Dresden - Zerstörung eines Welterbes - eine Bilderserie

  • Was der Postplatz in der Altstadt, das Floranaparkhaus an der Bautzner Str/ die Platten(neu)bauten an der Haupstraße in der Neustadt, die unseligen Plattenbauorgien in der Johannstadt, [...], das ist die WSB im bisher verschonten Elbraum.

    Danke für den guten Zeitartikel...

    Zitat

    Rosenlöcher: Er sagt, die Brücke sei halt das Übliche und insofern noch schlimmer als das Hässliche. "Die gewöhnliche Hässlichkeit, die wir als das Normale verinnerlicht haben, macht uns unfähig zur Utopie." Viele Brückenbegucker sagen jetzt: Es könnte schlimmer sein! Rosenlöcher sagt: Es könnte schöner sein! Schönheit sei auch Widerstand. "Denn im Schönen liegt ein Sehnen, das will über das, was man hat, hinaus."

    Wir recht er doch hat!!!!

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

    2 Mal editiert, zuletzt von DarkVision (23. August 2013 um 17:18)

  • Ich freue mich über die WSB, Sie ist wichtig für Dresden. Eine Zerstörung des Elbtales kann ich auch gar nicht erkennen, so elegant wie sich die Brücke über die Elbe schwingt. Die Aberkennung des Welterbetitels war sowieso ein Witz und für mich nur ein einziges Politikum. Man wollte wohl ein Exempel statutieren. Nunja Titel hin oder her, das interessiert doch auch nur einige wenige. Dresden braucht den Titel auch gar nicht zumindest sehe ich für Dresden keinen besonderen Nutzen.

    Die Brücke und elegant? Da würde ich mal empfehlen, nach Calatrava zu googlen - der kann elegante und faszinierende Brücken bauen. Die WSB ist gestalterisch Durchschnitt - und damit zu wenig für diesen Standort.

    Tja, wenn Welterbe ein Witz ist, können wir ja alle mal herzhaft lachen. Natürlich "braucht" Dresden das nicht - siehe die Aussage von Morlok weiter oben - und hat auch keinen "Nutzen" davon. Mit der Logik muss man sich keine Mühe geben, irgendwas zu erhalten, was keinen (monetären?) Nutzen hat, weil es eben nur Kulturerbe oder Naturerbe ist, und nur Kosten und Mühen verursacht. Sicher wollte die UNESCO ein Exempel statuieren, um zu zeigen, dass der Titel nicht beliebig ist und eben auch wieder aberkannt werden kann, und das vor allem eine Kulturnation wie Deutschland verdammt noch mal besser sein muss im Umgang mit seinem Erbe. Beim Kölner Dom und der Wartburg hat man die Kurve gerade noch gekriegt. Es ist peinlich für Deutschland, dass so etwas hier passiert, wo wir doch immer so tun, als seien wir im Besitz der moralischen Wahrheit. Aber das kommt halt dabei raus, wenn man Autoverkehr so wichtig findet, dass die Kanzlerin in Brüssel interveniert, wenn die Flottenverbräuche reduziert werden sollen, und die deutschen Hersteller mit ihren dicken Autos das nicht hinkriegen. Der Ausbau des Straßenverkehrs, insbesondere des MIV, ist da nur konsequent - das ist dann die "marktkonforme Demokratie". Kultur braucht keiner, sie nützt nichts- also am besten abschaffen oder verwerten. In irgendeiner Stadt wurde vor nicht allzulanger Zeit mal diskutiert, das Stadtarchiv bzw. dessen Inhalte (historische Urkunden und so´n Kram) verkaufen sollte - kostet ja nur Geld und bringt nichts.

    Die Brücke ist natürlich nicht der Untergang des Abendlandes, aber symptomatisch für den Umgang mit Kultur - sie darf nur dann bleiben, wenn nicht anderes wichtiger erscheint.

  • Ich finde, gerade die Art und Weise der Beleuchtung drückt sehr treffend aus, um was es geht:
    Schon die Art des Lichts verdeutlicht, dass die Brücke dem beschleunigten Hinüberkommen von einer Seite auf die andere dient, ganz anders als die Seinebrücken in Paris oder die Donaubrücken in Budapest, deren Baukörper selbst als Bereicherung des Stadtbildes begriffen werden, insofern ein Zusammenklang zwischen technischer und ästhetischer Funktion stattfindet.

    Könnte sich jemand Parisbilder ohne Seinebrücken, Bilder von Budapest ohne Donaubrücken vorstellen?
    Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass das technische Zweckbauwerk Waldschlösschenbrücke, deren horizontale Ebene so herausgestellt wird, Eingang in Dresden-Ansichtskarten findet?


  • Auch ist der Eingriff in die Natur und in das Leben der Fledermäuse nicht zu ignorieren. Sowas geht nicht. Ein respektvoller Umgang sollte nicht nur miteinander, sondern auch mit der Natur daherkommen, mit uns geht sie ja auch gut um. Es ist doch wie mit den Haien. Wir gehen dort tauchen und beschweren uns, wenn ein Hai in deren Lebensraum einen Menschen attackiert und wollen ihn ausrotten. Wer ist hier der Depp?


