Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • ...und jetzt stellt Euch das Foto nur noch in Farbe vor! Das gebaute Paradies! Hineinspringen täte ich wollen...

    Kommt die Balustrade mit den Landsknechten auch wieder? Abgesehen von den noch vorhandenen Roßbändigern - sind die restlichen Figuren auch noch vorhanden? Auch die Eiben (?) dahinter wären wieder schön.

  • Kommt die Balustrade mit den Landsknechten auch wieder?


    Soweit ich weiß, leider nein. Die Lusche Lüscher will lieber eine gepflasterte Steinwüste rund ums Schloss. :kopfwand:
    Falls es einen neuen Stand in dieser Sache gibt, wäre ich für eine Info dankbar.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)


  • Soweit ich weiß, leider nein. Die Lusche Lüscher will lieber eine gepflasterte Steinwüste rund ums Schloss. :kopfwand:
    Falls es einen neuen Stand in dieser Sache gibt, wäre ich für eine Info dankbar.


    Wie doof, das sollte man aber nochmal überdenken, denn wie auf dem Foto sieht es ja nun wirklich viel besser aus. Ich denke mal dies ist eine Sache die man auch noch relativ einfach nachträglich ändern kann.

    Architektur ist nichts anderes als die Formensprache einer Kultur. Entweder sie lebt, oder sie ist tot.

  • Zitat

    aber ich verstehe nicht wieso man darauf Stolz sein kann? Da hab ich doch nix für geleistet?

    Auf die Gefahr hin, ein nicht besonders dazugehöriges Thema wiederaufzugreifen, das sich allerdings ohnedies besser in den Keller verschieben ließe, einige Anmerkungen zu diesen Kaoruschen Sätzen.
    Ich möchte vorausschicken, dass ich früher auch so gedacht habe. Heute allerdings denke ich anders.
    Darf man nur auf sich selbst stolz sein, nur auf selbst Geleistetes?
    Das wäre doch sehr traurig. Meine Frau zum Beispiel ist Geigenvirtuosin. Ich bin mächtig stolz auf sie. Gut, da ließe sich sagen, ich bin indirekt stolz auf mich, stolz darauf, dass sie so einen Trottel wie mich geheiratet hat. Aber man kann auch auf seine Blutsverwandten, auf seine Geschwister stolz sein. Für meine Familienzugehörigkeit kann ich rein überhaupt nichts. Ich kann stolz auf meinen Heimatort und seine Sehenswürdigkeiten sein. Auch dafür kann ich nichts. Die Galerie "Ex patria uc..." legt dafür Zeugnis ab. Und irgendwann merke ich, dass ich auf alles stolz bin, was ich mag.
    https://www.youtube.com/watch?v=laFCR96RPO4
    Auch diesen Link setze ich im Bewusstsein eines gewissen Stolzes, obwohl dazu überhaupt kein Grund besteht. Ich bin (leider) nicht der Komponist dieses Stückes, dieser gehört nicht zu meiner Familie, zu meinem Land, zu meiner Ethnie. Ich hab mich grad mal mit ihm ein paar Sekunden unterhalten. Auc hdarauf bin ich stolz, obwohl das ziemlich kindisch ist. Trotzdem kann ich mich mit ihm identifizieren, und wenn ich sage, dass er ein großer Mann war, und jemand würde mir widersprechen und ihn beschimpfen, so würde ich das sogar auch ein kleinwenig als Angriff auf mich empfinden.
    Ist es im Gegenteil nicht so, dass der Stolz auf Eigenes, auf selbst Erreichtes, auf die eigene Person eher etwas Niedriges und Verabscheuungswürdiges ist? Ist es nicht liebenswürdiger, auf etwas Fremdes oder zumindest Gemeinschaftliches stolz zu sein?
    Natürlich, und in diesem Punkte werden wir uns einig sein, ist ein völlig unreflektierter National- oder Familenstolz oder Lokalpatriotismus damlich bis abstoßend. Natürlich besteht kein Grund, als Mafiasprössling auf die Leistungen seiner Familie "stolz" zu sein. Ich halte den amerikanischen Patriotismus in der üblichen Ausprägung für nicht sehr schlau. Wir Kriegsverlierer sind ja irgendwie davor gefeit, und manchmal macht einen das beinahe stolz, wenn man gewisse idiotische Auswüchse bei den anderen betrachtet. Aber das ist nicht unser Thema. Warum sollte man nicht auf [lexicon='das Berliner Schloss'][/lexicon] "stolz" sein, auf das Gemeinschaftsgefühl, das alle, die es lieben vereint?
    Ich halte es heute gesellschaftlich, politisch und philosophisch für nicht günstig, diese auf jeden Fall unschädlichen Gefühle zu unterdrücken. Dass dies offensichtlich sogar staatlich gefördert wird (und nicht nur bei uns), sollte uns stutzig machen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Auf die Gefahr hin, ein nicht besonders dazugehöriges Thema wiederaufzugreifen, das sich allerdings ohnedies besser in den Keller verschieben ließe,

    Bin ich absolut Deiner Meinung :thumbup:


    Warum sollte man nicht auf [lexicon='das Berliner Schloss'][/lexicon] "stolz" sein, auf das Gemeinschaftsgefühl, das alle, die es lieben vereint?
    Ich halte es heute gesellschaftlich, politisch und philosophisch für nicht günstig, diese auf jeden Fall unschädlichen Gefühle zu unterdrücken. Dass dies offensichtlich sogar staatlich gefördert wird (und nicht nur bei uns), sollte uns stutzig machen.

