Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Leider steht das Wort verschieben oft stellvertretend für das Aus solcher Projekte, zumindest in der derzeitigen Form. Wer den Welt-Artikel liest, der wird sehen, dass nun schon wieder Debatten geführt werden, inwieweit die inhaltliche Konzeption als Humboldtforum überhaupt sinnvoll ist. Schnürt man das gesamte Projekt noch mal neu auf, kann ich mir durchaus vorstellen, dass in 4-5 Jahren das gesamte Projekt, inklusive der Architektur selbst noch mal auf den Prüfstand kommt. 4 Jahre Stillstand bedeuten auch 4 Jahre Debatte und ob es nach 4 Jahren wirklich mehr Reko gibt als heute, bezweifle ich!

    APH - am Puls der Zeit

  • Immerhin gibt es ein Bundestagsbeschluss - ich glaube nicht, dass man ernsthaft mit einer solchen Brache in der Hauptstadt leben kann und dass man wieder von ganz vor anfangen will. Das Hauptproblem ist aber, dass solche Gerüchte die Spendenbereitschaft deutlich verringert. Am Sonntag wissen wir wohl mehr.

    Sind andere Reko-Projekte eigentlich gefährdet ([lexicon='Potsdamer Stadtschloss'][/lexicon], Dom-Römer Areal in F.)?

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Zitat von "Däne"

    Immerhin gibt es ein Bundestagsbeschluss

    Nun, Beschlüsse kann man doch jederzeit verschleppen und dann ändern.

    Zitat von "Däne"

    - ich glaube nicht, dass man ernsthaft mit einer solchen Brache in der Hauptstadt leben kann und dass man wieder von ganz vor anfangen will.

    Dein Glaube in Ehren, aber man lebt doch seit Jahrzehnten scheinbar ohne Mißbehagen mit einer Brache in der Hauptstadt, den klotzigen Palast der Republik kann man getrost auch dazu zählen. Es ist den Berlinern offenbar so wichtig nicht, bzw. es ist ihnen offenbar fast alles egal. Und Geschichtsvergessenheit gehört nun einmal zum bundesdeutschen Bauch, so lange dieser mit Bier und Fußball gefüllt werden kann.

  • Vorläufiges Aus für [lexicon='das Berliner Schloss'][/lexicon]
    wie erwartet wird das Schloss wohl den Sparplänen zum Opfer fallen, der Baustart wird wohl auf unbestimmte Zeit verschoben, bis der Haushalt saniert ist. Bei 1,7 Billionen Schulden und einem Jahresdefizit von an die 100 Milliarden ist das wohl das vorläufige Ende des Projekts!

    Zitat

    ?Mehr als 400 Millionen Euro sollen eingespart werden, die der Bund für den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses zuschießen sollte. Das Projekt könne erst realisiert werden, wenn die Bundesfinanzen saniert sind, heißt es in der Regierung.

    Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutsc…,698970,00.html

    APH - am Puls der Zeit

  • Mag sein, dass das Schloss tatsächlich aufgeschoben wird ... halte das mittlerweile sogar für wahrscheinlich.

    Dass der Spiegel mehr weiß als alle anderen kann ich mir allerdings nicht vorstellen.
    Da hat einer aus den bruchstückhaften Informationen der letzten Tage einfach mal was zusammengeschneidert, in der Absicht, größtmögliche Aufmerksamkeit zu erreichen.
    Das ist ihm auch gelungen - wer die heutigen Schlagzeilen auf den Netzseiten der großen deutschen Tageszeitungen durchforstet, findet überall die selbe Info wiedergekäut, überall mit Verweis auf den Spiegel-Artikel - der seine Quellen völlig offen lässt.

    Entscheiden tun die, die da jetzt im Kanzleramt am Tisch sitzen - und nicht der Spiegel.

    Es hilft nix: Einfach ein paar Stunden bzw. bis morgen abwarten, dann ist eine Verschiebung bzw. Beerdigung amtlich - oder nicht.

