Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Quote

    Unglaublich, wie hier einige heißlaufen, weil da oben drauf vielleicht (!) ein Restaurant kommt. Liegt wahrscheinlich an der deutschen Eigenart essen nicht als Kultur, sondern nur als notwendiges Übel begreifen zu können.
    Über die Annahme, dass dort ein Stadtschloss gebaut wird, will ich mich lieber nicht äußern.


    Mit Verlaub - nicht gerade einer Deiner besten Beiträge. Es gibt in Berlin so unendlich viele Orte, an denen man ein Restaurant bauen könnte. Warum muss es ausgerechnet an dieser Stelle sein? Ist Esskultur nur auf dem Dach eines Gebäudes möglich oder isst man dort oben besser? Und wenn es schon in luftiger Höhe sein muss - warum baut man das Ganze dann nicht auf dem Flachdach des Stella-Flügels an der Spree, wo man es problemlos integrieren könnte? Warum muss es auf das Walmdach eines Barockbaus draufgepfopft werden, wo es überhaupt nicht hinpasst und wo es den Bau entstellt?


    Und dann die Wortklauberei (das ist kein Schloss, das ist kein Schloss...!!!). Das Ergebnis des Architektenwettbewerbs mit Ergänzungen war aber - mit Ausnahme des Mittelbaus, des Eosanderhofs und des Spreeflügels - ein äußerlich originalgetreuer Nachbau eines Stadtschlosses. Da kann und wird man selbstverständlich von einem "Schloss" sprechen, auch wenn es (abgesehen von wenigen wiederverwendeten Originalteilen) komplett im 21. Jahrhundert errichtet wurde und kein Monarch dort wohnt.


    Wenn man natürlich so pragmatisch-nüchtern an die Sache herangeht, dass man sagt "Ist ja sowieso kein richtiges Schloss, also ist es egal, was man daran noch alles beliebig verändert", dann wird alles einfacher: Dann kann man ja rundherum noch ein, zwei gläserne Staffelgeschosse draufbauen (zusätzliche Ausstellungsflächen!), den Schlüterhof überdachen (= zusätzliche wettergeschützte Veranstaltungsflächen) und auf den ohnehin schon zugebauten Eosanderhof noch einen markanten, nachts beleuchteten gläsernen Kubus setzen (Platz für noch eine Bibliothek mit Aussicht sowie eine coole Cocktailbar!). Erlaubt ist, was gefällt - es ist ja kein Stadtschloss.

  • Warum nicht? Der McCityPalace, wo es leckeren Humboldtburger oder das Schlüter-Sparmenü und Stüler McNuggets gibt - das würde vom Niveau am besten zu der fettigen Idee passen, auf dem Dach eines Stadtschlosses eine Fressbaracke zu platzieren.


    Ist die Auffahrrampe für den Drive In eigenlich schon im Bau? :augenrollen:

  • Ja, ja, die Satire :lachen: Das wird ohnehin kein Frittengrill, sondern eher ein überteuertes Bistro mit "irgendwas an..." und vielen "...chen". "Italienisches Sälätchen an Bruschetta" für 12,95 Euro.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Die Bude steht doch auf dem Dach.... das wird ein "Fly In"


    Ein Zeppelinflughafen, das hätte was!


    Aber so eine schöne Betonrampe einmal um alle drei Barockfassaden herum, wird sich doch bestimmt durchsetzen lassen,
    daß man in seiner stinkenden Blechkarre zu seinem Essen hochfahren kann und nicht den beschwerlichen Fußweg zum Fahrstuhl antreten muß...

    Edited once, last by Kaoru ().

  • Zugegeben, ich habe mich entgegen meiner sonstigen Absicht in Bereiche der Polemik verstiegen. Das war unangebracht. Asche auf mein Haupt. Ich war lediglich ein wenig darüber verärgert, dass in den Kommentaren der Restaurantaufsatz zunehmend zum Schnellimbiss hoch- oder besser herunterstilisiert wird.
    Auch ich möchte keine optische Beeinträchtigung des Humboldtforums haben. Die Idee dort ein hochwertiges Restaurant draufzusetzen, finde ich aber schon deshalb gut, weil damit ein viel längerer täglicher Nutzungszeitraum des Gebäudes einhergeht. Es kann sein, dass es ein hässliches Furunkel wird. Möglicherweise wird es aber auch nur wenig sichtbar sein. Ich jedenfalls bin mir nicht sicher, war aber auch noch nicht vor Ort.

  • Guten Tag,


    das Projekt "Dachterrasse" scheint hier im Forum sehr emotional diskutiert zu werden.


    Es wäre doch einfach schön wenn man mit ein wenig mehr Gelassenheit an dieses Projekt "Dachterrasse" rangehen würde. Es werden sicher Vorbereitungen getroffen um zu einem späteren Zeitpunkt, je nach Spendeneingang, die Dachterrasse auf das Schlossdach zu setzen. Aber solange bleibt uns nicht anderes übrig als abzuwarten. Und der Förderverein Schloss Berlin e.V. hat ja auch schon mitgeteilt das die Dachterrasse erst nach entsprechenden Spendeneingang auf das Dach gesetzt wird.