    Sehr gut die Kurve gekriegt :thumbup:
    Und ja freilich, ich bin sehr stolz darauf daß mein Land es zumindest in Ansätzen aber in einer erstaunlich kurzer Zeit in der Lage ist, ein historisches Bauwerk, welches über Jahrhunderte gebaut wurd, und über Monate abgerissen wurd, wieder herstellen wird :applaus:

  • Danke nochmal für die Aufwärmrunde, in dem Zusammenhang habe ich mir doch glatt nochmal die Wiki-Definition von "Stolz" angeschaut, da sollte auch einiges klarer werden:

    Stolz [von mittelniederdeutsch "stolt" = prächtig, stattlich (sic!)] ist das Gefühl einer großen Zufriedenheit mit sich selbst, einer Hochachtung seiner selbst – sei es der eigenen Person, sei es in ihrem Zusammenhang mit einem hoch geachteten bzw. verehrten „Ganzen“.

    Der Stolz ist die Freude, die der Gewissheit entspringt, etwas Besonderes, Anerkennenswertes oder Zukunftsträchtiges geleistet zu haben, daran mitzuwirken oder es zu verkörpern. Dabei kann der Maßstab, aus dem sich diese Gewissheit ableitet, sowohl innerhalb eines eigenen differenzierten Wertehorizonts herausgebildet als auch gesellschaftlich tradiert sein. Im ersten Fall fühlt man sich selbst bestätigt und in seiner Weltanschauung bestärkt („Ich bin stolz auf mich“), im anderen Fall sonnt man sich in der gesellschaftlichen Anerkennung („Ich bin stolz, etwas für meine Stadt geleistet zu haben“).

    Ebenso wie bei Ärger, Furcht, Traurigkeit, Überraschung, Ekel und Freude handelt es sich beim Stolz um eine elementare Emotion, die angeboren und nicht anerzogen ist. Die Gemütsbewegung wird durch eindeutige, in allen menschlichen Kulturen gleichartige Gesten und Gebärden (aufrechte Körperhaltung, zurückgelegter Kopf, Arme vom Körper gestreckt) ausgedrückt und wird daher universell erkannt.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Stolz

    Gut, nun bin ich überzeugt: mein elementares Gefühl zum Wiederaufbau des Berliner Schlosses ist und bleibt Stolz, und auf dieses sich natürlich einstellende Gefühl wiederum bin ich nochmal stolz, dass ich diesen Reifegrad gegenüber einigen miesepetrigen Kulturverweigerern erreicht habe - und an etwas Großem mitwirke. :cool:

  • ^ Hab´s auch gerade gesehen. Das beantwortet auch meine Frage von neulich, was der Betonblock da soll.
    Der Kran wird bestimmt für den Einbau der Sandsteinteile in die Fassade benötigt.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Offenbar hat es dieser Artikel schon ins Wolkenkratzer-Forum, aber noch nicht hier rein geschafft:

    http://www.tagesspiegel.de/berlin/ba.../11589454.html

    wichtigste Infos daraus:

    - Baustart der Fassaden nach Ostern, also ab heute (Sieht aber auch ganz danach aus, dass die Maurerarbeiten an der Südwestecke heute oder morgen starten können)
    - die Richtkrone soll am 12. Juni "über der Stahlkuppel" baumeln! :rolleyes:
    - Es gibt ab 12. April jeden Sonntag 2 Führungen auf der Baustelle (jeweils 11 und 13 Uhr, Dauer ca. 90 Minuten), Teilnehmergebühr 18 €/ 12 € ermässigt. cclap:)

    Anderenorts (Webseite der Stiftung) ist zu lesen, dass die Teilnahme auf 15 Personen je Führung begrenzt ist und Personen mit körperlichen Einschränkungen nicht teilnehmen können. Für "Fachpublikum" gibt es die Möglichkeit, ab mindestens 7 Teilnehmern eine Sonderführung zu vereinbaren (...!). Im Übrigen ist Fotografieren für den "privaten Gebrauch" gestattet, Video- und Tonmitschnitte sind jedoch untersagt.

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Ich ziehe aus dem Artikel auch dieses als wichtig heraus:

    Zitat

    "Es gehe bei der Rekonstruktion eben auch um die Wiedergewinnung der Vorplätze, sagt Stella, als der Besuchertross auf der Südseite angekommen ist. Hier mündet die Breite Straße in einen undefinierten „Verkehrsraum“ (Stella), den der Schlossarchitekt gerne reurbanisieren würde. Auf dem Platz stand früher der Neptunbrunnen, und Stella spricht sich erneut dafür aus, den Brunnen an diesen Ort zurückzuholen."


