Dresden, Neumarkt - Quartier V/1

  • Ja, das war eben meine Frage. Ich habe vorher noch nie von der Unterteilung in V-1 und V-2 gehört, deswegen dachte ich, es wäre VI gemeint.

    Sehnsucht Deutschland

  • Man kann sich da auch wunderbar hier informieren.


    Neußer: Du darfst mich gerne "youngwoerth" nennen. :wink:

    Eine aktive Mitgliedschaft besteht darin, sich mit seiner Person in den Verein einzubringen, an Vereinssitzungen teilzunehmen, Ideen mitzuteilen und an Planung und Umsetzung mitzuarbeiten. Wenn Dir das aus Neuss zu beschwerlich ist, dann ist dieser Dresdner Verein wohl der falsche Platz für Dich, die GHND trägt daran allerdings - anders, als es Deine Beiträge suggeriert haben - keinerlei Mitschuld.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

    3 Mal editiert, zuletzt von youngwoerth (1. Juli 2011 um 12:58)

  • Also, wenn ich das richtig sehe, steht das Bauensemble doch in 2. Reihe und ist vom Neumarkt/Frauenkirche aus gar nicht direkt zu sehen. Dafür finde ich den Entwurf dann aber doch nicht ganz so katastrophal. Denn was peripher folgt ist doch sowieso unhistorische Nachkriegsarchitektur.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Also, wenn ich das richtig sehe, steht das Bauensemble doch in 2. Reihe und ist vom Neumarkt/Frauenkirche aus gar nicht direkt zu sehen. Dafür finde ich den Entwurf dann aber doch nicht ganz so katastrophal. Denn was peripher folgt ist doch sowieso unhistorische Nachkriegsarchitektur.


    Es bleibt aber die absolut indiskutable Dachpartie und die wird deutlich negativ neben dem Köhlerschen Haus auffallen.

    Gruß DV

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, sich den Bekanntheitszeitraum von Stuttgart 21 und dem Quartier V / 1 gegenüberzustellen. Wer sich mit dem sogenannten Bebauungsplan seinerzeit frühzeitig auseinandergesetzt hat, sollte realisiert haben, daß an diesr Stelle weder Leitbauten noch Leitfassaden vorgesehen waren und daß nach den Erfahrungen der letzten Jahre mit dem System Dresden auch keine Kehrtwende mehr erhofft werden sollte. Daß etwas anderes als eine Reko kommen wird, hätte bekannt sein müssen. Bei den Erfahrungen der Neubauten im Quartier 1 (Ecke Töpferstraße sowie das Gebäude unterhalb mit unaussprechlichem Namen), beim Rampischen Hotel, beim Nachfolgebau in Q 8 auf dem Grundstück des Zech´chen Hauses sowie beim Schneewittchensarg und seinem Nachbarn zur rechten scheint ein Vergleich mit dem erstpropagierten Entwurf sinnvoll - sie sind alle unerträglich. Wenn man vom Dachbereich dieses nun angesprochenen Projekts absieht, hat das Gebäude einen unbestreitbaren Vorteil - es ist nicht der grausamen Ideologie von Neokubismus und Destabilisierung einzuordnen. Die Fensteranordnung ist glücklicherweise gleichmäßig, das Fenstermaß der hochrechteckigen Fenster zwar hoch, aber noch akzeptabel, die Brüstungsgitter (oder was es werden wird) doch recht ornamental und verspielt. Man sollte sich selbst schon fragen, was man an diesem Platz will, wenn man von vorneherein weiß, daß es zu keiner Reko kommen wird. Natürlich ist das Dach eine fragwürdige Angelegenheit und wird dem Platz nicht gerecht.
    Als weitaus problematischer sehe ich die Entwicklung, daß ausgerechnet die Handvoll Gebäude, die immer unstrittig waren, massive Veränderungen erfahren. Es sei erwähnt, daß die Rampische 17 und 21 Leitfassaden waren, daß aus dem Leitbau Zech ein Garnichts wurde, das Regimentshaus sehr abgedriftet ist und schlußendlich man vom Kopfbau Rampische 33 erst gar nicht mehr sprechen möchte. Das Grundproblem liegt doch vielmahr darin, daß die verantwortlichen Personen in Stadtplanung und Gestako die letzten Reste des alten Dresden abreißen würden und daß ein historischer Wiederaufbau überhaupt nicht gewünscht wird. Nachdem nun offenkundig ist, was einen an der 33 erwarten wird, ist es doch offenkundig, daß darauf gezielt wird, die noch ausstehenden Leitbauten bzw. Fassaden dermaßen zu verfälschen und vor allem in einer Art und Weise zu entfremden, daß der Befürworter der Reko durch Entfremdung vom Platz weggedrängt wird.
    Nach meinem Besuch in Dd. am Dienstag stelle ich mir schon die Frage, ob hier nicht etwas falsch läuft, wenn von V / 1 gesprochen wird, währendessen von der Nordseite der 33 betretenes Schweigen herrscht. Es ist nicht notwendig, aus 5-1 ein Stuttgarter Schmierentheater zu machen.

