• aber auch hier sieht man, wie das bunte blech in form von autos und schildern die straßenlandschaft verschandelt.

    wenn ich nur wüsste, was man sinnvolles dagegen tun könnte... :(

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Zitat von "Antiquitus"

    aber auch hier sieht man, wie das bunte blech in form von autos und schildern die straßenlandschaft verschandelt.

    wenn ich nur wüsste, was man sinnvolles dagegen tun könnte... :(


    Nur noch unterirdische Garagen bauen? Viel zu teuer. Kontrollieren kann man die Farbwünsche der Autokäufer doch eh nicht. Das ist eben ein foto, welches andere eventuell in 200 Jahren als typisch für unsere Zeit beschreiben würden, da wo es noch alte Häuser und diese komischen Geräte mit Rädern gab. :)

    Ansonsten warten, bis die Bäume wieder blühen. Den mit stattlichen Kronen sehen diese Strassenzüge noch hundert mal besser aus.

  • Das Problem von Altbauquartieren ist, so schön sie auch sein mögen, dass sie dem gestiegenen Fahrzeugverkehr nur wenig gewachsen sind und für Anwohner oft nur ungenügend Parkplätzmöglichkeiten bieten. Patentrezepte füt eine entspannte Verkehrslage im Allgemeinen scheint es dafür nicht zu geben, aber ich freunde mich eher mit einer wild zugeparkten und einbahnstraßennervenden Wohngegend an, statt man urbane Viertel mit massenhaft Parkhäusern und Tiefgaragen zubetoniert. Solange es ausreichend Platz für Bürgersteige und ggf. auch Fahrradwege gibt, stört mich das Blechchaos unzähliger Autos nicht groß.

    Das Beispiel aus der Kochstraße im Leipziger Süden, welches ich mal wieder dem Lipsikon entwendet habe, zeigt, dass die Anlegung der Gründerzeitquartiere (als es logischerweise noch keine Autos gab) eigentlich schon ziemlich großzügig ausfiel, und manch einer wird damals geschimpft haben, warum und für wen so viel Platz für Straßen und Gehsteige verschwendet wurde. Auf dem Bild von 1907 sehen die Menschen ziemlich verloren auf den breiten Straßen aus, während gut 100 Jahre später fast das Chaos angesichts der knappen Straßenverhältnisse auszubrechen scheint.


    Kochstraße 1907


    winterlich-trübe Kochstraße 2005, nahezu unverändert in der Bebauung ggü. 1907 (leider hat man die Dachpartie des rechten Gebäudes etwas halbherzig rekonstruiert)

    Quelle: http://www.lipsikon.de">http://www.lipsikon.de

  • also dieses bild zeigt mal wieder die unfähigkeit der nachkriegsarchitekten.
    im großen und ganzen original saniert: gut so.
    zwei änderungen wurden (u.a.) gemacht: die zwei kuppeln höher, die eine kuppel niedriger - und beide male ist es eine verschlechterung.
    ergo: wen man nichts kann, dann lieber das alte 1:1 sanieren.

    bzgl. der autos könnte ich mir schon vortsellen, dass man in häuserzeilen parkhäuser baut (und ddann parkverbot auf der straße). allerdings muss dies dann hinter einer schönen und historistischen fassade erfolgen. in anderen ländern macht man sowas, in d. hat man bislang nur hässliche klötze als parkhäuser gebaut.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
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    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Antiquitus

    Ich kenne das Problem mit den Vierteln, die voller schöner Gründerzeithäuser sind, aber deren Straßen völlig zugeparkt sind, so daß es doof aussieht, man nicht weiß, wo man parken soll und Besucher jedes Mal von der Parkplatzsuche völlig entnervt sind - ich wohne in so einem Viertel.

    Aber: Wo willst Du denn Deine Parkhäuser hinter schönen Fassaden hinbauen? In den Hinterhof? Dann sitzt man auf dem Balkon und kriegt vorne wie hinten Autoabgase und Krach ab. Sollen dafür alte Häuser abgerissen werden?

