Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • In diesem kleinen Infotext steht, dass es ein temporäres Cafe wird. Also nicht temorär genutzt, was etwas anderes wäre. Dann bliebe das Cafe auch im Winter stehen, was aus meiner Sicht unsinnig wäre. Aber es soll ja abgebaut werden (Temporäres Cafe)
    Die betonierten Aufzugsbauten bleiben aber sicher auch im Winter stehen, sonst würde ja kein Aufzug mehr zu benutzen sein.

  • Eisdielen sind auch temporär, da reißt aber niemand im Winter das Gebäude ab sondern man schließt es oder nutzt es anderweitig.
    Dass das Gebäude "Dachrestaurant" auf dem Schlossdach temporär wird kann ich mir nicht ansatzweise vorstellen und kann es aus dem Text auch nicht erlesen.

    98% of everything that is built and designed today is pure shit. There's no sense of design, no respect for humanity or for anything else. Frank Gehry

    Einmal editiert, zuletzt von Lingster (16. November 2015 um 14:01) aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • Der Text sagt in keiner Weise, dass da irgendwas im Winter abgebaut/abgerissen wird und im Sommer weder aufgebaut wird. Tut mir leid, da muss man schon viel Fantasie mitbringen um das darin zu erkennen. Lediglich die Einrichtung (Im Sinne von Nutzung und Mobiliar) ist temporär.

  • Also wenn das wirklich so ist, was ich mir ehrlich gesagt noch nicht so recht vorstellen kann, dann finde ich dieses Restaurant an der Stelle völlig fehl am Platze. Warum hat man nicht das Untergeschoß dafür vorgesehen? Dort ist genug Platz und die runden Fenster wären für ein Restaurant auch sehr "urig"
    Dann hätte man es "Schloßkeller" nennen können, so wie es ja auch oft den "Rathauskeller" oder "Domkeller" in anderen Städten als Restaurant gibt...

  • Willkommen in der Realität, Kaiser Karl! Der Dachaufbau wird in der auf den Visualisierungen dargestellten Version bestimmt nicht temporär werden. Und eine zerlegbare Leichtbaukonstruktion würde mit Sicherheit auch nicht 5 Millionen kosten. Auch der Grundrissplan sagt etwas anderes: Wenn man den 400 qm-Aufbau samt Möblierung und Installationen (u.a. die Toiletten!) jedes Jahr auf- und abbauen will, dann mal viel Spaß. Mal ganz davon abgesehen, dass man riesige Lagerräume und einen Kran bräuchte.

    Der Text sagt ja auch:

    Zitat

    Außerdem steht noch die Option im Raum, auf der nördlichen Dachfläche ein Dachrestaurant oder – zumindest in der warmen Jahreszeit – ein temporäres Dachcafé einzurichten.


    Es ist sicherlich so zu verstehen: Wenn es Geld dafür gibt, kommt ein Dachrestaurant und wenn nicht, könnte man wenigstens im Sommer ein Café einrichten (stelle ich mir mit einer Bar auf Rollen und ein paar Tischen mit Schirmen vor). Da das Geld in Form der 5 Millionen nun da sind, müssen wir uns wohl über die "Errungenschaft" der im Wortsinne großen Lösung "glücklich" schätzen.

    Und da Du ein Restaurant im Keller erwähnst: Im Erdgeschoss sind an diversen Stellen Restaurants und Cafés vorgesehen. Umso unsinniger ist es, dass man nun auf dem Dach noch eins braucht.

    Ja, das Café wäre in der Kuppel wirklich ein Highlight gewesen. Aber die hat man ja mit der halbhohen Innenkuppel leider für jegliche Nutzung unbrauchbar gemacht. :kopfwand:

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Man hätte also lediglich die zwei kleinen Aufzüge bis auf das Dach führen muss, um dieses erreichbar zumachen. Und selbst diese hätte man nur bis ins Dachgeschoss zu führen brauchen. Von dort hätte man dann problemlos eine Kombination aus Rampe und Treppe nach oben zur Aussichtsplattform führen können.
    Für mich ist das der Nachweis, dass die Dachaufbauten ohne das Dachcafé komplett vermeidbar gewesen wären.


    Exakt so sehe ich es auch. Eine grundsätzlich richtige Barrierefreiheit darf nicht zu weit führen und muss eigentlich auch nicht mit maximalen baulichen Eingriffen verbunden sein.


