Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Wenn ich das richtig sehe, sind die bloß musterhaft (?) aufgestapelt.

    Im Sortiment der Fa. Eder, die wohl vorwiegend Hohlziegel herstellen, kann ich die Steine nicht finden; wird dann wohl eine Spezialanfertigung sein

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Im aktuellen Magazin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz finden sich ein lesenswerter Artikel und ein Interview zur Arbeit der Spandauer Schlossbauhütte.

    Nein zum Verlust - Die Berliner Schlossbauhütte gewinnt zurück, was zerstört wurde - Monumente online

    Bemerkenswert ist, dass die nachbildende Wiederherstellung verlorener Originalsubstanz immerhin nicht bekrittelt wird.

    Die Schlossbauhütte in Berlin - Interview mit Bertold Just - Monumente online


    Der im Bericht erwähnte Ausbau einzelner Spolien und sonstiger Fragmente wird in diesen ADN-Bildern von 1950 aus dem Bundesarchiv dokumentiert:

    Zitat von ADN

    Die Arbeiten zur Beseitigung der Schlossruine in Berlin schreiten ständig fort. Wertvolle Ornamente werden vor dem Abriss oft unter größten Schwierigkeiten ausgebaut.

    "Steinmetze bauen ein [Kapitell aus]."

    "Steinmetze bauen wertvolle Teile aus."

    "Im Schlüterhof werden ausgebaute Teile durch einen Kran zum Abtransport auf einen Tiefladewagen gelegt."

    "Künstlerisch wertvolle Figuren von Schlüter und anderen Bildhauern werden geborgen."

    "Künstlerisch wertvolle Figuren von Schlüter und anderen Bildhauern werden geborgen."

    Warten wir mal ab, inwieweit originale Fassadenelemente eingebaut werden und nicht nur als Modell dienen oder im Skulpturensaal landen. Hierzu schreibt nämlich auch die Stiftung Berliner Schloss in zu hinterfragender Sinnhaftigkeit:
    "Außerdem restaurieren Restauratoren die erhaltenen Skulpturen des Schlüterhofes und Fragmenten, die wieder in die Fassade eingebaut werde, umfangreich. Die Original-Skulpturen werden später im Erdgeschoss des Humboldtforums im Skulpturensaal zu sehen sein." :wie:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Es ist eigentlich ergreifend zu sehen, wie diese Menschen mit den primitiven Mitteln der Nachkriegszeit dabei sind, künstlerisch wertvolle Steinarbeiten aus dem zur Zerstörung vorgesehenen Schlossbau zu retten - ohne sonderliche Hoffnung haben zu können, dass dies je Wertschätzung erfahren wird, einfach aus einem bewundernswerten Idealismus heraus und ohne jegliches finanzielles Interesse. Alleine um diese Menschen und ihre damals wohl fast vergeblich erscheinende Leistung zu ehren, verdient es das Stadtschloss, wiederaufgebaut zu werden.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Besonders interessant ist der Vergleich zwischen der West-Webcam

    http://cam01.berlinerschloss-webcam.de/

    und dieser Ansicht:

    http://www.bilderbuch-berlin.net/bilder/berlin_…00x1600xin.jpeg

    Was mich jedoch etwas verwundert:
    Bei den drei rechten Fenstern ist der untere Bereich des Zinkrahmens ganz anders gestaltet worden. Auch gibt es diese seltsame Sockelstufe.
    Auf der alten Ansicht sieht man, dass alle Fenster genau gleich gestaltet waren. Mit dem Stichbogen im unteren Teil.

  • Bei den drei rechten Fenstern kommt noch ein Sockel aus Betonfertigteilen hin, dadurch gibt es eine Ebene. Die waren schon mal drauf, wurden wegen des Rahmenbaus nochmal herunter genommen.

  • Taufrische Bilder vom Beginn des Aufmauerns von vor etwa einer halben Stunde.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Damals ragten auch schon alle möglichen häßlichen Schornsteine aus dem Schloßdach.
    Das macht natürlich den neuen Aufbau nicht besser, aber es läßt doch die Hoffnung (zumindest bei mir, bevor mir gleich wieder wer an die Kehle springt …), daß man auch am fertigen Schloß wieder gar nicht so sehr auf solche Stellen achten wird.