    Bei aller Zustimmung zu ökologischen Bewegungen, müssen sich sich Öko-Aktivisten aber auch Fragen gefallen lassen. Zum Beispiel was ihre genauen Ziele sind. Hat denn inzwischen jemand die Kleine Hufeisennase in Dresden gesehen? Die Hallenser Aktivisten, die vor dem Bundesverwaltungsgericht mit Hilfe der Kleinen Hufeisennase, den Autobahnbau über das Saaletal bis heute verhindern konnten, haben die Fledermaus wenigstens gesehen. Dresdner Aktivisten haben den Erfolg der Halleser genutzt, aber nur vortragen können, dass es sich beim Elbtal um einen potentiell möglichen Lebensraum der Kleinen Hufeisennase handelt.


    Im Übrigen weisen städtische Areale eine deutlch größere Artenvielfalt auf, als jeder Mais-, Raps- oder Kartoffelschlag in der grünen Umgebung.

    WER allerdings darüber schreibt, bekommt es mit der versammelten Ökofangemeinde zu tun.

  • Das Problem war halt, daß die DDR-Wirtschaft unter den Bedingungen der Planwirtschaft einfach nicht die nötigen Einnahmen generieren konnte, um sich (selbst beim Vorhandensein des politischen Willens) all die Umweltschutzmaßnahmen und -technologien leisten zu können bzw. um wirklich flächendeckend rekonstruieren zu können (tatsächlich reichte die Finanzierung nicht einmal aus, um den Bestand zu erhalten).

    Natürlich war z.B. der Braunkohle-Tagebau ein extremer Raubbau, aber über andere eigene Energieträger verfügte die DDR eben nicht...

  • Heute früh hat es sich auf der Stauffenbergallee aus Richtung Brücke kommend zur Königsbrücker Str. hin ordentlich gestaut.
    Könnte mir sogar vorstellen, dass es sich auch auf der Brücke selbst gestaut hat bis zum Kollwitzufer...

    Mal gucken wie sich das weiterentwickelt...

  • "Pantha rhei", heißt es heute morgen in der Kapitale des Sachsenländles.

    http://www.wsb-info.de/aktuell.html

    Was ist das übrigens für eine Glaskabine auf dem Vorplatz? Ein Arbeitsplatz der Verkehrsleitzentrale, ein Aufzugsausgang für die darunterliegende P&R-Garage oder gar ein überdachter Panoramahochsitz?

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Was ist das übrigens für eine Glaskabine auf dem Vorplatz? Ein Arbeitsplatz der Verkehrsleitzentrale, ein Aufzugsausgang für die darunterliegende P&R-Garage oder gar ein überdachter Panoramahochsitz?


    Das ist der Behinderten-/Kinderwagenaufzug zur Bushaltestelle, die sich auf der Brücke vor dem Tunnelportal befindet.
    Derzeit ist er noch nicht in Betrieb, da er vor einigen Tagen von Vandalen demoliert worden ist.

  • Kleines Kalenderblatt:
    Heute vor 200 Jahren am Waldschlößchen während der Schlacht um Dresden

    Zitat

    ... Napoleon war den 26. früh um 5 Uhr von Stolpen abgereist. Als er am Mordgrunde (eine Stunde von Dresden) in seinem Wagen, in welchem er einen Plan, der auf seinen Knieen lag, betrachtete, anlangte und an die Stelle kam, von wo aus man den ersten Einblick in's Elbthal hat, ließ er anhalten, verließ den Wagen, stieg zu Pferde und warf einige Blicke nach Blasewitz und Striesen, wo sich eben die russische Artillerie ausbreitete, um ihr Feuer gegen den Ziegelschlag zu eröffnen. Sofort jagte er in gestrecktem Galopp der Stadt zu. Vor dem Marcolini'schen Grundstücke fand er die mit 1 bezeichnete französische Batterie, welche die längs der Elbe vordringenden Russen beschießen sollte. Er war mit dieser Aufstellung sehr zufrieden und befahl sogleich, mehre Batterien, sowie dieselben mit der Armee ankommen würden, hier aufzustellen.
    ...

    (aus Karl Heinrich Aster:"Schilderung Der Kriegsereignisse in und Vor Dresden: Vom 7. März Bis 28. August 1813"

  • Danke für die prompte Antwort, Miwori. Es gibt also eine Buslinie entlang der Brücke, aber auch über die Brücke?

    ---
    Ich weiß nicht, ob auf diesen sehr ausführlichen Artikel bei Wikipedia schon hingewiesen wurde:
    Der Dresdner Brückenstreit

    Elbwiese südwestlich des vorgesehenen Brückenstandorts im Jahr 2006:

    Bildquelle: Wikipedia, Benutzer "Geo-Loge"

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Es ist nur schade, dass manche nicht lernen. Das Thema kann man aber auch mit dem Forum verknüpfen. Wie viele hunderte Milliarden hätte man in den Denkmalschutz und in Rekos investieren können, wenn es in der DDR (und auch heute in diesen Gebieten) keine Antigrüne Einstellung gegeben hätte/ geben würde? Was das gekostet hat Äcker, Bäche, Flüsse, Seen, Tümpel, Teiche, Böden, Wälder und Wiesen, aber auch Häuser und Industriehallen zu entgiften! Und auch heute macht man ähnliche Fehler auf anderen ökologischen Gebieten. Manches ist teuer, ja. Aber lieber 10 € zuvor, als 1000€ nachher zahlen.