    Bildquelle: SBS Humboldtforum/Franco Stella mit FS HUF PG

    Ähnliche Perspektive heute:

    Ich und andere hatten es ja schon oft veranschaulicht - hier vom HU-Ostflügel.

    Auch von Nahem klar herausragend.

    Aus der Ferne gar quasi als Kuppelkonkurrenz erscheinend.

    Von Süden, Scharrenstraße

    "Aber das ist doch alles nicht so schlimm", wird man hören - ja, wenn man das Gebäude Kurstraße N°33 hinter dem AA zum Vergleich heranzieht, ist das zweifellos eine zutreffende Relativierung.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Schade ist, dass man nicht statt dessen den Raum in der großen Kuppel als Café genutzt hat. Das wäre wirklich eine Attraktion geworden.


    Eben. Wenn man schon unbedingt das Dach als Terrasse nutzen will - warum in aller Welt wird dann nicht der ohnehin errichtete "Aufbau", nämlich die Kuppel dafür genutzt? Die ist bereits da, im Innern wäre jede Menge Platz für Fahrstühle und ein Café, und von der Kuppel aus könnte man problemlos - wenn's denn sein muss - auf das Dach gelangen. Dazu hätte man in Gottes Namen eines der Sprossenfenster an der Kuppel zu einer Tür herunterziehen können, und fertig. Dann wäre zwar eine Terrasse, wo keine hingehört, aber immerhin keine störenden, ahistorischen Aufbauten. Aber anstelle einer so einfachen und vergleichsweise behutsamen Lösung wird lieber Beton und Glas draufgekotzt. Und da wundern sich hier einige, dass ich den Verantwortlichen für unfähig, hinterhältig und komplett fehl am Platz halte? Der baut hier ein "topmodernes" Gebäude, das er leider wegen des lästigen Bundestagsbeschlusses mit einer Schlossfassade bestücken muss, für die all die rückwärtsgewandten Narren ihr Geld spenden und nicht merken, wie er den Bau nach seinem Gusto modifiziert, so dass er möglichst nicht nach einem richtigen Schloss aussieht.

  • Natürlich wäre es der Wunsch gewesen das Stadtschloss 1:1 zu rekonstruieren. Aber das ist derzeit nun mal nicht drin. So sollten wir uns doch freuen das überhaupt ein Stadtschloss aufgebaut wird.

    Es lag niemals eine Chance vor das es ein 1:1 Schloss geben wird, daher sind Kompromisse wie die Stella-Fassade oder die Dach-Terasse (Cafe) doch das kleinere Übel.

    => Das Stadtschloss ist refomierbar, die Stella-Fassade kann umgebaut, die Dachterasse abgerissen werden. Aber aus einem Park oder dem PDR kann niemals ein Stadtschloss entstehen.

    Das Stadtschloss stand auf Nr.1 der zu streichenden Projekte vom Bund während der Krise 2008-2010, es ist ein Wunder das es überhaupt noch gebaut wird.
    So sollen doch erstmal Tatsachen geschaffen werden bevor durch Diskussionen die ganze Sache beerdigt wird. Wenn das Schloss steht, steht es und wird nie wieder abgerissen werden.

  • Natürlich wäre es der Wunsch gewesen das Stadtschloss 1:1 zu rekonstruieren. Aber das ist derzeit nun mal nicht drin. So sollten wir uns doch freuen das überhaupt ein Stadtschloss aufgebaut wird. Es lag niemals eine Chance vor das es ein 1:1 Schloss geben wird, daher sind Kompromisse wie die Stella-Fassade oder die Dach-Terasse (Cafe) doch das kleinere Übel.


    Das sehe ich genauso und bin zugleich erstaunt darüber, mit welcher Vehemenz und Verbissenheit sich hier einige Forumskollegen über die Dach-Kneipe echauffieren. Man könnte den Eindruck gewinnen dass dem Schloss nun etwas ganz schreckliches widerfährt, als ob auf dem Dach eine riesige Skulptur von Lenin oder Micky Maus aufgestellt würde. Ist dieser Dach-Pavillon denn wirklich so schlimm, dass er die ganze Herrlichkeit dieses Bauwerks zerstört und in Frage stellt?? Ich meine man sollte in dieser Sache doch mal "die Kirche im Dorf lassen". Freuen wir uns doch lieber dass das Schloss wiederkommt, der Weg dorthin war hart und steinig genug. :blink:

  • Nun, die grundsätzliche Debatte hatten wir hier ja bereits einmal.
    Man kann natürlich die Auffassung haben, für die drei Außenfassaden sogar bereit, einen Mobilfunkmasten auf dem Dach zu akzeptieren. Ich gehöre nicht dazu und halte eigentlich bereits den Verzicht auf die Rekonstruktion der Spreefassaden samt Hofapotheke für genug im Hinblick auf einen Kompromiss. Der Blick von UdL und vom Lustgarten wird definitiv schwer beeinträchtigt werden - und das nicht unbedingt aus böser Absicht, sondern aus Gleichgültigkeit gegenüber dem Gebauten.

    frank1204:
    Habe ich die von dir identifizierten Fahrstuhlschächte richtig ausgemacht und wie sicher bist du dir diesbezüglich, dass es drei sind?

    Bild: Stiftung [lexicon='Berliner Schloss'][/lexicon] – Humboldtforum/Franco Stella mit FS HUF PG
    Ansonsten sehe ich das mit dem geräumigen 'Separée' im NO-Bereich so wie du, glaube sogar, dass Rettig es damit den polit. Geldgebern schmackhaft gemacht hat. Dort wird es künftig sicherlich viele Staats- und Partei-Treffen und -tollitäten geben.

    Und dann noch:
    Wenn man von der Terrasse einen guten Blick auf die Umgebung haben will, muss man doch noch über das leicht ansteigende Dach und die Balustrade hinüberschauen oder es sogar betreten können. Wird es da ggf. ein Schutzgitter geben müssen?
    Man könnte natürlich auch gleich einen Ausstieg auf das Dach der Restaurantkiste mit einplanen. :zwinkern:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    2 Mal editiert, zuletzt von Mantikor (16. November 2015 um 22:30)

  • Zitat

    Es lag niemals eine Chance vor das es ein 1:1 Schloss geben wird, daher sind Kompromisse wie die Stella-Fassade oder die Dach-Terasse (Cafe) doch das kleinere Übel.


    Herrjeh, die Stella-Fassade ist hier ebenso wenig das Thema wie eine 1:1-Reko. Der Siegerentwurf war bereits der Kompromiss, das "kleinere Übel", und er hatte bekanntlich ein normales Dach ohne störende Aufbauten. Die kommen jetzt nachträglich dazu, weil Rettig das so will. Wie viele kleinere Übel sollen denn noch kommen?

  • Gegen die Dachaufbauten wurde hier doch ebenfalls schon oft deutlich Stellung genommen. Das Dachrestaurant ist nunmal aktuell und es ist kein Kompromiss, sondern kommt freiwillig und wurde zudem lange verschwiegen. Kein Wunder, dass es Wut auf sich zieht weil es einfach eine komplett unnötige Verschandelung des Schlosses ist.

    98% of everything that is built and designed today is pure shit. There's no sense of design, no respect for humanity or for anything else. Frank Gehry

  • frank1204:
    Habe ich die von dir identifizierten Fahrstuhlschächte richtig ausgemacht und wie sicher bist du dir diesbezüglich, dass es drei sind?


    Aufzüge werden in Grundrissen normalerweise mit einem "X" auf ihrer Grundfläche gekennzeichnet. Die Nummern 1 und 2 (Personenaufzüge) hast Du also korrekt erkannt. Die von Dir eingezeichnete Nr. 3 ist kein Aufzug (sondern wohl ein Schacht für irgendwelche Steigleitungen), dafür aber das große "X" schräg links über Nr. 1 auf der anderen Seite des Flurs. Wie ich schon schrieb, wird es sich hier um einen Lastenaufzug handeln, über den man größere und schwerere Dinge transportieren kann wie z.B. den links im Bild eingezeichneten Konzertflügel - allerdings frage ich mich gerade, wie man den durch die schmale Tür zum Flur bekommen will. Sicher werden damit wohl auch Ausstellungsstücke in die anderen Etagen gebracht werden können.

    Nun, die grundsätzliche Debatte hatten wir hier ja bereits einmal.
    Man kann natürlich die Auffassung haben, für die drei Außenfassaden sogar bereit, einen Mobilfunkmasten auf dem Dach zu akzeptieren. Ich gehöre nicht dazu und halte eigentlich bereits den Verzicht auf die Rekonstruktion der Spreefassaden samt Hofapotheke für genug im Hinblick auf einen Kompromiss. Der Blick von UdL und vom Lustgarten wird definitiv schwer beeinträchtigt werden - und das nicht unbedingt aus böser Absicht, sondern aus Gleichgültigkeit gegenüber dem Gebauten.


