Freiburg im Breisgau

  • Tja, heutzutage gibt es ja alle möglichen Montagekleber, die mit hoher Zugfestigkeit werben, Da ist man als Handwerker schon versucht es sich einfach zu machen und "nur" zu kleben (könnte ich mir vorstellen!?). Habe mit dem Zeug gerade selber zu tun. Manches davon ist auch hochgiftig(PU-KLeber). Es gibt aber auch Alternativprodukte ohne die üblen schädlichen Inhaltsstoffe.

  • Die Stadtverwaltung möchte das denkmalgeschützte Haus Schwarzwaldstrasse 31 abreißen, weil es sich angeblich in einem baufälligen Zustand befindet. Dieselben Gründe wurde bereits beim Ratsstüble von einer ganzen Ämterriege im Januar 2016 vorgetragen - auf der Grundlage eines einzigen Gutachtens, welches im Auftrag der Bauherrin privat unter Mithilfe ihres Architekten erstellt wurde!
    Vermutlich wird die Stadtverwaltung auch hier demonstrieren, dass sie immer Recht hat. Ein Déjà-vu!

    Die kurzzeitigen Besetzer des Hauses argumentieren entgegengesetzt: Sie wollen das Gebäude auf eigene Kosten von einem Sachverständigen untersuchen lassen und bei Eignung wieder instandsetzen. Tatsächlich ist derzeit noch nicht entschieden, ob das Haus für den Stadttunnel überhaupt weichen muss, wie voreilig städtischerseits behauptet wird. Es gibt also Spielraum für eine Nutzung. Die Stadt möchte jedoch lieber abreißen statt Alternativen zuzulassen. Genau wie beim Ratsstüble sollen nun offenbar schnell Fakten geschaffen werden, bevor die kritischen Fragen zunehmen.

    Hintergrund:
    Dass der Stadt gehörende Gebäude steht seit etlichen Jahren leer. Seit 2013 steht ein möglicher Abriss für den Bau des Stadttunnels ab 2025 zur Diskussion. 2015 brannte der Mittelteil der ehemals drei in Reihe gebauten Häuser unter mysteriösen Umständen ab. Das Mittelhaus, das wie das gesamte Dreikönigshaus unter Denkmalschutz stand, wurde infolge, ohne eine Option des Wiederaufbaus, abgerissen. Auch zugunsten des 300-Millionen Projekts Stadttunnel gibt es keine Pläne für die immer noch bestehende Brache. Dass Mitte des 18.Jahrhunderts errichtete Gasthaus Dreikönige wurde 1921 der Stadt zugeführt und als Volksküche verwendet, später als Dreikönigshaus von verschiedenen Wohlfahrtsorganisationen weiterhin genutzt. Der nun freistehende Westteil wird noch heute als Essenstreff genutzt, wohingegen das Haus, getrennt durch die Brache, seit Jahren leer steht. Das Dreikönigshaus ist ein Symbol für die Freiburger Wohnungspolitik: Während die Mieten steigen und bedürftige Menschen auf der Strecke bleiben, stehen sogar städtische Gebäude leer. Statt sich Gedanken über eine nötige Renovierung und die Instandhaltung des Gebäudes zu machen, lässt die Stadt Zeit verstreichen. Sie diskutiert zwölf Jahre vor dem geplanten Start der Baustelle des Projekts über einen Abriss, statt sich Gedanken über eine zwischenzeitliche Nutzung des Gebäudes zu machen.

