Luxemburg (Stadt) - Neuer Justizpalast

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    Quelle: Wikimedia, Urheber 'Pudelek (Marcin Szala)', CC BY-SA 3.0

    Rob Kriers harmonisches Justizviertel auf dem Luxemburger Felsen ist eröffnet worden und die Modernistenwölfe heulen. :P

    Zum Hintergrund (mit Bebilderung):
    Parked Domain name on Hostinger DNS system

    "Es ist eine Collage aus historisierenden Elementen. Die Justiz müsste sich offener, transparenter zeigen“, kritisierte eine Kunstlehrerin.
    Ausgerechnet eine Kunstlehrerin! :peinlich:

    Der Bericht mit Fotostrecke:
    http://www.wort.lu/wort/web/letzebuerg/artikel/01007/von-disneyland-bis-prachtbau.php\r
    http://www.wort.lu/wort/web/letzebuerg/ ... chtbau.php

    Wer's mag, Deutschlandfunk "Kultur heute" zum Projekt - mit einem offensichtlich strammen Modernistenmoderator ("Wo bleibt da die Transparenz?").
    http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2008/10/06/dlf_20081006_1748_93ae51e7.mp3

    Alles in allem außerordentlich aufschlussreich...

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Vielen Dank! Der Justitzpalast ist wirklich eine Wucht. Im Luftbild fast von einem gewachsenen Stadtquartier nicht zu unterscheiden, klassisch schöne und trotzdem moderne Architektur, die fast nahtlos an ältere Baustile anknüfen kann. Freundlich helle und doch ehrfurchtsvolle Gebäude und Räume, lauter glücklich wirkende Besucher, und vor allem echte Dächer, Fenster und keine verklebte Polysterolfassaden!
    Diese Architektur ist wirklich für die Menschen gemacht.

    Das ist genau das, was ich mir in anderen Städten, vor allem Berlin wünschen würde.

    Ich bin zu tiefst beeindruckt, meinen Respekt Rob Krier und Christoph Kohl! :anbeten:

    P.S.: Das sich die verkrusteten Modernisten über mangelnde Transparenz aufregen ist einfach nur lächerlich und zeigt wie eindimensional und unflexibel diese Leutchen denken. Wichtig ist nicht das die Justiz nach aussen in der Architektur transparent ist, wichtig ist vielmehr dass sie innerhalb der Räume gerecht und für die Beteiligten transparent in ihren Entscheidungen bleibt.
    Alles andere ist nur eine hohle Modernistenfloskel!

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Schon wieder dieses Transparentgesülze...Wenn sie es transparent wollen, sollen sie sich Klarsichtfolie vor die Augen halten :augenrollen:! Das Teil ist echt unglaublich! Stellt euch vor, diese schöne steinerne Altstadt und dann thront da son Glasgemonster auf dem Berg...Wie hat sich dieser Entwurf durchsetzen können, wer hat entschieden? Etwas Farbe im Inneren hätte aber nicht schaden können. Bei dem ganzen Weiß wird man ja fast blind.

    Was dieses Büro sonst so fabriziert ist auch toll. Da können sich Patzschke & Co. eine Scheibe von Abschneiden! Kann man die nicht mal nach Berlin holen, z.B. für den Schinkelplatz? Oder für ein Paar Füllbauten am Neumarkt...

  • Man sehe nur, wie das erste weiße Gebäude rechts oben die Formensprache des alten Militärgebäudes oder was das rechts unten sein mag aufnimmt.
    Alles Selbstverständlichkeiten, ich werde nie begreifen, wie jemand völlig unsensibel irgend so ein Ding in eine gewachsene Umgebung hineinsetzen kann oder auf der Stelle vor Scham tot umzufallen - aber viele können das.

  • (K)ein Traum! Wenn es an solch einem Objekt etwas zu bemängeln gäbe, wäre es aus meiner Sicht lediglich die Versprossung der Fenster, welche jedoch angesichts der abschließenden Gebäudeflächen in ihrer gekonnt ensemblehaften Wirkung im Bestand (!) ein stückweit zu vernachlässigen ist.

    Ich gratulieren Luxemburg sowie den Planenden / Bauenden zu diesem einmaligen (hoffentlich nicht ;) ) Projekt.

  • Wirklich vorbildhaft!

    Man stelle sich vor, die Bereich außerhalb des Dresdner Neumarktes oder in berlin Mitte würde dieser Art nachverdichtet und werden!

  • Sehr schöner Komplex, der sich hervorragend einfügt und gleichsam wie eine alte Burganlage über der Unterstadt thront. Man stelle sich an dieser Stelle Glaskuben-Architektur vor!

    Der Beitrag aus dem Deutschlandfunk ist selten dämlich: Der Moderator hält es wohl für das größtmögliche Unglück, das einem Architekten widerfahren kann, wenn sich seine Architektur in ihre Umgebung einfügen muss - diese entsetzliche Beschneidung seiner künstlerischen Freiheiten!

    Die Aussage, dass sich die Transparenz der Justiz an ihren Gebäuden bemesse, grenzt an Idiotie. Im Gegenteil könnte man behaupten, dass eine Justiz erst dann wirklich transparent ist, wenn sie nicht mehr auf demonstrative Zurschaustellung ihrer angeblichen Transparenz angewiesen ist, sondern diese in sich selbst ausreichend verkörpert.

    Selbst für das Nazi-Argument ist sich der Moderator nicht zu schade: Die jetzt gebaute Architektur passe nicht mehr zu unserem System. Genau: Nur Unrechtsregime bauen Häuser aus Stein!

