Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Das Bild ist durch die Panoramafunktion perspektivisch reichlich verzerrt, von den Farben ganz zu schweigen.
    So schmal wird die Lustgartenfront des Schlosses dann zum Glück doch nicht.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (12. Mai 2015 um 13:09)


  • Wahnsinn. Ziegel und Sandstein-Zierat - jetzt wird der Betonkasten wirklich langsam aber sicher zum Schloss. Wenn nicht die widerlichen Dachkästen meine Freude dämpfen würden, wäre ich noch beeindruckter! Wenn ich mir überlege, wie utopisch mir eine Rekonstruktion einst erschien - jetzt wird sie (fast) wahr.
    cclap:)

  • Teil 1

    Aus meinem kürzlichen Berlin-Aufenthalt hier noch eine Reihe Schloßbilder in Bezug zum städtenbaulichen Umfeld. Der Vertreter des Schloßvereins betonte auf der Bauhüttenführung insbesondere den städtebaulichen Grund der Rekonstruktion des Berliner Stadtschlosses, als Teil einer städtebaulichen Gesamtkomposition, als Kern und Zentrum einer Stadtanlage, die sich auf das Schloß bezieht und damit die einzig stimmige Vervollständigung zur Wiederbelebung, nur die Rekonstruktion des Schlosses sein konnte. Die Straßen, Sichtachsen, die umliegenden Gebäude beziehen sich auf den historischen Schloßbaukörper. Stilistisch am augenfälligsten und baukünstlerisch in direkter Beziehung das Zeughaus von Andreas Schlüter.
    So möchte ich mit Euch einige Schloßumfeldansichten teilen:
    Die meisten Bilder sind mit meiner kleinen Lumix entstanden (nicht so die tolle Qualität, sorry!), gegen Schluß auch eine Reihe wieder mit meiner Nikon-Spiegelreflex.
    Die dominante Wirkmächtigkeit des kolosalen Baukörpers des Rohbaues wird jetzt schon spürbar, erlebbar, doch ohne zu erdrücken oder zu stören. Und das, obschon die hoch- gereckten Fassaden noch nicht horizontal gegliedert sind. Ich staunte nicht schlecht über deren Höhendimension, wenn ich direkt davor stand. Wird das fein, wenn erst die Plastizität der Sandsteingliederungen den Fassaden die Lebendigkeit durch dreidimensionale Tiefe verleihen werden.

    Beginnen wir mit den Rundgängen. Alle Fotos sind vom 3.-8.5.15 entstanden:

    Blick über den Schloßplatz zum Fernsehturm. Rechts das ehemalige Staatsratgebäude.

    Die Westseite

    Überraschung! An einer Seite entdeckte ich doch tatsächlich schon ein fertig rekonstruiertes Portal!!! cool:)

    Joke: des Rätsels Auflösung: ist das sogenannte Liebknechtportal im Staatsratsgebäude! :biggrin:

    Aus Richtung Werderscher Markt geschaut. Links die Folienbauakademie nach Schinkel.

    Das ist eine reine Architekturlust, schon im Rohbau, vom Lustgarten in der Totale geschaut.

    Zwischen den Säulen des alten Museums

    Tiefenstaffelung

    Replik und Rekonstruktion, aus welchem ideologischen-politischen-baukünstlerischen- städtebaulichen Hintergrund!?

    Noch wirkt der Dom recht übermächtig, doch bald schon wird ihm die Schloßkuppel recht eigenständig Paroli bieten können

    Bald werden diese Stadtbilder wieder zu den schönsten Europas zählen können

    Reiz des Getürmels, und leider fällt die abrupte Kante der Ostfassade sehr unbeholfen und unvollendet auf, ein Abbrechen ins Nichts. Da fehlt was! Kann es noch werden!?