    Viele Grüße :cool:

  • Zumindest die Technikaufbauten wie den Fahrstuhl hätte man doch aber weiter ab von der Dachkante platzieren können. Das hätte es optisch schon mal deutlich verdaulicher gemacht. Und mir braucht auch niemand erzählen, das wäre mit den Grundrissen nicht vereinbar, denn dann scheinen mir das ziemlich bescheidene und unflexible Grundrisse.


    Dennoch bin ich zuversichtlich, dass es am Ende annehmbar aussehen wird. Ich bereue meine Spenden nicht und werde fleißig weiter spenden. Denn das Gesamtprojekt ist in meinen Augen unendlich wertvoll, geschluckte Kröten hin oder her. Ich will, dass es ein erfolgreiches Wiederaufbauprojekt wird und weitere Vorhaben nach sich zieht. Dass es Berlins Frauenkirche wird, wie Martin Walser so treffend anmerkte.


    http://berliner-schloss.de/spenden-system/


    Kontoinhaber:
    Förderverein [lexicon='Berliner Schloss'][/lexicon] e.V., Berlin
    BLZ: 100 700 00
    Kto: 0772277
    Deutsche Bank AG
    Verwendungszweck: Ihr Name


    ( IBAN: DE41 1007 0000 0077 2277 00
    BIC: DEUTDEBB )

  • Diese Aufbauten da oben so lieblos draufsetzen zeugt nicht unbedingt viel von Fantasie und Intelligenz einer Nation die sich mit Goethe, Humboldt und Schinkel brüstet. Aber vielleicht darf man heute nicht mehr all zu viel erwarten von 'Made in Germany'. Funktion und gutes Design kriegen die einfach nicht mehr zusammen.

    Aber - vielleicht sollte man ihn wirklich erstmal im fertigen Zustand gesehen haben - mit Balustrade. Wie weit der Brühwürfel von UdL aus im Gesamtbild wahrgenommen wird.

  • Na das ist aber mal nun wirklich geil... Vielen herzlichen Dank!

  • Großartig! :trommeln:


    Der Schlüterhof hat jetzt auch eine eigene Webcam >> http://cam04.berlinerschloss-webcam.de/
    :harfe:


    Ja, vielen Dank dafür auch von mir. Da hänge ich fast ständig vor den Webcams und sehe den neuen Reiter oben im Menü nicht... eye:)

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Zum Schlüterhof:
    Ich bin gespannt, wie es später mit den Laubengängen und Säulen läuft - die müssten doch eigentlich größtenteils aus Natursteinelementen gefertigt sein?



    Bild: SBS Humboldtforum




    Dann zu späten Stunde einige Dämmerungsansichten des krähenbesetzten Humboldtforums, die dort aber nur die tolle Aussicht genossen und (noch) nichts zum Fressen fanden.






    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • des krähenbesetzten Humboldtforums, die dort aber nur die tolle Aussicht genossen und (noch) nichts zum Fressen fanden.


    Schaut man sich durch die Webcam das Schloss von nahem an, findet man die Dohlen zu hunderten am Schloss sitzend. Scheint dass sie das Schloss in Besitz genommen haben! :daumenoben:

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Hmm, scheinbar werden nur Gerüste abtransportiert. Ich will mal ein paar Fassadenteile sehen. Menno! biggrin:) Hab jetzt genug vom grauen Beton.

    Architektur ist nichts anderes als die Formensprache einer Kultur. Entweder sie lebt, oder sie ist tot.

  • Nun hat auch Wilhelm von Boddien vom Förderverein [lexicon='Berliner Schloss'][/lexicon] auf meine Fragen geantwortet.
    Wieder werde ich die Antwort mit eigenen Worten wiedergeben. Diese drei Aussagen waren in der Antwort enthalten:


    - Das Dachrestaurant ist derzeit als gestrichen zu betrachten.
    - Keine Spenden, da gewerblich und nicht gemeinnützig.
    - Es gibt keine Bewilligung öffentlicher Gelder.

    98% of everything that is built and designed today is pure shit. There's no sense of design, no respect for humanity or for anything else. Frank Gehry

  • Also besonders die erste Aussage lässt mich hoffen, dass das Restaurant auch intern noch nicht in trockenen Tüchern ist. Es scheint noch alles möglich bzw. nicht möglich zu sein.
    Über die Verwendung von Spenden gibt es scheinbar verschiedene Ansichten von Stiftung und Förderverein. Ich hoffe der Förderverein "gewinnt".

    98% of everything that is built and designed today is pure shit. There's no sense of design, no respect for humanity or for anything else. Frank Gehry