• Ach ja, Deutrichs Hof, ich entsinne mich! Fraglos der Top-Rekokandidat unter den Leipziger Bürgerhäusern - oder was käme da noch in Frage?

    Es gäbe noch einige, aber keine, bei denen so einfach eine freie Fläche da wäre. Die Milchbar am Markt gilt ja als sakrosant (und ist m.E. einer der größten städtebaulichen Mißstände in der Innenstadt). So bleibt uns Kochs Hof und Jöchers Haus noch jahrzehntelang, wenn nicht gar für immer vorenthalten:


    gemeinfrei


    gemeinfrei


    Bei der gegenüberliegenden Seite hat man vor 15 Jahren die Rekonstruktionsmöglichkeit für Äckerleins Hof nicht wahrgenommen, so dass da auch wieder 30 Jahre ins Land streichen bis Bewegung in die Sache kommt:

    Um 1700:

    gemeinfrei.


    und um 1903, leider mit unpassenden Fenstern:

    gemeinfrei

    Über das, was da heute steht, schweigt man besser.


    Wichtig fände ich zB. folgende Rekonstruktion in der Universitätsstraße, der silberne Bär, auch schon 1894 abgerissen. Weniger wegen dem einzelnen Haus sondern wegen der Sichtbeziehung, es schließt optisch die Nikolaistraße ab.


    gemeinfrei


    gemeinfrei

    Der 1950er-Jahre-bau ist entsprechend präsent und wertet die ganze Nikolaistraße ab, ohne in dieser zu stehen:
    http://research.uni-leipzig.de/agintern/leipz…istr18_2016.jpg

    Ich fang erst garnicht damit an, was man alles bei der Neubebauung des Universitätsareals oder der Katharinenstraße für großartige Chancen verpasst hat. Leipzig hatte so viele grandiose Baudenkmäler, auch aus vorhistoristischer Zeit, die absolute Weltklasse waren. Ohne falschen Lokalpatriotismus. Aber dafür hatte man weder im 19. Jahrhundert, noch in der DDR und erst recht heute, kaum ein Bewusstsein.
    Angesichts dessen, dass die notwendigen Abrisse für die Rekonstruktionen der von mir hier vorgestellten Häuser für die nächsten Jahrzehnte unrealistisch sind, ist eine Reko von Deutrichs Hof wirklich am wahrscheinlichsten. Aber eben auch nicht sonderlich wahrscheinlich, wenn man schaut, wie sehr bei der Wiederbebauung von Brühl und Katharinenstraße die Option auf Rekonstruktionen von vorneherein marginalisiert oder gar lächerlich gemacht wurde. Leipzig ist jenseits von historistischen Teilrekonstruktionen wirklich kein gutes Reko-Pflaster.

    Einmal editiert, zuletzt von Kaoru (6. Februar 2018 um 08:30)

  • Liebe Kaoru,

    Deutrichs Hof sollte, ja, müsste das erste Projekt sein. Wenn das mit Gottes Hilfe gelingen sollte, dann könnten und dann sollten auch andere hervorragende Bauten Leipzigs folgen.

  • Deutrichs Hof sollte, ja, müsste das erste Projekt sein. Wenn das mit Gottes Hilfe gelingen sollte, dann könnten und dann sollten auch andere hervorragende Bauten Leipzigs folgen.

    Deutrichs Hof hätte auch heute nicht zuletzt auch städtebaulich eine enorm positive Wirkung. Ganz unbeabsichtigt schloss Deutrichs Hof nämlich die zum Platz aufgeblähte Salzgasse ab und gab ihr eine Art Platzkante. Heute schaut man auf einen tristen Parkplatz und eine noch tristere Styropor-Rückwand:

    http://abload.de/img/salzg196489kau.jpeg

    Noch eine sehr traurige Bilderserie zum Abriss von Deutrichs Hof und den anderen Nachbarbauten vom Riquet:

    http://www.skyscrapercity.com/showpost.php?p…78&postcount=40

  • Kleiner Nachtrag zur Sächsischen Landesschule für Hörgeschädigte

    bzw. zum Gebiet zwischen dem ehemaligen Neuen Johannisfriedhof, den Kleingärten und der Prager Straße

    Da es nicht im Bild zu sehen war, hier eine Ansicht auf den 1930er Jahren:

    wie sie seit der Erbauung existierte und dazu ein Vergleich vom Januar 2018:

    Wie man sieht, wäre es folglich wünschenswert, wenn der umfangreiche Gebäudekomplex in der Perspektive architektonisch und funktional gemäß seiner Widmung wieder ausgebaut wird, einschließlich eines sicheren verkehrsberuhigten wie ruhigen Umfeldes. Letzteres muß in Leipzig leider immer wieder betont werden, weil man in der Stadtverwaltung oft kein Gehör findet, was allerdings nicht an den Ohren, sondern eher an der Geistesträgheit für eine geschichtsbewußte wie zukunftsoffene Stadtentwicklung liegt.