    Bilder: alle eigene

    Folgt Teil 2

  • Teil 2


    Nochmal eine Lustgartenansicht mit Wolkengebräu

    Schauend, wie es wohl mit den Durchblicken und Durchgängen werden wird

    Es folgen einige Überblicke zunächst von der Aussichtsterrasse der Humboldtbox, danach von der Domkuppel herab. Hier ins ehemalige Marienviertel hinüber:

    Etwa Richtung Südwesten zur Friedrichswerderschen Kirche, Kommandantur, Unter den Linden, etc., im Vordergund die raumgreifenden zukünftigen U-Bahnabgänge. Frage mich, ob das historisierenden Umfeldgestaltungen und der dazu gehörigen Straßenführung im Wege sein könnte!? Vor der Schloßfassade die Fundamentierung eines weiteren Kranes.

    Herangezoomt, das Getürmel, nun mit der Kuppel des deutschen Domes

    Hmm, na ja, die Spreeseite - seitdem ich nun erfahren habe, dass diese mit Betonplatten verkleidet wird und nicht einmal mit identischem Sandstein, wie die Schloßfassaden, ist sie in meiner qualitätsbewertenden Anschauung noch einmal gesunken. Hoffe, daß es wenigstens angenehm durchgefärbter, sandsteinähnlicher Edelbeton werden wird!? :unsure:

    Es folgen einige Ansichten von einem Boot auf der Spree!

    Bilder freilich eigene!

    Teil 3 folgt sogleich...

  • Danke schonmal zwischendurch für die vielen Fotos! Ich wünschte, ich hätte neulich auch mehr Zeit gehabt, als ich in Berlin war.

    Die U-Bahn-Abgänge hatte ich ja noch gar nicht wahrgenommen. Das ist ja nicht so prall so dicht am Schloss. Die werden sicher nicht gerade zur Verschönerung der Umfeldes beitragen. Ich hoffe natürlich auch, dass eine eventuell irgendwann doch noch kommende historische Gestaltung des Umfeldes dadurch nicht unmöglich gemacht wird. Stand nicht die Adlersäule in etwa dort, wo sich der Abgang befindet?

    Und es sieht auf dem Foto so aus, als würde die eine Ecke der Betoneinfassung der U-Bahn-Anlage in den Kupfergraben hineinreichen und damit die Wiederherstellung der historischen Uferlinie unmögliche machen. So eine Fehlplanung wäre zwischen Schloss und Schlossbrücke natürlich schlimm.

    Gibt es irgendwo Pläne bzgl. der U-Bahn-Anlagen an dieser Stelle? Habe nichts gefunden, und das beunruhigt mich doch alles sehr... :wie:

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Teil 3

    Knüpfen wir für den letzten Rundgang wieder bei der Ostfassade an. In ihrer ganzen schlichtesten, doch proportionierten "Schönheit"!

    Wieder einen Durchblick erhascht, durch Stellas "Berliner Uffizien"

    Etwa vom Schinkelplatz aus betrachtet. In der Eingangshalle sind die Umgänge gut verpackt, wohl um bei weiteren Baumaßnahmen keinen Schaden zu leiden.

    Das alte Schloß war Zeuge vieler historischer, das Schicksal Deutschlands bestimmender Ereignisse. Das neue wird es wieder werden,... Aufmarsch ehemaliger DDR-Sozialisten zur 8.Mai Demo. Das erste Wort lautet: Klassen-

    Dem Neptun einen Besuch abgestattet. Nun das Schloß ist nicht soweit und kündet vom zukünftigen Standort direkt zu seinen Fundamenten!

    Die Nordsüdpassage

    Was wohl Schinkel zur Schloßrekonstruktion sagen würde?

    Bilder: eigene

  • Ja, genau Frank, diese dreiecksförmige Mauerbetonierung, die in den Kupfergraben hineinragt, ist mir auf den webcams schon länger aufgefallen. Dachte erst, das sei eine Hilfsbetonierung, um dahinter trocken arbeiten zu können. Sieht aber sehr massiv aus. Wenn das so bleibt ist das ziemlich daneben!