    Die Lösung wäre: In fast jedem Altbauviertel gibt es ein paar Nachkriegsbausünden, die aber ebenso wie die Altbauten keine Tiefgarage haben. Die müßten abgerissen und ersetzt werden durch Neubauten im traditionellen Stil mit einer großen Tiefgarage, in die alle Autos dieses Hauses und möglichst noch ein paar Autos der Nachbarhäuser reinpassen. Dann würde sich die Parkplatzsituation Stück für Stück entschärfen, und die Straßen wären nicht mehr so vollgeparkt.
    In [lexicon='Leipzig'][/lexicon] gibt es vielleicht sogar noch genug Baulücken, in die man sowas bauen könnte.

    Aber wenn ein Viertel komplett aus Altbauten besteht, wird es schwer. Dann kann höchtenst noch versuchen, in den einen oder anderen Altbau eine Tief-/ebenerdige Garage einzubauen, aber sonst? Teilweise wurden die Vorgärten durch Parkplätze ersetzt, aber das ist ja auch schade drum...
    Altbauten haben eben diesen (einzigen, aber nicht zu leugnenden) Nachteil).

  • Dieser Text aus der Washington Times ist schon etwas älter (13.Dezember 04), aber äußerst lesenswert und aussagekräftig. Besonders bezeichnende Aussagen sind hervorgehoben:


    In this first installment of a new series on Germany's identity crisis, UPI's religious affairs editor describes the agonizing in his hometown of [lexicon='Leipzig'][/lexicon] over whether to reconstruct a church destroyed by the Communists.

    By Uwe Siemon-Netto
    UPI Religious Affairs Editor

    Whenever I visit [lexicon='Leipzig'][/lexicon], where I was born before the World War II but was unwelcome during four decades of Communism, I waver between irritation and bemusement about the way the local elites agonize over what seems only too natural. Foreigners, particularly those from Eastern Europe, share my bewilderment over this phenomenon, which strikes them as proof of Germany's enduring identity crisis.

    Here's the issue: Should [lexicon='Leipzig'][/lexicon]'s late-Gothic university church be rebuilt? In my childhood this enchanting sanctuary graced the Augustusplatz, once one of Germany's largest and most beautiful squares, now arguably the ugliest.

    Called the Paulinerkirche, this former chapel of the Dominican order was the very icon of the ancient university, which will celebrate its 600th anniversary in 2009. Martin Luther personally consecrated it as a Protestant house of worship in 1543, and Bach preferred its organ to all others in this city that was his place of work for 27 years in the early 18th century.

    The Paulinerkirche survived the air raids of World War II almost undamaged. But after that war [lexicon='Leipzig'][/lexicon] had the misfortune of becoming part of Communist East Germany. Its chief of state and party boss, Walter Ulbricht, a son of [lexicon='Leipzig'][/lexicon]'s red-light district, hated this symbol of his hometown's patrician, religious and academic traditions and ordered its destruction.

    So in 1968, before the eyes of tens of thousands of weeping spectators, the Paulinerkirche was blown up and later replaced by an excruciatingly unsightly administrative building, whose only ornament was - and still is - a monstrous bronze relief titled, "Karl Marx - the revolutionary and world-changing effect of his teaching."

    No sooner did the Communist regime collapse in 1989 than prominent Leipzigers and the city's admirers all over the world called for the church's reconstruction.

    As many as 27 Nobel laureates supported the friends of the Paulinerkirche movement; one of them, oncologist Guenter Blobel of New York, actually headed the association advocating the reconstruction for some time. Other supporters include Richard von Weizsaecker, Germany's former president.

    "If this were Poland, the church would have long been back in business," said Polish composer Krzysztoff Penderecki when he received an honorary doctorate from [lexicon='Leipzig'][/lexicon] University.

    But this isn't Poland. It is Germany struggling with its Nazi past, Germany whose chattering classes still seem under the illusion that by excelling in all things modern, lunacies included, and discarding all things old they might get rid of Hitler in the process.

    And so when the Christian Democrat-run state government of Saxony decided to rebuild the church, the intellectual elites were dismayed, indeed outraged. The university, insisting on its autonomy, maintained the government had no right to do such a thing since the church had been its property since the 16th-century Reformation.

    Its rector at the time of the government announcement resigned, saying what was really needed was a functional structure. And yet he was an avowed Christian.

    City Hall, too, was in an uproar, though quite unlike the local population, a majority of which sided with the international Nobel laureates. And the student body was divided. On the one hand, most of the Germans didn't want the church; on the other hand, a majority of the foreigners, notably the Eastern Europeans and Asians, thought their German classmates were nuts.