    Daher bereite ich mal - auch wegen Deutrichs Hof - ein neues Thema vor ...

  • Die FAZ widmet der Stadtentwicklung in Leipzig einen Artikel. Es geht vorallem um den Lindenauer Hafen. Es ist eher eine Zusammenfassung. Der Autor zitiert Christoph Heil, Gesellschafter der Otto Heil GmbH & Co. KG, der betont, dass man ansonsten kein Grundstück am Wasser in Leipzig bekommen würde. Das stimmt so nur, wenn man die Seen um Leipzig unbeachtet lässt.

    ...
    Während ein Projekt dieser Größenordnung in München, Hamburg oder Berlin keine Schlagzeile wert wäre, ist es für Leipzig sehr wohl bemerkenswert. Denn das Vorhaben am Lindenauer Hafen zeigt, dass mittlerweile selbst Städte, für die noch vor nicht allzu langer Zeit der Wohnungsleerstand ein gravierendes Problem dargestellt hat, unter Hochdruck daran arbeiten, neue Wohnungen auch in größeren Komplexen zu schaffen. Besonders verblüffend ist der Wandel in der sächsischen Messestadt, wo um die Jahrtausendwende noch jede fünfte Wohnung unbewohnt war. Doch seit Jahren wächst Leipzig in nie geahntem Ausmaß. Allein 2017 nahm die Einwohnerzahl um 1,9 Prozent auf 590.000 zu...

  • Hier korrigiert sich letztlich ja nur ein Zustand, der 70 Jahre lang außer Kraft gesetzt worden war durch die Teilung: Leipzig wächst zu alter Größe zurück (war die fünftgrößte Stadt des deutschen Reichs 1939, nur die auch heute noch "Großen Vier" waren davor). Während die v.a. in der Nachkriegszeit rasch gewachsenen Ruhrstädte nun "durchgereicht" werden, holen Dresden und Leipzig massiv nach, was sie an Wachstum verpasst haben. Würde mich nicht wundern, wenn die alten Verhältnisse in 20 Jahren wiederhergestellt wären. Bremen wurde bereits 2015 von Leipzig überholt und Dresden lauert knapp dahinter, wenngleich zumindest Leipzig hier auch durch Eingemeindungen "nachgeholfen" hat.

    Leipzig wird 2017 oder 2018 auch Essen und Dortmund überrundet haben und damit auf Platz 7 stehen... Frankfurt wird es wohl nicht mehr einholen können, aber sogar Stuttgart einzuholen ist mit ca. 630.000 Einwohnern und wenig Erweiterungsfläche zumindest nicht völlig unrealistisch, wenngleich wohl doch unwahrscheinlich. Letztlich alles eine "Normalisierung", zumal Leipzig anders als Städte wie Bremen oder die Ruhrstädte hauptsächlich durch qualifizierte (Binnen)-Zuwanderung wächst.

  • Essen wurde im Dezember überholt. Leipzig wuchs im letzten Jahr um 10.800 EW daher ist es nur eine Frage der Zeit bis Dortmund und auch Stuttgart (welches laut kommunaler Statistik zum 31.Dez. 2017 611 666 Einwohner hatte) eingeholt werden - insbesondere da sich das Wachstum beider Städte im letztem Jahr erheblich abgeschwächt hat. Die Bevölkerungsprognose für Leipzig geht im Jahr 2030 von einer Einwohnerzahl zwischen 670.000 - 750.000 aus wobei die Prognosen natürlich kontinuierlich angepasst werden müssen.

  • Das Buchgewerbehaus ist nun endlich gerüstfrei, was für eine Pracht, eines der tollsten Projekte seiner Art in Deutschland in den letzten 20 Jahren. Dieses Beispiel zeigt auch, dass man jeden Bau retten kann, wenn man will. Und da es sich um ein privates Objekt handelt, wird auch irgendwer noch Gewinn machen, sonst würde so etwas nie finanziert. Umso ärgerlicher, wie viele Baudenkmäler seit 1945 aus purem Profitstreben abgerissen wurden.
    Aber erfreuen wir uns jetzt an diesem Schatz :thumbup:

    http://www.deutsches-architektur-forum.de/forum/showpost…31&postcount=99

    APH - am Puls der Zeit

  • Ich habe bei YouTube eine wirklich interessante NDR Doku aus der Serie "Unter deutschen Dächern" über die Leipziger Herbstmesse 1987 entdeckt...auch mit vielen Innenstadt Bildern/Passagen/Hotels. Ich hoffe ist noch nicht bekannt!?

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

  • Handelt es sich womöglich um den Eckbau Wurzner Straße 11? Auf jeden Fall war der gezeigte Bau gut saniert.

    Das Eckgebäude auf der Gegenseite hat gebrannt.

    Weder noch. Gebrannt hat die Wurzner Straße 111, Ecke Annenstraße. Die von Saxonia verlinkten Bilder zeigen aber das richtige Haus.