    Hier die komplette Reihe des Dreikönigshaus noch mit dem abgebrannten und später abgebrochenen Mittelteil und dem dahinterliegenden kurzzeitig besetzten Gebäude, das trotz Denkmalschutz ebenfalls voreilig abgebrochen werden soll. Im Vordergrund das ehemalige Gasthaus, derzeit ein Essenstreff für bedürftige Menschen:http://ais.bz-ticket.de/piece/08/96/22…f-3_2-w-932.jpg

    Eine Sammlung an Bildern zum Dreikönigshaus aus der Wikipedia: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Dreikönigshaus_(Freiburg_im_Breisgau)?uselang=de

    Jeder, der sich die Fähigkeit erhält Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.
    http://www.archicultura.ch

    2 Mal editiert, zuletzt von zeitlos (2. Januar 2019 um 06:23)

  • Um das Haus wäre es natürlich schon sehr schade, "Stadttunnel" klingt aber toll. Soll der Verkehr verschwinden oder was wird hier geplant? Wäre um kurze Infos dankbar.

  • Das ist wieder so typisch. Da wollen einige Entscheider mit aller Macht ein Prestigeprojekt durchboxen. Die Häuser, die da angeblich im Weg stehen, müssen natürlich weg. Ob man sie vergammeln lässt, oder, rein zufällig, ein Feuer ausbricht. Das sind bekanntlich gute Mittel, um den Denkmalschutz zu umgehen. Schon 1000x erlebt. Der ganze Fall und Umgang mit diesen Häusern, erscheint nahezu kriminell. Man wundert sich trotzdem über Politikverdrossenheit. - Dieser Tunnel soll 300 Millionen kosten? Zwar bin ich nicht informiert, aber das erscheint mir doch schon wieder reichlich schöngerechnet. Ist ja heute leider der Standard, um große Bauprojekte durchzuprügeln. Ist der Bau erst begonnen, nimmt man auch eine fette Preissteigerung in Kauf.

  • Soll der Verkehr verschwinden oder was wird hier geplant? Wäre um kurze Infos dankbar.

    Der Stadttunnel ist ein in Planung befindliches Projekt für die unterirdische Trassenführung der B 31 im Stadtgebiet.
    Er soll auf 1,8 Kilometern als Verlängerung des bestehenden Schützenalleetunnels realisiert werden. Damit soll der Tunneleingang des Schützenalleetunnels bis zur Kronenbrücke nach Osten verlegt werden. Die Tunnelröhren mit 13 Metern Durchmesser sollen teilweise unter der Dreisam sowie, in 15 Metern Tiefe, teilweise seitlich unter dem Flussbett verlaufen.Im Mai 2012 bestätigte das Verkehrsministerium die Kosten des Tunnelbaus mit 300 Millionen Euro. Bereits im Sommer 2013 wurden entlang der Trasse Probebohrungen durchgeführt. Zudem wurde erklärt, dass das denkmalgeschützte Dreikönigshaus dem Tunnelbau zum Opfer fallen soll. Die Realisierung des Projekts ist bis zum Jahr 2030 wahrscheinlich geworden. Die Bauzeit wird auf sechs bis sieben Jahre geschätzt. Im Sommer 2017 hat das Bundesverkehrsministerium den Plänen zugestimmt. Erst jetzt will die Stadt mit der Bürgerbeteiligung beginnen.

    Ergänzend zu den Baukosten: Im Januar 2016 wurde die Kostenschätzung für den Stadttunnel von 300 auf 325 Millionen Euro erhöht!

    Stadtkarte mit Schützenalleetunnel, der bereits in Betrieb ist und die geplante östliche Erweiterung des Stadttunnels: https://de.wikipedia.org/wiki/Freiburge…Stadttunnel.png

  • Nach eingehender Betrachtung der von Zeitlos beigefügten Verlaufsplanung des neuen Stadttunnels ist für mich in keinster Weise nachvollziehbar, weshalb das Dreikönigshaus fallen müßte. Der Stadttunnel kommt doch nicht mehr bis zum Anschluß an den bestehenden Tunnel ans Tageslicht, also keine Ausfahrt. Und Probleme mit den Fundamenten der Häuser kann es auch nicht sein, da haufenweise andere Straßenzüge und damit Häuser unterquert werden. Wenn man unter das Niveau der Dreisam tunnelt ist man vielfach tiefer als die Kellerfundamente der Häuser. Na ja, mal sehen, wie das werden wird. Ist im Untergrund alles Schwarzwaldkiese und Sande, also rutschgefährdet. Wenn die Baufirma nicht mit Achtsamkeit und guter technischer Vorbereitung vorgeht, kann so ein Malheur wie in Köln anno 2009 drohen.
    Beim U-Bahnbau in Berlin müssen ja auch keine Häuser abgerissen werden, oder!? Und da ist der Untergrund nur aus Sand.

