Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Biologische DDR-Altlasten sollten bei diesen Entscheidungen völlig ignoriert werden.


    Das Kostenargument kann sicher vorgebracht, verstanden und abgewogen werden - auch im Westen und bei denjenigen aus den NBL, die sich nicht als "ostdeutsch" verstehen. In der Tat ist der gewaltige Kostenrahmen ein nicht zu unterschätzendes Vermittungssproblem in der dt. Öffentlichkeit - wenn es falsch angepackt wird, kann die derzeit florierende Rekonstruktionswelle dadurch erheblichen Schaden nehmen. Daneben gibt es ebenfall gut begründete Vorbehalte gegen eine finanzielle Sonderstellung Berlins, die nicht durch wirtschaftliche Eigenleistung gedeckt ist - wird man auch drüber diskutieren müssen.
    Auch der Entscheidungsrahmen der Jury ist nicht ganz so unanfechtbar, wie wir das uns gern einreden - es gab dutzende Lösungsmöglichkeiten jenseits der Fronten Modern- Totalreko.

    Nur: Viele der Leserbriefschreiber, die derzeit gegen "die Schloßbauerei der neuen Bonzen" anschreiben, sind Leute, die den Systemwechsel noch nicht wirklich akzeptiert haben - bei denen könnte auch etwas modernes oder gleich gar nichts gebaut werden; es ist immer "das Ausbeutersystem", was ihnen auch ihren Volxpalast weggenommen hat.

    Nein, die werden gedünstet

  • Der Widerstand vieler Ostdeutscher gegen den Abriss ist genauso ideologisch geprägt wie die Befürwortung des Abrisses vieler Westdeutscher. Tun wir doch nicht so als ob nur die Ostdeutschen hier ideologische Sichtweisen haben. Die beinahe hysterische Reaktion einiger konservativer Kreise in Westdeutschland auf DDR- Restbestände steht dem sicher nicht nach. Ich erinnere nur an die Reaktionen angesichts der Entdeckung das es im Osten tatsächlich Straßen mit so illustren Namen wie Liebknecht, Luxemburg oder, oh Schreck, Karl Marx gibt. Ostdeutsche wiederum wundern sich darüber das es nach Noske benannte Straßen gibt.

  • In der Tat ist es weniger das ideologische Problem als das des Kostenfaktors. Und dass solche Käseblätter damit Stimmung machen und der brave Deutsche es oft im Milchmädchendenken begreift kommt noch dazu. Man könnte das Ergebnis auch leicht zum Kippen bringen wenn man sich die Kosten anderer modernistischen Bauten dieser Größenordnung anschaut...
    Man könnte auch populistisch gegenhalten: würde der Bund dieses Geld den Steuer zahlenden zurückgeben wären das nicht einmal 20€ für jeden. Im übrigen regen sich doch auch gerade diejenigen auf, die eh kaum Steuern bezahlen.

  • Die Bundesregierung gibt mal einfach so €400 Milliarden für die Banken und die Trottel, die dort am Steuer sitzen, aus, aber über die €500 Millionen für das Schloss diskutiert man jahrzehntelang. :augenrollen:

  • das is ja nicht alles, wenn man bedenkt wieviel geld verbrannt worden ist, um die modernen Neubauten immer wiederzu restaurieren, sie HBF Berlin

  • >>Die beinahe hysterische Reaktion einiger konservativer Kreise in Westdeutschland auf DDR- Restbestände steht dem sicher nicht nach. Ich erinnere nur an die Reaktionen angesichts der Entdeckung das es im Osten tatsächlich Straßen mit so illustren Namen wie Liebknecht, Luxemburg oder, oh Schreck, Karl Marx gibt. Ostdeutsche wiederum wundern sich darüber das es nach Noske benannte Straßen gibt.<<

    Der "Bluthund" hat dazu beigetragen, eine kommunistische Revolution in Deutschland abzuwürgen - in deren Folge Deutschland ähnliche Dauerschäden geblüht hätten wie durch die NS-Katastrophe. Die Mittel mögen aus heutiger Sicht fragwürdig erscheinen; eine Art Abu Graib-Skandal der frühen WR...aber waren sie denn tatsächlich unverhältnismäßig ?
    Man kann sicher fragen, weshalb die so bewährte "wehrhafte Demokratie" nicht ebenso gegen die Braunen mit ebenso hemmungsloser Gewalt angewendet wurde - jedoch mag dies auch mit der antibürgerlichen und damit anti-mehrheitlichen Stoßrichtung der Kommunisten zusammenhängen.
    Zum Erbe der "Reaktion" gehört neben den Schrecknissen AUCH das Entstehen einer Korporationswirtschaft, die den Wiederaufstieg der Bundesrepublik nach dem Krieg erst ermöglicht hat; den Wohlstand, von dem Ost wie West heute noch zehren und die Demokratie bis jetzt am Leben erhalten hat. Leider besaß man mehr Ahnung von wirtschaftlichen und politischen Zusammenhängen als von Öffentlichkeitsarbeit...

