Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Schöne Idee das Wasser in einem Halbrund mit Kaskaden in den Kupfergraben fließen zu lassen. Der Brunnen selbst halt ein klassischer in der Art eines Pokals mit Schalen und Fontäne, etwas mickrig zum Schloß und zu sehr in die Höhe strebend. Da macht der Neptunsbrunnen schon was anderes her. Er hat auch die Betonung der Horizontalen in der Ausbreitungsfließbwegegung des Wassers. Aber krass sind ja die Postamente mit den Reiterfiguren vor dem Eosanderportal. Sollte das das Nationadenkmal sein!? Gut, daß es dem Portal III erspart bieb, sonst müßte es am Ende noch rekonstruiert werden.
    Und bei den anderen Gebäuden inklusive der Brückenkolonade? Alles Planungen!? Die Kolonade über die Brücke hat was!

  • Da ich schon 20 Jahre Mitglied im Förderverein Berliner Schloß bin, erhielt ich heute ein Schreiben von Herrn von Boddien, wonach die Spendengelder aufgebraucht sind.
    So sieht´s also aus.
    Anstehende Steinmetzarbeiten können nur noch über Kredit bezahlt werden.

  • Oha, hätte ich so schnell nicht gedacht.

    Habe deshalb gerade erstmal schnell was gespendet, hatte ich sowieso vor. :)

    Obwohl ein Kredit in Zeiten negativer Zinsen ja auch nicht das Schlimmste ist. Bei entsprechenden Konditionen kann man damit ja sogar noch verdienen...

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Na ja, es wurde geschrieben, daß nun erstmals die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben aufgehen würde und man ad hoc 10 Millionen bräuchte um anstehende Rechnungen bezahlen zu können. Alles laufe aber nach Plan weiter, weil eine Zwischen- finanzierung es möglich mache! Also ja, SPENDEN!

  • Noch ein Nachtrag zum Berliner Extrablatt (es wurde hier noch nicht erwähnt; soweit ich mitbekommen habe):

    https://issuu.com/berliner-schlo…_ausg-86_gesamt

    Auf Seite 10 ist ein Foto des einzigen originalen Kapitells von Portal III zu sehen, dass im Foyer eingebaut wurde. Wir man gut erkennen kann - und wie in der Bildunterschrift erwähnt - wurde das Kapitell vorher gereinigt, was Hoffnung macht, dass auch die anderen originalen Steine vor Einbau gereinigt werden.

  • Ach, ich weiß nicht so recht, ob man das unbedingt hoffen sollte. Schließlich ist - leider - die Zahl der erhaltenen Originalfragmente so klein, dass sie angesichts der imposanten Baumassen des Schlosses kaum ins Gewicht fallen dürften. Und dann finde ich, dass man es auch um der historischen Wahrhaftigkeit willen erkennen sollte, dass es sich hier um "Spolien" - wie die Alten das nannten - handelt.
    Außerdem könnte ich mir vorstellen, dass der Kontrast zwischen den echten alten Überresten und den mit so viel Liebe zum Detail gefertigten "fast echten" neuen Stücken auch nicht viel größer ausfallen dürfte als die unterschiedlichen Farbnuancen in den Sandsteinteilen, die hier im Forum schon so oft thematisiert wurden.
    Am Ende werden Luftverschmutzung und Wetter alle Unterschiede weitestgehend nivellieren.

  • Schließlich ist - leider - die Zahl der erhaltenen Originalfragmente so klein, dass sie angesichts der imposanten Baumassen des Schlosses kaum ins Gewicht fallen dürften.

    Die Genossen haben eben damals ganze Arbeit geleistet und da die Genossen heute den Bau der Fassade nicht verhindern konnten setzen Sie alles daran das Umfeld und die Fortführung von Rekonstruktionen innerhalb des Humboldt-Forums zu torpedieren und zu verhindern. Wenn schon die physische Zerstörung kein Bestand gehabt hat, so wird alles daran gesetzt die geistige Zerstörung des geschichtsträchtigen Ortes durch Dekonstruktion, Umwidmung und Ödnis dauerhaft zu gewährleisten.

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Wenn schon die physische Zerstörung kein Bestand gehabt hat, so wird alles daran gesetzt die geistige Zerstörung des geschichtsträchtigen Ortes durch Dekonstruktion, Umwidmung und Ödnis dauerhaft zu gewährleisten.

    Das kannst du laut sagen. Vom neuen Senat erwarte ich nur Ärger und Stillstand in Bezug auf das Schloss, besonders von der "Linken". Die sind noch schlimmer und ideologischer als Regula.

    Schon vor ein paar Jahren war von der reaktionären Nomenklatura der "Linken" zu vernehmen:

    "DIE LINKE hat die Absurdität des Schloss-Nachbaus immer kritisiert und das Humboldtforum in einem Zweckbau verteidigt - gegen das Schloss. ... DIE LINKE wendet sich gegen die Wiederherstellung eines vermeintlich heilen Stadtbildes der Vorkriegszeit in Berlins Mitte. Städtebaulich ist rund um das Humboldtforum bereits ein Rekonstruktionskult in Gang gesetzt worden, der vom Kommandantenhaus über den Schinkelplatz und den Wiederaufbau der Schinkelschen Bauakademie bis zur Forderung nach Wiederherstellung der »Berliner Altstadt« reicht. DIE LINKE hat erfolgreich das Begehr abwenden können, auf dem Podest der neuen Rathausbrücke die Reiterstatue des Großen Kurfürsten aufzustellen. Ebenso vehement kämpft DIE LINKE gegen die Idee, den Neptunbrunnen auf den Schlossplatz zu versetzen und dadurch den großzügigen öffentlichen Stadtraum vor dem Berliner Rathaus zwischen Fernsehturm und Spree in Frage zu stellen..." (Quelle)

    Was für ein borniertes, geschichtsvergessenes und reaktionäres Geschwafel! Bemerkenswert ist auch dass die Linke im o.g. Text betont dass sie gegen die Wiedergewinnung der historischen Mitte "kämpft", offenbar ganz in der Tradition des Genossen Spitzbart. :kopfschuetteln:

    Den Wiederaufbau des bösen Schlosses kann die Ex-SED nicht mehr verhindern, wohl aber die Rückkehr von Rossebändigern, Adlersäule und Schlossbrunnen. Ich prophezeie euch, so wird es leider auch kommen. :kopfwand:

  • es geht doch eigentlch überhaupt nicht um Politik wenn man in Ruhe darueber nachdenkt: wichtig ist dass man einfach : sagt"die Rückkehr von Rossebändigern usw. sieht einfach besser aus statt eine Beton Wueste... :) einfach mal zugeben zu duerfen: ja, so gefaellt es uns besser ( unabhaengig von der poltischen Meinung nicht alle heissen Luescher oder ist Frau Luescher eine Art von Diktator???).

  • wohl aber die Rückkehr von Rossebändigern, Adlersäule und Schlossbrunnen. Ich prophezeie euch, so wird es leider auch kommen.

    Mag sein dass diese Gesellen jetzt Weiteres verhindern werden, aber ich bin der festen Überzeugung dass die Zeit dieser antideutschen und antihistorischen Gesinnung abläuft!

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • DIE LINKE wendet sich gegen die Wiederherstellung eines vermeintlich heilen Stadtbildes der Vorkriegszeit in Berlins Mitte. Städtebaulich ist rund um das Humboldtforum bereits ein Rekonstruktionskult in Gang gesetzt worden, der vom Kommandantenhaus über den Schinkelplatz und den Wiederaufbau der Schinkelschen Bauakademie bis zur Forderung nach Wiederherstellung der »Berliner Altstadt« reicht.

    Einerseits beharrt die Linke auf der Unaufhebbarkeit geschichtlich entstandener Fakten - jammert aber gleichzeitig über den Abbruch des "Palastes" der "Republik", ignoriert damit das ebenfalls geschichtliche Faktum des Untergangs ihres Mauerstaates. So verteidigt sie auch die durch die Historie obsolet gewordenen Stadt-Brachen und rühmt ihre städtebaulichen "Errungenschaften", z.B. einen in der Stadtgestalt völlig disproportionierten Fernsehturm neben einer gotischen Kirche.

    Dabei können sie froh sein: Ihr Staatsratsgebäude, das ehemalige Machtzentrum des Zwangsstaates, blieb und bleibt ja unangetastet. Behauptet wird dennoch bei jeder Gelegenheit, die böse BRD würde in der Überheblichkeit von Siegern alle Zeugnisse der DDR beseitigen.

    Den Brunnen nicht zu versetzen, heißt ja nichts anderes, als den Untergang der DDR zu ignorieren.

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

    Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern‘,

    Und verstehe die Freiheit,


    Aufzubrechen, wohin er will.