  • Mit Dank an Griechenland sowie alle Europaeische Finanzgesellschaften wird also jetzt wahrscheinlich nichts gebaut ( Vielleicht im naechsten Jahrhundert, im Jahre 2150 ??)
    Jedenfalls sich aufregen hat kein Zweck: die Linken , die Gruenen und Ihre Freunde aus der Umweltbewegung; haben jetzt was sie alle so gerne Moechten: naemlich keine Schloss : auch kann Peter Rammsauer endlich machen was er anscheinend fuer wichtig haelt: Autobahnen planen....wenn man fast kein Geld mehr hat muss man auch sofort dem Bau saemtlicher Ministerien beenden ?? (also auch mit dem BND Bau: eigentlich eigenartig dass gegen dieser Bau niemand ( ich meine jetzt wegen den enormen Kosten, protestiert hat: sogar die Linken und ihre Genossen haben dagegen nicht protestiert) 8) anscheinen ist das Thema Schloss so politisch "beladen" dass es alles Andere uebertrifft??? Ich wette sogar, dass wenn ,sagen wir mal ein Konsortium von Reichen Laendern aus dem Mittlerem Osten anbieten wuerde das Schloss wiederaufzubauen ( Ohne Bedingungen, also rein als "Geschenk" an Berlin) es noch nicht wiederaufgebaut wird. Mann moechte eben kein Schloss und (Leider) damit basta, so einfach ist's.


    Ich wollte eigentlich nur noch sagen: was hat es noch fuer ein Zweck sich noch aufzuregen wenn eine Christlich -Liberale Regierung von dem man doch eine positive Einstellung dem Schloss gegenueber erwartet- sich fuer solche anti-Schloss Massmahmen entscheidet? Ich glauben man muss es einfach akzeptieren dass in den kommenden 10,20,30 Jahren vielleicht ueberhaupt sogar niemals, am Schlossplatz noch etwas (in unserem Sinne jedenfalls ) gebaut wird.
    Vielleicht kann man fuer die Bundeswehr ein halbes Staffel weniger Eurofighter Jets kaufen?? 8) kostet so ein Eurofighter nicht etwa 100 Millionen Je Stueck?? Vielleicht geschiet doch noch ein Wunder? (obwohl ich da nach 20 Jahren nicht mehr an Glaube....)

  • Jetzt wo es anscheinend doch vorerst keinen "Wiederaufbau" gibt, wäre es für das gesammte Projekt wichtig, dass:

    1. die Fläche dauerhaft bis zur tatsächlichen Rekonstruktion freigehalten wird.
    2. die Schlossinitiativen weiterhin Spenden sammeln, damit noch mehr bildhauerische Tatsachen geschaffen werden. (Vielleicht sollte man dabei auch über die m.E. sehr träge Rolle des Fördervereins mal nachdenken)
    3. das gesammte Schlosskonzept überdacht/überarbeitet wird. Hier wäre die Chance zur Reko der Spreeseite oder anderer wichtiger Schlosselemente wieder möglich.
    4. eine rein private /halböffentliche Schlossreko (z.B. die der Verein Stadtschloss-Berlin mal angedacht hatte) könnte möglicherweise, bei vernünftigem Konzept, eine erreichbare Alternative darstellen.
    5. die Fundamente müssen bis zur Bebauung (auch wenn erst in 150 Jahren!) sorgfältig konserviert werden.
    6. die Schlossbefürworter durch diesen "Aufschub" nicht entmutigt werden, sondern jetzt erst recht aktiv werden.

    Das Schloss ist tot, es lebe das Schloss!

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Zitat

    3. das gesammte Schlosskonzept überdacht/überarbeitet wird. Hier wäre die Chance zur Reko der Spreeseite oder anderer wichtiger Schlosselemente wieder möglich.

    Das wäre die positive Seite eines Aufschubs, da auch die Spreeseite des Schlosses historisch rekonstruiert gehört, und auch die angedachte Nutzung des Schlosses als Humboldt-Forum sehr diskutabel ist.

    Aber die Gefahr einer modernen Überbauung des Areals wird auch wieder sehr akut.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Nehmen wir mal an dass es tatsaechlich in 100/150 Jahren (falls es dann ueberhaupt noch Menschen auf dieser Planet gibt 8) ) mit dem wiederaufbau beginnt: keiner von uns wird es dann erleben, und das finde ich gerade so TRAURIG
    und dass alles wegen Griechenland ( Spanien und Portugal, Irland auch bald?) :lachen:

  • Schuld sind nicht nur Griechenland und Co. sondern auch unsere "geistigen Eliten". Wenn sich jetzt der Deutsche Kulturrat einschaltet mit der Aufforderung das Schloss jetzt nicht zu bauen, dann erhält eine unüberlegte Symbolpolitik erst ihre Legitimation. Das Schloss ist ja nicht nur eine Fassade, sondern als Humboldtforum ein wichtiger Baustein der Kulturpolitik. Wird es nicht gebaut, muss die Sammlung Dahlem saniert werden - es wird also kaum was "gespart".

    ...

  • Zitat

    Baubeginn auf 2014 verschoben
    Nach den Sparplänen der Bundesregierung wird der Wiederaufbau des Berliner Schlosses bis zum Jahr 2014 auf Eis gelegt. Teilnehmer der Sparrunde bei Bundeskanzlerin Angela Merkel hoben jedoch hervor, das Projekt sei nicht tot. Lediglich der Baubeginn werde vom Jahr 2011 auf das Jahr 2014 verschoben

    Mehr: http://www.faz.net/s/RubEBED639C476B407798B1CE808F1F6632/Doc~EB1D2898D9B7844CD952B70A6F8E838D0~ATpl~Ecommon~Scontent.html\r
    http://www.faz.net/s/RubEBED639C476B407 ... ntent.html

    Ich glaube schon, dass man tatsächlich 2014 oder gar eher anfangen will. Im Moment ist das Projekt nicht gerade opportun - das muss man auch als Schloss-Fan zugeben. Wahrscheinlich kann man jetzt weiterplanen und auch den Humboldt-Box errichten. Wenn erst das [lexicon='Potsdamer Stadtschloss'][/lexicon] in die Höhe wächst, wird man auch an den Wiederaufbau in Berlin festhalten. Das grosse Risiko liegt jetzt in einer neuen Weltkrise. Wenn erst die Zinsen wieder steigen, kann das alles von vorne wieder anfangen, fürchte ich.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Thierse hält Bauverschiebung für "lächerlichen Sparbeitrag"

    (...)
    Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) hat die Bundesregierung aufgefordert, den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses planmäßig zu realisieren und Forderungen nach einer Verschiebung wegen der Finanzkrise eine Absage erteilt. „Es wäre eine Schande, wenn Schwarz-Gelb mit falscher Prioritätensetzung beim Sparen dieses kulturpolitische Projekt von Weltbedeutung gefährden würde“, sagte Thierse in einem Interview der Zeitschrift „Super Illu“.

    Zudem wäre eine Verschiebung des Vorhabens „auch eine Ohrfeige für die vielen engagierten Bürger“, die den Bau mit Spenden unterstützen wollten. Thierse: „Wir reden hier von einer sechs- bis zehnjährigen Bauphase ab Grundsteinlegung 2011 und jährlichen Baukosten in der Größenordnung von 30 bis 40 Millionen Euro. Was wäre das für ein lächerlicher Sparbeitrag im Vergleich zu den 100 Millionen Euro, die etwa drei Kilometer Autobahn-Neubau kosten?!“
    (...)

    Der Tagesspiegel, 03.06.2010

    In dubio pro reko

  • Sehr traurig, aber es war ja mit Ankündigung und somit nicht mehr sonderlich überraschend! Auf der einen Seite ist es nachvollziehbar, dass Projekt bis auf weiteres auszusetzen, weniger wegen dem tatsächlichen finanziellen Nutzen, da 70 mio. pro Jahr nicht die Welt sind, es ist aber wohl der Öffentlichkeit kaum vermittelbar, dass man bei Hartz IV sparen muss, gleichzeitig aber ein Schloß baut! Sofern ist es mehr Symbolpolitik, die ausdrücken soll, dass man sparen will, als dass es zu wirklichen signifikanten Entlastungen kommt.

    Schade ist es, weil es nach Jahren der Diskussion fast gelungen wäre, das Schloß endlich zu realisieren. Es bleibt leider zu befürchten, dass die grundsätzliche Debatte über das Gesamtprojekt jetzt wieder los gehen wird.
    Dabei bietet sich aber auch die Chance, noch einmal grundsätzlich über das Nutzungskonzept nachzudenken. Warum man die Gemäldegalerie nicht ins Schloß holt, gepaart mit einem Museum über die preußische Geschichte ist mir bis heute nicht klar geworden. Eher drängt sich mir den Eindruck auf, dass man alles vermeiden wollte, was inhaltlich irgendwie mit Preußen zu tun haben könnte und was bot sich da besser an alsafrikanische Kunst, um dem entgegenzutreten, gepaart mit dem schönen Namen Humboldt. Dass die inhaltliche Gestaltung höchst fragwürdig ist, ist dabei ja keine neue Diskussion.

    Sollte das Projekt aber dennoch scheitern, so stellt sich mir die Frage, was mit den Spenden bzw. den bereits rekonstruierten Fassadenteilen geschieht.
    Es wäre wünschenswert, nun alles Geld in die Fertigstellung möglichst vieler Fassadenteile zu stecken, denn je mehr der Fassade fertig ist, umso besser sind die Argumente für ein Festhalten am Projekt. Daher wäre es vielleicht besser, nun viele der „einfachen Fassadenteile“ fertigzustellen und sich nicht an einigen wenigen aufwendigen aufzuhalten, denn je weniger fertig ist, umso geringer ist das Druckmittel.

    Man wird sehen, wie sich alles entwickelt. Irgendwie habe ich aber das Gefühl, dass man nun alles wieder aufschnüren wird und dass es auch 2014 kein Schloss geben wird.

    APH - am Puls der Zeit

  • an 2014 glaube ich auch nicht mehr
    aber letztendlich liegt das Problem, also Kern dieser Schlossdebatte scon darin dass man den Palast der Replublik schon ( bewusst??) langsam abgerissen hat, also quasi alles gemacht hat bezw. machen wird um den Schlossaufbau zu verzoegern oder zu stoppen. Und ich glaube auch dass eine Gemaelde Samlung mehr bringt als die Sammlung die man eigentlich geplamnt hat, aber das nebenbei.
    SEHR Wichtig is aber dass die Verzoegerung letztendlich den Ruf Berlins als Kulturstadt schaden wird und die Touristen Mengen fuer den kommenden Jahren auch bremsen wird , das letztendlich kostet wieder Arbeitsplaetze und dass kostet wieder geld mittels Sozial Hilffe.. usw..also letztendlich kostet es noch mehr als man denkt, anscheinen ist man doch nicht so klug wie man denkt 8) ...

  • Zitat

    Dabei bietet sich aber auch die Chance, noch einmal grundsätzlich über das Nutzungskonzept nachzudenken. Warum man die Gemäldegalerie nicht ins Schloß holt, gepaart mit einem Museum über die preußische Geschichte ist mir bis heute nicht klar geworden. Eher drängt sich mir den Eindruck auf, dass man alles vermeiden wollte, was inhaltlich irgendwie mit Preußen zu tun haben könnte und was bot sich da besser an alsafrikanische Kunst, um dem entgegenzutreten, gepaart mit dem schönen Namen Humboldt. Dass die inhaltliche Gestaltung höchst fragwürdig ist, ist dabei ja keine neue Diskussion.

    Es ist m. E. genau so wie Du sagst. Man sollte endlich aufhören den Mythos vom bösen Preußen zu bedienen, der von Deutschlands Feinden aus hinterlistigen Gründen einst auferlegt und aufrechterhalten wurde. Die Geschichte und Kultur dieses für die europäische Kultur sehr wichtigen Staates kann nirgendwo besser als im künftigen Schloss museal gezeigt werden. Etwas anderes ist der deutschen Kulturnation unwürdig.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Wenn mal einmal ehrlich - auch zu sich selbst ist - war das gesamte Projekt von vornherein nicht stimmig, weil anders als bei der Frauenkirche immer ein wirklich schlüssiges Konzept fehlte. Das Schloss war immer ein Kompromiss, äußerlich, wie inhaltlich. Man hat diesem Gebäude immer angesehen, was man nicht wollte, aber nie, was es eigentlich sein soll.
    Bei der Frauenkirche hatte man ein Konzept, eine Idee, wobei Konzept und Architektur zusammenpassten. Beim Schloß stimmt fast nichts. Das Äußere ist ein zusammengeschusterter Flickenteppich, dem man zwanghaft die moderne Seite angepappt hat, weil der Mut zu einem richtigen Wiederaufbau fehlte. Und diese Inkonsequenz setzt sich beim inhaltlichen Konzept fort. Um jeden Zweifel zu ersticken, es könnte sich um einen Wiederaufbau des Schlosses handeln, wurde der Name Humboldtforum erfunden, anstatt eine der Hülle sinnvolle Nutzung mit der Gemäldegalerie zu unterstützen, ist das Humboldtforum eine wahrlos zusammengewürfelte Mischung aus ein bisschen Bibliothek, ein paar Exponate der Humboldtuni und afrikanischer und asiatischer Kunst geworden. Es konnte nie klar gemacht werden, warum ausgerechnet diese Sachen ins Schloss sollen. Und dies konnte auch nie gelingen, weil es wohl auch keinen sinnvollen Grund gibt.
    So bleibt am Ende ein Schloss, das keins sein soll. Und dann wundert man sich, wenn die Spender nicht so anspringen wie bei der Frauenkirche. Nun werden sich die Spender in den folgenden Jahren wohl sehr mit weiteren Spenden zurückhalten, dies wird dann mit mangelndem Rückhalt in der Bevölkerung kommentiert werden, es folgen noch ein paar Umfragen, die diesen fehlenden Rückhalt belegen und am Ende wird das Projekt Stadtschloss, das kein Schloss sein sollte, zu den Akten gelegt!

    APH - am Puls der Zeit

  • und schon melden sich die Gruenen:

    ( Quelle :RBB 07.06.2010):

    ""Die Vorsitzende des Kulturausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus, Alice Ströver, forderte dagegen eine neue Debatte über die Zukunft des Schlosses. Im rbb-Inforadio sagte die Grünen-Politikerin, dazu gehöre auch, das bisherige Konzept eines barocken Stadtschlosses zu hinterfragen.""

    also bekommen unsere Gruene Freunde letztendlich doch was diese seit langem fordern... 8)

  • Zitat von "Wissen.de"

    Wenn mal einmal ehrlich - auch zu sich selbst ist - war das gesamte Projekt von vornherein nicht stimmig, weil anders als bei der Frauenkirche immer ein wirklich schlüssiges Konzept fehlte. Das Schloss war immer ein Kompromiss, äußerlich, wie inhaltlich. Man hat diesem Gebäude immer angesehen, was man nicht wollte, aber nie, was es eigentlich sein soll.
    Bei der Frauenkirche hatte man ein Konzept, eine Idee, wobei Konzept und Architektur zusammenpassten. Beim Schloß stimmt fast nichts. Das Äußere ist ein zusammengeschusterter Flickenteppich, dem man zwanghaft die moderne Seite angepappt hat, weil der Mut zu einem richtigen Wiederaufbau fehlte. Und diese Inkonsequenz setzt sich beim inhaltlichen Konzept fort. Um jeden Zweifel zu ersticken, es könnte sich um einen Wiederaufbau des Schlosses handeln, wurde der Name Humboldtforum erfunden, anstatt eine der Hülle sinnvolle Nutzung mit der Gemäldegalerie zu unterstützen, ist das Humboldtforum eine wahrlos zusammengewürfelte Mischung aus ein bisschen Bibliothek, ein paar Exponate der Humboldtuni und afrikanischer und asiatischer Kunst geworden. Es konnte nie klar gemacht werden, warum ausgerechnet diese Sachen ins Schloss sollen. Und dies konnte auch nie gelingen, weil es wohl auch keinen sinnvollen Grund gibt.
    So bleibt am Ende ein Schloss, das keins sein soll. Und dann wundert man sich, wenn die Spender nicht so anspringen wie bei der Frauenkirche. Nun werden sich die Spender in den folgenden Jahren wohl sehr mit weiteren Spenden zurückhalten, dies wird dann mit mangelndem Rückhalt in der Bevölkerung kommentiert werden, es folgen noch ein paar Umfragen, die diesen fehlenden Rückhalt belegen und am Ende wird das Projekt Stadtschloss, das kein Schloss sein sollte, zu den Akten gelegt!

    Genau so ist es. Das Konzept war von Anfang an nicht überzeugend, man darf aber nicht vergessen, dass einen Grossteil der Bausumme entweder für das Schloss oder für die Sanierung in Dahlem ausgegeben wird. Das heisst: Ohne den Sammlungen aus Dahlem wird es kein Schloss geben.Ich glaube aber immer noch, dass das Schloss kommen wird. Kein anderes Gebäude wird am Ende zustimmung bekommen. Herr von Boddien sollte jetzt überlegen ob man nicht irgenwie mit dem Bau auf eigener Faust anfangen könnte. Nur wenn man mit dem Bau tatsächlich anfängt, werden die Spenden fliessen. Vielleicht konnte man ein Lustgartenportal errichten?

    Abgesehen davon bezweifle ich, dass man die Planung jetzt 100 % stoppen kann. Man ist schon zu weit. Wenn der Bau 2014 beginnen soll, muss die Regierung sich 2013 dafür entscheiden. Damit könnte - rein theoretisch - die heutige Regierung die Weichen kurz vor der nächsten Wahl stellen.

    Ein ausgewogener Artikel aus der Berliner Zeitung:

    Zitat

    Nur ein Aufschub also, nicht ein Planungs- oder gar Baustopp für das Humboldt-Forum. Architekturhistorisch ist dieser Beschluss des Bundeskabinetts bei Großprojekten nichts Besonderes, eher der Normalfall. Der erste Museumsinselwettbewerb fand 1884 statt, die Eröffnung des Pergamonmuseums erst 1930; der Bau der Museen in Dahlem wurde seit 1907 geplant, aber erst 1972 abgeschlossen; für die Restaurierung der Berliner Museumsinsel kalkulierten die Staatlichen Museen ursprünglich zehn Jahre, inzwischen wird die Fertigstellung für 2025 anvisiert. Und man muss konstatieren: Nur selten ist Großprojekten ein solcher Aufschub nicht bekommen. Gerade wenn sie unter einem so extremen Druck entstanden sind wie bisher das Humboldt-Forum.

    Innerhalb von nur einem Jahr sollte das Büro von Franco Stella Pläne entwickeln, die normalerweise einem großen Büro ein Jahrfünft gute Beschäftigung garantieren. Und das bei einem Kostenrahmen, der von so ziemlich allen Fachleuten als absurd niedrig betrachtet wird: 554 Millionen Euro soll das Projekt kosten, so will es der Bundestag, 440 Millionen übernimmt der Bund, 32 Millionen der Berliner Senat, 80 Millionen hat der Förderverein [lexicon='Berliner Schloss'][/lexicon] um den rührigen Wilhelm von Boddien versprochen, als Spenden einzusammeln. Hier schon beginnen die Fragen. Bisher hat Boddien gerade mal 13 Millionen Euro realer Spenden zusammen, der Zufluss ist mager, und zunehmend wird Boddiens Begründung, dass nur bei einem wirklich sicheren Projekt weitere Spenden kommen werden, unglaubwürdig (...) Die geheime Hoffnung der Schlossfassadenfreunde ist offenkundig: Ist der Bau erst einmal genehmigt und läuft, wird man ihn auch durchziehen. Modell Elbphilharmonie.

    http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/berlin/298422/298423.php\r
    http://www.berlinonline.de/berliner-zei ... 298423.php

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Ich hatte gerade die Stränge durcheinander gebracht und über das Stadtschloß im Potsdam-Strang gepostet. Dort schrieb "Magdeburg1990", und das betrifft ja letztlich auch in gewisser Weise die Berliner Situation:

    Zitat von "Magdeburg1990"

    Bei uns genau das Gleiche: Die Linken lehnen einen Wiederaufbau der Ulrichskirche ab. Taurig, traurig

    Und ich antwortete, mit Bezug zu Berlin:

    Nun, was heißt traurig? Schließlich waren sie doch für den Abriss (und nicht nur diesen) verantwortlich.
    Und, abgesehen davon, wer erwartet von Linken denn irgendwelche Reflexionsprozesse? Seit Jahrzehnten glaubt man doch in diesem politischen Bereich, stets (und auch moralisch) recht zu haben. Und wird in diesem Glauben von hiesigen Medienvertretern auch allzu gerne unterstützt.

    Für Berlin aber kommt die spezielle Note hinzu. Die eigene Geschichte jenseits von NS-Terror und Mauer-Zeit scheint vielen Leuten, die ich dort kenne, völlig entrückt. Erst recht die monarchische Zeit. Kein Geschichts-, dafür allenfalls Partybewusstsein.
    So eine Kulturruine ("Kulturpalast") auf dem Schloßplatz, da wäre das Herz mancher Szene-Leute aus Friedrichshain höher gehüpft. Die Älteren hingegen wären mit einer Shopping-Mall am Schloßplatz zufrieden gewesen ("so schick..."). Denen hätte man vielleicht noch die Braunschweiger Lösung ("Schloßarkaden") vermitteln können. Für eine Rekonstruktion aber scheinen die Berliner einfach zu wenig Verbindung noch zu ihren städtischen Wurzeln zu haben. Allein die Kenntnis der ehemaligen Altstadt stufe ich als sehr gering ein. Und ob sich das angesichts der demographischen Veränderungen (man braucht sich nicht nur in Neukölln die Schulkinder anzuschauen) in der Zukunft zu einer diesbezüglichen Verbesserung des Bewußtseins kommen sollte, dürfte bezweifelt werden.

    Was getan werden kann, und nun auch von den Schloßbefürwortern getan werden sollte: Eine Rasenfläche über das Bauareal und durch eine niedrige Steinumfriedung den Umriss des Schlosses im Rasen zeigen. Das könnte das Bewußtsein ein wenig wachhalten und den Raum für eventuelle spätere Zeiten frei.