Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Die beiden Backsteine sind dünner gefräst worden, und dabei wahrscheinlich zerbrochen. Das ist kein Problem, wenn diese so vermauert werden.

    Jemand hat hier im Forum mal über die Backsteinformate geschrieben, und sich gefragt, ob die Backsteine eine Sonderanfertigung sind, und zwar mit historischem preussischem Format. Offenbar werden jetzt zwei verschiedenhohe Formate vermauert. Was ich mich frage, war denn das ursprüngliche Schloss auch schon mit Ziegelsteinen gemauert, oder noch mit Bruchsteinen?

  • Bruchsteine sind in der näheren Umgebung Berlins nicht verfügbar und wären bei den damals begrenzten Transportmöglichkeiten unverhältnissmäßig teuer gewesen. Dagegen waren die Lohnkosten, die bei der Verarbeitung der reichlich vorkommenden Tonvorkommen (z. B. Glindow) zu Backsteinen anfielen, sehr gering. Da zwingt sich bei sowieso verputzten und somit nicht sichtbaren Wänden der Backstein geradezu auf.
    Ich meine auch, bei den Ausgrabungen auf dem Schlossplatz ausschließlich Ziegelfundamente und -Kellerwände gesehen zu haben.

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Bis zur Entwicklung und Einführung des Stahlbeton und später des Stahlskelletbaus waren sauber hergestellte Ziegelmauerwerke aus Hartbrantziegeln die stabilste, weil dauerhafteste und belastbarste Weise eine Mauer herzustellen. Bruchsteinmauerwerk gab es ganz früher nur dort, wo man sich Ziegel nicht leisten konnte, und später bis in die jüngste Zeit als Dekoration. Ich würde meinen jede Sichtbruchsteinfassade der Gründerzeit ist mit einer dahinterliegenden Tragschale aus Ziegel verstärkt, die sie stützt. Der Grund ist leicht zu verstehen: Ein Mauerwerk ist nur dann maximal stabil, wenn die Steine rechte Winkel aufweisen und so gestapelt und mit Druck von oben belastet nicht zur Seite ausweichen können. Bruchsteine haben selten Auflageflächen, die exakt in Waage liegen, also erzeugt jede Druckbelastung auch seitliche Kräfte im Mauerwerk: schlecht. Die Kraft muss immer nach unten in die darunter liegenden Steine bis in das Fundament.

    Der Mörtel ist übrigens nicht dafür da, die Steine miteinander zu verkleben, sondern lediglich um zu verhindern, dass sie sich nicht bewegen können und an Ort und Stelle bleiben. Sie leiten die Kraft von Stein zu Stein abwärts und verhindern seitliches Rutschen. Andernfalls würden die Meisten Altbauten, bei denen der Mörtel aussandet und z.B. beim Bohren herausrieselt, einstürzen. Trotzdem sollte natürlich ein Mörtel haften und härten.

    Ich muss aber auch sagen, dass das Mauerwerk nicht sehr sauber aussieht, aber es ist ja nur als Tragkosntruktion und nicht als Sichtmauerwerk gedacht. Dabei spielen unterschiedliche Stärken des Mörtelbettes oder auch unterschiedliche Steinformate keine Rolle. Ein paar gebrochene Steine sind auch nicht dramatisch.

  • Man wäre am besten gefahren, wenn man sich die überzeugesten Elemente der verschiedenen Entwürfen rausgepickt hätte.

    Man wäre am allerbesten "gefahren", wenn man die Fassade komplett mit Apothekenflügel rekonstruiert hätte.... und wie's drinnen aussieht, wäre für's historische Stadtbild unbedeutend...

  • Aber immerhin nimmt er den hist. Grundriss (andeutungsweise) auf. Die Fassade an sich ist auch OK. Im Gegensatz zu Stellas hat sie eine Struktur.

  • Bei Kleihues gefiel mir die Spreefassade selbst auch besser als bei Stella, aber der ganze Rest nicht. Blöd wäre auch gewesen, dass der Bauplatz der Schlossapotheke damit blockiert worden wäre und man auf einen eher modernistischen Riegel schon von Unter den Linden usw. geblickt hätte. Stella ist eigentlich schon so ziemlich der beste Kompromiss.