    Einmal editiert, zuletzt von Weingeist (1. Juli 2011 um 16:21)

  • Als wirklicher Dresden-Fan und mehrmals jährlicher Besucher dieser Stadt muss ich doch sagen, dass - bei allen unbestrittenen Verdiensten der GHND - die etwas abseits der Frauenkirche oder in 2. Reihe stehenden modernen Gebäude mir ziemlich gut gefallen. Ein zurückgesetztes Dachgeschoss oder Staffelgeschosse wirken m.E. auch ästhetisch vorteilhaft. Ich finde, dass man Dresden auch nicht barocker machen sollte, als es überhaupt je gewesen ist. Kleinere, weniger schöne, gar heruntergekommen wirkende Gebäude in zentralster Lage sind auch auf den Dresdner Vorkriegsfotos zu sehen. Soll man die auch wieder aufbauen? Ich finde, zeitgenössische Architektur - wie auch das quaderförmige moderne Gebäude am Postplatz - hat auch in Dresden einen unbesteitbaren Reiz, sie zeugt von Offenheit und traut der Moderne zu Recht etwas zu. Mir ist klar, dass viele in diesem Forum über diesen Standpunkt kotzen werden - aber sei's drum, das muss eben auch mal gesagt werden und viele der in Dresden städtebaulich Verantwortlichen, die m.E. gute Arbeit gemacht haben, werden das ähnlich sehen.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Daß in diesem Bereich keine Reko kommen wird, war seit langem ersichtlich. Wie man sich erinnert, war der erstplazierte Entwurf einem hohen Maß an Kritik ausgesetzt. Rechnerisch bleiben nur 3 Möglichkeiten, wie es mit einem Quartier weitergehen wird. Die erste wäre die Nichtbebauung, die andere wäre eine Reko - hier müßte entschieden werden, ob an die Bebauung vor 1945 oder die vor 1900 angeknüpft wird, die dritte eben eine Neuplanung.
    Zu diesem Entwurf gibt es eine Reihe positiver Aspekte:
    - Eine Unterteilung der nördlichen Fassade in vier Abschnitte (auf die Frauengasse bezogen) entsprechend der historischen Parzellenstruktur und eine ablesbare Beschäftigung des Architekten mit der geforderten Erkennbarkeit ehemaliger Parzellenstrukturen anstatt im Vergleich zum Hotel Köllmann eines Ignorierens von 4 Parzellenstrukturen und Verzicht auf die Leitfassade Rampische 17.
    - Verzicht auf eine rein provokative und auf Stören ausgerichtete modernistische Fassadenarchitektur, siehe Q 1, Schneewittchensarg, Q 8 zum Kanzleigässchen hin
    - Eine Beschäftigung mit der geforderten Idee des weiterbauens einer traditionellen-modernen typisch Dresdner Architektur, wie auch hochrechteckige Fenster, künstlerische Gestaltung der Brüstungsgitter, vornehme Schlichtheit der Fassade.
    - Auf eine Belichtung der nordwestlichen Hausecke zum Köhlerschen Erker wurde Rücksicht genommen.
    - Besonders bemerkenswert ist die Selbständigkeit des Architekten, eine traditionelle und dabei absolut zeitgemäße Fassade zu schaffen, anstatt dem Herdentrieb der BDA-Anhänger im Hinblick auf die heute von jedem nachgeplapperten "Mode"-Architekturen von Destabilisierung und Neokubismus.