  • hey Moment mal, ich lebe in Berlin und bin Reko-fan und habe davon noch gar nichts mitbekommen dass das Schloss schon als Rohbau steht, wach ich oder träum ich??? Genial. :applaus:

    Hier muss ich in den nächsten Wochen unbedingt mal hin und paar Fotos machen.....

    Was ich allerdings weniger schön finde, dass man hier mit Betonplatten arbeitet. Warum wird das eigentlich getan? Ich kenne mich mit Bautechnik nicht so gut aus, Wärmedämmung oder wie? Stabilität kann es doch nicht sein, Naturstein ist doch extrem stabil.

    Mir hätte es besser gefallen man verzichtet auf "Moderne" Mittel und baute es genau so auf, wie es war! Mit der selben Technik. Normalerweise ist es doch auch so bei Rekos, bei der Frauenkirche in Dresden war es z.b. meines Wissen so. Dass das hier nicht getan wird, originalgetreu, ist ja schon schade.

    Freue mich trotzdem riesig auf das Gebäude !!!! :applaus::blumen::harfe:

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • hey Moment mal, ich lebe in Berlin und bin Reko-fan und habe davon noch gar nichts mitbekommen dass das Schloss schon als Rohbau steht, wach ich oder träum ich??? Genial. :applaus:

    Hier muss ich in den nächsten Wochen unbedingt mal hin und paar Fotos machen.....

    Was ich allerdings weniger schön finde, dass man hier mit Betonplatten arbeitet. Warum wird das eigentlich getan? Ich kenne mich mit Bautechnik nicht so gut aus, Wärmedämmung oder wie? Stabilität kann es doch nicht sein, Naturstein ist doch extrem stabil.

    Mir hätte es besser gefallen man verzichtet auf "Moderne" Mittel und baute es genau so auf, wie es war! Mit der selben Technik. Normalerweise ist es doch auch so bei Rekos, bei der Frauenkirche in Dresden war es z.b. meines Wissen so. Dass das hier nicht getan wird, originalgetreu, ist ja schon schade.

    Freue mich trotzdem riesig auf das Gebäude !!!! :applaus::blumen::harfe:

    ...die Kosten sind leider das Problem...ein traditioneller Bau ist wesentlich teuerer und es dauert länger ihn zu bauen als so einen Stahlbetonrohbau hochzuziehen, das geht, wie wir hier ja immer wieder sehen dürfen sehr fix.

  • ...die Kosten sind leider das Problem...ein traditioneller Bau ist wesentlich teuerer und es dauert länger ihn zu bauen als so einen Stahlbetonrohbau hochzuziehen, das geht, wie wir hier ja immer wieder sehen dürfen sehr fix.

    Ja, abgesehen da von das es kostenmäßig in die Milliarden gehen würde, ist das Berliner Schloß auch ursprünglich (im Gegensatz zur Dresdner Frauenkirche) vorwiegend in Ziegelbauweise entstanden und nur die Fassade bestand aus Sandstein (ich hatte das mal irgendwo so gelesen). Ein Gebäude mit der Dimension des Schlosses in Ziegelbauweise wieder zu errichten...ich denk, des könnte einige Jahrzehnte dauern.

  • Ich sehe da kein Problem, wegen der Stahlbeton-Bauweise. Ich würde das zeitgemäß nennen, ganz unabhängig vom Kosten- und Zeitpunkt.

    Das Schloss ist auch noch das Schloss, wenn der Kern aus Beton und nicht aus Ziegel, besteht. Oder?