    Hölderlin

  • Die beste Lösung wäre m.E. die Entscheidung über die Umfeldgestaltung einstweilen auszusetzen, aufzuschieben und abzuwarten, bis das Schloß fertig ist, entrüstet wurde und der Bau in seiner vollen Pracht und Schönheit wirken kann. Dann wird es von selbst vielen klar werden, was der Bau im Umfeld als weitere städtebauliche und ästhetische Verbindung mit der Stadt braucht.
    Man sollte jedenfalls kein stilbrüchiges Durcheinander kreieren und sich besinnen, daß es um die historische Mitte geht und Anknüpfungspunkte genügend vorhanden sind. Den Schinkelplatz zu rekonsturieren und gegenüber am Schloß eine öde Steinwüste hinzusetzten, paßt nicht zusammen! Ganz zu schweigen von der Rekonstruktionsleistung auf der Museumsinsel selbst, ein weiterer Anknüpfungspunkt! Gestalterische Konsequenz legt das weitere Vorgehen damit schon nahe!

  • Ich hoffe das auch. Habe aber daneben doch die Sorge, dass es so gehen könnte, wie mit den Betonköpfen in Potsdam - das Schloss steht in voller Pracht, aber das Hotel Mercure daneben und diese entsetzliche Hochschule, die jede Bemühung um Autentizität des Schlossumfelds lächerlich machen, sind nicht weg zu kriegen. Oder bin ich schlecht informiert?

    Hoffentlich kommt in Berlin eine raschere Einsicht zustande. Deshalb müssen solche glänzenden Artikel über das Umfeld des Berliner Schlosses wie im letzten Extrablatt immer weitergehen.

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

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    Hölderlin

  • Jetzt lehne ich mich weit aus dem Fenster, Achtung!
    In meinem Beitrag weiter oben sprach ich von sollte, also einer idealen Lösung. Aber mir ist freilich bewußt, daß bei der heterogenen Mischungslage der Entscheidungsträger dieser Hergang eher im Reich des wünschenswerten liegt. Lieber schauen die Menschen durch gefärbte Brillen, je nach ihrer eigenen Wirklichkeit. Mal liegt sie näher mal ferner einer Lösung , die dem Ganzen gut tun könnte. Entweder man ist von der Vergangenheit geleitet, oder von einer imaginären Zukunft. Aber in der Gegenwart ist meist Keiner. Und alles entsteht doch aus dem Jetzt, frisch und neu. Einfach mal zu fragen, was der Ort wirklich braucht!? Was ist die dem Ort und Platz gemäßte Gestaltung, sodaß sein Potential zum Wohle aller optimal zur Verwirklichung kommt!?
    Wird das so gefragt?
    Wenn wir von Stadtraum sprechen, oder gar von Stadtorganismus und StadtLEBEN und das nicht nur als hohle Phrasen begreifen wollen, sondern in der Tat mit Leben füllen möchten, dann müßten wir unser Denken entgrenzen und mit ganz anderen Augen auf die Gestaltung von Stadtraum schauen. Leben hat mit Bewußtsein zu tun, mit Geist, oder!? Davon gehe ich mal aus! weiter logisch gefolgert und auf unser Thema bezogen: ...denn wie sonst läßt sich die Beziehung der Menschen zu bestimmten Städten und Orten sonst erklären. Die Gefühlslagen, die bestimmte Orte auszulösen vermögen, die Atmossphäre, die spürbar wird an bestimmten Örtlichkeiten. Letztlich sind es Informationen, die wir über Wahrnehmung bewußt oder unbewußt vom Ort aufnehmen und in Gefühle, Bilder, Gedanken und Assoziationen übersetzen. Wenn also Leben Bewußtsein ist und ein Stadtorganismus als solcher benannt wird, so sollte konsequent auch eine Stadt als wesenhaft mit Bewußtsein anzunehmen sein. Weshalb also nicht den Ort fragen, was er braucht für seine optimale Gestaltung.
    Ja, das überfordert intellektuell zentrierte Menschen kolossal - vor allem in der Politik ist man davon weit entfernt, ohne ideologische Denkmuster Wirklichkeit einzuordnen und bzw. weiter manipulieren zu wollen.
    Also weiter provokativ gefragt: weshalb den Ort nicht befragen, was er braucht!? Das wäre ein eher künstlerisches, inspiratives, intuitives Herangehen. Informationen erhalten vom Wesen des Ortes und diese übersetzen in Formen und Gestaltung. Doch wie können solche Informationen anerkannt und verbindlich für eine Vielzahl von Menschen kommuniziert werden?
    In der modernen Geomantie gehen wir so vor. Wir befragen den Ort und erhalten Informationen, weil wir davon ausgehen, das die Erde ein Wesen mit Bewußtsein ist, ein jeder Ort sein Bewußtsein hat und im Gesamtbewußtsein, in dem wir Teil mit unserem menschlichen Bewußtsein sind, ein Informationstransfer stattfinden kann.
    Das wäre ein kreatives Verfahren jenseits altertümelnder Vorstellungen oder ideologisch verbohrter Antihaltungen. Doch um dieses Vorgehen optimal zu handhaben, braucht es halt Abstand vom Egowillen aller Beteiligten, ein konsequentes loslassen angelernter dogmatischer Grundhaltungen und ein Schauen über den Intellekt hinaus, mit Seele, Gefühl und innerer Wahrnehmung.
    Ich glaube nur mit dieser erweiterten Menschseinshaltung können zukunftig nicht nur städtebauliche Probleme der Menschheit gelöst werden. Die Zeit einseitig intellektuellen, ideologischen Entscheidens sollte zuende gehen.