    Diskussionsbedarf besteht zum einen in der Dachgestaltung und der Frage, ob das Gebäude von Süden aus gesehen etwas zwischen K.P. und Wohnbebauung eingequetscht erscheinen wird, zum anderen sollte man überdenken, ob als Reminiszenz an den Zustand vor 1900 an der nordwestlichen Hausecke nach dem Vorbild ein Erker eingefügt werden könnte - an den Erkerreichtum der Frauengasse sei erinnert.

  • 2001 war noch nicht absehbar wie sich der Neumarkt entwickeln würde. Heute ist die Sache klarer. Dieses Gebäude stört das Ensemble, weil es nicht kleinteilig ist, sondern eben ein Klotz.

    Wenn wir das hier nehmen,

    könnte man sich zum Beispiel so etwas vorstellen:

  • dass so etwas ueberhaupt durch die Planungs Komission kommt??? persoenlich finde ich manche neubauten an z.B. der Altmarkt Suedseite garnicht so schlecht, aber dies was hier jetzt am Neumarkt realisiert wird, ist wirklich Dreck...habe kein anderes Wort dazu

  • Im Gegensatz zu Rampische 11-17 geht diese Planung wenigstens im großen und ganzen auf die geforderten Parzellenstrukturen ein. Wie kann es sein, daß jeder registrierte APH-Nutzer glaubt, aufgrund dieser und jener Fotos, die er irgendwann mal gesehen hat, zu glauben, je nassforscher desto besser, auf eine Reko des Zustands vor 100 Jahren drängen zu können - und gleichzeitig ignoriert, daß die Quadratmeterpreise des Baulands und die Folgekosten des Baues in so ungeheuerlichen Höhen liegen, daß eine halbwegs erträgliche Bebauung kaum noch zu ermöglichen ist. Die Realität ist, daß aus wirtschaftlicher Sicht wenigstens ein zehngeschossiges Gebäude emporwachsen müßte anstatt der jetzigen Höhen. Wie beknackt muß man eigentlich sein zu glauben, aus einem Foto von 1900, das ein Gebäude abbildet, welches aus wirtschaftlicher Sicht heraus abgerissen wurde, ableiten können zu fordern, dieses unbedingt wieder rekonstruieren zu wollen. Mit anderen Worten würde das bedeuten, zu glauben, sich auf die Frauenstraße stellen zu können und ein Schild vor sich herzutragen mit der Aufschrift: " Ich bin Mitglied im Architekturforum Architektura pro homine, habe ein Foto von 1900 gesehen und fordere daher die Rekonstruktion aller Fassaden im Zustand von 1900". Vom Neumarkt werden im besten Fall ein Drittel als mehr oder weniger gute Fassadenkopien wieder erstehen. Daß zwei Drittel als Neuinterpretation kommen werden, ist seit 15 Jahren voraussehbar - natürlich nur für denjenigen, der seinen Realitätssinn nicht gegen unbekümmerte Naivität eingetauscht hat. Es wäre für jeden hier an der Zeit, zu erkennen, daß den Bauherrn eines Quartiers die Vorstellungen von einer Anzahl Internetarchitekturtheoretiker einen Dreck interessiert. Jeder glaubt hier, gegen den jetzigen Entwurf stänkern zu können und hat doch gleichzeitig vergessen, daß wir noch vor wenigen Jahren vor Entsetzen gestorben sind, als das "Blumenhaus" seinen Einzug ins Bewußtsein und auf den Platz hielt. Im letzten Jahr wurde der erstplazierte Entwurf für das Quartir in heftigstem Umfang zerrissen - schon vergessen???
    Leute, wenn ihr nun hier auch schon wieder am geifern seid, überlegt euch doch bitte zuerst einmal, wie ihr es denn gerne hättet. Bevor hier eine einheitliche Antwort des APH-Forums den Erdball umrunden wird, ist der Neumarkt aufbebaut und das Forum gestorben.
    Wenn diese geistig totalberäumten Diskussionen in dieser Form noch 2 Jahre weitergeführt werden, wird das gute alte APH-Forum nur noch als Tummelplatz von einer Anzahl angemeldeter anoymer Architekturtheoretiker angesehen werden, die jedes Verständnis der Leser verspielt haben - jedenfalls vergeht mir langsam aber sicher die Lust auf diese erbärmliche Art von man hätte, man müßte, man sollte, man könnte - Gefasel.