    Im letzten Herbst hat ja der langjährige Bgm Salomon von den Grünen abtreten müssen. Auf dessen Konto geht wohl die bisherige Tunnelpolitik. Der Nachfolger, ein parteiloser, tüchtiger "Jüngling" darf sich erst noch bewähren!

  • Nach eingehender Betrachtung der von Zeitlos beigefügten Verlaufsplanung des neuen Stadttunnels ist für mich in keinster Weise nachvollziehbar, weshalb das Dreikönigshaus fallen müßte. Der Stadttunnel kommt doch nicht mehr bis zum Anschluß an den bestehenden Tunnel ans Tageslicht, also keine Ausfahrt. Und Probleme mit den Fundamentne der Häuser kann es auch nicht sein, da haufenweise andere Straßenzüge und damit Häuser unterquert werden. Wenn man unter das Niveau der Dreisam tunnelt ist man vielfach tiefer als die Kellerfundamente der Häuser...


    Die Badische Zeitung beschreibt das "Problem" mit der Begründung des Vollanschlusses, welcher wie SchortschiBähr zutreffend erläutert nicht per se Grund für den Abbruch sein kann:

    Zitat

    ... Das Dreikönigshaus, das der Stadt gehört und in dem sich der Essenstreff für Bedürftige befindet, müsste während der Bauzeit weichen. Der Platz wird benötigt, um den Vollanschluss herstellen zu können. Das bestätigte Baubürgermeister Martin Haag. "Uns war wichtig, dass wir möglichst nicht in Privateigentum eingreifen."...

    Quelle: http://www.badische-zeitung.de/freiburg/ein-h…--73152263.html

    Eine näherliegende Erklärung liefert 'Freiburg Lebenswert'. Der Verein setzt sich für die Erhaltung des denkmalgeschützten Gebäudes und darüber hinaus für die Wiederherstellung des vom Brand zerstörten und vorzeitig abgebrochenen Mittelteils als Kulturdenkmal und Bestandteil des Ensembles ein:

    Zitat

    Dass der Mittelteil des Dreikönigshauses nach dem Brand nun abgerissen werden soll, kann so nicht hingenommen werden. Die Stadt will gegen den Widerstand vieler Bürger in der Wiehre und Freiburgs, das denkmalgeschützte Gebäude ohnehin abreißen...

    ...In unserer Abhandlung des Arbeitskreises „Stadtbild und Bauen“ zum Programm von Freiburg Lebenswert steht: „Wie ist es möglich, dass allein schon der Gedanke aufkommen kann, eines der ältesten Gebäude der Wiehre, das denkmalgeschützte „Dreikönigshaus“ abreißen zu wollen, nur um dort Material für die Baustelle der neuen Dreisam-Tunnel zu lagern? Sollte es so kommen, wäre dies der Gipfel an Ignoranz und unnötiger Zerstörungswut in Freiburg, wogegen die Freiburger sich endlich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln wehren sollten.“

    In Freiburg gefährden vermeintliche Sachzwänge leider immer wieder Baudenkmäler. Die Erhaltung gefährdeter Bausubstanz genießt leider weder im Freiburger Gemeinderat noch in der Stadtverwaltung einen besonders hohen Stellenwert. Die Liste der Baudenkmäler, die in den vergangenen Jahren weichen mussten, ist beträchtlich. Dies kann so nicht weitergehen!