    4 Mal editiert, zuletzt von SchortschiBähr (26. September 2016 um 18:58)

  • Meine auch eher denkgeleitete, aber auch empfindungsgeleitete Meinung zu den aktuell zur Diskussion stehenden Gestaltungselementen:
    eine den Schloßterrassen ähnliche Gestaltung sollte auf jeden Fall kommen, und wenn es nur eine um das Schloß laufende Blumen- und Büscherabatte ist , die mit einem Naturbordstein umfasst wird. Es braucht vom Platzraum eine Überleitung zu den monumentalen Schloßfassaden, einen Übergangsraum, der die hohen Fassaden einbindet, vermittelt. Ohne Übergangsgestaltung ist es zu unvermittelt, die Fassaden wirkten dann zu wuchtig, überwältigend.
    Die Rossebändiger korrespondieren mit den analogen Figurengruppen am alten Museum. Also sollten sie wieder aufgestellt werden.
    Ebenso wäre eine korrespondierende Gestaltung des Denkmalsplatzes anzustreben. Also eine Zwiesprache mit dem Eosanderportal, heißt eine exedrahafte Rahmengestaltung, ähnlich dem alten Denkmal. Die Platzraumgestaltung selbst könnte ja noch offen gehalten werden.
    Für unverzichtbar halte ich den Brunnen am Schloßplatz. Brunnen und Schloßfassade geben ein unverwechselbares harmonisches, sich ergänzendes Miteinander ab. Eine zusammen gehörige Architektur und Platzgestaltung würde wieder zusammengeführt. Der Platz erhält eine Mitte und durch lebendig fließendes Wasser seine Vitalität und Anziehungskraft. Und wäre somit auch eine Initialzündung zur höherwertigen Gestaltung des angrenzenden Straßenraumes.
    für versichtbar halte ich die Oranierfürsten. Das scheint mir reine Geschichtlichkeit zu sein, mit der heute nur mehr noch wenige Insider was anfangen können. Auch die Adlersäule muß nicht sein, wenngleich sie auch eine schöne Eckbetonung abgeben würde.

    Weitere kunsthistorische Aufklärung wie schon weiter oben erwähnt, bestens hier zusammengefaßt:
    https://issuu.com/berliner-schlo…_ausg-86_gesamt

    Einmal editiert, zuletzt von SchortschiBähr (26. September 2016 um 19:01)

  • Man darf nicht vergessen, die "paar" Jahre, die Neptun nun schon vor dem Rathaus seinen Platz an der Sonne genießt, sind auch nicht ohne. Es würde vielen etwas fehlen. Wie wäre es also:

    Neptun geht zum Schlossplatz und Berolina kommt vor das Rathaus, aber als Meerjungfrau in einer Brunnenanlage im historischen Neptunstil. Mit vielen Fischen aus schönster Bronze, schließlich sind wir nicht weit weg von der Fischerinsel. Mit Harfenjule, Nante und Leierkastenmann.

    Der Berolinabrunnen war geboren.

  • Der neugewählte Senat wird auch wieder mal neu gewählt, da würde ich jetzt nicht gleich Panik schieben. Man muß sich halt auf erhöhte Zähigkeit einstellen, und nach wie vor Beharrungsvermögen an den Tag legen.
    Immerhin ist doch schon viel geschafft. Der Rest kommt auch noch.

  • Entweder es siegt die Ideologie oder es siegt der Verstand. Wenn der Verstand siegt machen sich die Verantwortlichen im Senat klar, dass der Bund Sanierung und Umzug des Neptunbrunnens bezahlt, und das in einer Stadt, die finanziell ein "failed State" ist.