Dresden, Neumarkt - Quartier V/1

  • Habe heute Antwort von unserem "geliebten" Baubürgermeister erhalten. Das Schreiben übertrifft sich an geschwollenen Worten und sinnlosen, weil nicht zutreffenden Aussagen. :boese:

    Sehr geehrter Herr...,

    Sie fragen in Ihrer Mail u. a. nach der Übereinstimmung des Siegerentwurfes des von einem privaten
    Investor ausgelobten Realisierungswettbewerbes für das Quartier V.1 an der Galeriestraße/
    Frauenstraße mit den Inhalten des städtebaulich- gestalterischen Konzeptes für den Neumarkt
    und sprechen in diesem Zusammenhang die Kompetenz der Gestaltungskommission Kulturhistorisches
    Zentrum an.
    Das städtebaulich – gestalterische Konzept beinhaltet eine Reihe von Handlungszielen für den
    Bereich des Neumarktes. Richtigerweise lag dieses Konzept sowohl der Aufgabenstellung für den
    Wettbewerb als auch als ein Kriterium für die Entscheidung der Jury (unter anderen Kriterien wie
    z.B. Wirtschaftlichkeit und der Qualität der Grundrissorganisation) zu Grunde.
    Das o.g. Konzept wird durch den Siegerentwurf in den von Ihnen zitierten Punkten dem Grunde
    nach eingehalten. So sieht z. B. das städtebaulich - gestalterische Konzept für den Neumarkt
    allein für die unmittelbar den Platz Neumarkt und die Schloßstraße umgebenden Bauten die Bildung
    von Sattel- oder Mansarddächern vor.
    Über die von Ihnen zitierten Punkte hinaus sieht das Konzept u. a. vor, dass „die in den
    Zielstellungen der Quartiere getroffenen Festlegungen zu Achsmaßen, Geschoßhöhen, Gesimsund
    Firsthöhen Grundlage für eine detaillierte Gestaltung (sind), die auch die Möglichkeit des
    gestalterischen Kontrastes nicht ausschließt.“ Weiter ist u. a. zu lesen, dass „die stadträumliche
    und zeitliche Verknüpfung mit den Baumaßnahmen an der Frauenkirche und weiteren
    Repräsentationsbauten für die Wiederherstellung der Neumarktbebauung wichtige Anliegen
    (sind).“
    Das Quartier V.1 hat speziell die Aufgabe, ein Bindeglied der heutigen Zeit zwischen vorhandenen
    Baustrukturen der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts und den Baustrukturen des Neumarktbereiches
    zu formulieren. Der hier zu beachtende unmittelbar benachbarte Repräsentationsbau ist
    der heute unter Denkmalschutz stehende Kulturpalast.
    In diesem Kontext wurde völlig berechtigt eine Arbeit ausgezeichnet, die bei näherer Betrachtung
    sowohl Proportionen und Gliederungen der Neumarktbebauung aufnimmt, als auch zwischen den
    bauzeitlichen Schichtungen vermittelt.
    Die Arbeit zeichnet daneben aus, dass sie höchsten Anforderungen an die Umsetzung heutiger
    Nutzungsansprüche gerecht wird.
    Die Jury des Wettbewerbes ist ein unabhängiges Gremium aus den Vertretern der Bauherren und
    Auslober und von Architektur- und Baufachleuten. Dabei waren auch zwei Mitglieder der Gestaltungskommission
    vertreten. Beide Gremien sind jedoch nicht identisch. Zweifelsfrei jedoch ist die
    jeweilige vorhandene notwendige Fachkompetenz dieser Gremien.
    Mit der im Areal bisher entwickelten Symbiose zwischen den qualitätvollen modernen
    Einzelgebäuden und den rekonstruierten Fassaden wird ein bereits in der gesamten Geschichte
    des Neumarktes typischer Prozess fortgesetzt, in dem die Gebäude von jeher auch durch die
    Architektursprache der jeweiligen Entstehungszeit geprägt waren.
    Es soll ein Ort entstehen, der Tradition und Moderne verbindet, der lebendig ist, weil es sich dort
    gut wohnen und arbeiten lässt, wo Dresdner und ihre Gäste gern verweilen. Zur Verwirklichung
    dieser Vision greift ein ausschließlich historisch gewandter Blick zu kurz.
    Uns eint das gemeinsame Interesse an anspruchsvoller städtebaulicher und architektonischer
    Gestaltung des Neumarktgebietes. Seien Sie versichert, dass wir an diesen Bemühungen nicht
    nachlassen werden. Für Ihr Interesse an der weiteren baulichen Entwicklung der Dresdner
    Innenstadt danke ich.
    Mit freundlichen Grüßen
    in Vertretung
    gez. Jörn Marx

  • Na, da weiß man doch gleich wessen Geistes Kind der neue Baubürgermeister ist. Armes Dresden. :augenrollen:

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Zitat

    Der hier zu beachtende unmittelbar benachbarte Repräsentationsbau ist
    der heute unter Denkmalschutz stehende Kulturpalast.

    DDR lässt grüßen. Ist klar, in welcher Geschichtsepoche die Stadtführung den Hauptbezugspunkt sieht.

    Zitat

    Mit der im Areal bisher entwickelten Symbiose zwischen den qualitätvollen modernen Einzelgebäuden und den rekonstruierten Fassaden wird ein bereits in der gesamten Geschichte des Neumarktes typischer Prozess fortgesetzt, in dem die Gebäude von jeher auch durch die Architektursprache der jeweiligen Entstehungszeit geprägt waren.

    Herr Marx soll sich mal die "qualitätvollen" modernen Gebäude am Neumarkt ansehen. Außer den Fassaden unterscheiden die sich in nichts von den Rekonstruktionen. Diese Differenzierung in Rekonstruktion und "qualitätvolles" (obwohl hässliches) modernes Gebäude ist so verlogen.

  • Was hier von Dresdens Baubuergermeister mal wieder ausgelassen wird ist die Tatsache, dass bei diesem von einem privaten Investor ausgelobten Realisierungswettbewerb ganz klar gewisse Elemente des Planungsamtes oder was auch immer von der Stadt Dresden dem Auftraggeber KIB bei der Ausschreibung des Wettbewerbs die Hand gefuehrt und somit das Resultat praedestiniert haben. :boese:

  • Man betone bitte immerfort die Unabhängigkeit gewisser Preisgerichte. Das schafft Vertrauen, wie es in der SZ neulich eingefordert wurde.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Unausstehlich....und immer wieder dieser hä(n)ss(ch)liche Schrottpalast, der doch endlich verschrottet werden soll, damit sich diese Metastasen nicht noch weiter ausbreiten. :boese: Ich hoffe ja noch immer, dass dieses Teil in einem ungenutzten Zustand warm abgetragen wird.

  • Zitat

    Der Investor sieht zurzeit jedoch keine Veranlassung von den Gepflogenheiten abzuweichen, einen der drei Preisträgerentwürfe zum Ausgangspunkt der Projektentwicklung zu machen.


    Vielleicht sollte man eben diese "Gepflogenheiten" mal hinterfragen.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Wie schon früher erwähnt hätte man sofort den 2. Platz als Kompromis vorschlagen sollen. Hoffentlich wird der Investor zumindest diese Lösung akzeptieren...

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Vom Stadtplanungsamt kam heute diese Antwort auf meinen Brief an Herrn Marx:

    Ich glaube, es macht Sinn meinen Brief dazu anzuführen:

  • klingt ehrlich gesagt höchst ungut, diese Antwort, einige Details geradezu decouvrierend. Ideologisch völlig festgefahren, ohne Liebe zur von uns vertretenen Ästhetik. Ich glaub, von diesem Baubürgermeister ist nichts zu erwarten. Es ist wohl auch kein Zufall, dass seit seinem Amtsantritt alles stillsteht, oder besser ausgedrückt in die völlig falsche Richtung geht.
    Hinter den Worthülsen ist immerhin ersichtlich, dass er Schrott wie den willsdruffer Straßen-Kubus für 'anspruchsvolle Architektur' hält.
    Wahrscheinlich war sein bayerischer Vorgänger noch besser, weil irgendwo doch noch ausgewogener und auf gewisse Weise profilierter.
    aus diesem Text lese ich nichts als völlige Ignoranz.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Jedoch finde ich es interessant, dass von Herrn Marx solche Antwortschreiben mit konkretem Bezug auf das Senderschreiben kommen. So etwas hat es bei Fessie nicht gegeben. Auch wenn Herr Marx bisher nicht viel von unserer Weltanschauung zu begreifen scheint, lohnt es sich doch, ihm eben die Punkte vorzuhalten, mit denen er meint, punkten zu können. Seiner Begründung muß argumentativ begegnet werden - also sucht die Argumente seiner bisherigen Antwortschreiben heraus, und widerlegt diese. - So lange, bis er keine mehr hat. :zwinkern:

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Meine Güte, was für eine nichtssagendes, gestanztes Blabla. Nichts als die üblichen unreflektierten Gemeinplätze aus der Phrasendreschmaschine für den 08/15-Architekten und -Städtebauer:

    Zitat

    die Wahrnehmung der Umwelt immer ein subjektiver Vorgang ist [...] die Folgen des von Deutschland ausgegangenen 2. Weltkrieges [...] findet seinen Ausdruck im komplexen System der Stadt [...] Tradition und Moderne verbindet [...] greift ein ausschließlich historisch gewandter Blick zu kurz

    Wenn diese hohlen Phrasen das intellektuelle Niveau unserer Stadtplaner spiegeln, wundert mich gar nichts mehr. Kann man die nichtmal an 'ne Uni schicken, wo sie das Denken lernen?!

  • Ich glaube ja nicht unbedingt, daß der Brief von Marx persönlich formuliert wurde. Wahrscheinlich hat er nur drüber geschaut und abgehakt und dann raus damit. Autorin könnte eine gewisse Frau Tauber aus dem Stadtplanungsamt sein... !?

  • Klar, that's möchlich. Dennoch ist es kein Norm-Rundbrief wie zu Fessies Zeiten. :)

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  • Aber Marx (oder wer auch immer) zitiert doch Passagen aus Schortschis Text ?
    Du meinst dann wahrscheinlich die restlichen Abschnitte. Schade. :(

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