    Moderationshinweis (Aedificium): Ich bitte doch dringenst darum nicht pauschal das Forum und seine Mitglieder zu diffamieren!

    2 Mal editiert, zuletzt von Weingeist (2. Juli 2011 um 00:14)

  • Weingeist

    Zur Erinnerung: Es gibt eine Gestaltungssatzung, die aber leider nicht verpflichtend ist...es gibt eine sogenannte "Gestaltungskommission" und die ist diejenige, die Rekonstruktionsvorschläge von mehreren Investoren abschmetterte und gegen modernistische Brüche ersetzt haben wollte und dies auch den Bauherren schlußendlich vorschrieb. Wenn ich mich nicht irre, dann gab es auch für dieses Quartier vorab den Vorschlag historisierende bzw. teilweise historische Fassaden ausführen zu können, bei der Rampischen bekanntermaßen deto, QIII nachweislich deto et cetera et cetera.

  • Sehr richtig...ehrlich gesagt habe ich mit der unterteilten Fassade auch eher weniger ein Problem...das Staffeldach ist es, welches mich stört.

    Beim Wettbewerb hat mich damals am meisten der Entwurf aus dem Hause Neumann überzeugt.

    http://www.neumannarchitekten.de/images/wettbewerbe/Dresden_2.jpg

    Gruß DV

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  • ob hier nicht etwas falsch läuft, wenn von V / 1 gesprochen wird, währendessen von der Nordseite der 33 betretenes Schweigen herrscht.


    Liegt evtl. daran, dass über die Planungen zur Nordseite der R 33 kaum jemand Bescheid weiß?! Die städtische Intransparenz geht bei problematischen Projekten ja erst in letzter Sekunde an die Öffentlichkeit. Und dass der gemeine Dresdner von sich aus nachhakt und recherchiert, ist wohl eher nicht zu erwarten.

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  • Ich glaube nicht, dass wir uns in diesem ausgesprochenen Liebhaberforum gegenseitig irgendwelche Vorwürfe machen müssen!

    Natürlich wäre es eine schöne Vorstellung, wenn die pittoresken Häuser des Quartiers V/1 entlang der Frauenstraße rekonstruiert werden könnten. Allerdings bin ich mir durchaus der Tatsache bewusst, dass sie ihren spezifischen Reiz weniger aus einer besonderen architektonischen Qualität, als vielmehr aus der durch die Jahrhunderte gewachsenen Authentizität bezogen. Diese zu rekonstruieren ist natürlich unmöglich.

    Worum es vielmehr geht, und da meine ich für viele im Forum zu sprechen, ist die mangelnde städtebauliche Einordnung, der bewusste Bruch mit dem Ensemble, ein Bruch, der eine wahrscheinlich gewollte Disharmonie erzeugt und unter Stadtbildfreunden in logischer Konsequenz zur Ablehnung des Bauvorhabens führen muss. Wie ich bereits schrieb, könnte eine andere Oberflächenbehandlung, so etwa Putze in warmen Farben und ein mit Biberschwänzen eingedecktes Dach, durchaus konsensfähig sein. An eine Rekonstruktion hat nämlich wirklich niemand gedacht!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • @"Weingeist"
    Grundsätzlich: Positionen oder Denkanstöße mit pauschalen Anschuldigungen bzw. Kraftausdrücken ("stänkern", "geifern", "einen Dreck interessiert" usw.) gegen das ganze Forum oder "dessen" Schreiber zu verbinden ist nicht sachfördernd. Das wurde im Zusammenhang mit anderen Diskussionen und anderen Schreibern schon des öfteren angesprochen, doch scheinbar pflanzt sich solche persönliche Stimmung bisweilen fort. Also, ich selber versuche es oft damit, Gruppendynamiken in Verhaltensmustern zu erkennen, die möglichenfalls gar nicht aus einem selber heraus stammen, und bisweilen einfach mal die Luft etwas anzuhalten.
    Zu Deinen Sacheinwänden: Diese sind großenteils richtig. Jeder weiß, daß es nicht zu einer Totalrekonstruktion des Neumarktareals kommt. Über die Qualität der einzelnen modernen Bauten kann dennoch gestritten werden. Zudem muß man bei den wirtschaftlichen Argumenten stets vorsichtig sein, denn gibt man diesen zu hohe Priorität, dann wird es zu gar keinen Rekonstruktionen kommen. Grund- und Baupreise können als Argument für jede billige Investorenkiste herangeführt werden. Hier ist eben auch die Politik gefragt, bestimmte Weichenstellungen zu fördern.
    Zum Konkreten: Mehrheitlich zeichnet sich doch in diesem Gesprächsstrang nicht die Position einer Rekonstruktion von Urzuständen, sondern einer sensibleren Einfügung in den Neumarktkontext ab. Das hat "Bilderbuch" eigentlich oben perfekt ausgedrückt. Der Bau in seinen Grundproportionen, seiner angedeuteten Kleinteiligkeit mit den verschiedenen Gittern geht durchaus in Ordnung. Es geht primär um das Dach und ebenfalls um die Oberflächenbehandlung (Putz).

  • Zitat

    Die Realität ist, daß aus wirtschaftlicher Sicht wenigstens ein zehngeschossiges Gebäude emporwachsen müßte anstatt der jetzigen Höhen

    Die Realität ist doch eher, daß man einfach eine verpflichtende Bauordnung erlassen müßte - dann würde das Gebiet zwar langsamer, aber gleichzeitig hochwertiger bebaut werden. Schließlich gibt es in der Münchner Fußgängerzone auch keine Zehngeschosser, obwohl es da geringfügig teurer sein dürfte als in Dresden...

    Ansonsten - wen interessiert die "wirtschaftliche Sicht" denn angesichts unseres Subventionsstaats, der uns überflüssige Regionalflughäfen und die weltweit höchste Dichte an Kongreßzentren und Messegeländen beschert, die dann monatelang wie hier vor Ort völlig ungenutzt herumstehen? Wo ein politischer Wille (oder eine Lobby), da ist doch immer auch ein Weg...

  • Wie kann es sein, daß jeder registrierte APH-Nutzer glaubt, aufgrund dieser und jener Fotos, die er irgendwann mal gesehen hat, zu glauben, je nassforscher desto besser, auf eine Reko des Zustands vor 100 Jahren drängen zu können - und gleichzeitig ignoriert, daß die Quadratmeterpreise des Baulands und die Folgekosten des Baues in so ungeheuerlichen Höhen liegen, daß eine halbwegs erträgliche Bebauung kaum noch zu ermöglichen ist. Die Realität ist, daß aus wirtschaftlicher Sicht wenigstens ein zehngeschossiges Gebäude emporwachsen müßte anstatt der jetzigen Höhen. Wie beknackt muß man eigentlich sein zu glauben, aus einem Foto von 1900, das ein Gebäude abbildet, welches aus wirtschaftlicher Sicht heraus abgerissen wurde, ableiten können zu fordern, dieses unbedingt wieder rekonstruieren zu wollen. Mit anderen Worten würde das bedeuten, zu glauben, sich auf die Frauenstraße stellen zu können und ein Schild vor sich herzutragen mit der Aufschrift: " Ich bin Mitglied im Architekturforum Architektura pro homine, habe ein Foto von 1900 gesehen und fordere daher die Rekonstruktion aller Fassaden im Zustand von 1900".

    Ist doch ganz einfach, man formuliert staatliche Auflagen. Wer sich an diese Auflagen nicht halten will, der darf halt nicht mitspielen. Der Wert der Grundstücke am Neumarkt ergibt sich erst aus der barocken Rekonstruktion, alles, was baulich stört, mindert den Wert. Wir sehen ziemlich genau, dass überall dort wo Gestaltungsprinzipien formuliert wurden die auch eingehalten wurden, dort wo man drauf verzichtet hat, aber nicht. Im Fall Rampische Strasse war man eben nicht ambitioniert genug Auflagen zu stellen, da wo die Auflagen nicht bestanden, steht das Innside-Hotel. Da wo die Auflagen nicht bestanden, steht das Ontario. etc.

    An der Alster gibt es auch keine 10 Stockwerke hohen Häuser.