    Habe noch Erklärungstafeln zum U-Bahnbau fotografiert, die im EG der Humboldtbox aufgestellt sind. Aber wird darauf unsere Frage geklärt? Sieht verdammt nach einen Teil des U-Bahnhofes aus, krass! Wer ist denn dafür wieder verantwortlich? So eindeutig ist die Visualisierung allerdings auch nicht!?

    Ich lade die gleich mal noch hier rauf!

    Und hier noch ein Blick zu den Tätigkeiten auf der Plattform des ehemaligen und zukünftigen Nationaldenkmals:

    DA TUT SICH WAS! FREILEGUNG DER MOSAIKEN!

  • Also hier sieht es so aus, daß die historische Ufermauer wieder hergestellt wird. Sind wir also wieder beruhigt. Mir scheint, der U-bahnhof "Museumsinsel" wird sehr ansprechend gestaltet: nachtblaue Gewölbe mit Sternchen, hmm! cclap:)

  • Hm
    Frage in die Runde: Sieht man denn nun den (oder die) Betonkasten (oder -kästen) denn nun vom Lustgarten und der Schloßbrücke aus? Wie's scheint, haben die die Humboldt-Box wohl sehr geschickt dort gerade davorgestellt, oder täusche ich mich?
    Kann ja vielleicht einer der Berlin-Fotografen mal beantworten.


  • Kann ja vielleicht einer der Berlin-Fotografen mal beantworten.

    Auf Schortschis Bild erhebt sich der Aufbau vom Lustgarten aus sogar über die Humboldtbox:

    Von der Schlossbrücke aus sieht man ihn nicht, auch nicht vom Schinkelplatz. Ab höhe Zeughaus und weiter weg ist er aber leider sichtbar. Hoffen wir einfach, dass das gedeckte Dach noch ein Stückchen höher wird und mehr von dem Aufbau verdeckt, dass der Aufbau auch mit Kupfer gedeckt wird (und daher weniger auffällt) und dass die Balustrade möglichst hoch wird... :/

  • Es ist unglaublich wie selbstverständlich selbst der Rohbau schon im Stadtbild steht, als wäre das Schloss nie wirklich weggewesen. Schon in diesem Zustand zeigt sich, wie richtig die Entscheidung für den Wiederaufbau war. Was die Qualität des U-Bahnhofs betrifft, so kann ich Schorschibärs Meinung nicht teilen. Wieso werden in Berlin U-Bahnhöfe immer noch mit solch klobigen Stützen konzipiert? Wer mal gut gestaltete U-Bahnhöfe in Deutschland sehen will, dem sei München empfohlen. Da baut man seit den Neunzigern stützenfrei und was hätte man herrlich mit Zitaten zum Thema Humboldforum/Museumsinsel spielen könne! Statt dessen diese banale Gruft.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Also hier sieht es so aus, daß die historische Ufermauer wieder hergestellt wird. Sind wir also wieder beruhigt. Mir scheint, der U-bahnhof "Museumsinsel" wird sehr ansprechend gestaltet: nachtblaue Gewölbe mit Sternchen, hmm!


    Danke für die Seite - ich hatte mir ´nen Wolf gesucht und nicht gewusst, dass die "U5" heißt.
    Ja, auf dem Lageplan sieht es tatsächlich so aus, als ob die Uferlinie wiederhergestellt wird. Auf dem von Dir verlinkten Bild - und eben auch auf Deinem vom Domturm aus gemachten Foto, sieht es aber aus, als würde die Ecke des Bahnhofs ins Wasser hineinragen...

    Und der Aufzug auf diesem Bild ist ja auch mal wieder nicht so toll. Wird er das erste sein, was man sieht, wenn man von der Schlossbrücke kommt und zum Portal III schaut? Zudem wird die Nordwest-Ecke des Schlosses von zwei Treppenabgängen "eingerahmt" werden, wenn ich das richtig sehe.

    Was soll eigentlich noch alles kommen, um uns das Schloss zu "vergällen"? Erst die Ostseite, dann die Dachaufbauten, dann die Außenanlagen und nun U-Bahn-Aufzug und -Treppenabgänge direkt vorm Schloss...