    Häuser die unter Denkmalschutz stehen müssen und können auch nach einem Brand wieder hergerichtet bzw. wieder aufgebaut werden. Das Dreikönigshaus ist das letzte noch vorhandene barocke Baudenkmal in diesem Quartier. Es steht daher unter Denkmalschutz und muss auch nach dem Brand weiterhin diesen hohen Schutz genießen.


    Quelle: https://freiburg-lebenswert.de/das-dreikoenig…eZFpInap2oNwpgs

  • In der Sparkasse Freiburg ist zur Zeit eine Wanderausstellung zur Geschichte der Zähringer zu sehen. Ich kenne nur den kleinen, aber feinen, hübsch ansprechend aufgemachten Katalog dazu. In diesem finden sich einige interessante, archäologische und bauhistorische Befunde zur frühen Stadtbaugeschichte Freiburgs. Leider habe ich den Katalog im Netz (noch) nicht als pdf gefunden.
    Hier aber den link zur Ausstellungseite: https://diezaehringer.eu/#geschichte

    Auf der Presseseite einige downloads, am interessantesten vielleicht dieses Bild einer Rekonstruktion der Freiburger Zähringerburg:


    Quelle:
    https://diezaehringer.eu/presse/

    Hier der Flyer zur Ausstellung: https://alemannisches-institut.de/html/img/pool/…llungsflyer.pdf

    Begleitprogramm des Alemannischen Instituts dazu: https://alemannisches-institut.de/cms/website.php?id=programm.htm

  • Das ist wieder so typisch. Da wollen einige Entscheider mit aller Macht ein Prestigeprojekt durchboxen

    Es mag ja sein, daß der Stadttunnel einigen Entscheidungsträgern einen Prestigegewinn bringt – er bringt aber vor allem tausenden von Freiburgern mehr Lebensqualität.

    Die Schwarzwaldstraße, an der das Dreikönigshaus liegt, ist als Teil der B 31 die Ost-West-Verbindung in Freiburg - und damit auch Richtung Rheintal bzw. Schwarzwald - mit einem Verkehrsaufkommen von bis zu 40.000 Fahrzeugen pro Tag.

    Die Eröffnung von Kappler- und Schützenalleetunnel (in diesen Bereichen ist die B 31 bereits untertunnelt) hat eine ganz erhebliche Entlastung der östlichen Stadtteile gebracht, dafür staut sich der Verkehr jetzt westlich des Schützenalleetunnels. Eine Weiterführung der Untertunnelung bis zur Kronenbrücke (diese befindet sich ca. auf Höhe der westlichen Altstadtgrenze, das Dreikönigshaus liegt etwa auf Höhe der östlichen Altstadtgrenze, bis zum Beginn des Schützenalleetunnels sind es noch einige hundert Meter weiter) würde auch diesen Bereich deutlich entlasten, nicht nur zum Vorteil der unmittelbaren Anwohner, sondern auch vieler anderer Freiburger, die sich gerne an der Dreisam tummeln und Lärm und Gestank der Blechlawinen auf beiden Seiten des Flußufers ertragen müssen.

    Wird die B 31 im genannten Teilstück auch untertunnelt, soll sie zwischen Umkirch im Freiburger Westen und Buchenbach im Osten (Gesamtstrecke ca. 22 km) zur A 860 hochgestuft werden. Das dürfte einiges über das schon tatsächlich gegebene Verkehrsaufkommen aussagen.

    Mir geht es mit diesem Beitrag nicht um grundsätzliche Fragen der Verkehrspolitik und wie sich die Mobilität in der Zukunft entwickeln wird (ÖPNV-Ausbau, Reduzierung des Individualverkehrs, Elektromobilität?), ich kann mich nur nicht recht damit anfreunden, wenn Meinungen geäußert werden, ohne daß man die Verhältnisse vor Ort kennt und damit auch nicht beurteilen kann, wie gravierend der Alltag durch die Blechlawinen auf der am Rande der Freiburger Altstadt vorbeiführenden und die anliegenden Wohnquartiere zerschneidenden B 31 beeinträchtigt wird.

    Schon möglich, daß 2030 nur noch eine Elite im selbstfahrenden Tesla durch die Gegend kutschiert wird, dann wäre natürlich ein Stadttunnel ein höchst unsinniges Projekt, unter den aktuellen Verkehrsgegebenheiten und angesichts des Bevölkerungszuwachses in und um Freiburg, der sicher anhalten wird, befürworte ich freilich den Tunnel – und das schreibe ich als jemand, der sich seit über 30 Jahren konsequent dem Autofahren verweigert und noch nie ein Automobil besaß, der egal bei welchem Wetter täglich alle Wege mit dem Rad zurücklegt und allenfalls gelegentlich den ÖPNV oder die Eisenbahn nutzt. Gäbe es mehr Menschen wie mich, bräuchte es natürlich auch keine Stadttunnel oder ähnlich aufwendige und kostspielige Verkehrsprojekte ;)

    Ich finde es richtig, daß das Konzept der verkehrsgerechten Stadt und die damit verbundenen "menschenfeindlichen Tendenzen" ('East-Clintwood' gestern in einem Beitrag im Bremer Abrißwut-Strang) nach und nach revidiert wird, und ein Tunnel ist an dieser speziellen Stelle in Freiburg "das einzig Denkbare" (wie 'Kaoru' im selben Bremer Strang schrieb). "Teuer, sicher, aber alles hat seinen Preis. Aber das Zerfahren (…) von Städten ist ein viel höherer Preis, der nicht länger bezahlt werden kann."

    Mit dem Kappler- und Schützenalleetunnel hat man den richtigen Anfang gemacht, warum also auf halber Strecke stehenbleiben?

    In Freiburg läuft ja manches falsch, u.a. der Umgang mit Baudenkmalen, aber am Verkehrskonzept ist doch vieles richtig. Es gab in den letzten Jahren einen deutlichen Ausbau des Straßenbahnnetzes und etwa die Stillegung des Rotteckrings für den Durchgangsverkehr. Auch da wurde im Vorfeld viel geunkt. Nun ist aus einem ehedem vielbefahrenen, vierspurigen Vekehrsring plötzlich ein Bereich mit Aufenthaltsqualität entstanden und nicht einmal die – mangels Grünflächen - zuvor befürchtete Betonwüste mit Hitzschlaggefahr. Man konnte das während der langen Monate des zurückliegenden Sommers beobachten, als der 'Platz der Alten Synagoge' zwischen Theater und Uni plötzlich den ganzen Tag von quirligem Leben erfüllt war (allein die vielen kleinen Kinder, die sich an den Wasserspielen ergötzten), man kann jetzt Platz nehmen, ohne von Autoabgasen aus Auspuffen sonder Zahl eingenebelt zu werden, und ebenso plötzlich ist das gesamte Quartier westlich des Rotteckrings, also zwischen Theater, Unibibliothek, Colombipark bis Konzerthaus und Hauptbahnhof wieder an die eigentliche Altstadt angebunden, nachdem es jahrzehntelang wie abgeschnitten war.

    Einen ähnlich positiven - wenn vielleicht auch nicht ganz so dramatischen (denn es wird weiterhin oberirdischen Verkehr geben) – Effekt wird sicher auch der Bau des Stadttunnels zeitigen.

    Einmal editiert, zuletzt von etinarcadiameo (5. Januar 2019 um 17:24)

  • Gestern wurde bei einem "Bürger_innendialog" der Stadt Freiburg über die Bebauung des Viertels "Kleineschholz" informiert. Ab hier hatten wir vor zwei Jahren darüber diskutiert. Damals war angekündigt, daß Christoph Mäckler und sein Institut für Stadtbaukunst beratend zur Seite stünden. Es solle ein Viertel entstehen, das die Menschen "als Heimat empfinden." Daß die Menschen lieber in mehr als 100 Jahre alten Vierteln lebten als in modernen, sei "ein Armutszeugnis für die Architekten" so Mäckler damals (BZ, 3.2.2017).