    Also wenn ich so aus Düsseldorf in Richtung Norden fahre oder durch Köln in Richtung Aachen....

    Es werden Millarden ausgegeben um die Gewässer rein zu halten und gleich neben den Flüssen, Teichen, Tümpeln, Bächen und Strömen kann jeder Landwirt nach Belieben Gülle, Mineraldünger und Pestizide auf seine Felder aufbringen.

    Was passiert eigentlich wenn sich in Dresden die Fraktionen der Umweltschützer, die dafür plädieren die Natur sich selbst zu überlassen durchsetzen, wenn Gerichte entscheiden, dass die Elbwiesen nicht mehr gemäht werden dürfen, wenn der Mensch dort nicht mehr eingreifen darf?


    Man spart sich die ganzen Kosten für das Mähen, die Pflege und Unterhaltung der Radwege sowie der Elbufer und hat endlich ein Stück echte Natur mitten in der Stadt- könnten ja die Naturschützer den Gerichten glaubhaft vermitteln.


    Also, ich bin für einen schönen, naturbelassenen Auenwald in Dresden ähnlich dem an der Donau vor Wien.


    Lobau Kuehwoerterwasser [CC-BY-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], von Wolfgang Glock (Eigenes Werk), vom Wikimedia Commons

    3 Mal editiert, zuletzt von Stahlbauer (26. August 2013 um 20:20)

  • Das Licht ist viel zu grell …

    Ich finde ja noch immer, dass die Brücke wenigstens nach typischer Bahnbrücke aus der Vorkriegszeit aussieht, zumindest in der Grundform:
    http://www.aeiou.at/aeiou.photo.in…er_die_tris.jpg
    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…outh_bridge.jpg
    http://www.deutsche-schutzgebiete.de/webpages/Thorn…bahnbruecke.jpg
    Es hätte schließlich auch eine Schrägseilbrücke werden können:
    http://d2qq3nlndk9vv6.cloudfront.net/images_dynam/i…27_01_bearb.jpg

    Das passt wenigstens etwas. Ebenso werden die Rundbögen zitiert, was allerdings mit richtigen Sandsteinsockeln in ovaler oder ähnlicher Grundrissform deutlich besser ausgesehen hätte!! Was mich stört ist das absolut lieblose Geländer. Hier und da ein bisschen Zierde hätte wirklich nicht geschadet oder kleine Verweilbuchten mit Sitzgelegenheit (z.B. über den möglichen Sandsteinsockeln) wie bei anderen Brücken …

    Klar, ein Tunnel wäre noch besser gewesen …

  • Von der Landschaft, die ja mal zwischenzeitlich als eingetragenes UNESCO-Welterbe galt, war jedenfalls auf dem Video nichts zu sehen.
    Und durfte auf jeden Fall nichts zu sehen sein, um den Preis der Vermeidung eines Zusammenstoßes.

    So müssen sich die Straßenplaner der 1960er Jahre auch gefühlt und erinnert haben, nur dass es diese technischen Möglichkeiten wie heute noch nicht gab.

  • Wenn man dort schon eine Brücke bauen muss, wäre eine spannende Gestaltung wünschenswert gewesen, die eine Bereicherung darstellt. Das Ziel, mit einem zurückhaltenden Entwurf die Beeinträchtigung geringer zu halten, ist jedenfalls nicht erreicht.
    Ich wäre ja immer noch für einen Entwurf von Calatrava:

  • Ich glaube, was immer wieder untergeht, ist die simple Tatsache, die sich dann auch schon im Titel dieses Beitragsstrangs ausdrückt.

    Eingetragenes oder zur Eintragung vorgesehenes Welterbe ist dem mehrheitlichen Willen der heutigen Generation entzogen. Dass beträfe Taj Mahal ebenso wie die Niagara-Fälle, das beträfe die Historische Sanssouci-Mühle in Potsdam (würden die Grünen 2025 40 % bekommen, die Piraten 10% und es wäre beabsichtigt, sie energie-effiizient durch ein modernes 08/15-Windrad zu ersetzen) , es betraf den Kölner Dom incl. seines Wirkungsumfeldes (mithin die Deutzer Rheinseite) und ebenso betrifft dies auch die Unverfälschtheit des Erbes in Dresden.

    All das entzieht sich nicht aufgrund einer bloßen Formalie dem Willlen irgendeiner Mehrheit, sondern inhaltlich.

    Insofern war die Volksabstimmung über den Bau der Brücke weit mehr demokratistisch als demokratisch, wenn Demokratie dadurch die bisher beste aller Staatsformen ist, dass sie auch um ihre Grenzen weiß.