  • Irgendwann wird hoffentlich die sinnlose Politisierung der Architektur fallen. Politische Gründe sind scheinbar das letzte Argument, das man gegen die schönere Architektur vorzubringen hat. Das lässt sich auch vom Laien schnell nachplappern.

    Zum Justizpalast: einfach großartig, wie bruchlos sich die Anlage in die Stadt einfügt. Nicht auszudenken, wie ein "transparentes" Glasungetüm hier wirken würde. Solche Symbolprojekte sind es, die wir zur Überwindung der Doktrin der Moderne brauchen!

  • Das Argument der Transparenz ist so hohl, dass es einfach nur weh tut! Warum muss ein Gebäude transparent sein , ergo im wesentlichen aus Glas bestehen? Damit man hineinschauen kann, ok.
    Und dann sieht man überall dasselbe: Büromöbel in Grau- und Schwarztönen, Papierstapel, Gummibäume, Menschen in Kostüm, Anzug oder Casual-Look, PC-Kabelgewirr allerorten.
    Und was lernen wir daraus? In Büros gibt es Büromöbel in Grau- und Schwarztönen, Papierstapel, Gummibäume, Menschen in Kostüm, Anzug oder Casual-Look, PC-Kabelgewirr allerorten.

    Und unser modernistisches Feuilleton vermutet nun im undurchsichtigen Luxemburger Justizpalast Folterkeller und Guillotine oder was?

  • Quote from "Vitruv"

    Irgendwann wird hoffentlich die sinnlose Politisierung der Architektur fallen. Politische Gründe sind scheinbar das letzte Argument, das man gegen die schönere Architektur vorzubringen hat. Das lässt sich auch vom Laien schnell nachplappern.

    Zum Justizpalast: einfach großartig, wie bruchlos sich die Anlage in die Stadt einfügt. Nicht auszudenken, wie ein "transparentes" Glasungetüm hier wirken würde. Solche Symbolprojekte sind es, die wir zur Überwindung der Doktrin der Moderne brauchen!

    Besser kann man es kaum beschreiben :!:

  • Sehr interessanter Artikel. Wir verdanken die traditionelle Ausführung der UNESCO:

    Quote


    Hervorzuheben ist, dass es auch hier die Unesco war, die mit ihrem Beharren auf den Verpflichtungen, die das Weltkulturerbe der Luxemburger Altstadt den Politikern auferlegt, den Durchbruch zugunsten eines integrierten Städtebaus in zähen Verhandlungen durchzusetzen vermochte.

    Die Modernisten werden sich bestimmt köstlich darüber amüsieren, dass der verantwortliche Bautenminister ausgerechnet Göbbels heisst.

    Quote


    Der hatte auf die Ausschreibung eines Wettbewerbs verzichtet, da er sicher war, "dass wir bei einem solchen Verfahren niemals einen Preis bekommen würden".


    Welch eine weise Entscheidung!

    Bei sowas kommt einem die Wut:

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    Tatsächlich verzögerte sich die Realisierung wegen ständiger Querschüsse der Stadtverwaltung um dreizehn Jahre, wurde ein Turm gekippt, einem Gebäude ein zusätzliches Geschoss aufgepfropft, die "Kunst am Bau" gestrichen. Wegen der nicht abreißenden Demütigungen zerriss Léon Krier seinen Vertrag.

    Aber wir dürfen hoffen:

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    Auch in Deutschland ist dieser Architekt von Fachkollegen, Investoren und städtischen Planungsämtern lange ausgegrenzt worden. Erst in jüngster Zeit scheint sich das Blatt zu wenden.

  • Quote from "Vitruv"

    Sehr interessanter Artikel. Wir verdanken die traditionelle Ausführung der UNESCO:

    Teilweise. Siehe http://whc.unesco.org/archive/repcom01.htm#sec8\r
    whc.unesco.org/archive/repcom01.htm#sec8

    Quote

    VIII.123 The Observer of Luxembourg stressed that his country strived to maintain, as always, a policy of dialogue with UNESCO. He also informed that this project had been foreseen since 1991 and had recently been modified to take into account the recommendations made by ICOMOS and the World Heritage Centre. He indicated that given the need to treat the recently discovered remains, the authorities proposed to remove a part of the buildings foreseen, notably a parking lot, so as to create an archaeological crypte providing a detailed visit of the site. The Observer of Luxembourg finally stated that regular consultations would be held with the World Heritage Centre and ICOMOS regarding this project.

    Die UNESCO resp. ICOMOS hat also hauptsächlich ein geplantes Parkhaus kritisiert und den Bau einer unterirdischen Archäologie-Ausstellung vorgeschlagen, es scheint, als hätte sie weniger Einfluss auf die restliche Gestaltung gehabt, zumindest kann ich dazu trotz Zugangsberechtigung (als ehemaliger UNESCO-WHC-Mitarbeiter) nichts in den jeweiligen Datenbanken finden.

    Quote

    VIII.124 The exemplary conduct of this dossier by the Luxembourg authorities was commended with the wish that this could be the case with each construction project within a World Heritage site or its proximity.

    Ja, das wäre in der Tat schön.

  • Ich erlaube mir dieses Thema zu "reaktivieren": hier wurde tatsächlich etwas realisiert das sich harmonisch in eine gewachsene Altstadt einfügt.

    Ein Architekt, der auf traditionelle Architektur und die traditionelle europäische Stadt setzt - davon sollte es mehr geben.

    Und nicht diejenigen, die sich mit einem "Baumhaus" in einer Altstadt selber ein Denkmal setzen....

  • Wenn man so einen genialen heimischen Architekten besitzt, dann ist es nur logisch, daß das Großherzogtum keinen Moment an einen anderen Architekten gedacht hat (mit Ausnahme von Kriers Bruder Leon vielleicht). :D