    "We felt to resurrect the church was the only right thing to do," said Tania, a recent Bulgarian graduate, as we stood in front of the Marx relief holding up the odious and thankfully moribund structure of concrete slabs that still stands where the church once stood.

    "What makes life here so infuriating is that Germans mindlessly reject the admirable parts of their history the rest of us admire so much. The controversy over the Paulinerkirche is a prime example for this idiocy."

    Even the state-related Evangelical-Lutheran Church in Saxony, guardian of [lexicon='Leipzig'][/lexicon]'s rich theological traditions, showed little enthusiasm for the reconstruction. "This project is too ostentatious!" one senior pastor complained. "We with our history should be more modest."

    "When German Lutherans try their hands at modesty, I really become alarmed," retorted Tania with a laugh. "There is something ridiculously false about this kind of talk."

    But then, the university's 600th anniversary is looming. Until 2009 its shoddiest Communist-era buildings, which mar [lexicon='Leipzig'][/lexicon]'s otherwise delightful city center, will have to be replaced, including the tall pile of concrete slabs held up by the Marx relief.

    Something attractive has to be put in its place; one way or another, Ulbricht's cultural crime must be atoned for.

    What is it to be? A chapel resembling the one Ulbnricht murdered? A secular venue of academic celebrations (which have lost all of their splendor anyway in "unostentatious" new Germany, where students receive their diplomas by mail or may pick them up during business hours in some gray office)?

    "If there had been a decision to rebuild the church, we would have received ample donations," said Ulrich Stoetzner, the current head of the Paulinerverein, an association promoting the reconstruction. "A reconstruction would have cost roughly 25 million Euros (about $33 million). But who wants to donate money for a profane hall?"

    A faithful copy of the Paulinerkirche, as it would have probably been erected in any nation with a firmer sense of identity - Poland, for example -- seems out of the question, even though 70 percent of the sanctuary's interior and its original plans have been preserved and the location of its rubble at [lexicon='Leipzig'][/lexicon]'s outskirts is known.

    But there is a chance that a design by Dutch architect Erick van Egeraat might yet be realized. Earlier this year, a jury headed by [lexicon='Leipzig'][/lexicon]'s city planner chose it over several competitors. It envisions an interior almost identical to the original to be used both for church divine service and academic and other functions.

    Its huge and elegantly gabled façade would not exactly replicate its predecessor but resemble it strongly in a stylized fashion. It would, in Christ-like manner, appear to reach out to neighboring university building, as if to embrace them, while still be dwarfed by the "wisdom tooth," as Leipzigers call the giant university skyscraper next door.

    ......

    It will be fascinating to see which party of Germans will prevail. Will it be the party of the functionalists who seem embarrassed by all of the nation's history, and especially its Christian history, which it is politically incorrect to credit?

    Or will it be a fledgling movement that would like Germans to remember that there was more to their history than Hitler?

    As composer Krzysztoff Penderecki said, "Such a debate would be unthinkable in Poland." But then, as we said, [lexicon='Leipzig'][/lexicon] is not in Poland, even though in their architectural glory days in the 18th century, Poland and Saxony had the same sovereign, King Augustus the Strong.

    The long and short of this story is that [lexicon='Leipzig'][/lexicon] lies in the heart of Germany, a nation infuriatingly busy with its masochistic struggle for identity, a struggle that looks more and more insincere with each passing generation.

    In the words of Tania, the Bulgarian graduate, it has "degenerated to a fig-leaf for mediocrity and bad taste."

    In dubio pro reko

  • saniertes gründerzeitliches Eckhaus in Gohlis

    Dieses Eckhaus wurde bereits Anfang der 90er Jahre saniert. Dabei hat man aber so gepfuscht, dass dieses Haus schon nach kurzer Zeit wieder unwohnbar wurde.

    Ich habe einige Jahre in unmittelbarer Nachbarschaft gelebt und mir graute immer der Anblick von diesem Haus. Der Putz blätterte ab (an der oberen Fassade bildete sich Moos, Schimmel usw.), das Dach war undicht, die Regenrinnen veschlissen und aus den Kellern zog die Feuchtigkeit in die Wohnungen.