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Zitat

    Humboldt-Forum
    Die größte Mehrzweckhalle der Republik

    Ambitioniert ist nicht nur die Bausumme. Wie das rekonstruierte Berliner Stadtschloss genutzt werden soll, weiß aber noch niemand so richtig. Die Kulturpolitik braucht gern etwas länger, weil sie Festlegungen scheut.
    [...]
    Und bestimmt auch was mit Multimedia

    Genauer: Jede Lobby hatte ihre eigenen Vorstellungen. Die Borussenlobby freilich war zu sehr mit der Fassade beschäftigt, als dass der Vorschlag, ein Museum preußischer Geschichte müsse hinein, chancenreich gewesen wäre. Auch die verwandte Anregung des Schriftstellers Martin Mosebach, der deutsche Sonderweg von der Rechtsstaatsgründung ohne Demokratie verlange eigentlich den Umzug des Bundesverfassungsgerichts ins [lexicon='Berliner Schloss'][/lexicon], blieb ein sinnreiches Aperçu.

    Erfolgreicher waren andere Umzugspläne, etwa diejenigen für die völkerkundlichen Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz im Süden Berlins. Außereuropäisches Kunsthandwerk und Alltagsobjekte, Gerätschaften der Wissenschaftsgeschichte aus dem Depot der Humboldt-Universität, Buchbestände der Berliner Landesbibliothek – das sollen die Materialien des Forums sein. Und natürlich soll es eine Debattierzone für Tagungen zu all dem geben, Veranstaltungsräume, bestimmt auch etwas mit Multimedia.
    [...]


    http://www.faz.net/aktuell/feuill…k-13531779.html

    bissig formuliert, aber inhaltlich kann ich zustimmen...

  • Ich möchte noch einmal an folgenden Vortrag erinnern!!! Schon Morgen!!!

    Wilhelm von Boddien - Die Schlossfassade
    Montag, 13. April 2015 um 19:00 Uhr
    Ort: ZLB, Säulensaal im Alten Marstall, Breite Straße 30-36


    Wilhelm von Boddien berichtet über den Baufortschritt, die historischen Innenräume und die Finanzierung des Humboldtforums.

    Hoffe doch, dass jemand von den Berlinern Zeit hat oder sich diese nimmt!

  • Bitte jemand aus Berlin (Petersburg!!!) mal dorthin gehen und berichten...

    Ich bin ja total gespannt, was von Boddien zu den Innenräumen sagen wird.....

  • Weiß jemand, warum unterhalb der großen Rahmen der Fensterreihe an der Südwestecke http://cam01.berlinerschloss-webcam.de/ an der mit der Aufmauerung begonnen wurde, verschieden große Aussparungen existieren, für die beim Original http://www.bilderbuch-berlin.net/bilder/berlin_…00x1600xin.jpeg so keine Entsprechung zu finden ist ?

    Insgesamt sieht es so aus, als ob schon hier deutlich wird, daß auch bei der Fensteranordnung und deren jeweiliger Größe eben nicht ein originalgetreuer Nachbau entsteht.

  • Das sieht in der Tat nach Pfusch aus; falls nicht, würden - so meine ich - die Spender betrogen, denen man zumindest drei originalgetreue Fassaden versprochen hatte !

    Anderenfalls ließen sich diese falschen Fenstergrößen hier noch korrigieren.


  • Hier wird zuviel spekuliert und drauflosgeschrieben...

    @Stauffer:
    Das kannst du dir sparen, denn die betreffende ("aus dem Rahmen fallende" :zwinkern: ) Fensterbreite entspricht dem historischen Vorbild.

    Und damit ich es nicht nur schreibe und behaupte:

    Dahinter befand sich Raum N°685 - bis 1918 ein gemeinsames kaiserliches Schlafzimmer.

    Substanziell geht es weiter - einige Ansichten der Schlossbaustelle, gestern vom Kupfergraben aus gesehen:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (12. April 2015 um 21:57)

  • Danke ! - Bemerkenswert, daß man dies tatsächlich berücksichtigt hat. Eigentlich aber unnötig und eher irritierend, da die Gründe für diese, sich offensichtlich aus der damaligen Innenraumgestaltung ergebende Abweichung ja heute keine Grundlage mehr hat.

    Eine vielleicht mögliche Antwort auf meine obenstehende Frage bezüglich der verschieden großen "Keller"-Fenster an der Südwestecke steht allerdings noch aus.