    :kopfwand:

    Bleiben die Mosaike nun doch erhalten? Die Online-Petition war ja am Ende meilenweit vom Quorum entfernt.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Was die Qualität des U-Bahnhofs betrifft, so kann ich Schorschibärs Meinung nicht teilen. Wieso werden in Berlin U-Bahnhöfe immer noch mit solch klobigen Stützen konzipiert? Wer mal gut gestaltete U-Bahnhöfe in Deutschland sehen will, dem sei München empfohlen.


    Das Maß aller Dinge sind ja die U-Bahn-Stationen in Moskau, da kann man sich die Schloßbesichtigung glatt sparen - man ist ja schon in einem unterirdischen Schloß. smile:) Aber, Spaß beiseite: Der Schloßplatz hätte schon eine etwas edlere Ausgestaltung verdient. Selbst dieser Frankfurter U-Bahnhof aus den frühen 80er Jahren (Schweizer Platz) macht m.E. schon etwas mehr her.

  • Bei der Wandverkleidung des U-Bahnhofs hätte man auf jeden Fall etwas abwechslungsreicher gestalten können - aber was solls; im Vergleich zu dem, was in München so alles entsteht bzw. entstehen soll, schneidet dieser Bahnhof verdammt gut ab.

    Nur ein Paar Bilder des neuen Münchener Niveaus:

    http://polpix.sueddeutsche.com/bild/1.1647131…umbau-ebene.jpg


    https://www.competitionline.com/upload/images/…5f0062352_1.jpg

  • Gerade wurde die erste Säulenbasis im Schlüterhof gesetzt: :applaus:

    Das Bild war wegen der gerade herrschenden schlechten Lichtverhältnisse sehr dunkel - ich habe es aufgehellt, daher das Bildrauschen.
    Quelle: http://cam04.berlinerschloss-webcam.de

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Interessant in diesem Zusammenhang ist das danebenstehende "Maßstabsfigürchen", welches deutlich macht, wie groß allein schon die "kleinen" Säulenordnungen sind - geschweige denn erst die wirklich großen am Hauptrisalit und an den Außenportalen... :anbeten:

  • Bei der Wandverkleidung des U-Bahnhofs hätte man auf jeden Fall etwas abwechslungsreicher gestalten können - aber was solls; im Vergleich zu dem, was in München so alles entsteht bzw. entstehen soll, schneidet dieser Bahnhof verdammt gut ab.

    ein kurzer Exkurs: Da muss ich dir widersprechen. München hat ohne Zweifel in Sachen U-Bahnarchitektur die Nase vorn in Deutschland. was du zeigst sind aufgehübschte 70er Stationen. Das Design der neueren Bahnhöfe ist durchdacht und überraschend. Was ich meine ist sowas:
    http://en.academic.ru/pictures/enwik…esenfeld_01.jpg
    http://i.ytimg.com/vi/qx7Ooh1epco/maxresdefault.jpg
    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…_subway_GBR.jpg
    http://de.academic.ru/pictures/dewik…Josephsburg.JPG
    http://www.heise.de/imagine/5zwaCZ…friedhof-II.jpg
    Kein Vergleich zu dem schnarchigen Berliner Kram auf der neuen U5!
    Wenn man sich ansieht, welches Niveau da in den 20ern herrschte:
    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…anderplatz2.JPG
    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…ermannplatz.JPG
    https://c2.staticflickr.com/8/7264/7046124497_da6cc2e715_b.jpg

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Pfälzer Bub

    Ich kann mit den Münchner U-Bahnhöfen gar nichts anfangen. Da sind die gezeigten Beispiele aus Berlin sogar noch stilvoller, sie ähneln den Pariser Metro-Stationen. Münchens neuere U-Bahnhöfe wirken auch wie aus den Siebzigern. Knallbunte Bonbonfarben, sterile Gestaltung, einfach ätzend.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "