bild zeigt aber doch explizit eine Tür auf ebenem Boden? Und Fenster in einer Höhe, daß sie als Notausgang dienen könnten? Gut, das gewölbte Betondach ist jetzt nicht optimal, aber wenn man den Raum innen ausstatten würde, wäre der doch (zwar nicht für Massenbetrieb, aber für kleine Gruppen schon) nutzbar?

    (Daß der Raum in der Kuppel selbst so eine Art "Spitzboden" ist, den allenfalls alle paar Jahre mal ein paar Handwerker mit Leitern erklimmen, habe ich nicht anders erwartet, aber das Oktogon scheint doch ein benutzbarer Raum zu sein?)

    Einmal editiert, zuletzt von Loggia (10. Oktober 2016 um 23:40)

  • Hm, das Bild zeigt aber doch explizit eine Tür auf ebenem Boden? Und Fenster in einer Höhe, daß sie als Notausgang dienen könnten? Gut, das gewölbte Betondach ist jetzt nicht optimal, aber wenn man den Raum innen ausstatten würde, wäre der doch (zwar nicht für Massenbetrieb, aber für kleine Gruppen schon) nutzbar?

    (Daß der Raum in der Kuppel selbst so eine Art "Spitzboden" ist, den allenfalls alle paar Jahre mal ein paar Handwerker mit Leitern erklimmen, habe ich nicht anders erwartet, aber das Oktogon scheint doch ein benutzbarer Raum zu sein?)

    Der von Aedificium gezeigte Raum wird ja auch vom Asiatischen Museum genutzt werden. Hier siehst du einen Durchschnitt durch die Kuppel und welcher Raum genutzt und welcher ungenutzt bleibt. Das ist leider der komplette Tambour und die eigentliche Kuppel:

    Der von Aedificium gezeigte Raum ist der direkt unterhalb des Tambours mit den kleinen Männchen.

  • Vor längerer Zeit hatte hier mal ein user angedeutet, es sei noch nicht klar, ob Die in den Tambour eingezogene Wölbung bliebe. Man sei noch in der Entscheidungsphase. Sieht mittlerweile aber leider so aus, daß es bleibt, wie es ist und der Raum mit Zugankern und Wölbung futsch ist. Sehr schade!
    Vielleicht kann uns Seinsheim weiter helfen!?
    Man hätte das Gewölbe doch nur über die Tambourfenster ansetzten müssen und schon wäre ein ansehnlicher Raum entstanden, noch höher, als jetzt, aber nicht so hoch wie die alte Kapelle. Der eigentliche Kuppelraum wäre dann ohne Nutzen gewesen. Der jetzige Zustand ist total idotisch. Mittendrin geteilt. :/:kopfschuetteln:
    So was von unverständlich!

    Jetzt:
    Hier fehlen allerdings die Zuganker, die ja definitiv vorhanden sind. Siehe die von Treverer gepostete 3D-Zeichnung.

    Früher:


    Ein aktuelles Schloßmodell gefunden. Die Schloßterrassen auf der Südseite sind mit dargestellt:


    Quelle: DAF


    Und zu nächtlicher Stunde ein nächtlich, winterliches Bild von den Rossebändigern: Romantisch!


  • Hier läßt sich gut erkennen, daß hinter den Souterrainfenstern ein eigenes Geschoß ist. Es wurde ja argumentiert, daß deshalb die Schloßterrassen nicht rekonstruiert werden könnten, weil dadruch die "schöne Aussicht" verbaut werden würde! :augenrollen:

  • Bei der Raumhöhe werden das bestimmt keine Ausstellungsräume sein... vielleicht Technik oder Mitarbeiterräume.

    Man könnte ja die Schlossterrassen nicht direkt VOR den Fenstern beginnen lassen. Wenn diese mit Abstand (ca. 1m) davor gebaut werden würden, dann könnten die Leute dahinter sogar ins Grün der Schlossterrassen sehen, anstatt nur die Beine von Passanten und die gehobenen Beinchen pinkelnder Hunde... ;)
    Eine Art von Kellerlichtschacht also... :thumbup: