Freiburg im Breisgau

  • Lieber zeitlos, das dürfte daran liegen, daß er meist schlicht als „Pergamentplan“ bezeichnet wird. Angefertigt wurde er wohl von Melchior August de la Venerie, einem habsburgischen General, zwischen 1706 und 1713. Er zeigt die Stadt nach dem Bau der Vauban‘schen Festung (1679). Viele Gebäude aus dem Spätmittelalter sind darauf aber so deutlich zu sehen wie sonst nirgends.
    Hier ist ein Ausschnitt zu sehen, der die Altstadt zeigt und hier ein spiegelverkehrter(!) Ausschnitt rund um das Münster. Die dort angegebene Jahreszahl 1685 stimmt nicht. Das Original kann man im Museum für Stadtgeschichte im Wentzingerhaus auf dem südlichen Münsterplatz sehen. Es zeigt zusätzlich das Umfeld Freiburgs mit den Festungsanlagen auf dem Schloßberg.
    Eine ähnlich detaillierte Vogelschau bietet nur noch der „Lerchplan“ von 1852. Dafür ist mir aber keine wirklich gute Quelle im Internet bekannt.

  • @Citoyen

    Den Pergamentplan aus der Zeit von 1706-1713 kannte ich bisher nicht. Eindrucksvoll beantwortet er mir zusammen mit dem oben eingestellten Stadtgrundriss sowie dem Zahlenschlüssel einige bisher offene Fragen. Vielen Dank.

    Wenngleich in bescheidener Auflösung, stelle ich hier ergänzend ein:
    Lerchplan, Freiburg, 1852

  • Guten Abend. Ich war schon kurz davor, diesen Beitrag im „Degenerierungs-Strang“ zu posten, aber ich will es denen, die ich im Folgenden kritisiere, nicht gleichtun und über andere den Stab brechen.
    Gerade komme ich aus einer Bürgerinformationsveranstaltung der Stadt Freiburg. Drei Jahre lang hat eine Expertenkommission, vorwiegend besetzt mit Freiburger Historikern und Archivaren, alle Straßennamen der Stadt dahingehend überprüft, ob sie „aus heutiger Sicht“ noch „angemessen“ erscheinen. Nun liegt das Ergebnis vor, das Grundlage von Gemeinderatssitzungen und Bürgerbeteiligungen sein soll. Je nach Bedenklichkeit wurden die Straßennamen in vier Kategorien eingeteilt. Für 12 Straßen empfiehlt die Kommission die Umbenennung. Darunter Alban-Stolz-Straße, Hindenburgstraße und Martin-Heidegger-Weg.
    Diese Namensträger kämen meiner Meinung nach aber noch vergleichsweise gut weg, denn für 15 Benennungen der nächsten Kategorie empfiehlt die Kommission die Belassung der Schilder mit zusätzlichen Erläuterungsschildern. Ein paar Kostproben:

    • Heinrich Hansjakob (1937-1916). Priester und badischer Volksschriftsteller, polemisierte gegen den 'jüdischen Kapitalismus'.
    • Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852). Begründer der Turnbewegung und völkischer Nationalist.
    • Richard Strauss (1864-1949). Bedeutender Komponist, sozial engagierter Musiker, Förderer der nationalsozialistischen Kulturpolitik.
    • Richard Wagner (1813-1883). Weltberühmter Komponist, 1850 Verfasser des antisemitischen Pamphlets 'Über das Judentum in der Musik'.
    • Ulrich Zasius (1461-1535), Jurist und Humanist. Schöpfer des Freiburger Stadtrechtes mit judenfeindlichen Bestimmungen.

    Umfassende Informationen über historische Figuren sind sicher wichtig. Sie gehören aber in Bücher und allenfalls auf größere Informationstafeln. Auf dem knappen Raum eines Straßenschildes widersprechen solche Formulierungen meiner Meinung nach aber dem Zweck einer Benennung: Der Ehrung der genannten Person. Dass eine Benennung aber genau dies sein soll – eine würdigende Ehrung – darauf hatte der Oberbürgermeister heute Abend hingewiesen.
    Ich jedenfalls würde als geehrte Person, Nachfahre, Mitglied einer Heidegger/Strauss/Wagner…-Gesellschaft auf solch zweifelhafte Ehren lieber verzichten.

    2 Mal editiert, zuletzt von Citoyen (6. Oktober 2016 um 22:39)

  • Freiburg hat nen grünen Bürgermeister, oder? :gehtsnoch:
    Vor allem lebten bis auf Strauß alle in Zeiten, in denen Antisemitismus mehr oder weniger zum Alltag gehörte und keiner auch nur erahnen konnte, was später mal passiert. Und ein Lebenswerk auf zwei Sätze runterbrechen? Das ist nichts anderes als Hass auf die eigene Kultur und blanker Hohn für die Hinterbliebenden. Also da fehlen mir die Worte
    Armes Deutschland! :aufdenkopf::wuetenspringen:


    Zitat von Ein "Historiker"

    Seitzstraße - Vorschlag
    Karl Ludwig Seitz (1872-1953). Unternehmer, dessen Firma mit Hilfe von hunderten von Zwangsarbeitern kriegswichtige Großaufträge durchgeführt hat.

    Das hört sich wiederum so an als ob er gerade deswegen zu Ehren kommt...

  • Umfassende Informationen über historische Figuren sind sicher wichtig. Sie gehören aber in Bücher und allenfalls auf größere Informationstafeln. Auf dem knappen Raum eines Straßenschildes widersprechen solche Formulierungen meiner Meinung nach aber dem Zweck einer Benennung: Der Ehrung der genannten Person.

    Aber das Vorgehen der Säuberungs-Kommission ist doch exakt das Verfahren der heutigen "Antifa"- und "Wikipedia"-Autoren. Man nimmt aus dem Leben einer Persönlichkeit zwei, drei Zitate oder Stichpunkte, die ausreichen, sie zu diskreditieren und in ein bestimmtes Licht zu rücken. Schon hat man die Negativfigur, die man braucht, um sich selbst umso lichter darstellen zu können und die Massen im eigenen Sinne zu disziplinieren.

    Einmal editiert, zuletzt von Heimdall (7. Oktober 2016 um 00:38)

  • Und das Deutsche Volksliederarchiv in Freiburg wurde vor wenigen Jahren in Institut für Popkultur oder so ähnlich umbenannt. :augenrollen: Dazu gab es aber einen kritischen Radiobericht, dessen Empörung durchschien!

  • In Freiburg gibt es, lieber zeitlos, laut Straßenverzeichnis keine Martin-Luther-Straße, die bekäme sonst bestimmt auch ein Zusatzschild ("Reformator und Antisemit").
    Es gibt lediglich eine Lutherkirchstraße, die hinter der Lutherkirche verläuft und sich damit eher unverfänglich auf besagtes Gotteshaus als Gebäude und nicht primär auf den Namenspatron bezieht.

    Straßenumbenennungen sind ja nichts Neues – nach den Systemzusammenbrüchen von 1945 und 1989 geschah dies zigtausendfach und nicht nur in Deutschland – und die Überprüfung, ob eine durch eine Straßenbenennung geehrte Person diese Ehrung noch immer verdient, ist prinzipiell ein durchaus nachvollziehbares Anliegen und kein ausschließliches Freiburger Phänomen, sondern findet und fand bereits vielerorts statt. Insofern hat das wenig bis gar nichts mit der Tatsache zu tun, daß es hier einen grünen Oberbürgermeister gibt.

    Freilich hat das Ganze auch einen gewissen Haut Gout. Es ist dies alles auch (!) Symptom des großen Kehraus, den die westlichen Gesellschaften – zum Teil auf Druck von Minderheiten, zum Teil aus eigenem Antrieb - im Zuge der Political Correctness seit einigen Jahren veranstalten und der bereits z.B. zum Umschreiben von Kinderbüchern geführt hat, zum Statuensturz (derjenigen des umstrittenen Cecil Rhodes) in Oxford aufruft oder die Abschaffung des Zwarte Piet in den Niederlanden verlangt.

    Die europäische / westliche Geschichte scheint diesen kruden, korrigierenden Gedankengängen zufolge nichts anderes als eine Aneinanderreihung von Sklaverei, Kolonialismus, Imperialismus, Kreuzzüglertum, Rassismus, Antisemitismus, Sexismus usw., speziell in Deutschland natürlich alles noch irgendwie Vorläufer von "Nazi“.
    Man mißt die Vergangenheit mit der moralischen Messlatte von heute, der Attitude des "Gelernthabens“ und des "Besserwissens“, dies aber nicht um irgendeines Erkenntnisgewinns über die Vergangenheit willen, sondern, worauf Heimdall ganz zu Recht verweist, bloß um sich besser und überlegen zu fühlen und um sich abgrenzen zu können von dieser Vergangenheit. Es hat dies daher leider auch die Charakteristika des Seelenmasturbatorischen und des Sich-Anbiederns.

    Speziell zu den Freiburger Umbenennungsplänen muß ich Citoyen Recht geben: besser eigentlich, eine Name entfällt gänzlich, als daß man ein Zusatzschild verpaßt bekommt, das den Geehrten anprangert. („Richard Strauss – Förderer der nationalsozialistischen Kulturpolitik“).
    Ob man manche Handlungen von Strauss vielleicht nachvollziehen kann, wenn man weiß, daß seine Schwiegertochter Jüdin war und seine Enkel damit nach den Rassegesetzen als "Mischlinge 1. Grades“ galten? Aber Differenzierung ist ja auf einem Straßenschild nicht möglich.

    Und war Körner wirklich ein "erklärter Feind Frankreichs“ oder nicht vielleicht bloß erklärter Gegner eines (französischen) Dikators und Kriegstreibers, der ganz Europa mit bald zwanzig Jahren Krieg überzog?

    Und dann wiederum diese merkwürdigen, inkonsequenten Auslassungen: warum bekommt die Moltkestraße kein Zusatzschild verpaßt, obwohl es sich doch um den "bösen“ Moltke der Einigungskriege und nicht um den guten des 20. Juli handelt? Und die Sedan- und Belfortstraße dürfen bleiben, obwohl sie angesichts der Aussöhnung mit dem nahen Nachbarn doch auf ganz, ganz böse und niederträchtige Weise an den Sieg über jenes Land erinnern, dessen erklärter Feind Körner (angeblich) war.
    Aber andererseits darf ja auch das "Lycée Turenne“ seinen Namen behalten ohne Zusatz "Mordbrenner und Zerstörer der Pfalz“.

    Und es gibt keinen #Aufschrei über den Namen „Möslestraße“, den irgendein(e) Uneingeweihte(r) falsch und als sexistisch interpretieren könnte? (gemeint ist: Mösle = kleines Moos / Moor)

    Und ein möglicher, opportunistischer Zusatz ist der Kommission entgangen: "Goethestraße. Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, Deutscher Dichter, Freund und Förderer des Islam.“

    Einmal editiert, zuletzt von etinarcadiameo (7. Oktober 2016 um 20:26)

  • Sehr guter Beitrag, Entinarcadiameo, danke. Allerdings muss ich aus der Sicht des Historikers sagen, dass wir doch sehr bemüht sind, so weit wie nur möglich keine heutigen Maßstäbe bei der Beurteilung des Vergangenen an den Tag zu legen. Dies widerspricht grundsätzlich den Arbeitsweisen der Geschichtswissenschaft. Die Messlatte und die Attitüde des "Gelernthabens" und "Besserwissens" soll und darf keinerlei Rolle bei einer Beurteilung historischer Ereignisse spielen.

    Ich stimme dir allerdings uneingeschränkt zu, dass im Sinne einer sog. Political Correctness durchaus Dinge getrieben werden, die völlig verquer, wunderlich und unverständlich sind, wie du schon durch das Beispiel Umschreibung von Kinderbüchern (Nennung des Wortes Neger oder Schuhwichse seien hier genannt) angemerkt hast.

    Alles in allem finde ich, dass man durchaus unterscheiden muss, ob eine Person der Vergangenheit in ihrem ganzen Denken und Handeln eine beispielsweise antisemitische Einstellung vertreten und eventuell auch offen gelebt hat, oder ob sich im Sinne eines theologischen Diskurses die Vertreteter der einen Religion durch Diffamierung der anderen versuchten, sich eine Legitimation oder einen Vorteil zu verschaffen, was ja selbst heutzutage noch Gang und Gäbe ist. Hierunter würde dann die eventuell nicht notwendige Umbenennung der Alban-Stolz-Straße fallen.

    Bei eindeutigen Beispielen wie der oft thematisierten Petersallee im Berliner Afrikanischen Viertel (Nicht nur hier, auch in vielen weiteren deutschen Städten gab es ja eine Carl-Peters-Straße oder eben nur Pertersstraße, wie in Hildesheim, Karlsruhe, Mannheim etc.) ist dies allerdings eine ganz andere Ausgangslage: Hier handelte es sich zweifelsfrei um einen Antisemiten und einen Vertreter des "Deutschherrentums", der seinen Spitznamen Hänge-Peters oder auch "Blutige Hand" offensichtlich nicht zu Unrecht trug.
    Die Scharade in Berlin mit der Umwidmung der Petersallee (Ursprünglich ab 1939 Carl Peters gewidmet, 1986 dann dem Widerstandskämpfer Hans Peters gewidmet) ist natürlich eine ganz eigene Sache und war damals ja auch großer Diskussionspunkt.

    Natürlich sind Straßenbenennungen und -umbenennungen immer Spiegel ihrer Zeit, dementsprechend sind solche Straßenumwidmungen oder Straßenumbenennungen in der heutigen Zeit natürlich gesellschaftlich oder in einigen Fällen eventuell auch politisch motiviert, wobei ich bei den oben angebrachten Beispielen niemandem Opportunismus unterstellen möchte. Trotz allem gibt es Fälle, in denen sie durchaus gerechtfertigt sind, das Beispiel Carl Peters ist ja nur eines von vielen. Ich möchte heute in Nürnberg ja auch nicht mehr über den Adolf-Hitler-Platz gehen. ;)

    Die zusätzlichen Erlärungen finde ich auch albern, laufen sie doch völlig dem ursprünglichen Sinne des ehrenden Gedenkens durch eine solche Benennung bzw. Widmung entgegen. Hier war meiner Meinung nach definitiv kein Handlungsbedarf gegeben. Nun ja...

    Gut übrigens, dass du Turenne erwähnst. Ich frage mich immer wieder, wie eine Straße in Neckargemünd heute immer noch Mélacpass heißen kann, der ja ebenso schlimm wütete und dem wir heute die Romatnik des Heidelberger Schlosses zu verdanken haben *Hust*. Vielleicht aber gerade deshalb?

  • Danke für das Kompliment, Grimminger, das ich gerne zurückgebe.

    Ich habe keine Zweifel, daß für die absolute Mehrzahl der Historiker noch immer die Maxime des Tacitus gilt, Geschichte nach bestem Wissen und Gewissen 'sine ira et studio‘ zu schildern, und daß sie ehrlich gewillt sind, Personen und Geschehnisse der Vergangenheit aus ihrer Zeit heraus zu verstehen und dabei keine modernen Wertmaßstäbe anzulegen. Um diesen und anderen selbstgestellten Ansprüchen gerecht zu werden, verfassen Historiker in der Regel äußerst umfangreiche Schriften.

    Doch genau hier liegt das Problem der geplanten Zusatzschilder bei den Straßennamen: ihnen fehlt, dank erforderlicher Kürze, völlig jedes Differenzierungsvermögen, jedes Verständnis für eine bestimmte Zeit, sie geraten lediglich zur plakativen Anklage, die letztlich zu keinerlei Erkenntnisgewinn führt.

    War Körner wirklich jener "erklärte Feind Frankreichs“, wie man seinem Namen als Epitheton beizugesellen beabsichtigt? Und falls ja: wäre dann nicht interessant zu erfahren, wie er überhaupt dazu wurde? Wäre er zum solchen auch ohne den Eroberer Napoleon geworden? Vielleicht wäre er ohne diese besonderen Zeitumstände nur einer jener kleinen, romantischen Dichter geworden, die den Mond und die Waldeinsamkeit besingen, und sein Leben hätte irgendwann um 1860 friedlich in seinem Bett geendet?

    Und welche tiefergehende Erkenntnis soll befördert werden durch den Hinweis, daß Ulrich Zasius irgendwann um 1520 ein Stadtrecht mit judenfeindlichen Bestimmungen verfaßt hat? Das war sicher europaweit weder ein Alleinstellungsmerkmal des Freiburger Stadtrechts noch des Juristen Zasius. So wird es sich aber lesen, als sei dies ein besonders verwerflicher Charakterzug der Person Zasius gewesen, auf den extra hinzuweisen gilt.

    An diesen Beispielen wird deutlich, daß die o.g. Tugenden der Historiographie anscheinend eben keine tragende Rolle mehr spielten, obwohl in der Freiburger Kommission einige Historiker vertreten waren, sondern man die Vergangenheit tatsächlich vorrangig durch die moralische Brille der Jetztzeit be-(ver-)urteilt.

    Selbstverständlich ist, wie wir beide geschrieben haben, gegen Straßenumbenennungen grundsätzlich nichts einzuwenden. Niemand möchte mehr über einen Adolf-Hitler-Platz oder entlang einer Stalinallee flanieren müssen, und das gilt genauso für das von dir genannte, bemerkenswerte Beispiel mit der Petersallee. Es gibt einfach Personen, die die Ehrung durch eine Straßenbenennung absolut nicht verdienen.

    Befremdlich ist nur, daß diejenigen, deren Namen entsprechend den hiesigen Plänen ganz unter den Tisch fallen sollen, irgendwie besser davonzukommen scheinen als diejenigen, die ein Zusatzschild bekommen sollen. Diese ehrt und schmäht man zugleich.

    Aber vielleicht ist das ja typisch deutsch?

  • Exakt, etinarcadiameo. Die Maxime des alten Tacitus gilt noch immer; wertfreie Historiographie sollte demnach unter allen Umständen geschätzt werden.

    Zweifelsohne waren judenfeindliche Gesetzgebungen, Handlungen oder eben in letzter Instanz Pogrome kein Alleinstellungsmerkmal eines einzelnen, sondern vor allem im Hoch- und Spätmittelalter, spätestens seit den Ausschreitungen gegen die SCHUM-Gemeinden am Oberrhein im Zuge des ersten Kreuzzuges, eher die Regel denn die Ausnahme. Wobei auch hier natürlich darauf hingewiesen sei, dass nicht der Bauernkreuzzug und die Exzesse unter Volkmar oder Gottschalk ein erstes großes Pogrom darstellten, sondern schon die Ausschreitungen in Spanien gegenüber Juden als Beginn einer langen Reihe von antisemitischen bzw. damals eher antijudaistischen Handlungen.
    In diesen weit gespannten Rahmen muss auch ein Martin Luther gestellt werden, dessen antijudaistischen Äußerungen den meisten mittlerweile bekannt sein sollten. Nur erfolgt hier, wie schon erwähnt, keine Umbenennung, noch nicht einmal der Gedanke daran. Sein Wert für das heutige Deutschland und seine positive Konnotation übersteigen hier wohl in der Wahrnehmung seine negativen Seiten und Äußerungen.

    Im Zuge des anstehenden 500jährigen Jubiläums des Thesen-Anschlags werden vor allem auch hier in Heidelberg etliche Veranstaltungen der evangelischen Landeskirche sowie der hiesigen Kirchengemeinden stattfinden, immerhin war der Gute ja 1518 in unserer Stadt um sich zu rechtfertigen. Und nicht zuletzt ist der Heidelberger Katechismus von 1563 ja ein Wegweiser des heutigen protestantischen Glaubens. Ich bin gespannt, ob auch hier über Luthers zweite, nicht so rühmliche Seite berichtet wird. ;)

    Hier wird also deutlich, dass offensichtlich tatsächlich mit zweierlei Maß gemessen wird.
    Abschließend bleibt zu sagen, dass diese Erläuterungen tatsächlich eher schmähen denn ehren. In diesem Falle sollte man eventuell einmal eine Anfrage an die Stadt Freiburg bzw. die Expertenkommission senden, ob ihnen denn überhaupt bewusst ist, was ihr Tun letztendlich bewirkt.

    P.S.: Wie ist das eigentlich mit Hoheitszeichen? Kennt sich da jemand aus? Ich meine, im Sinne einer political correctness müsste man doch die österreichische Nationalflagge sofort ändern!? :O Oder jene Mosambiques? Ok, das wäre wohl zu viel verlangt. ^^

  • Zitat

    Umplanung könnte eine Million Euro kosten

    Wie geht die Stadt mit den Resten der Synagoge um? Die überraschenden Funde am sensiblen Ort könnten zum Politikum werden. Involviert sind Baubürgermeister, Garten- und Tiefbauamt sowie die Israelitische Gemeinde.

    Quelle: https://www.badische-zeitung.de/umplanung-koen…ion-euro-kosten

    Nach Möglichkeit wäre aus meiner Sicht, trotz Umplanung und unter Berücksichtigung der Interessen aller Beteiligten, ein Sichtbarmachen der Funde vor Ort die beste Lösung.

  • Hatten wir das bereits?

    Das Gebäude auf dem Grundstück der Erzdiözese, Herrenstraße 14-16, wurde zwischenzeitlich abgerissen.
    Quelle: https://www.badische-zeitung.de/freiburg/archa…-120515341.html


    Um dieses Gebäude handelte es sich:

    vor Abbruch
    http://ais.badische-zeitung.de/piece/06/1f/64/97/102720663.jpg

    während des Abbruchs
    http://freiburg-lebenswert.de/wp-content/upl…asse14-16_1.jpg

    _________________________________________________________

    Unter http://www.freiburg-lebenswert.de findet sich folgende Notiz:

    Zitat

    „Eine Nachfrage bei der Pressestelle des Erzbistums ergab, daß das Gebäude Herrenstrasse 14-16 nach dem Krieg nicht in voller Höhe aufgebaut wurde und der Neubau nun „in Form und Umfang eher dem Original“ entsprechen soll. Eine Visualisierung ist...


    ...nicht erhältlich und auch die Frage, ob die Fassade originalgetreu wiederaufgebaut werden soll, konnte nicht beantwortet werden...


    ...Schade um das Haus 14-16 ist es unserer Ansicht nach trotzdem, da dieses kleinste Gebäude in der Herrenstrasse viel zum gewohnten Flair beigetragen hatte.“

    _________________________________________________________

    Auf Wikipedia ersichtlich Bildmaterial zu den archäologischen Ausgrabungen auf dem Grundstück Herrenstraße 14-16:

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…)jm57108_ji.jpg

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…)jm57110_ji.jpg

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…)jm57106_ji.jpg
    Links zwischen dem angrenzenden Gebäude Herrenstraße 12 und der rückwärtigen Bebauung des Münsterplatzes ist der Chor des Münsters zu sehen. Rechts im Bild entlang des ehemaligen Dillengässle...

    Zitat

    ...die rund 30 Meter erhaltene offene Wasserleitung eines „Freiburger Bächle“, das vom Dillengässle überbaut war. Das Stadtbachsystem wurde zwischen 1170 und 1180 angelegt. Aus dieser Zeit stammt auch der mit Lehm abgedichtete Unterbau der Wasserführung. Die freigelegte Sandsteinrinne wurde offenbar erst im 15./16. Jahrhundert neu angelegt.

    (Aus: Pressemitteilung vom 08.04.16 des Regierungspräsidiums Stuttgart, Pressestelle: Archäologische Maßnahmen im Zuge des Neubau eines Büro- und Geschäftshauses im Zentrum der mittelalterlichen Stadt Freiburg. Im Baufenster sind Siedlungsreste und Handwerksspuren der bis in das frühe 12. Jahrhundert zurückreichenden Vorgängersiedlung der mittelalterlichen Gründungsstadt zu erwarten; Quelle: http://test.denkmalpflege-bw.de/index.php?id=6…940e7a7004e04ad mit weiterem Text- und Bildmaterial zu den Ausgrabungen)


    Das Dillengässle in einer Zeichnung auf einer Postkarte:
    http://thumbs1.picclick.com/d/w1600/pict/3…l1930-23726.jpg

    Jeder, der sich die Fähigkeit erhält Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.
    http://www.archicultura.ch

    5 Mal editiert, zuletzt von zeitlos (13. Oktober 2016 um 14:42)

  • Danke für diesen Beitrag, zeitlos!

    Zitat von Pressestelle des Erzbistums

    daß [...] der Neubau nun „in Form und Umfang eher dem Original“ entsprechen soll.

    Das mag schon stimmen; wobei dort vor dem Krieg zwei dreigeschossige Häuser mit deutlich unterschiedlicher Geschoß- und Traufhöhe standen. Dem Flair Alt-Freiburgs, wie man es zeitlos' Postkarte entnehmen kann, wird man mit dem Neubau aber wohl nicht näher kommen. Derzeit wird die Verschalung für den Betonguß des Erdgeschosses aufgebaut. Eine Aussparung für ein großes Schaufenster zeichnet sich dabei ab.
    Trotzdem hoffe ich, daß das Erzbistum nicht einen ebenso faden Neubau hochziehen wird, wie vor kurzem die Kollegen des evangelischen Stifts ein paar Häuser weiter:

    Freiburg, Neubau Herrenstraße 7 Eigene Aufnahme

  • Zitat

    Die von einschlägig ausgewiesenen Referentinnen und Referenten getragene Vortragsreihe wird gemeinsam von der Abteilung Landesgeschichte des Historischen Seminars der Universität Freiburg, vom Breisgau-Geschichtsverein Schau-ins-Land e.V., vom Alemannischen Institut Freiburg i. Br. e.V., vom Landesverein Badische Heimat e.V., vom Freiburger Münsterbauverein e.V. und vom Stadtarchiv Freiburg veranstaltet.

    Alle Vorträge finden im Audimax der Universität Freiburg, statt.
    Der Eintritt ist frei. Anmeldung ist nicht erforderlich.


    Quelle: http://www.landesgeschichte.uni-freiburg.de/auf-jahr-und-tag/index.php?inc=4

  • Keine Einigung: Synagogenreste werden entfernt und ein neues Mahnmal errichtet
    Bei den Gesprächen zwischen der Rathausspitze und der Israelitischen Gemeinde konnte kein Konsens gefunden werden. Dennoch steht jetzt fest: Die Mauerreste der ehemaligen Synagoge werden abgetragen. Stattdessen soll ein weiteres Mahnmal errichtet werden.

    Quelle: https://www.badische-zeitung.de/keine-einigung…hnmal-errichtet


    Es gibt inzwischen auch eine Petition, die sich für den Wiederaufbau der Synagoge ausspricht:
    https://www.openpetition.de/petition/onlin…ort-d-gedenkens

  • Danke, zeitlos, für den Link zur Petition, die ich gerade unterschrieben habe. Bin auch absolut dafür, dass die Synagoge in Freiburg wieder aufgebaut wird! Für mich wäre dieses das effektivste Mahnmal und eine aktive Beihilfe, das jüdische Leben in Deutschland und Europa zu erhalten und zu fördern.