    Der Stellaflügel ist schlicht und nahezu anspruchslos. Ich glaube ja fast, dass Stella das bewusst als Interimslösung geplant hat - bis man in Deutschland den Mumm hat, auch eine zerwurschtelte aber geschichtsgeladene gewachsene Fassade zu rekonstruieren. Etwas "unperfektes". Platz für die Schlossapotheke und die runde Ecke hat er ja freiwillig gelassen. Die modernistische Spreefassade war ja leider Vorgabe im Verfahren.

  • Kann jemand von Herrn Stella Näheres erfahren?

    Ich glaube kaum, daß er sich öffentlich so direkt zu äußern würde, das würden viele wohl als Skandal auffassen, wenn das so teure Schloß oder zumindest dessen Ostseide (da wissen viele ja nicht zu differenzieren) "nur" als Provisorium gedacht wären.

  • Bei Kleihues gefiel mir die Spreefassade selbst auch besser als bei Stella, aber der ganze Rest nicht. Blöd wäre auch gewesen, dass der Bauplatz der Schlossapotheke damit blockiert worden wäre und man auf einen eher modernistischen Riegel schon von Unter den Linden usw. geblickt hätte. Stella ist eigentlich schon so ziemlich der beste Kompromiss.

    Da stimme ich Dir zu 100% zu. Die Spreefassade alleine ist es nicht und so sehr ich viele Werke von Kleihues schätze, spätestens beim Mittelflügel zwischen den Höfen kann ich nur von Glück sprechen, dass der Stella-Entwurf gebaut wird. Wer weiß, was in Zukunft noch kommt.

    @ acki: Ich glaube selbst wenn Stella es als Interimslösung geplant hätte, würde er einen Teufel tun, irgendetwas in der Richtung öffentlich auszusprechen.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Viele werden es schon gesehen haben: Die Rundschalungen zur Front werden schon entfernt.

    Südwest

    Nordost

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Hier bin ich jetzt ein wenig irritiert, sollte die Kuppel sich nicht an der Stelle schon nach oben verjüngen? Ich weiß nicht ob ich mich jetzt verständlich ausgedrückt habe - aber normalerweise geht doch die Kuppel in eine runde Schräglage nach innen - hier jedoch erscheint es mir, als wenn man einen höheren (als im Ursprung) Sockel für die Kuppel gebaut hat. :opa:

  • Das ist alles genau im Plan! :daumenoben:

    Die jetzt teilweise sichtbare Trommel (Tambour) endet ca. 5 Meter oberhalb der Galerie.
    Auf den Renderings sieht man oberhalb des achteckigen Aufbaus eine Balustrade.
    Sie ist ca 1,6 Meter hoch und verdeckt einen Teil des Tambours.
    Der obere Rand wird von einem Fries eingefasst, der die Dachrinne der Kuppel trägt und die Trommel zusätzlich kürzer erscheinen läßt.

    Was jetzt noch oben drauf kommt ist die Kuppel (+ 15 m), die Laterne (+ 8 m) und das Kreuz (+ 7 m). :engel:
    Man muß sich also noch 30 Meter hinzu denken! :tongue: cclap:) :harfe:

    Der Wind gedreht
    Albtraum verweht
    Zum Schluss jetzt das Glück
    Das Schloss kommt zurück!

  • Es ist schön dass es auf der Nordseite so schnell voran geht. Habe heute, als Spender, das Berliner Extrablatt zugesendet bekommen. Dort sind viele interessante Beiträge und Fotos drin. Auf der Seite vom [lexicon='Berliner Schloss'][/lexicon] ist sie noch nicht zum Download da.

    Einmal editiert, zuletzt von sturming (7. Mai 2015 um 00:27)

  • Was jetzt noch oben drauf kommt ist die Kuppel (+ 15 m), die Laterne (+ 8 m) und das Kreuz (+ 7 m). :engel:
    Man muß sich also noch 30 Meter hinzu denken! :tongue: cclap:) :harfe:

    Auf die Laterne+Kreuz werden wir allerdings vorerst verzichten müssen... Ich hoffe, nicht zu lange...

  • Ich bin mir sicher, bis der Aufbau der Fassaden und die untere Kuppelverkleidung fertig sind (2018), sind auch Laterne, Kreuz und Figuren gespendet.

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...