Habe heute Antwort von unserem "geliebten" Baubürgermeister erhalten. Das Schreiben übertrifft sich an geschwollenen Worten und sinnlosen, weil nicht zutreffenden Aussagen.
Sehr geehrter Herr...,
Sie fragen in Ihrer Mail u. a. nach der Übereinstimmung des Siegerentwurfes des von einem privaten
Investor ausgelobten Realisierungswettbewerbes für das Quartier V.1 an der Galeriestraße/
Frauenstraße mit den Inhalten des städtebaulich- gestalterischen Konzeptes für den Neumarkt
und sprechen in diesem Zusammenhang die Kompetenz der Gestaltungskommission Kulturhistorisches
Zentrum an.
Das städtebaulich – gestalterische Konzept beinhaltet eine Reihe von Handlungszielen für den
Bereich des Neumarktes. Richtigerweise lag dieses Konzept sowohl der Aufgabenstellung für den
Wettbewerb als auch als ein Kriterium für die Entscheidung der Jury (unter anderen Kriterien wie
z.B. Wirtschaftlichkeit und der Qualität der Grundrissorganisation) zu Grunde.
Das o.g. Konzept wird durch den Siegerentwurf in den von Ihnen zitierten Punkten dem Grunde
nach eingehalten. So sieht z. B. das städtebaulich - gestalterische Konzept für den Neumarkt
allein für die unmittelbar den Platz Neumarkt und die Schloßstraße umgebenden Bauten die Bildung
von Sattel- oder Mansarddächern vor.
Über die von Ihnen zitierten Punkte hinaus sieht das Konzept u. a. vor, dass „die in den
Zielstellungen der Quartiere getroffenen Festlegungen zu Achsmaßen, Geschoßhöhen, Gesimsund
Firsthöhen Grundlage für eine detaillierte Gestaltung (sind), die auch die Möglichkeit des
gestalterischen Kontrastes nicht ausschließt.“ Weiter ist u. a. zu lesen, dass „die stadträumliche
und zeitliche Verknüpfung mit den Baumaßnahmen an der Frauenkirche und weiteren
Repräsentationsbauten für die Wiederherstellung der Neumarktbebauung wichtige Anliegen
(sind).“
Das Quartier V.1 hat speziell die Aufgabe, ein Bindeglied der heutigen Zeit zwischen vorhandenen
Baustrukturen der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts und den Baustrukturen des Neumarktbereiches
zu formulieren. Der hier zu beachtende unmittelbar benachbarte Repräsentationsbau ist
der heute unter Denkmalschutz stehende Kulturpalast.
In diesem Kontext wurde völlig berechtigt eine Arbeit ausgezeichnet, die bei näherer Betrachtung
sowohl Proportionen und Gliederungen der Neumarktbebauung aufnimmt, als auch zwischen den
bauzeitlichen Schichtungen vermittelt.
Die Arbeit zeichnet daneben aus, dass sie höchsten Anforderungen an die Umsetzung heutiger
Nutzungsansprüche gerecht wird.
Die Jury des Wettbewerbes ist ein unabhängiges Gremium aus den Vertretern der Bauherren und
Auslober und von Architektur- und Baufachleuten. Dabei waren auch zwei Mitglieder der Gestaltungskommission
vertreten. Beide Gremien sind jedoch nicht identisch. Zweifelsfrei jedoch ist die
jeweilige vorhandene notwendige Fachkompetenz dieser Gremien.
Mit der im Areal bisher entwickelten Symbiose zwischen den qualitätvollen modernen
Einzelgebäuden und den rekonstruierten Fassaden wird ein bereits in der gesamten Geschichte
des Neumarktes typischer Prozess fortgesetzt, in dem die Gebäude von jeher auch durch die
Architektursprache der jeweiligen Entstehungszeit geprägt waren.
Es soll ein Ort entstehen, der Tradition und Moderne verbindet, der lebendig ist, weil es sich dort
gut wohnen und arbeiten lässt, wo Dresdner und ihre Gäste gern verweilen. Zur Verwirklichung
dieser Vision greift ein ausschließlich historisch gewandter Blick zu kurz.
Uns eint das gemeinsame Interesse an anspruchsvoller städtebaulicher und architektonischer
Gestaltung des Neumarktgebietes. Seien Sie versichert, dass wir an diesen Bemühungen nicht
nachlassen werden. Für Ihr Interesse an der weiteren baulichen Entwicklung der Dresdner
Innenstadt danke ich.
Mit freundlichen Grüßen
in Vertretung
gez. Jörn Marx