Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Die ZLB soll lt. Ausschreibung gut 70.000 qm BGF haben. Will man - wie man hört - das ME-Denkmal am jetzigen Standort erhalten und die öff. Uferpromenade nicht zerstören, bleiben etwa 30.000 qm Fläche des MEF übrig. Will man zusätzlich die Blickachse Humboldt-Forum-Neptunbrunnen-Fersehturm halten, entstünde ein südliches Baufeld von 11.000 qm und ein nördliches von etwa 7.000 qm.


    Da Brücken über die Blickachse Blödsinn sind müsste die ZLB schon 6,5 Geschosse haben um auf einem Areal von 11.000 qm realisiert zu werden - das ist auch Unsinn.


    Also: Wenn die ZLB auf das MEF kommt gibt es keine Blickachse vom Neptunbrunnen zum Humboldtforum mehr sondern einen Bau, der mit Eingangsbereich, Lesesaal und Fahrradstellplätzen den ganzen Block des MEF - bis auf den Standort des heutigen Denkmals und der Uferpromenade - einnimmt.

  • Eine grauenvolle Vorstellung. Das muss natürlich verhindert werden. Hier sollten sich DDR-Nostalgiker und Stadtbild-Freunde doch mal einig sein.

  • Mal ne`e bloede Fage: Warum will Berlin nicht Geld sparen und nutzt die ehemalige Beutsche Bank, oder das Stasi Hauptbuero, ein ganzer Haeuser Block mit Platten Bauten und Altbauten oder das grosse Ausstellungs Gebaeude im Westen, das ICC . Oder den Flughafen Tempelhof, oder den anderen Flughafen wenn der Neue kommt......

  • Dass das Land Berlin nicht leer stehende Altbauten nutzt, um die ZLB angemessen unterzubringen, erscheint auch mir oft unverständlich. Das Kostenargument ist in diesem Zusammenhang allerdings mit Vorsicht zu gebrauchen, so ohne Weiteres lässt sich eine ZLB nämlich nicht in einem ex-Flughafen/ICC/Stasi-HQ unterbringen.

  • Obwohl ich täglich mehrfach in die Webcameras der Schloßbaustelle schaue, sehe ich oft kaum, oder nur minimale Fortschritte. Seit einer gefühlten Ewigkeit ist über dem mitteleren Bogen des Eosanderportals der Spalt unter dem Beton zu sehen. Heute ist glaube ich wieder nur ein Steinchen hinzugekommen. Können die sich nicht mal etwas beeilen? Ich fange nämlich langsam an zu vergreisen!

  • Ist denn die Blickachse zum Fernsehturm gar nichts mehr wert? Die Springbrunnen und Grünanlagen sind doch nicht einfach so entstanden, unsere Altvorderen, auch die aus der ehem. DDR, haben auch Werte geschaffen! (Man kann glaube nicht alles von früher, aus der DDR, verdammen!)

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Ist denn die Blickachse zum Fernsehturm gar nichts mehr wert? Die Springbrunnen und Grünanlagen sind doch nicht einfach so entstanden, unsere Altvorderen, auch die aus der ehem. DDR, haben auch Werte geschaffen!

    Um die Frage zu beantworten muss ich leider aufwägen, was vor den Bauarbeiten dieser doch recht langweiligen Grünanlagen noch weichen musste. Und komme zu einem ernüchterndem Urteil.

    Dass in der ehemaligen DDR auch Werte geschaffen wurden, steht außer Frage. Hier sehe ich aber eher die Frankfurter Allee, ein paar Bauten am Alexanderplatz, den Altmarkt in Dresden, die Ringbebauung in [lexicon='Leipzig'][/lexicon], die Lange Straße in Rostock.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Um die Frage zu beantworten muss ich leider aufwägen, was vor den Bauarbeiten dieser doch recht langweiligen Grünanlagen noch weichen musste. Und komme zu einem ernüchterndem Urteil.

    Was gab es denn da? Ich wüßte nichts besonderes, habe aber leider auch kein entsprechendes Bildmaterial gefunden. Der Krieg hatte sicher ganze Arbeit geleistet... ;(

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Es wurden schon massenhaft hier Bilder eingestellt, die das Heiliggeistviertel (dein heißgeliebtes Marx-Engels-Forum) und das Marienviertel (deine Sichtachse zwischen Schloß und Alexanderplatz) zeigen.
    Ob es historisch bedeutsame Gebäude waren, die dort standen, ist gar nicht mal entscheidend. Vielmehr die Tatsache, dass aus früherer Urbanität eine Freifläche mit durchschnittlicher, auf keinen Fall aber hervorragender Aufenthaltsqualität geworden ist, die durch die Randbebauung auf Jahrzehnte hinaus den sozialistischen Mief trotz kapitalistischem Einzelhandel nicht verlieren wird. Da wäre eine Wiederbebauung auf historischem Straßengrundriss mit zumindest historisch inspirierter Bebeauung auf jeden Fall ein Gewinn, um die Ursprünge Berlins wieder sichtbar zu machen. das halte ich für wichtiger, als die Erinnerung an eine sozialistische Periode, die für die Menschen, aber eben auch für das Berliner Stadtbild so viel Negatives gebracht hat.