    Vor zehn Jahren hat man noch nicht damit gerechnet, wie das alles aussehen wird, deshalb muss man die regulative Latte nach den Erfolgen nun ein wenig höher hängen. Ziel muss die komplette stimmige Rekonstruktion der Innenstadt um den Neumarkt sein. Der Nachfolgerbau des Hilton wird z.B. kein 15 stöckiges Glashotel sein, sondern eine stärkere Annäherung an die Vorkriegssituation und ihre Kleinteiligkeit.

  • da wo die Auflagen nicht bestanden, steht das Innside-Hotel. Da wo die Auflagen nicht bestanden, steht das Ontario. etc.


    Na, das stimmt aber jetzt nicht so ganz. Im Q1 gab es ebensowenig Auflagen wie im Q2. Die Gestaltungssatzung am Neumarkt ist nicht rechtsverbindlich. Die Gestaltungskommission berät Investoren am Neumarkt in ihrem Sinne: Beim Innside war sie es, die jenen grobschlächtigen Vorschlag präferiert - und die kleinteilige Komplettreko abgelehnt hat.

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  • Agon:
    Es steht außer Diskussion, daß jeder gleichberechtigt ist, sich anzumelden und mitzuschreiben, und daß es eines gewissen Fleißes bedarf, über den Staus des Novizen über den Bekannten zum Mitglied zu werden. Hierüber sind keine weiteren Diskussionen notwendig.
    Jedoch zitiere ich deinen ersten Satz "Ist doch ganz einfach, man formuliert staatliche Auflagen." und muß dir doch leider bekunden, daß die Entwicklung seit Mitte der 1990er Jahre Fakten geschaffen hat, bei denen zwischen Anspruch und Wirklichkeit gerade im Hinblick auf die Wiedergewinnung des Neumarkts eine erhebliche Spanne liegt.
    Wenn du dich näher mit der Geschichte der ehemaligen inneren Altstadt befaßt und dir die Anzahl der Fassaden vergewisserst, die das Inferno überlebt haben, wiederaufbaufähig gewesen wären, aber aus politischer Ideologie vernichtet wurden und dir noch die Details vor Augen hälst, die die mögliche Bergung erhaltener Bauplastik betreffen, die schon bald in den frühen 50ern nicht mehr geborgen wurden, da zum einen vorgegeben wurde, es stünde kein weiterer Platz mehr zur Verfügung, zum anderen, weil jeglicher Bewahrung der überlieferten Reste des alten Dresdens keine Relevanz mehr zugestanden wurde, und am Ende auch die letzten Reste der einstmals weltberühmten Rampischen Straße ohne Bergung jeglicher Reste beseitigt wurden, wirst du erkennen, daß sich für uns als Befürworter der Wiedergewinnung alter Identität ganz zwangsläufig ein Vakuum der Identität ergibt, welches mittlerweile durch Wiederaufbau und Reko etwas gemildert wurde.
    Gleichzeitig ist es uns seit 15 Jahen bewußt, daß der Wiederaufbau des Areals nicht als eine komplette Reko ablaufen wird, daß eine Anzahl von Gebäuden nach Abwägung aller Tatsachen nicht als rekowürdig angesehen werden können - und daß eine Teilung der Quartiere in Einzelparzellen mit der Option einer Bebauung durch rein private Bauherren nicht realisiert wurde.
    Für den Bereich der Salzgasse ergeben sich für uns Befürworter des Wiederaufbaus anhand des Beispiels der Salzgasse im Detail bei Einarbeitung in die Geschichte zwei Zeitabschnitte: zum einen den fotografisch überlieferten Abschnitt mit "Mittmanns Hotel" und seinen Nachbarn, wobei wir teilweise zweigeschossigen Gebäuden und einem hoffnungslos heruntergekommenen Zustand begegnen sowie dem Abriß und einer Neubebauung in den 30er Jahren.
    Das Areal ist nun neu bebaut worden und steht für eine Reko eines früheren Zustands nicht mehr zur Verfügung. Eine theoretische Frage, welcher einstmalige Zustand eher wünschenswert und aus dem Empfinden eines Realitätssinns heraus eher hätte angestrebt werden können, ist jedoch auch heute noch möglich.
    DIe Beschäftigung mit dem nun aktuellen Quartier 5-1 zeigt uns nun, daß hier ebenfalls 2 Zeitschichten nebeneinander laufen: der über jahrhunderte gewachsene sowie der Abriß dieses Bereichs und die Neubebauung damals zu rein wirtschaftlichen Zwecken.
    Durch die Verschiebung der Galeriestraße nach Osten ist das Stadtbildprägende Gutbier´sche Haus zur Zeit nicht mehr wiederzugewinnen - oder aber man verschiebte es nach Osten. Auch die ehemaligen Grundstücksgrenzen nach Süden hin sind aufgrund des Wohnriegels auf der Wilsdruffer nicht mehr wiederzugewinnen.