    Danke für diese nochmalige Darstellung. Genauso hätte ich es inhaltlich auch geschrieben, habe es aber gelassen, da ich mir sicher war, dass Du es tun würdest. :thumbup:

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Mich würde interessieren wer die Dachrestaurantplanung bewerkstelligt hat!? Wer ist für diese Lösung verantwortlich? Hat das Stella geplant oder das von ihm beauftragte Architekturbüro!? Stella hatte einen im barocken Sinne symmetrisch auf Achsen bezogenen Wettbewerbsentwurf abgegeben und diesen im Sinne behutsamen Weiterbauens der Schlüterschen und Eosanderschen Proportionen weiterentwickelt. Alles im Ebenmaß der barocken Achsensymmetrie. Deshalb konnten ja die modernen Ergänzungen und Vereinfachungen gefallen. Sie fügen sich in Ihrer wohlproportionierten Schlichtheit ein, verleugnen aber nicht eine Monumentalität, die die bildhauerische Wucht eines Schlüters durchaus unterstützen kann und ihr Stand hält. In diese Ausgewogenheit des Entwurfs kommen nun diese Fahrstuhlklötze und der Restaurantkasten kontraproduktiv asymmetrisch, und noch in die Sichtachse hineinplaziert. Die Störung der Ausgewogenheit ist für mich das schärfste Gegenargument für diese Restaurantlösung. Nicht die Tatsache an sich. Ich finde es sehr reizvoll auf dem Dach geschützt oder auf derTerrasse zu verweilen und speisen zu können, mit diesen Ausblicken... .
    Also ich kann mir nicht vorstellen, daß Stella das so geplant hat. Auch scheint mir dieser Architekt, der Demut noch kennt, hier nicht eingegriffen zu haben. Also was sagt er dazu? Kann man sein Büro dazu anfragen?
    Für mich käme ein Dachrestaurant nur infrage mit konsequenter Einhaltung der Symmetrie des Gesamtkunstwerkes und in klassischer, auch schlichter Formensprache, eine Architektursprache, die sich mit dem Schloß verbindet. Das jetzige Glaskasterl wird mehr schlecht als recht mit Lagen von Kupfer vertuscht werden.
    Das Nonplusultra wäre freilich das Cafe in der Kuppel gewesen, mit Emporen, mehrstöckig und Durchblicken in der Mittelachse. Eine vertane Chance, Im Augenblick. Aber vielleicht später, das Potential ist vorhanden!

  • Glaubt man einem Artikel der Berliner Zeitung vom Oktober letzten Jahres, dann war das Café Stellas Idee und wurde daher vermutlich kaum ohne sein Zutun geplant:

    http://www.bz-berlin.de/berlin/bekommt-das-schloss-ein-schloesschen-aufs-dach#

    Natürlich wäre es das beste, wenn das Café, muß es schon kommen, in der Symmetrieachse des Gebäudes läge. Ginge aber nur auf der Ostfassade oder auf dem Flügelbau der Uffizien. Zu Füßen der Kuppel befindet sich ja das Glasdach der Agora. Daß das Café nun ausgerechnet in der Ecke Richtung Lustgarten gebaut werden soll, wo es optisch am meisten stört, hat sicher damit zu tun, daß man ganz nach touristischen Belangen plant, denn vom zukünftigen Standort des Cafés aus hat man die besten Ausblicke: Richtung Dom und Museumsinsel oder entlang der Linden.

    Der in dem BZ-Artikel von Manfred Rettig hergestellte Bezug zum Dachrestaurant auf dem Reichstag hinkt gewaltig, weil man dieses von unten eben nicht sieht. Auf dem Petersdom gibt es auch ein kleines Restaurant, doch dieses ist gleichfalls von unten nicht zu sehen und daher eine ziemliche Überraschung. Man wundert sich, wo Menschen überall ein Eßbedürfnis überkommen kann.

  • Zitat

    und halte eigentlich bereits den Verzicht auf die Rekonstruktion der Spreefassaden samt Hofapotheke für genug im Hinblick auf einen Kompromiss.

    Es wurde doch eine ganze Menge erreicht. Problematischer scheint wohl der Verzicht auf einen ganzen Hof.