    Um so besser scheint diese Sanierung geworden zu sein und es bleibt zu hoffen, dass sich für dieses schöne Eckhaus bald Mieter einfinden werden.

  • Ich glaube nicht, dass dieses Eckhaus einst eine Kuppel zierte. Es gab/gibt einige Gründerzeiteckhäuser, die diese Dachform haben, und so schlimm finde ich die auch nicht. Vielleicht hatte das Dach mal eine Spitze gehabt, aber soweit ich weiß, blieb diese Ecke vom Krieg verschont.


    Hallo medmellow,

    das Haus steht in der Sass-/Ecke Daumlerstraße, ca. 100 Meter südlich der Coppistraße. Diese, sowie weitere imposante Eckgebäude, habe ich am Samstag fotografiert. Bei Gelegenheit werde ich sie nach und nach hier einstellen.

    Grüße

  • "Goldene Ananas" thront wieder auf dem Dach

    "[...]Aus Kostengründen mussten die Bauherren bei der Sanierung des Grassimuseums, die 2001 begann, auf die Wiederherstellung vieler Schmuckelemente verzichten. "Dass die Ananas nun auf unser Dach kommt, ist fast wie ein kleines Wunder", so Eva-Maria Hoyer.[...]"

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • "Foto: dpa
    Der im Volksmund „Goldene Ananas“ genannte Turmwurde vor der Kulisse des Leipziger City-Hochhauses gestern auf das Dach des Grassi-Museums gesetzt. Der 220 000 Euro teure Turm im Stil des Art déco aus gezackten Vasenformen wurde aus Mitteln des „Stadtumbau Ost“ sowie aus Spenden finanziert. Nach 60 Jahren erhält die Messestadt mit dem Turm aus Kupferblech wieder sein Wahrzeichen und seine alte Silhouette zurück. Das Museum wurde von 1925-29 errichtet und wird derzeit umfangreich saniert."

    http://www.lr-online.de/regionen/sachs…4e886cb43cd8259

  • Wir befinden uns in einem Architekturforum.

    Der Artikel ist offensichtlich nicht das Resultat objektiver journalistischer Arbeit. Der Artikel ist eine PR Aktion des Stadtmarketings der Stadt [lexicon='Leipzig'][/lexicon], die ständig darum bemüht ist das Image der Boomtown zu fördern. Über falsch dargestellte oder fehlenden Informationen des Stadtportraits will ich mich nicht äussern, da es sich ja hierbei nur um Werbung handelt.
    Ich schlage daher vor den Artikel in einem Extraschwerpunkt "Wirtschaftswunder [lexicon='Leipzig'][/lexicon]" :gg: zu diskutieren, da wir uns ja hier in einem architekturforum befinden!!! 8)

  • Danke an Dr. Mises für die Vergleichsbilder.

    Die halbherzige Wiederherstellung am Haus Cöthner Straße 22 zeigt wohl auf, in welch Kinderschuhen derartige Maßnahmen noch stecken. Schlechtproportionierte Ornamente, entommen aus einem Katalog mit extremst begrenzter Auswahl.
    Das Hauptgesims in seiner mikroskopischen Ausführung hat sicher jemand ausgewählt, der es aus Armlängenentfernung für groß genug hielt und das Sockelgeschoß hat man sich gleich ganz gespart.
    Dergleichen Vorgehen ist mir auch scon mehrere Male in Berlin aufgefallen.

    Ich schwanke sehr, diesen blassen Abklatsch für Füllbauten als eine Bereicherung anzusehen oder als angeklebten Müll. Man stelle sich mal einen Strassenzug in dieser Art vor...
    Das weit bessere Konzept verfolgt ein österreichisches Unternehmen, das ausschließlich Stuckformen aus Abbruchhäusern, durch Abformen beim Restaurieren und ähnlichen Quellen schöpft und sich so einen enormen authentischen Formenkatalog geschaffen hat, der in der Folge bei Altbausanierungen verwendet wird, anstatt dritt- oder viertklassige Fantasieornamente zu benutzen.
    Es gab seinerzeit einen Beitrag von H.C. Stössinger, Stichwort Revitalisierung, der deren Arbeiten vorstellte. Leider ging der aber bei der wilden Löschung des halben Forums verloren ( mitsamt Verweis zu deren Internetpräsenz ).