    Das Bewußtsein über die in einer langen Phase hinweg gewachsenen Entwicklungen der Wiederbebauung haben in den 1990ern zu einem nicht beschlossenen Bebauungsplan geführt, bei dem uns anhand des Beispiel Hotel in der Rampischen Gasse (ehemalige Parzellen 11-17) gezeigt wird, daß der damalige Konsens von einer Zusammenführung von maximal 3 Parzellen, sowie z.B. auch einer Dacheindeckung aus roten Dachziegeln nicht eingehalten wurde. Die Leitfassaden Rampische Straße 17 und 21 wurden gestrichen, im Umfeld der Bebauung kam es überdies zu einer in den Zeitungen ausgetragenen Gegenüberstellung der Meinungen zum einen des Bauherrn, der vorgab, wenigstens alle Fassaden wieder errichten zu wollen; zum anderen derjenigen der städtischen Verantwortlichen, die dieses mit einer Reihe von verschiedenen Handlungen umgingen.
    Auch die nordöstliche Ecke des Q 1 sowie die vollständige Streichung des Zech´schen Hauses als Leitbau und die voraussehbare Streichung der Leitfassade Galeriestraße/ Ecke Jüdenhof sollten in diesem Zusammenhang erwähnt werden.
    DIe verschiedenen Entwicklungen der letzten Jahre seitens der Stadt, die Besetzung der Gestaltungskommission, der Umgang mit der Zahl von 60.000 Stimmen der Befürworter eines historischen Wiederaufbaus, sowie der Umgang mit potentiellen Mäzenen und der Fachkundigen, die das historische Wissen aufweisen, das einen weitgehend realistischen Wiederaufbau erst ermöglicht, sollten bei 5-1 nicht außer Acht gelassen werden.
    Bei der Nordseite war von vornherein klar, daß zur Frauenstraße hin kein Gebäude mehr wenigstens als Leitfassade mehr entstehen wird und daß die Beseitigung eines moderaten Teils des Kulturpalast zur Wiedergewinnung der ehemaligen Galeriestraße keine Chance auf eine Realisierung erwarten kann.
    Die geforderten Grundprinzipien eines geforderten Weiterbauens traditioneller Dresdner Architektur umfaßten u.a. die Forderungen nach Einhaltung der ehemaligen Parzellenstrukturen, giebelständigen Fassaden, Verwendung hochrechteckiger Fenster, Betonung der Mittelachse, Ausarbeitung eines Traufengesimses und einer möglichen Ausarbeitung von gewissen künstlerischen Details, die durchaus auch zeitgemäß-traditionell sein dürfen.
    Daher darf der Innenhof von An der Frauenkirche 16/17 auch als eine echte Bereicherung für den Neumarkt gesehen werden und festgestellt werden, daß den Bauten von Herrn Köckeritz auf der Salzgasse in der Tat EIN Mangel zukommt: sie stehen nicht auf der Rampischen Straße.
    Die Entwürfe zum "Blumenhaus" als Glas-Stahl-Ausführung wurden vor wenigen Jahren heftigst abgelehnt. Ebenso hat der erstplazierte Entwurf im letzten Jahr zu einem erheblichen Maß an Kritik geführt.
    Im Vergleich dazu ergibt sich das Bewußtsein, daß in Q 5-1 niemals auch nur eine Fassadenreko erhofft werden konnte, wenngleich die schmalen Parzellen der ehemaligen Bürgerhäuser mit großteils 3 Obergeschossen, eine wünschenswerte Kleinteiligkeit der Frauenstraße, und natürlich auch die ehemalige Dachlandschaft dies als sehr wünschenswert erscheinen lassen. Wäre das Quartier auf verschiedene Bauherren aufgeteilt worden, hätten wesentlich kleinteiligere Lösungen realisiert werden können.
    Im Bewußtsein, daß "wir" weder Entscheidungträger noch Bauherren sein werden, sowie daß leider ein Teil der Realität auch ist, daß die wahren Kenner des Neumarkts seitens der Stadtplanung sowie durch die Besetzung der Gestaltungskommission mit einer Mehrzahl von Ablehnern des Wiederaufbaus (die Legitimation durch eine sogenannte Einhaltung der geforderten Qualität ist anhand der geschaffenen Bauten zu hinterfragen) ausgegrenzt und teilweise auch kaltgestellt wurden, muß zwangsläufig auch für jeden die Frage stellen, was er dann, wenn eine Rekonstruktion nicht mehr erwartet werden kann, bevorzugt.
    Zu diesem Entwurf sind hier im Forum die Aussagen "Architekturmüll" und "der letzte Dreck" gefallen.
    Abgesehen von einer sehr verbesserungswürdigen Dachgestaltung, die dem Genius loci absolut nicht gerecht wird, und bei der im Vergleich aus Sicht der Wilsdruffer Straße nach Norden selbst die Wohnriegel ein angepaßteres Bild liefern, zum anderen auch bekannt ist, daß der Zuschnitt des Quartiers heute es nicht mehr ermöglicht, an das Bild der ehemaligen Parzellen auf Süd- und Westseite anzuknüpfen, kommen diesem Entwurf auf die Fassaden der Obergeschosse bezogen die Vorteile einer ablesbaren Beschäftigung mit der geforderten Einhaltung der "Parzelle", der Verwendung hochrechteckiger Fenster, teilweise die Betonung einer Mittelachse, einer künstlerischen Ausgestaltung und im Vergleich zu den Köckeritz-Bauten auf der Salzgasse auch hier das Bewußtsein, daß das Erscheinungsbild des Neubaus es ermöglicht, mit ihm seinen Frieden zu schließen ( Ein traditionelleres Dach sowie ein Erker an der nordöstlichen Hausecke wäre für das Gebäude noch eine wesentliche Bereicherung).