    Nein, die werden gedünstet

  • Kann es sein, daß dieses Loggia-Ding nur ein gigantomanisches Treppenhaus wird?
    Auch Stella hat ja in einem Interview von den notwendigen Notausgängen gesprochen.

    &quot;Nichts zeichnet eine Regierung mehr aus als die Künste, die unter ihrem Schutze gedeihen.&quot;
    Friedrich der Große

  • Zitat von "Sagebiel"

    Kann es sein, daß dieses Loggia-Ding nur ein gigantomanisches Treppenhaus wird?
    Auch Stella hat ja in einem Interview von den notwendigen Notausgängen gesprochen.

    hmmmm, als man gut das Plan von Stella anschaut, bin ich angstig das du gleich hast. Und mus leider an Tauben und Wind denken.

  • Zitat von "Sagebiel"

    Kann es sein, daß dieses Loggia-Ding nur ein gigantomanisches Treppenhaus wird?
    Auch Stella hat ja in einem Interview von den notwendigen Notausgängen gesprochen.

    So ist es. Deswegen bin ich mir fast sicher, dass die Ostseite nochmal gründlich überarbeitet wird.

  • Zitat von "campus solis"

    So ist es. Deswegen bin ich mir fast sicher, dass die Ostseite nochmal gründlich überarbeitet wird.

    Las es uns hoffen: Stella mit Ostseite von Kollhof oder von Kleihues, und am jedenfalls die Ideeen von Kollhof die ich gelesen hab über die Innenräume (wenn ein gute Reko einige Räume nicht möglich ist (er hat es gehabt über die moderne Innenräume des Dresdner Schlosses und ihe Materialen die doch anschliessen bei der rekonstruierte Räume Usw.))

  • Zitat von "Der Herzog"

    @iplo: dein deutsch ist geil ich versteh bloß nix !

    ja ich hatte es ein bischen zu schnell getypt, und da war alles ein Mischung aus Deutsch und Hollandisch geworden

  • Zitat von "campus solis"

    So ist es. Deswegen bin ich mir fast sicher, dass die Ostseite nochmal gründlich überarbeitet wird.

    Auf diesem Bild sieht man es ganz gut:

    Und auch hier im Grundriss:

  • Zitat von "Der Herzog"

    ... Staatsratsgebäude der DDR ... die DDR Bude kann endlich weg !!

    Ich finde das Ding eigentlich auch recht gelungen. Dazu war es einmal Austragungsort eines Höhepunktes
    mitteleuropäischer Hochkultur:

    http://www.youtube.com/watch?v=R37H38bMVec

    &quot;Nichts zeichnet eine Regierung mehr aus als die Künste, die unter ihrem Schutze gedeihen.&quot;
    Friedrich der Große

  • gestern am schlossplatz war es ganz interessant mal zuzuhören, was die menschen denn so zum abriss denken. ich zitiere mal frei:
    "sollen sie doch gleich den kaiser auch noch zurückholen. wozu brauchen wir ein schloss?"
    "endlich ist der klotz weg - es kann ja nur noch besser werden"
    "die ostfassade von stella finde ich klasse - nicht so unruhig und historisch falsch wie dieser entwurf"
    (gemeint war der entwurf, der die reko der ostfassade beinhaltet hätte).

    noch ein paar kleine infos, die mir grade wahllos und ungeordnet einfallen:
    stella sieht textiljalousien an allen fenstern vor, zudem sollen die fenster doppelt verglast sein, die sprossen der äußeren aus bronze (?), der inneren aus holz.
    mäckler (ich glaube zumindest, dass er es war) hätte am neuen schloss - laut entwurfserläuterung - plastiken von berühmten archäolgen und altertumsforschern aufstellen lassen (statt der oranier vielleicht?).

  • Zitat von "Wissen.de"

    Was ist denn damit passiert? Ist das die erhaltene Figur oder wurde die verschrottet?


    Tut mir leid, ich mach' das nicht beruflich und kann das nicht aus dem Kopf oder Bauch heraus beantworten - kann ich also auch nur nachschauen und recherchieren. Zu diesem Zweck hatte ich doch bereits auf Deine damalige Frage die Fundstelle des diesbezüglichen guten Artikels des Büros Stuhlemmer genannt. :ka:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)