    Hier nur mal ein paar Bildbeispiele und einiges davon war bis in die 60er Jahre auch noch existent in der Bebauung. Auch nur einen Teil davon zurückzuholen, ist eine Verpflichtung, der sich andere Städte wie Nürnberg, München oder selbst [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] ([lexicon='Römerberg'][/lexicon]) nicht entzogen haben. Aber die lagen natürlich nicht im sozialistischen Machtbereich, in dem vor allem unter Ulbricht im Baubereich so viel Schandbares angerichtet wurde, angefangen vom Schloß über die Fischerinsel hin zum Alexanderplatz.

  • Also, dass der Brunnen schon vor dem Schloss stünde ist ja nicht wirklich der Fall.

    Immerhin würde er vor der moderen Fassade stehen, wer will das sehen? Richtig ist das Ensemble wieder herzustellen.

    Und Wenn der Fernsehturm eine tolle DDR Leistung ist, brauch er sich nicht mit kaiserlichem Brunnen zu schmücken!
    Soll heißen, wenn man ihn dort wegnimmt, heißt das doch nicht dass der Fernsehturm weniger geschätzt würde.

    Einmal editiert, zuletzt von Kaiserpalast (22. April 2016 um 01:09)

  • Richtig, so sehe ich das auch. Der Neptunbrunnen gehört zum königlich-, kaiserlichen Schloss, nicht zum sozialistischen Marx-Engels-Forum. Der Fernsehturm hat außerdem noch seine Kläranlage vorne dran.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Nach längerer Suche im Netz (mit den richtigen Begriffen!?) bin ich nun endlich fündig geworden. Mich interessiert eine detaillierte Darstellung der Befestigungstechnik für die historischen Fassaden am Betonkern. Wie werden die Verankerungen der Fassaden bewerkstelligt? Anhand dieser hoch auflösenden Schnittzeichnungen kann ich die Befestigungstechnik nun genauer nachvollziehen:

    Klicken für Vergrößerung!

    Quelle: http://www.pronag.de/wp-content/upl…ldt_Forum-6.jpg


    Die folgenden Befestigunspläne sind wohl den Lesern des Berliner Extrablattes bekannt. Der Vollständigkeit halber füge ich sie mal noch hinzu:



    Quelle: http://berliner-schloss.de/blog/das-schloss-im-bau-teil-iv/

  • Kaiser Karl: Der Fortschritt ist eine Schnecke, aber die kommt auch zum Ziel. Mir ist es lieber, es dauert etwas länger, dafür aber wird ohne Pfusch gebaut. Bei den Gebäuden der 90er Jahre, vornehmlich Regierungsgebäuden, ist man schon fast überall wieder beim Renovieren weil's damals schnell gehen musste.


    Aber hier ein paar Fotos vom Baufortschritt von heute, von mir:

    Südostecke:


    Am Portal II werden Gerüste errichtet, es geht jetzt wohl an der Fassade in die Höhe, bevor die Säulentrommeln gesetzt werden:


    Am Portal III geht man wohl mit besonderem Bedacht ans Werk, denn hier greift das eine in das andere. Die Bildhauerteile sind ja bereits größtenteils angeliefert und stehen unten und warten auf den Einbau, wie hier ein Engelsflügel:



    Hier schon mal gezeigt, aber immer wieder schön anzusehen, die Kartusche mit FR an der linken Seite des Portals:




    Gewiss wäre es schöner, wenn man all das ohne Gerüste sähe, aber so lange ist's ja nun auch nicht mehr hin. Nicht aufgeben, leben bleiben und dann Berlin besuchen!

  • Der Fernsehturm hat außerdem noch seine Kläranlage vorne dran.

    Aha, so werden Springbrunnen schlecht geredet...

    dein heißgeliebtes Marx-Engels-Forum

    Habe ich nie gesagt, aber ich trete dafür ein, das nicht alles in der DDR entstandene verabscheuungswürdig ist. Aber es ist alles auch Geschmacksache und über Geschmack lässt sich vorzüglich streiten. Danke auch für die Bilder!

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Aha, so werden Springbrunnen schlecht geredet...


    Man braucht nichts schlecht reden, was schlecht ist. Da braucht man auch nichts schön/ schlecht reden, nur weil es ein DDR-Bau ist. Jeder durchschnittliche Mensch sieht in dieser Anlage alles andere als einen ästhetischen Springbrunnen, weshalb an ihm, aber auch am Umfeld des Fernsehturmes, eines baulich verbessert werden sollte. Der Stufenaufbau ist keine schlechte Idee, aber die Anordnung der Fontänen und vorallem die Anzahl wirkt eher anstregend als erholsam und die Terrassen mit den Abläufen erinnern mich immer an Belebungsbecken in Klärwerken.

    Das war jetzt themenfremd. Meine Meinung zum Neptunbrunnen ist nachwievor, dass dieser auf den Schlossplatz gehört.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • OK! Ich finde die Brunnenanlage trotzdem nicht ganz schlecht wie jetzt immer gesagt wird. Ich bemerke aber immer öfter, das die in der DDR entstandenen Anlagen - ob Brunnen, Wohnanlagen etc. heutzutage meist verunglimpft und abgewertet werden.

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten