Freiburg im Breisgau

  • Wir hatten, wenn ich mich recht erinnnere, hier schon mal das Neubauprojekt am nordwestlichen Rand der Altstadt erwähnt. Folgend ein paar Fotos dazu. Das Quartier zwischen Unterlinden, Rotteck-, Friedrichring und Predigerstraße wurde April '11 vollendet und unterteilt sich in einen unruhig befensterten, kantigen doch immerhin mit Naturstein verkleideten Baublock zu Unterlinden und Predigerstraße hin und einem, wie ich meine, formschönen Hochhaus, das die Ecksituation zu den beiden Ringstraßen betont!
    Ansonsten könnte der Kontrast zur 50igerJahre Wiederaufbaualtstadt nicht größer sein. Geradezu krasser Milieuunterschied!

    Aus dem Luftbild:

    Quelle: google earth

    ... dazu nun einige eigene Fotos!

    Rotteckring, Ecke Unterlinden


    Die Bronzeskulptur erinnert an das hier bis zum zweiten Weltkrieg stehende Predigerkloster. Im November '44 schwer beschädigt, wurde es nach dem Krieg abgeräumt. Figur und Schrifttafel hingen schon am Nachkriegsbau.

    Hier gibt es dazu Informationen und hier ein Vorkriegsfoto, die Kirche bereits zum Wohnhaus umgebaut (der Kamerastandpunkt entspricht etwa dem von Bild 3 meiner aktuellen Aufnahmen!)


    Unterlinden:

  • @ zeitlos

    Hier noch zur Ergänzung ein paar Fotos zur Sanierung des Freiburger Hofes mit den nun viel zu großen, kantigen Dachgauben. Schade, wo doch die Fassade detailreich farbig abgesetzt und mit vergoldeten Verzierungen sehr schön saniert wurde!


    Um diese beiden Gründerzeitler sieht's augenscheinlich nicht gut aus (Ecke Rempartstraße/Kaiser-Joseph-Str.). Von oben her setzt der Verfall ein. Meist stehen in den oberen Etagen Fenster bei jedem Wetter offen. Läßt man hier verfallen, bis das nur mehr noch der Abriß droht!? Eigentlich Freiburg nicht würdig!


    Und zur Abwechslung mal unser Münster!

    Nun schon seit 2006 am Turm eingerüstet!

    Und noch einen Blick die Kajo lang zum Martinstor.

    So das war`s erstmal von mir aus Freiburg!

  • Zitat


    Um diese beiden Gründerzeitler sieht's augenscheinlich nicht gut aus
    (Ecke Rempartstraße/Kaiser-Joseph-Str.). Von oben her setzt der Verfall
    ein. Meist stehen in den oberen Etagen Fenster bei jedem Wetter offen.
    Läßt man hier verfallen, bis das nur mehr noch der Abriß droht!?
    Eigentlich Freiburg nicht würdig!

    Na ja. Wenigstens scheint das Haus bewohnt zu sein. Pflanzen und Schuhe auf der Fensterbank dürften wohl ein sicheres Zeichen dafür sein. Da habe ich schon deutlich schlimmeren Verfall gesehen. Trotzdem könnte an dem Dach mal etwas gemacht werden, das stimmt.

    Was den Platz der alten Synagoge angeht, gefällt mir die neue Gestaltung besser als diese zertrampelte Wiese. Und ich persönlich hätte mich mit dem UB-Entwurf von Gerkan, Mark und Partner eher anfreunden können, als mit diesem schwammigen schwarzen Klumpen.

  • @ SchortschiBähr
    Vielen Dank auch für das ergänzende Bildmaterial zur neuen Dachsituation des Freiburger Hofs.

    Infolge der Dokumentation des Bibliothekneubaus hast Du die jüngere Bebauung im Bereich Fahnenbergplatz/ Predigertor dokumentiert und idealerweise dabei gleich auch das Prediger-/ Dominikanerkloster mit erwähnt. Ich habe mich in den vergangenen Tagen mit der spätmittelalterlichen Stadtbefestigung Freiburgs beschäftigt und bin dabei ebenfalls auf das von Dir eingefügte Bildmaterial des Klostergebäudes gestoßen. Es handelt sich um das ehemalige Langhaus des Klosters, das in der Fotografie bereits in ein Altenheim, das sogenannte Vincentiushaus, umgebaut war. Mit dem Abriss des Vincentiushauses im Jahr 1952, nach besagten Kriegsschäden, gingen die letzten oberirdischen Teile des Klosters verloren. Die Übernahme und Wiederanbringung der Bronzeskulptur an den jüngsten Neubauten finde ich erfreulich.

    Das turmartige Hochhaus am Eingang Unterlinden (http://farm4.staticflickr.com/3739/9662836214_a55c797da9_b.jpg) nimmt Bezug auf das spätmittelalterliche Predigertor (Situation um 1640 mit Langhaus des Klosters, links des Torturms: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…Predigertor.jpg). Für den Abbruch des Predigertors wird das Jahr 1866 genannt. Erstaunlich, dass der Torturm fotografisch nicht festgehalten wurde, oder vielleicht doch? Hingegen ist zeitgleich kurz vor seinem Abbruch das barocke Predigertor der Vaubanschen Festung im Bild festgehalten: http://ais.badische-zeitung.de/piece/04/8c/b5/70/76330352.jpg. Es entsprach in seiner Form wohl dem Breisacher Tor (http://fudder.de/fileadmin/media/user/david/breisacher1.jpg) und muss entsprechend dieses Gemäldes einer Kampfszene (http://ais.badische-zeitung.de/piece/04/8c/b5/6b/76330347.jpg) vor dem Predigertor im Herbst 1713 neben dem spätmittelalterlichen Predigertor bestanden haben.
    Ausgrabungen dokumentieren die Lage des spätmittelalterlichen Torturms:
    Sondierungsbefund Predigertor: http://abload.de/img/10293751_10203106645340jai.jpg
    Südliche Torwange Predigertor: http://abload.de/img/10320471_102031066457yfjv4.jpg , http://abload.de/img/10366247_1020310664575ok6o.jpg
    Abschließend der Stadteingang Unterlinden, links das Vincentiushaus, um 1902: http://www.historisches-freiburg.de/wp-content/upl…anerkloster.jpg

  • Seit der Absage zur Rekonstruktion des Andlauschen Hauses sind nun einige Monate vergangen. Da ich wissen wollte, wie es nun in der Sache weitergeht, schrieb ich eine Anfrage an das erzbischöfliche Ordinariat in Freiburg. Nun, die Antwort ist leider nicht besonders aussagekräftig.


    Zitat

    (...) vielen Dank für Ihre Anfrage.

    Sie zeigt erfreulicherweise, dass das Thema auch in der Öffentlichkeit nicht vergessen ist. Das ist es auch bei uns nicht. Aufgrund des Wechsels im Amt des Erzbischofs und jetzt auch des Generalvikars konnte dieses auch für die Erzdiözese äußerst wichtige Thema für einige Zeit nicht weiterverfolgt werden. Im Moment bildet sich eine Arbeitsgruppe innerhalb des Erzbischöflichen Ordinariates, die sich mit der Frage beschäftigt, wie es mit dem Grundstück weitergeht. Mehr kann man leider zur Zeit nicht sagen. (...)


    Wie läuft es eigentlich mit der Umgestaltung am Platz der Alten Synagoge, oder mit der Heiligendarstellung auf dem Martinstor? Herr Google konnte mir da nicht so recht weiterhelfen.

  • Neußer

    Die Badische Zeitung meldete am 4.Dezember 2014:

    Zitat

    Platz der Alten Synagoge: Studierende lehnen Pläne ab

    Zitat

    Nicht nur Studierende sitzen im Publikum. Mit dabei sind auch einige ältere Semester – unermüdliche Kämpfer, die sich auch in den vergangenen Jahren wieder und wieder stark gemacht haben für eine andere Planung, vor allem für mehr Grün auf dem Platz. Auch viele in der neuen Generation der Studierenden meinen, dass das Areal nicht mehr so zum Verweilen einlädt, wenn die jetzt dort vorhandene Wiese wegfällt.

    Zitat

    "Schon damals hieß es, es sei nichts mehr zu ändern." Er will nicht glauben, dass es nun keine Möglichkeit mehr geben soll, in den Planungsprozess einzugreifen. Noch nicht entschieden seien inzwischen jedoch allenfalls noch Details, am Grundkonzept werde sich sicherlich nichts mehr tun, entgegnet Uekermann.

    Zitat

    Es werde mehr schattige Plätze geben als heute. Im Gegensatz zu den ursprünglichen Plänen sollen mehr Bäume erhalten bleiben, mit großen Podesten aus Holz außen herum, auf denen man sitzen und auch liegen kann.

    Quelle: http://www.badische-zeitung.de/freiburg/platz…--95854325.html

  • Keine guten Nachrichten aus Freiburg i. B.

    Die Rekonstruktion des Andlauschen Hauses scheint vom Tisch zu sein. Tebartz-van Elst sei Dank! Stattdessen möchte man lieber ein altes kleines Haus gegenüber der Baulücke (Herrenstraße 14/16 ) abreissen und mit einem Neubau versehen. Für die Baulücke, auf der einst das Andlausche Haus stand, bestehen Überlegungen für den Bau eines Münstermuseums. - Man wird sehen was die Zukunft bringt.

    http://www.badische-zeitung.de/freiburg/was-w…-102718314.html

  • Danke Gröbaz, wahrlich keine guten Nachrichten aus Freiburg. Zumal das durchaus interessante Gebäude Herrenstraße 14/ 16 einem Neubau weichen soll. Dafür ist dann aber wiederum Geld da?
    Vielleicht könnte das angedachte Münstermuseum in die Rekonstruktion des Andlausche Hauses einziehen...

  • (...) Vielleicht könnte das angedachte Münstermuseum in die Rekonstruktion des Andlausche Hauses einziehen...

    Das war auch mein Gedanke. Die Öffentlichkeit würde sich wahrscheinlich nicht darüber echauffieren. Bei einer üppigen Dienstwohnung könnte das eher der Fall sein. Außerdem muss man die Baukosten nicht an die große Glocke hängen. floet:)
    Auf den Neubau an der Herrenstraße bin ich gespannt. Hoffentlich hält man sich an den Maßstab mit Satteldach.

    Zu den Freiburger Brunnen,...

    Den aktuellen Bertholdsbrunnen könnte man, meinetwegen, gern durch eine Rekonstruktion ersetzen. Aber immerhin ist er besser als gar kein Brunnen an dieser Stelle.

  • Wen es interessiert, was rund um das 'United World College' der Robert-Bosch-Stiftung im Freiburger Osten (an der ehem. Kartause Waldsee) geschieht und geschehen ist, mag sich in der umfangreichen Berichterstattung im Netz verlieren oder die folgenden beiden Artikel anschauen. Dem alten Meierhof droht also der Abriss, während zugleich Gestaltungsprimitivist Peter Kulka eine abartige Campussiedlung in den schönen Hang prügeln durfte. Brave new (united) world!

    Die Kartaus soll hoffähig bleiben - Badische Zeitung

    Allianz gegen den Abriss des Meierhofs im Freiburger Osten - Badische Zeitung

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Diese Kulka-Siedlung ist wirklich an Hässlichkeit kaum noch zu unterbieten. Wer so etwas plant und erlaubt ist in meinen Augen eine ästhetische Fehlbesetzung.

    Man kann nur hoffen, dass der Meierhof erhalten bleibt. Ortstypische Gebäude wie dieses vermitteln eine Liebenswürdigkeit, die ein Kulka-Bau auch in 5000 Jahren nie erreichen wird (und es natürlich in der Ursprungsintention auch gar nicht soll).

  • ^
    In Potsdam hat man es sich schon gefragt. Nun umso mehr: Ist dieser Mann überhaupt Architekt oder einfach nur ein hochstaplerischer Bauingenieur?

    Zuweilen kann ich ja modernistischer Architektur, die kein bestehendes klassisches Gebäude oder Ensemble beeinträchtigt, durchaus etwas abgewinnen. Ich gehe sogar so weit und sage: Es gibt sehr gute modernistische Architektur und nicht wenige Häuser, in denen ich sogar gern leben würde.

    Aber die grobschlächtigen grauen Klötze, die Kulka da in die Landschaft geworfen hat, sind eine absolute Frechheit. Jeder "DDR"-Riegel hat mehr Charm als das. Sie sind ein Affront nicht nur (fast) allen zeitgenössischen Architekten gegenüber, sondern vor allem auch ihren künftigen Bewohnern. Es dürfte kaum möglich sein, dort zu leben und nicht depressiv zu werden.

  • Bau-Panne an Freiburger Uni-Bibliothek: Blendend

    Zitat

    Die Uni in Freiburg preist ihre neue Bibliothek als "spektakuläres Haus". Es gibt nur ein kleines Problem: Bei Sonne blendet die futuristische Glasfassade Autofahrer - sie muss nun verhängt werden.

    Tja, die neue Unibibliothek ist nicht nur überdimensioniert und häßlich sondern auch nicht zu Ende gedacht worden. Langsam glaube ich, die Moderne überholt sich selbst.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Der sogenannte Funktionalismus hat sich eben längst ad absurdum geführt, insofern als heute eben nicht mehr die mit gediegenem baumeisterlichen Können erarbeitete Funktionalität im Zentrum des Entwurfsvorgangs steht, sondern unterschwellige Ambitionen, etwas Spektakuläres, Reißerisches in die Welt zu setzen, dessen Anblick dem Namen des Bauherrn wie des Architekten schmeichelt. Eine Glaswand wie hier in Freiburg, ob nun senkrecht oder schräg, glatt, gefaltet, oder gerundet, hat nun mal mit funktionalem Bauen nicht mehr viel zu tun, erst recht findet keine Integration in das städtische Umfeld statt. Allerdings wird man sich an dieser Gebäude-Großplastik schneller sattgesehen haben als an seinem Vorgänger. Das Spektakuläre ist ganz auf den ephemeren Überraschungseffekt zugeschnitten, präsentiert das genaue Gegenteil von nachhaltigem Bauen. In zwanzig Jahren wird man weitersehen.

  • Die Architektur der neuen UB mag allzu sehr auf den vordergründig-spektakulären Effekt abzielen – ich weine doch dem häßlichen, heruntergekommenen, düsteren, wirr ins Stadtgefüge wuchernden und im unteren Arkadengang gerne als öffentliches Pissoir mißbrauchten 70er-Jahre Vorgängerbau keine Träne nach. Womit ich nicht gesagt haben will, daß mir die neue UB gefällt, erst recht an diesem Standort gefällt. Ich kann sie aber besser ignorieren, als die zuvor dort befindliche Betonburg. Früher verlor sich der Blick in deren dunklen Höhlungen wie in einem Schwarzen Loch, heute rutscht er einfach an den glatten, die Umgebungsbebauung wider Erwarten tatsächlich reflektierenden Fassaden ab.
    Es mag seltsam klingen, aber gerade durch ihre kristalline, abweisende, wie von einem anderen Stern in die Stadt hineinversetzte Erscheinung, entsteht der Effekt, daß einem die neue UB rasch völlig gleichgültig wird, während der Betonbrutalismus des Vorgängerbaus sich permanent und immer wieder aufs Neue aufdrängte.

    Wirklich bedauerlich ist und bleibt, daß man für diesen Vorgängerbau das gründerzeitliche Rotteckgymnasium abgerissen hat, das den Krieg überstanden hatte, was umso bemerkenswerter ist, wenn man bedenkt, wie stark das direkt daneben liegende Theater zerstört wurde.