    Seit der Entwicklung des Leitbaugedankens durch Dr. Nadler hat sich auch die Frage ergeben, wie der Gedanke eines Weiterbauens traditioneller Bürgerhausarchitektur Dresdner Häuser heute idealerweise aussehen sollte - hierauf wurden auch Antworten gefunden, denen wir uns realistischerweise nicht verschließen können. Auch die Tatsache der Entwicklung, daß es zu keiner Vollrekonstruktion des gesamten Neumarkts mehr kommen wird und daß sich der Anzahl von etwa einem Drittel als Baukopie zwei Dritteln als Neuinterpretation entgegenstehen werden, sollte eingesehen werden.
    Jedem von uns als Teil der Befürworter eines wenn möglich umfänglichem Wiederaufbau eines Großteils der untergegangenen Altstadt muß bewußt sein, daß das Ergebnis am Ende nicht dasjenige sein wird, was sich ein jeder von uns vorgestellt hat und daß es das sein wird, was von einer gewissen Anzahl von Entscheidungsträgern festgelegt wurde. Hierzu muß sich ein jeder auch die Frage stellen, wenn dasjenige, das er selbst als die beste Lösung erachtet hat, nicht realisiert wird, welches Ergebnis er dann als das beste ansieht, mit dem er schließlich leben kann.

    10 Mal editiert, zuletzt von Weingeist (3. Juli 2011 um 18:07)

  • Jedem von uns als Teil der Befürworter eines wenn möglich umfänglichem Wiederaufbau eines Großteils der untergegangenen Altstadt muß bewußt sein, daß das Ergebnis am Ende nicht dasjenige sein wird, was sich ein jeder von uns vorgestellt hat und daß es das sein wird, was von einer gewissen Anzahl von Entscheidungsträgern festgelegt wurde. Hierzu muß sich ein jeder auch die Frage stellen, wenn dasjenige, das er selbst als die beste Lösung erachtet hat, nicht realisiert wird, welches Ergebnis er dann als das beste ansieht, mit dem er schließlich leben kann.

    Ich verstehe den Willen zu Realismus und Kompromiss. Allerdings besteht ja durchaus Zeit. Das heute errreichte geht bereits über das im Jahr 1995 realistisch zu erwartende hinaus, es wurden viele Erfahrungen gesammelt.