    Hier und hier nun das ernüchternde Ergebnis. Der Siegerentwurf aus Bregenz sieht - soweit man etwas erkennen kann - genauso banal aus, wie fast jedes andere Stadtviertel der letzten 70 Jahre. Mitten hindurch soll auch noch die bisherige Hauptverkehrsachse "Sundgauallee" geleitet werden. Die Gebäude auf der Visualisierung sehen gruselig aus. Etwas besser hätten mir auf den ersten Blick die Entwürfe aus Berlin und Stuttgart mit ihrer Blockrandstruktur gefallen. Die Baukörper selbst wären aber bestimmt auch nicht besser ausgefallen. Alle Entwürfe zeigen übrigens durchgehend Flachdächer. Nix da mit den "Qualitäten der Gründerzeitquartiere" (Mäckler). Es wird also wieder zu konstatieren sein: Ein Armutszeugnis für die Architekten.

  • Mäckler ist ein Schaumschläger, ein Wichtigtuer, der sich mit „Stadtbaukunst“ profilieren will, aber selbst nur zu den gleichen architektonischen Nullnummern wie all seine Kollegen fähig ist. Seine Forderungen nach städtebaulicher Qualität haben keinen Wert, weil ihnen jegliche Konsequenz und Selbsterkenntnis fehlt. Wer in der Hoffnung auf ein neues traditionelles Bauen auf Mäckler setzt hat schon verloren.

    In dubio pro reko

  • Es solle ein Viertel entstehen, das die Menschen "als Heimat empfinden."

    Vielleicht wird das sogar passieren. Die Menschen haben dann da ihre Einkaufsmöglichkeiten, ihren Balkon, auf dem sie sich sonnen können, ihre Wohnung mit modernen Bädern. Der Mensch ist an vieles gewöhnbar, so lange der Bauch voll ist.

    Letztlich fragt man sich bei solchen Planungen, ob die Bürger schon so abgestumpft sind, wirklich alles mitzumachen. Oder ob der Moment kommt, wo ihnen das einfach nur noch zum Hals heraushängt und ihnen der Kragen platzt. Diese ewig gleichen Flachdach-Block-Planungen. Aber vermutlich wird es deswegen keine Rebellion geben, sondern nur weitere Abstumpfung. Man kann ja noch zwei mal im Jahr in Urlaub fahren und dort ein paar schöne Orte genießen. Das reicht wohl.

  • Da stimme ich Dir zu, Heimdall. Insofern bekommt die Gesellschaft die Architektur, die sie verdient.

    Überraschend offen finde ich übrigens die Kritik an einem Entwurf, der große Grünflächen vorsieht: "Zu verbessern sei [...] die Sicherheitslage/ soziale Kontrolle in einigen Grünbereichen." "Auch die Bürgerschaft kritisierte mögliche Angsträume." Zur Erklärung: Gleich nebenan liegt der Eschholzpark, der in den letzten Jahren in Verruf gekommen ist. Das könnte das Aufkommen von Heimatgefühlen natürlich wiederum erschweren.

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  • Eine Doku mit einem ganz wichtigen Ergebnis. Wenn das stimmt, was Klaus Humpert hier herausgefunden hat, dann zeigt das einmal, dass mittelalterliche Planstädte (bei den nicht-geplanten Städten sieht es sicher anders aus) nach ähnlichen Prinzipien und auf der Grundlage ähnlicher metaphysisch-theologischer Überlegungen erbaut wurden wie die großen Kathedralen des Mittelalters.

    Es zeigt vor allem aber auch, dass die von uns als so angenehm und abwechslungsreich empfundenen gebogenen und gewundenen Straßenführungen mittelalterlicher Städte tatsächlich bewußt so geplant wurden. Vielleicht, weil die mittelalterlichen Planer wussten, dass rechtwinklige Straßenführungen ästhetisch unbefriedigend sind?

  • Schwer zu sagen, ob Humpert oder Binding Recht hat...

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.