    Das hört sich im Gegensatz zu Lüscher ganz vernünftig an. Warum hat man nicht Stella die Außenanlagen gleich mitplanen lassen? Eigentlich gehört die Gestaltung des direkten Umfeldes doch untrennbar zum Schloss dazu.

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  • Kommt die Balustrade mit den Landsknechten auch wieder?

    Bei den Statuen auf der Lustgarten-Balustrade des Schlosses handelt es sich nicht um 'Landsknechte', sondern um bedeutende Repräsentanten des Hauses Oranien, mit denen die Hohenzollern ja über Luise Henriette, die Frau des Großen Kurfürsten, verwandt waren. Sie wurden im Auftrage Wilhelms II. aufgestellt. Ja, S.M. der Kaiser war schon sehr geschichtsbewußt und hat sich in vielfacher Hinsicht um die Verschönerung des Schloßumfeldes verdient gemacht !

    Vielleicht sollte man einmal den Niederländischen König Wilhelm Alexander darauf ansprechen, ob er sich an der Neuschöpfung der Figuren (natürlich im alten Stil) beteiligen will...

    Hier noch ein sehr lesenswerter Link zu den Figuren (der übrigens auch auf das Denkmal des Admirals Caspard de Coligny eingeht, welches im Winkel zwischen dem Nordflügel des Schlosses und dem Apotheken-Flügel stand):

    http://www.google.de/url?sa=t&rct=j…p6ppZDqn20o6S_Q

    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (8. April 2015 um 09:55)

  • Und ich erkenne/ erahne den Schriftzug "Röben" - das ist ein führender Klinker-/Ziegelhersteller...


    Auf den jetzt im Schlüterhof neu angelieferten Ziegelpaketen kann man (weil dichter ranzuzoomen) deutlich erkennen, dass es sich nicht um "Röben", sondern um "Eder" handelt. Es müsste also dieser Hersteller sein (auf der Webseite ist derselbe Schriftzug wie auf den Paketen). Nur, falls das für irgendwen oder -was von Interesse ist.

    An der Westseite stehen sie schon seit einiger Zeit über Pläne gebeugt an den Ziegelpaketen und im Schlüterhof wurde gerade so ein Estrich-/Mörtelbehälter aufgestellt. Es wird also hoffentlich in Kürze losgehen.

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  • Zitat

    Auf den jetzt im Schlüterhof neu angelieferten Ziegelpaketen kann man (weil dichter ranzuzoomen) deutlich erkennen, dass es sich nicht um "Röben", sondern um "Eder" handelt. Es müsste also dieser Hersteller sein (auf der Webseite ist derselbe Schriftzug wie auf den Paketen). Nur, falls das für irgendwen oder -was von Interesse ist.


    Genau das habe ich auch gerade festgestellt und recherchiert ...und wollte es hier korrigieren. Da bist Du mir zuvorgekommen...
    Leider ist auf der Webseite der Bezug zu den Schlossfassaden nicht zu finden - es würde mich interessieren, ob hier ein speziell produziertes historisches Format oder das heutige NF-Format verbaut wird...
    Hintergrund: Ich vermute, dass das am Originalbau eingesetzte Ziegelformat einem Raster auf Grundlage des rheinischen Fußes (auf der die Proportionen der Fassaden nachgewiesen werden konnten) begründet war, so dass beim Mauern wenig gestückelt werden musste. Wenn nun ein speziell gefertigtes, historisch belegtes Format zum Einsatz kommt, würde das bedeuten, dass selbst die - später verdeckte - Qualität einer möglichst geringen Stückelung im Mauerwerk in den Wiederaufbau der Fassaden übernommen würde...

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Großartige Nachricht. Ich hab so sehr gehofft, dass er endlich zusagt.

    98% of everything that is built and designed today is pure shit. There's no sense of design, no respect for humanity or for anything else. Frank Gehry

  • Der Platz soll jetzt wirklich nach Mandela benannt werden? Ich dachte das wäre nur ein flüchtiges Gerücht.

    Ich bin auch erst letzten Herbst auf ihn aufmerksam geworden, durch seine Ausstellung über Deutschland im Britischen Museum. Memories of Germany hieß die meine ich. Edit: Germany – Memories of a Nation hieß es.
    Abgesehen davon arbeitet er eng mit den Medien zusammen, wie z.B. mit der BBC. Ich erhoffe mir ähnliche Projekte mit ARD/ZDF.
    Das er es "drauf hat" hat er in seinen bisherigen Jobs bewiesen. So kauft man sich keine Katze im Sack.

    Legt er das Amt als Direktor des Britischen Museums denn nicht ab wenn er ins Schloss "einzieht"?

    98% of everything that is built and designed today is pure shit. There's no sense of design, no respect for humanity or for anything else. Frank Gehry

    Einmal editiert, zuletzt von Lingster (8. April 2015 um 20:32)